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Dresdner Journal : 14.11.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-11-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189611147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961114
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961114
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-11
- Tag 1896-11-14
-
Monat
1896-11
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 14.11.1896
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ve,«O»»r«1»r Für Dresdea »itrtehährttch r Marl K0 Ps, bei deu Kaiser- ftch dcuttchk» PustanftaUe» vicricliShilichSMark; außer- kalb dc« Deutfcheu Reiche« Pvst» oud Stempelzuschlaa. Ginzelne Nummeni: tv Pf. Grschet»e«: Täglich mit Ausnahme der Sonn, und Feiertage abend«. Feruspr -Anschluß: Nr IPIt. Dresdner M Zomnal. A»tt»»t»»,s«e«ützre»: Für den Raum einer gelpal« tenen Zeile kleiner Schrift »0 Pf Unter „Eingesandt" die Zeile bv Pf Bei Tabellen- und Zissernfatz entsprechender Ausschlag. Heran «Geber: Königliche Expedition de« Dresdner Journals Dresden, Zwingrrstr 20. Aernspr -Anschluß: Nr1HOK. M266 1896 Sonnabend, den 14. November, abends. A»kü«dig>nge» für die Weih«aä^Szeit finden im ,,Dresdner Journal" die geeignetste Verbreitung. Hierbei versäumen wir nicht, darauf aufmerksam zu machen, daß aus Anlaß des Weihnachtsfestes Handel- und Gewerd- treibende» bei Ankündigungen mit mehrmaliger Wiederholung außerordentliche Vergünstigungen gewährt werden. König!. Expedition -es Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Dresden, 12. November. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Malereivorsteher bei der König!. Porzellanmanufaktur in Meißen, Professor Sturm, das Ritterkreuz 1. Klasse des Albrechts- ordenS zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem bei der Firma C. G. Röder in Leipzig- Reudnitz beschäftigten Notenstecher Nietzsche! das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Buchhändler vr. Hans Meyer in Leipzig den ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen verliehenen Rothen Adler-Orden 4. Klasse annehme und trage Se. Majestät der König haben Allcrgnüdigst zu genehmigen geruht, daß der Königl. Preußische Kammer sänger und Director des Stadttheaters zu Leipzig Max Staegemann den ihm von Sr. König!. Hoheit dem Fürsten von Bulgarien verliehenen Civilverdienst- orden 2. Klasse annehme und trage. WekannLrnachung. Dem aus dem König!. Preußischen Staatsdienste auSgeschiedenen Regierungs-Baumeister Eisele,, in Leipzig ist, unter Ernennung zum Postbauinspektor, zum 1. Dezember 1896 eine Postbauinspektorstelle in Leipzig übertragen worden. Nachdem Se. Majestät der König von Sachsen auf Grund von Art. 50 der Verfassung des Deutschen Reiches zu dieser Anstellung die landesherrliche Be stätigung ertheilt haben, wird Solches hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, den 5. November 1896. Finanzministerium. von Watzdorf. Strobelt. Ernenuunzeir, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Tr-artrment der Finanzen. Bci der Postverwalr- ung sind ernannt worden: Hubrig, zeither Ober-Post- dirrctionssccreiür, als Postkassirer bci dem Postamte 2 in Leipzig; Flohr, Siegel und Wunderlich, zeither Post jecretäre, als Ober-Postsecretärc im Bezirke der Kaiserlichen Ober-Postdireclion zu Leipzig. Departement des Kultus und öffentliche» Unterrichts. Erledigt: Die 2 ständige Lehrerstelle in Rothenbach bei Glauchau Kollator: die oberste Schulbehöidc