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Wchnih -Mililg Amtsblatt . für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welche bei d«, bedeutenden Auflage des Blattes eine sqr »rrk> sanie Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta« bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen« dem Aufschlag. — Einge« sandt, rm redaktionelle« Theile, die Spaltenzeil« SO Pfg. Mt „Wei-eritz.Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Sb Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, eimnonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Psg. — All- Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ikhne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Unterhalun'gSblatt." Mit land« und hauSwirthschaftlicher Monatsbeilage. in* di- nehmen an: in Dippoldiswalde: die Expedition, - in Altenberg: Bnchbindermstr. Schütze, — in Frauenstein: Nadlermstr Hardt- FMllttl fUl oir „MrzMItz-LMIMg mann, — in Glashütte: Bnchbindermstr Schubert,-in Kreischa: Buchbinder Berger, — in Potschappel: Kaufmann Theuerkauf Nr. 113. Donnerstag, den 25. September 1890. 56. Jahrgang. . -I'TII' -ÜS— .4! 1- «s .. - . Die Krisis in Portugal. In dem sonst so stillen Portugal scheinen sich ernste Ereignisse vorzubereiten und der Ausbruch einer Revolution in diesem westlichsten Staatswesen Europas könnte kaum mehr überraschend kommen. Schon seit geraumer Zeit giebt sich in der portugiesischen Be völkerung eine tiefe Mißstimmung kund, welche in den kolonialpolitischen Streitigkeiten Portugals mit Eng land wurzelt und sich wohl gegen letztere Macht als auch gegen die eigene Regierung wegen deren schwäch lichen und nachgiebigen Haltung in diesen kolonialen Angelegenheiten richtet. Bereits das bis zum letzten Frühjahr amtirende Ministerium Barros mußte daher in Folge der Erregung im Volke, die sich in Straßen unruhen und Demonstrationen in verschiedenen Städten des Landes äußerte, zurücktreten und nunmehr hat aus gleichem Grunde auch das Ministerium Serpa Pimente! seine Entlastung gegeben. Allerdings ist unter ihm der Vertrag mit England wegen Afrikas zu Stande gekommen, aber derselbe trug durch seine, den portugiesischen Ansprüchen nicht sonderlich gün stigen Bestimmungen nur dazu bei, die Erbitterung in der portugiesischen Nation wegen der Entwickelung der kolonialan Dinge zu steigern und offenbar hat es das Ministerium Serpa Pimente! unter diesen Um ständen für das Beste gehalten, ebenfalls zurückzutrelen und zunächst den Kortes das Weitere zu überlassen. In der portugiesischen Deputirtenkammer ist nun der Vertrag nach heftigen Debatten an eine Kommission verwiesen worden, in welcher aber die Einzelberathung des Vertrages noch keine sonderlichen Fortschritte ge macht zu haben scheint. Ja, eine neuerliche Lissaboner Meldung besagt sogar, daß das englisch-portugiesische Abkommen in Folge der gegenwärtigen Vorgänge vor erst noch nicht ratifizirt werden soll und es begreift sich dies bei der im Lande herrschenden Stimmung leicht. Ist es doch in den letzten Tagen in der Haupt stadt Portugals wiederholt zu blutigen Straßenun- ruhen gekommen und es steht kaum zu bezweifeln, daß sich aus letzteren Vorgängen sofort die offene Revo lution entwickeln würde, wollten die Kortes gerade in dem gegenwärtigen Zeitpunkte den Vertrag ratifiziren. Aber selbst wenn derselbe schließlich von den Kammern abgelehnt werden sollte, so wäre hiermit die Stellung der Regierung um nichts gebessert, denn alsdann würde sie in eine höchst unangenehme Situation Eng land gegenüber gerathen und somit erweist sich für die portugiesische Regierung die Lage fortgesetzt als äußerst schwierig, was es auch erklärt, daß dem General Chrysostono Abreu die ihm übertragene Bildung eines neuen Kabinets noch nicht gelungen ist. Was jedoch die Lage in Portugal so besonders ernst erscheinen läßt, ist der Umstand, daß die Republikaner im Lande aus den kolonialpolitischen Verlegenheiten der Regie rung Kapital für die republikanischen Bestrebungen zu schlagen wissen, die in Portugal seit dem Sturze des Kaiserthums in Brasilien unverkennbar an Boden ge wonnen haben. Die Republikaner am Tago stellen sich geschickt als Vorkämpfer der nationalen Interessen hin und Hetzen das Volk nach Kräften nicht nur gegen die Regierung, sondern auch gegen die Dynastie Bra- ganza selbst auf, welche als der Schleppträger der englischen Anmaßungen hingestellt wird und diese anti monarchischen Wühlereien ziehen immer größere Schichten des portugiesischen Volkes in ihren Bereich. Schon treten die republikanischen Führer im Lande sehr zuversichtlich und siegesbewußt auf und verkünden, daß die Stunde der Republik Portugal nahe sei, und wenn vielleicht auch die Dinge