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Adorker Wochenblatt. MittHeilungen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Dreizehnter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post: t Thaler, bei Bestellung des Blatte« durch Botengelegcnheit SO Ncugroschen. 4o November. 1848« Das Volksfest in Straßburg zur Erinne- rung der TNNjakrigen Vereinigung deS Elsaß mit Frankreich. Als ich am 23. Oktober Abends mit der Eisenbahn in Kehl ankam, so sah ich in der Ferne einen Feuer schein am Himmel, durch welchen in bald hellerem, bald rölhercm Licht breite Strahlen cmporzuckten. Dies waren die ersten Lichtzeichen des großen Volks festes in Straßburg, welches zur Erinnerung der 200- jährigen Vereinigung des Elsaß mit Frankreich ge feiert ward. Nachdem wir die Zolllinie Frankreichs glücklich überfahren hatten, hörten wrr trotz deS Wa- «fvngerasscls ein dumpfes Tönen, welches von gewal tigen Kanonenschlägen und vielen 1OOO Flintcnschus- sin durchbrochen ward. Vom Kanal her strahlte ein großes Lichtmebr, unzählige Leuchtkugeln in blauer, rother' und weißer Farbe strebten himmelhoch und cin- zelue Strahlen von Feuerrädern und andern Pracht feuern zuckten doch aut. Plötzlich blendete unser Auge ein gewaltiger Flammenschein, der alte deutsche Mün ster ward zu einer blatrothen Feuersäule und sprühte sein Feuer hoch zum Himmel und rings umher hoch über die Hauser hin, und bald sah man nun den ganzen Münster in seiner Pracht, da inwendig die rothe bengalische Flamme leuchtete. Abermals blen det uns ein so gewaltiger Flammcnschcin und der ganze Münster glänzt in blauem Licht, und nochmals strömt ein Lichtflrom hervor und die ganze Stadt ist von einer Lichtwolke umhüllt, durch welche wie ein Feuerklumpen der Münster sein lichtes Häupter erhebt. Wir fahren durch die jubelnde Thorwache und vor uns liegt die Straße, alle Häuser sind mit 3farbigen Lichtern großartig erleuchtet, hier- und da stehen Truppen um Freudenfeucr, welche die freudetrunkenen Straßburger auf der Straße anbrannten und welche so hoch aufschlugen, daß die französischen Fahnen, die auS jedem Fenster herabwehten, gefährdet schienen. Dazu erschollen immer von Neuem die Marseillaise und der Girondistengesang, welche von unzähligen Flinten- und Pistolenschüssen begleitet wurden. Alles dieses Jubeln und Jauchzen machte mich wehmüthig, ich hatte in Elsaß noch Liebe zu Deutschland gesucht und alle diese Lichtfreude war mir ein einleuchtender Gegenbeweis. Nach mehrer» vergeblichen Versuchen erlangte ich endlich Nachtlager, ich ließ mir nun die Vorfeier erzählen. Den Sonnabend Abend verkün dete Glockengeläut? und Freudenschüsse auf dem gan zen linken Rheinufer von der Schweiz bis zur Pfalz den Beginn des Festes. Am Sonntag ward daö Fest in den Kirchen unter Beiwohnung der Nationalgar- den begonnen und in Eolmar ward ein Grundstein des Denkmals gelegt, welcher die Erinnerung des An schlusses von Elsaß an Frankreich fortpflanzen soll. Der Fcstzug war gebildet von Deputationen auS ganz Elsaß, von den Schülern mit ihren Bannern, von Gärtnern mit einem großen Wagen, auf welchem alle Pflanzen der Jahreszeit und junge Gärtnerinnen in ihrer Volkstracht saßen. Diesen folgten die Rebleute mit einer großen goldenen Traube, Fässern und mit einer Arche Noäs. In eigenthümlicher Tracht und verschiedene Sinnbilder tragend, zogen alle Gewerke einher. Die Landleute führten auf einem großen 4- spännigcn Wagen einen ungeheueren gemalten Dan ner. Aus dem Marsfeld ward unter einem Triumpf- bogen von Laubwerk, der die Inschrift trug: „1646 — 1848. das Elsaß vereinigt mit Frankreich", der die Wappen von Elsaßer Städten hielt und von un zähligen Bannern umpflanzt ward, der Grundstein unter dem Rufe, „es lebe Frankreich" gelegt. Die selbe Feierlichkeit, nur noch in großen» Maaße, wie derholte sich am 23. Oktober in Straßburg. Dost glaubte man des Guten nicht genug thun zu könne«