Einkommen. ,000 M. Gedalt, 150M. Wohnungsgeld und 36 M. für Turn unterricht Bemerbungsgesuche mit sämtlichen Zeugnissen bis in die neueste Zeit sind bis zum 23. November bci dem Königl. Bezirlsschulinspektor Schulrat Lötzsch in Glauchau einzureicheii. Kunst und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Altstadt — Am 13. d. Mts.: „Hänsel und Gretel." Märchenspiel in drei Bildern von Adelheid Wette Musik von Engelbert Humperdinck In der gestrigen Vorstellung der Märchenoper hat Frl. Cchacko, vom Stadttheater in Frankfurt a. M, als Gast die Partie des Gretel ausgeführt Sie ist unserm Publikum von ihrem mehrjährigen Wirken an der Hof oper her wohlbekannt und als eine für das Soubrettenfach sehr günstig veranlagte Koloratursängerin in bester Er innerung. In der seitdem verflossenen Zeit hat sie an künstl».ischer Sicherheit und Selbständigkeit bedeutend ge wonnen, während die Stimme an frischer Kraft eingebüsit zu haben scheint. In den Gesängen des ersten Teils, m denen es auf herzhafte stimmliche Wirkungen ankommt, hörte man nur wenige kernige Töne, sodaß Frau Edel (Hänsel) jederzeit ohne Anstrengung im stände war, ihre Partnerin vollständig zu decken Hingegen gelang dem Gast alle«, was mit halber Stimme oder piano gesungen wurde, vortrefflich, fein und ausdrucksvoll, obwohl in den ge haltenen Stellen mehrfach ein übermäßiges Vibrato störte. Darstellerisch sand sich der Gast mit vollkommener Leich tigkeit ins Ensemble und gab eine äußerst lebendige, mannigfaltig abgestuste, in vielen Zügen selbständige, in Haltung, Bewegungen und Gesichtsausdruck ost sehr be lustigende und reizende Leistung. Freilich blieben auch einige sehr realistische Mützchen, die man gern entbehrt, zu denen die Rolle aber verleitet, nicht aus Frl. Scbacko hatte einen starken Erfolg P. nichtamtlicher Teil wird anderer Au-weg aus den Schwierigkeiten nicht übrig bleibt, eine äußerste Eventualität, die man hier noch vermeiden zn können glaubt. Über die Stellung Rußlands in der Lrientsrage dürsten uns nicht veranlassen, gleiche Schonung zu üben. Wollen doch die National-Sozialisten am 23. d. Mts ihre „Bereinigung" gründen, und es giebt sürwahr „schwache Seelen" genug im Lande, welchen cs not thut, von den Sozialdemokraten selbst zu hören, was diese von Naumann- Delbrück erwarten und weshalb sic ihnen Glückwunsch und Segen erteilen Nachdem aber dieser Segen erteilt ist, drängt sich von neuem die Frage aus, was die akademische Disziplin thun wird, damit nicht die studentische Jugend von den Naumann- Delbrückschen Hirngespinsten infiziert wird. Sind unsere Universitäten dazu da, die Köpfe der Jugend, welche der nächsten Generation geistiger Führer fein soll, mit derartigen Dingen nur deshalb zu erfüllen, weil eine Handvoll Pastoren, Professoren und Journalisten gern in der Lffenttichkeit eine Rolle spielen möchte und doch nicht das Zeug dazu in sich hat, um dieses Ziel aus dem gewöhnlichen Wege zu er reichen, sich also genötigt sicht, zu demogogischcn Tränklcm zu greisen : der „Polit. Corresp." aus St. Petersburg von offiziöser Seite folgendes geschrieben: die seltenen Bögel sich bei den Herren Naumann und Goehre für die gute Adresse bedanken, sich aber in der Frage, ob national-sozial oder sozialdemokratisch, alsbald aus die Seite ihrer neuen Genossen schlagen würden." Wir begreifen, warum Hr. Naumann diefen fchönen, das famose , Programm" des Kollegen Goehre so schön beleuchtenden Satz feinen Lesern lieber verheimlichte Aber seine