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No. 25. Inedrich Heorg Weck's Deutsche 1868. MMmte (>>klterbe.,eiiuny. Abonnements-Preis: Halbjährlich 3 Thlr. Herausgegeben von vr. iA. Lachmann. Verlag von F. Srrggold in LerllN, Links-Straße Nr. 10. Jnseralen-Preis: pro Zeile 2 Sgr. Dreiunddreißigker Jahrgang. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postämter. Wöchentlich ein Logen. Inhalt: Gewerbliche Berichte Ueber Dampferzeugung ohne Rauch. Von R. Heß. — Notizen über die italienische Strohflechterei. — Schutz der Erfindungen auf den Ge bieten der Gewerbe und Künste durch Patente. — Die neuesten Fortschritte in den Gewerben und Künsten: Comstock's Universal-Werlzeug. — Tragbare Loch-Stanzmaschine. — Steinschleif-Mafchine. Bon Rllßbült. — Die hydraulische Presse von DeSgosse und Olibier. — Verbesserung beim Verzinnen von Metallblechen. — I. B. Miller's Methode, dem Barrengold durch Rafstnirung einen höheren Grad von Geschmeidigkeit zn geben. — Beseitigung der Verdickung und Erhärtung des Theeres in der Hhdranlik. — Prüfung des harten und weichen Gußstahles auf seine-Gleichartigkeit. — Feuilleton: Frankfurter Maschinenmarkt. — Der Schwefel in der Thierarznei kunde. — Die Weinsorten des Tokaier Weingebirges in Ungarn. — Die Wunder der Technik im Kleinen. — Auffindung einer neuen Petroleumquellc. — Landwirthschaftliche Lohnverhältnisse in England. — Zur Literatur der Natur-, Volks- und Gewerbskunde. Gtwerbliche Serichtr. Ueber Dampf-Erzeugung ohue Rauch. Von R. Heß. Seit einer Reihe von Jahren ist es eine Hauptaufgabe der Tech nik, bei Feuerungen eine komplete Verbrennung zu bewerkstelligen, und die ungeheure Masse Kohle, die als Rauch abgeht und die Atmo sphäre verunreinigt, zur Heizung zu benützen. Biel Intelligenz, Ka pital und Zeit wurde auf diesen anscheinend einfachen Gegenstand verwendet, zahllose Patente wurden in allen Ländern dafür erwirkt, im Jahre 1851 bereits wurde durch einen Parlaments-Akt in Eng land beschlossen, daß in keiner Stadt über 10,000 Einwohner eine Dampfkefselfeuerung errichtet werden dürfe, ohne Rauchverzehrungs- Apparat — und trotz alledem sehen wir heute noch aus allen Dampf essen und anderen Schornsteinen den schwarzen Qualm aufsteigen, der als Ruß auf unsere Erdoberfläche niedergeschlagen wird, und welcher doch, bei ermöglichter kompleter Verbrennung, der Volks- wirthschaft ein ungeheures Kapital erhalten würde. Ob und wann das Problem der Rauchverzehrung bei Anwendung von Kohlen und Holz als Brennmaterial auf eine praktische und allgemein an wendbare Weise gelöst wird, muß der Zukunft überlassen werden —- gegenwärtig hat man «»gefangen, zur Erreichung dieses und anderer Zwecke, andere Brennmaterialien als Kohlen und Holz, nämlich Gas und Petroleum, zunächst zur Dampferzeugung zu verwen den, und da die Sache bereits über die Versuchsstadien hinausgetreten und praktische Resultate geliefert hat, verdient sie in vollem Maaße eine allgemeine Erörterung. Die Erfindung des Leuchtgases ist unstreitig eine der größten Segnungen unseres erfindungsreichen Jahrhunderts, und hätte das selbe auch keine weitere Verwendung als die Beleuchtung unserer Wohnungen und Straßen, so ist der Gewinn schon ein außerordent lich großer; können wir es aber auch zum Kochen