Gründe lischen Angelegenheiten sowie der ägyptischen Frage oder gar behufs Revision des Berliner Beitrages kann aus Grund von Informationen, die von kompetenter Seite herrühren, versichert werden, daß dieser Plan den Beifall des St. Peters burger Kabinetts nicht findet. Man erachtet in hiesigen maßgebenden Kreisen das Projekt sür zu gewagt, da im Bcr laufe einer solchen Konferenz oder eines Kongresscs wahrschein lich gewisse, mit den erwähnten Fragen zusammenhängende Punkte zur Erörterung gelangen würden, über welche si d die beteiligten Mächte vielleicht nicht im vollständigen Einvernehmen befinden. Aus der dabei zutage tretenden Verschiedenheit der Ansichten und Interessen könnten sich nur sür den europäischen Frieden bedrohliche Konflikte ergeben Die russische Regierung zieht eS daher weitaus vor, daß die Mächte, wenigstens bis zu einer neuen Ordnung der Dinge, sortsahren, aus die Pforte, wie das seit mehr als einem Jahre geschieht, durch ihre Botschafter in Konstantinopel mittels mündlicher Mitteilungen oder diplo matischer Noten, die vorher von den Kabinetten vereinbart worden, eine Pression auSzuüben oder auch dem Sultan, in Form eincr sormellen Forderung und unter Androhung ener gischer Maßregeln im Falle der Weigerung, die Annahme eines konkreten, von den Kabinetten ausgearbcitetcn Resormprojckles sür die Türkei auszuerlegen Die russische Regierung will, statt sich etwa mit dem von manchen politische» Kreisen Englands vertretenen Plane der Absetzung des Sultans zu befassen, vielmehr auch fernerhin gerade den Sultan zum ausführcndcn Organe dcs Pazisikationswcrkes im Orient machen Ohne das Projekt ciner Konferenz oder eines Kongresses, welches ernste Gefahren für den allgemeinen Frieden fowie sür die Integrität der Türkei in sich birgt, positiv abzulehnen, scheint das St. Petersburger Kabinett entschlossen zu sein, zu derartigen gewagten Mitteln der Lösung der Krise nur im äußerncn Notfälle zu greisen, das heißt, erst dann, wenn die Um stände sich schließlich derart gestalten, daß der Diplomatie ein Die Rede des sranzösischen Minister des Äußeren, Hrn. Hanotaux, über die orientalischen Angelegenheiten hat hier allgemein, in der öffentlichen Meinung, wie in den leitenden politischen Kreisen lebhasten Beisall gesunden Durch diese Kundgebung werde, wie man betont, erhärtet, daß der Besuch des Zaren in Paris eine vollständige Übereinstimm ung der Ansichten und Tendenzen der Kabinette von St. Petersburg und Paris in Bezug auf die bezeichnete Frage zur Wirkung gehabt habe. Es wird insbesondere an erkennend gewürdigt, daß der französische Staatsmann, während er einerseits sür den Grundsatz der Aufrechterhaltung der Inte grität des türkischen Reiches eintrat, gleichzeitig die Notwendig keit einer energischen Pression aus die Pforte darlegte, um sie zur Verwirklichung der Reformen zu drängen, deren Unterlassung unzweiselhast in der Türkei ftlbst eine revolutionäre Bewegung hervorruscn würde und in weiterer Entwickelung einen curo- päilchen Krieg zur Folge haben könnte. Ein solcher Krieg würde aber möglicherweise zur Zerstückelung des ottomanischcn Reiches führen, also zu einer Eventualität, die Rußland durch aus zu vermeiden bemüht ist Eben in dem Wunsche, eine solche Wendung sernzuhalten, hat das St. Petersburger Kabinett seit dem Beginne der armenischen Krise jedes isolierte Eingreisen in die Angelegenheiten der Türkei vermieden, da es sich darüber klar war, daß e:ne derartige Intervention schwere Komplikationen herbeiführen könnte, da Rußland in einem solchen Falle wahrscheinlich mit anderen Mächten in Konflikt geraten würde Mau hält hi.r an der Hoffnung fest, daß die Mächte jene Gemeinsamkeit des diplomatischen Vorgehens auch fernerhin bewahren werden, die sich während der ersten Phase der armenischen Frage, wie während der kretensischen Wirren maniftstiert hat. Bildet doch eine solche Haltung sür die Mächte selbst eine ernste Friedensgarantie, während sie anderseits der ottomanischeu Regierung da- beste Motiv darbietct, sich zur Annahme der Resormsorderungen zu verstehen. Gestützt aus Kundgebungen des Wiener Kabinetts, das sich schon früher mit dem Programme der russischen Regierung in der türkischen Frage solidarisch erklärt hat, hält man eS nahezu gewiß, daß Österreich Ungarn auch in der jetzigen Phase eine gleiche Haltung zu beobachten entschlossen ist wie Rußland. Und was Deutschland betrifft, ist man hier der Ansicht, daß sein eigenes Interesse ihm ein Vorgehen gebiete, turch welches alle etwaigen Versuche Englands, ein Auseinandergchen der Aktionen der einzelnen kontinentalen Kräfte herbcizusühren, vereitelt werden würden. Ans Vnlftarit». Die Auszeichnung, die dem bulgarischen Kriegs- minister Petrow durch die Verleihung des mit der eigenhändigen Unterschrift versehenen Bildes des Kaisers Franz Joseph zu teil geworden ist, hat, ob Ter Segen der Sopaldemokralie ist im „Vorwärts" jetzt dcn National Sozialisten erteilt worden, und jcdensalls werden Hr. Naumann und Hr. Pros. Delbrück aus dirfeu Segen stolz sein So ganz uneigennützig ist dieser Segen allerdings nicht Indem daS sozial-revolutionäre Zentralorgan dcn Naumann, Goehre und Genossen „ausrichtig alles Gute" wünscht, versichert cs zugleich, sich wegen der national-sozialistischen Propaganda keiue grauen Haare wachsen zu lassen; auch nicht einmal der „Schatten des Mißmutes huscht ihm über das Gesicht", denn der Sozialdemokratie würden sie nicht einen einzigen Mann abnehmcn. Dann aber sährt das Licbkncchtsche Blatt sort: „Dagegen werden sie uns in manchen Kreisen, in die wir heute noch nicht mit unserem Pfluge hincin- könncn, sür unsere Saat die Furchen ziehen, oder wir werden gar in die angenehme Lage kommen, da zu ernten, wo sic gc säet haben." DaS wird die neuesten „Gegner" der Sozialdemokratie, die Herren um Naumann, Delbrück, Oberwinder und v Gerlach, gewiß sreueu zu hören Empfiehlt doch ihr Organ „Die Zeit" diese „srohe Hoffnung" der konservativen, mittelparlcuichen und offiziösen Presse zur geneigten Beachtung Davon erfahren freilich die Leser der „Zcft" nichts, daß der „Vorwärts" weder von dem Christlichen, noch von dem Patriotisch-Nationalen bei dem Naumann - Delbrückschcu CorpS viel hält, woraus doch gerade dessen Gründer sich etwas Besonderes zu gute thun Aber was der „Vorwärts" über das Sozialistitche der neuen Gründung sagt, das wird deren Jüngern ausgetischt. Der „Vorwärt«" schreibt nämlich: „BUibt noch daS Sozialistische Wir müssen gestehen, daß dies die stärkste Seite der neuen Richtung ist Wir halte» die Leute, die an der Spitze der Sache stehen, sür ehrliche Arbeiter freunde. Sic erklären in ihrem PcogrammeMwurf zwar, daß sie sesthalten „an der historisch gewordenen, das Privateigentum in sich schließenden Wirtschaftsordnung", und daß sie die „Utopien des radikalen Sozialismus" verwerfen; aber sie sind auch weit entfernt von jener Borniertheit des deutsche» Unter nehmertums, das zu eingebildet ist, bei Differenzen mit „ihren" Arbeitern