unserer Speisen, zum Heizen unserer Wohnungen, und zum Betrieb von Kraft maschinen gebrauchen, so steigert sich der Werth der Erfindung in das Unabsehbare. Die Gas-Explosionsmaschine hat in letzter Zeit große Fortschritte gemacht, vorzüglich durch Beseitigung der elektri schen Batterie zur jeweiliger Explosion; durch das fortwährende Herabgehen der Gaspreise und durch die entschiedene Konkurrenz, die dem Steinkohlengase durch Gas aus Petroleum-Rückständen, aus Paraffinöl und Braunkohlentheer rc. gemacht wird, wird dasselbe be reits zu vielen technischen Hcizzwecken verwendet, und sind namentlich die ökonomischen Resultate zur Erzeugung des Dampfes durch das selbe sehr befriedigend. Seit etwas über einem Jahre sind in Loudon mehrere Dampfmaschinen in Thätigkeit, die nach dem Systeme von A. Jackson mit Gas geheizt werden. Das Gas wird unter den Kessel in einen Sammelkasten geleitet, von dem eine Anzahl vertika ler Bunsen-Brenner ausgehen, in denen einfach das Gas mit atmo sphärischer Luft gemischt wird. Nachdem das Wasser einmal zum Kochen gebracht ist, genügt eine verhältuißmäßig sehr geringe Quan tität Gas zur Fortentwickelung des Dampfes, so daß nach Angaben der Herren Ledger L Co- in Uppa Thomas Street der Gasver brauch pr. Stunde pr. Pferdekraft nicht größer ist, als lOOKubikfuß. Der dort angewandte Kessel ist ein aufrecht stehender Röhrenkessel mit Dampfdruck von 3 */? bis 4 Atmosphären. Die Maschine steht in einem oberen Stockwerk, nimmt sehr wenig Raum ein, zahlt bei der Versicherungs-Gesellschaft keine höhere Prämie, und verursacht selbstverständlich keinen Rauch. Da dieKesseleinmauerung ganz weg fällt, kann die Maschine, was bei geringem Kraftbedarf besonders in Betracht kommt, in jedem beliebigen Lokale aufgestellt werden. Welchen Einfluß die Gasheizung auf den Betrieb von Lokomotiven und Lokomobilen, sowie für Dampfschiffmaschinen haben wird, muß die Folge lehren. Die Kesselheizung durch Petroleum ist durch das rasche Herab gehen der Rohpetroleumpreise, in Folge allerwärts erschlossener neuer Quellen, in den letzten Jahren vielfach, besonders in Amerika, ver sucht worden. Die Resultate waren indeß bis in die neuere Zeit un günstige, und zwar in Ermangelung der geeigneten Mittel, dem brennenden Petroleum eine genügende Quantität Sauerstoff zuzu führen, um eine komplete Verbrennung zu erzielen und die Kohlen stoffablagerung an der Kesselwand zn verhindern; — weder durch künstliches Gebläse noch durch möglichst vertheilte Zuführung des Petroleums wurde der Zweck erreicht, bis cs endlich, und zwar auf sehr einfache Weise, einem Amerikaner gelang, das Petroleum unter dem Kessel mit blauer Flamme und in Folge dessen ohne alle Ruß bildung zu verbrennen. Das Verfahren ist im Allgemeinen folgendes: Das Petroleum, das sich in einem starken eisernen Behälter be findet, wird mittelst eines Windkessels, der bis zu 5 Atmosphären komprimirte Luft enthält, mit letzterer gemischt. Diese Mischung von Petroleum und Luft wird daun unter verhältnißinäßigcm Druck in Röhren unter den Dampfkessel geleitet, strömt dort durch eine ent sprechende Anzahl Brenner aus und wird entzündet. Dadurch, daß das Petroleum auf das Innigste mit Luft ver mengt ist, wird ein sehr hoher Hitzgrad erzeugt, indem der Kohlen- 25