zu unterhandeln Wir glauben, daß sie sür eine gründliche soziale Gesetzgebung, sür ehrliche Arbeiterschutzgcsetze zu haben wären, daß sic bei Streitigkeiten um Erhöhung dcs Arbeitslohnes oder Verkürzung der Arbeitszeit häufig auf feiten der Arbeiter stehen würden " Hier bricht freilich das Citat nuS dem „Vorwärts" in dem Naumannfchcn Organ sür nationalen Sozialismus aus christ licher Grundlage leider ab, wir müssen jedoch noch den Schluß satz direkt nach dem Liebknechlfchen Original anfahren: „Darum wünschen wir den Leuten alles Glück und geben ihnen unseren Segen. Unsere Fachvercine werden fürs erste zwar noch daraus verzichten müssen, ihre Reihen durch „national soziale" Arbciterjcharen verstärkt zu sehen Wenn cs aber doch einmal gelingen sollte, einige Exemplare Hinsichtlich der von der russischen Presse eifrig befür- . «orteten Veranstaltung einer Konferenz, beziehungsweise eine^ non dieser Spezies zusammen und >n die sozialdemokratischen europäischen Kongresses für die Regelung der ocicnta- Fachvercine zu bringen, dann haben wir gute Hoffnung, daß wohl sie zum Teil durch die gleichzeitige Dekorierung des GeneralstabschefS Iwanow und des Obersten Kowatschow in ihrer außergewöhnlich hohen Bedeutung etwas abgeschwächt erscheint, in ganz Bulgarien großes Aufsehen erregt. Die Auszeichnung ist unzweifelhaft im Zusammenhänge mit den günstigen Berichten er folgt, die der österreichisch ungarische Militärattache, Baron GieSl, über den glänzenden Verlauf der letzten Truppenmanöver, die bei Plewna stattgefunden haben, erstattet hat, aber sie wird doch von der bulgarischen Presse zunächst als ein besonderer Beweis der An erkennung nicht so sehr der hohen Kriegstüchtigkeit der bulgarischen Armee, als der außergewöhnlichen Verdienste des Kriegsministers Petrow nm die Hebung der bulgarischen Wehrmacht gedeutet Man glaubt, eS sei auf diese Weise von Wien aus dem Fürsten Ferdinand ein Wink erteilt wurden, daß man es an maßgebender österreichischer Stelle nicht gerne sehen würde, wenn Kricgsminister Petrow seinen Platz räumen nnd die Verwaltung des bulgarischen Armeewesens in andere Hande übergehen würde, in welchem Falle die Armee zweifellos den Einflüssen der nach dem Rücktritt Peirows zu re habilitierenden Emigrantenossiziere zugänglich gemacht werden und ihren seitherigen „selbständigen" gegen den russenfrenndlichen Geist zu vertauschen haben würde Die bulgarische Armee gilt heute immer noch nicht allein als Hort der Wehrhaftigkeit, sondern auch der nationalen Selbständigkeit und Unabhängigkeit Bulgariens und diesen Charakter wurde sie einbüßen, wenn Petrow sich veranlaßt sehen sollte, dem Drucke der russenfreundlichen Einflüsse, die heute im fürst- Uchen PalaiS sicher an der Arbeit sind, zu weichen. Mit Recht erblickt man in gut unterrichteten bulgarischen Kreisen in der Anszeichnung des wehr kräftigen Bulgariens ferner noch die Absicht der öfter reichlich ungarischen Regierung, die in letzter Zeit wieder aufgenommenen Verhandlnngen über den zwischen beiden Staaten abzuschließenden Handels vertrag, die seit Jahren im langsamsten Tempo sich bewegt haben, in günstiger Weise zu beeinflussen und die nach dem Sturze StambulowS unterbrochenen freundnachbarlichen Handelsbeziehungen wieder her zustellen. Daß man den offensichtlichen Bemühungen Öster reich,» Ungarns, die guten Beziehungen zu Bulgarien vor aller Welt zu betonen, in den russischen Kreisen mit einem gewissen Mißtrauen begegnet, kann nicht überraschen. Schon jetzt hat es an Auslassungen in diesem Sinne bei den Russenfreunden am Hofe von Sofia nicht gefehlt. Tagesgeschichte. Dresden, 14. November. Ihre Majestäten der König und die Königin gedenken morgen, Sonntag, vormittags Sibyllenvrt zu verlassen und nachmittags H5 Uhr in Villa Strehlen einzutressen. Deutsche- Reich. * Berlin. Ee. Majestät der Kaiser begaben Sich vorgestern nachmittag um 1 Uhr, begleitet von Sr Kaiser! Hoheit dem Großfürsten Wladimir von Rußland, Ihren Königl Hoheiten dcn Prinzen Heinrich, Friedrich Heinrich und Joachim Albrecht von Preußen, sowie Sr Hoheit dein Herzog Ernst Günther zu Schleswig-Holstein, mittel« Eondcrzugs zur Jagd nach Letzlingen, wohin gestern auch der Reichskanzler abgereist ist. - Major v Wißmann ist in dcn Ausschuß der deutschen Kolonialgesellschast gewühlt worden — Ob die Interpellation wegen der Enthüll ungen der „Hamburger Nachrichten" am Montag im Reichstage zur Besprechung gelangen wird, ist der „Post" zufolge neuerdings wieder zweisclhast geworden Möglicherweise wird sie erst später aus die Tagesordnung kommen Soiveit bisher zu übersehen ist, werden die staatserhaltcnden Parteien nach der Begründung einer fach. Neu - Weimar. Von Adolf Bartel« „Zu Weimar, dem Mulenwmvknsitz, Ta hört' ich viel «läge» erheben, Man weinte und iammcrle: Mo,Ihr (ei IM Und Eckeimann sei noch am Lebe« ' So spottete Heinrich Heine 1836. Seitdem hat Jlmathen unter der Regierung des Großherzogs Karl Alexander eine neue Blütepcriode gesehen, die, wenn sie auch nicht an die erste heranreichte und eher der Musik und Malerei als der Dichtung zu gute kam, doch sicherlich der Stadt zum zweiten Male eine weit über ihre Größe hinausreichende Kulturbedeutung gab und darum auch ihren Geschichtsschreiber finden wird Aber für die Anschauung der meisten Deutschen bleibt Weimar der Musenwitwensitz, ja, es ist heute sür die in Deutschland reisenden Deutschen im Grunde nichts als die Nekropolis, die Totenstadt der deutschen Litteratur, die man einmal auf einen oder zwei Tage be sucht — hat man wenig Zeit oder Geld, so genügt es auch, ein paar Züge zu überschlagen — um die klassischen Stätten zu besichtigen, in der man im übrigen aber, wenigstens als Großstädter, einfach nicht glaubt existieren zu können, da eS ja doch — tot sei Wer Weimar genauer kennt, der weiß freilich, daß es eine der angenehmsten Städte Mitteldeutschland«, vielleicht ganz Deutschland« ist und nichts weniger al« tot. ES wäre ja auch sonderbar, wenn Weimar an dem Aufschwung, den fast alle deutschen Städte in unserem Jahrhundert genommen haben, nicht teilgehabt hätte Eine Großstadt ist es allerdings nicht geworden und wird es nie werden; Erfurt, die alte Hauptstadt Thüringens, die sich, seitdem sie ausgehört hat, Festung zu sein, gewaltig entwickelt, und Leipzig, beide weit günstiger gelegen, halten e« nieder. Aber eine blühende Mittelstadt ist das heutige Weimar, nicht mehr eine kleine Residenz Eine freundliche Stadt war auch schon das alte Weimar, trotz dem die engrn Gassen nicht ganz fehlten, „in Grün ge bettet" kannten es alle Besucher in der ersten Hälfte un seres Jahrhunderts; die neue Stadt aber hat in dieser Beziehung noch außerordentlich gewonnen, und es giebt in der That wenig deutsche Städte, die einen so durchaus anheimelnden Eindruck von vornherein machen und auch hinterlassen wie Jlmathen Jeder Weg vom Bahnhof bis zum Park überzeugt freilich, daß diese Mittelstadt Fremdenstadt ist, doch tritt dies nicht in unangenehmer Weise hervor Bald der an mutige Bau dcS Museums (das als höchsten Schatz den ganzen künstlerischen Nachlaß von Asmus Jakob Carstens und die Odysseelandschasten Friedrich Prellers des Vaters cinschlicßt), bald das schlichte Theater und davor Rietschels Schiller-Goethegruppe, das schönste aller Dichter denkmäler, bald daS Schillerhaus, dessen schlichter zwei stöckiger Bau mit den grünen Läden aus lausend Abbild ungen bekannt ist und das fast fremdartig als ein Stückchen Altweimar in die neuweimarische asphaltierte Schillerstraße hereinsteht, bald der Goetheplatz, wo das Wohnhaus des Dichters als das beherrschende Gebäude trotz der modernen Neubauten noch immer zuerst in die Augen fällt, fesselt fremde Beschauer Denn Neu-Weimar schließt glücklicherweise Alt-Weimar ein, die innere Stadt, eigentlich wieder aus zwei, durch den Graben getrennten, jeder sich um eine Kirche gruppierenden Teilen bestehend, von denen der um die Jakobikirche stellenweise fast noch dörflichen Charakter hat, ist im ganzen wenig verändert seit alten Tagen und trägt den Stempel des Gewordenen, was bei Städtebildern immer sympathisch berührt Ihr Stolz ist der Marktplatz, und in der That, es giebt nicht allzuviel so schöne Marktplätze in Deutschland Er hat gerade die richtige Größe im Verhältnis zu der Höhe der ihn begrenzenden Gebäude, dem stattlichen gotischen Rat hause neueren Ursprungs, den hochragenden Giebelhäusern aus alter Zeit, von denen zwei aus die beiden Kronach, Lukas Vater und Sohn, zurückgrhcn Am hellcn sonnigen Tage wie bei sternklarer Nacht, immer macht der Weimarer Markt dcn schönsten herzerfreuenden Eindruck, und ich halte es nicht für den kleinsten Reiz dcs Aufenthalts in Weimar, ihn Tag für Tag überschreiten zu können Eine Stadt ohne einen schönen Markt ist wie ein Antlitz ohne strahlendes Augenlicht — Wenige Schritte führen vom Markte zum Schloß, und in seiner Umgebung giebt eS wieder unvergleichliche Bilder Man denke sich die wundcrherrliche Elbpartie Dresdens einmal ganz ins Idyllische überseht — aber das kann man sich freilich nicht denken Jedenfalls sind Natur und Architektur auch hier in Weimar in enge Verbindung getreten; unmittelbar an den Jlmaucn und dem Park erhebt sich das bekannt lich unter Goethes Leitung erbaute umfangreiche, wenn auch schmucklose Schloß mit seinem hohen Turm und der aus alter Zeit allein erhaltenen, gleichsam daran klebenden Idylle der „Bastille" Eine Mehrzahl pittoresker Ansichten, wie sie selbst mehr von der Natur begünstigte Orte nicht immer bieten, entfaltet sich von der Jlmbrücke, vom Fürsten- platz aus; daß hier die residenzliche Herrlichkeit unmittel bar aus einem mitteldeutschen Flußthalidyll emporsteigt, ist das Charakteristische, da die Herrlichkeit schlicht genug ist, um zu dem Idyll keinen klaffenden Gegensatz zu bil den, wie cS anderswo wohl geschieht Von hier locken überall die Pfade in den Park, und wer könnte der grünen Lockung widerstehn? Er hat unzählige Lobredner gefunden, der weite Park JlmathenS, der sich im Thale zu beiden Setten des Flusses eine viertel Stunde in der Breite und eine halbe in der Länge bis zu den Dörfern Lberweimar und EhringSdorf hinzreht. In Deutschland hat er, soviel ich weiß, auch nur zwei seinesgleichen, den Dresdner Großen Garten und den Münchner Englischen Garten, die doch schon des heim lichen Charakter« entbehren, den der Weimarer Park tros seiner Größe bewahrt Je öfter man in ihm wandelt, je
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