noch nicht bis zu dieser entscheidenden Wendung gediehen sind, so ist jedenfalls die gegenwärtige Krisis in Portugal sehr ernster Na tur. Man kann nur wünschen, daß es dem jungen König Karl gelingen möge, einen ebenso patriotischen wie entschloßenen Mann zum Ministerpräsidenten zu erhalten, der es verstünde, Staat und Königthum vor den ihnen drohenden Gefahren zu retten — fast scheint es aber, als ob es an einem solchen Mann in Portu gal fehle! Lokales und Sächstsches. Dippoldiswalde, 24. September. Wie aus dem Inserat des Gewerbevereins in heutiger Nummer her- vorgeht, wird Herr vr. Kirbach den freundlichst zu gesagten Vortrag nächsten Sonnabend, Abends 8 Uhr, im Rathhaussaale halten. Das Thema, dessen Wahl durch die jüngstvergangenen Naturereignisse veranlaßt worden ist, bietet Gelegenheit zu vielseitiger, das all gemeine Interesse in Anspruch nehmenden Behandlung, und sicher wird der Vortragende diese Reichhaltigkeit des Stoffes sich nicht entgehen laßen. Obschon die Ferien der Müllerschule bereits den Freitag beginnen, ist Herr vr. Airbach dennoch in zuvorkommender Weise auf die Wahl des Sonnabend eingegangen, weil an demselben ein zahlreicherer Besuch zu erwarten sein dürfte. Möchte sich der Herr Vortragende in dieser Voraussetzung nicht getäuscht haben und eine recht zahlreiche Zuhörerschaft, auch von Damen, der freund lichen Bemühung deS Herrn vr. Kirbach dankbar ent gegenkommen. — In Anbetracht der schönen Witterung hielt die hiesige Schneider-Innung am 22. d. M. ihr 2. Haupt-Quartal im Hotel Schönherr in Kipsdorf ab. Um nach dem geschäftlichen Theil den Nachmittag zu einem recht genußreichen zu machen, hatten die Mit glieder ihre Frauen mitgenommen. Man benutzte den ersten Nachmittagszug und der Zufall wollte es, daß mit demselben der Vorstand des Schneider-Verbandes, Herr Hosschneidermeister Emmerich-Dresden, eintraf und sich an der geschäftlichen und geselligen Exkursion betheiligte. Nach Eröffnung des geschäftlichen Theils durch Herrn Obermeister Heinrich erstattete letzterer Bericht über den letzten Verbandstag in Lommatzsch und brachte gleichzeitig die erfreuliche Mittheilung, daß unsere Stadt für nächstes Jahr zur Abhaltung des Verbandstages gewählt sei. Ferner war Herr Hof schneidermeister Emmerich-Dresden in der Lage, als Mitglied der Gewerbekammer, der Innung diesbezüg lich ganz besonders Interessantes zu bieten. Ausge nommen wurde ein neues Mitglied. — Bedauerns werth war es, daß einige Mitglieder fehlten. Nach Schluß des geschäftlichen Theils genoß man in Gesell schaft der Frauen den schönen Herbstnachmittag. — Eindringlicher als je zuvor, so schreibt die „Deutsche Turnztg.", möge der Ruf zum fleißigen und ausdauernden Turnen beim Beginn die kälteren Jahreszeit ergehen an alle Männer und Jünglinge, welche ein gesundes Herz und frohen Sinn haben. Denn nichts sagt dem gesunden Körper mehr zu, als Bewegung in lebensfrischer Gesellschaft. All' die vielen kostspieligen Hülfsmittel, welche das deutsche Turnen, wie es von Gutsmulhs, Jahn, Eiselen, Spieß und vielen tüchtigen Volkserziehern eingerichtet ist, ersetzen oder gar verbessern wollen, führen zu nichts, der Geist erlahmt dabei und bald wird der große Vorsatz zur kleinen Spielerei ohne jeden Werth. Auch die vielen kleinen Verbindungen, meist ohne anderen Zweck als den, in selbstgedachter Herrlichkeit sich zu vergnügen oder die Zeit zu vergeuden, bestehen nur kurze Zeit und enden ihr Dasein, ohne Befriedigung geboten zu haben. Verwerflich ist jede der Jugend unwürdige Thätigkeit oder Nichtsthun. Das Turnen ist eine wett eifernde Uebung der Leibeskräfte, bringt Freude an ge meinsamem, herzerfrischendem Spiel und Wanderungen in der freien Natur, erhält und vermehrt die Liebe und Treue für unser schönes Vaterland. Der Gedanke muß begeistern einer guten Sache zu dienen unter dem Banner der großen deutschen Turnerschaft, unter wel chem sich Tausende von Männern ohne Rücksicht auf Stand oder Besitz zu gleichem Streben verbunden haben. — Möge dieser Ruf zum Turnen auch bei den jungen Bewohnern unserer Stadt, in welcher die Turnkunst an jedem Montag und Donnerstag geübt wird, nicht ungehört verhallen. Es giebt leider noch viele junge Leute, die den Segen und Nutzen eines geregelten Turnens nicht einsehen wollen, was in deren eigenem Interesse zu beklagen ist. Hoffentlich wird'S auch in dieser Hinsicht besser. — Der Gesammtauslage unserer heutigen Nummer liegt der Winterfahrplan der sächsischen Staatseisen bahnen, der am 1. Oktober in Kraft tritt, bei. SeiferSdorf. Die am vergangenen Sonntag vom Verein „Frohsinn" aus Rabenau zum Besten der Waffer- kalamitosen veranstaltete Theateraufführung war leider in Anbetracht des guten Zweckes nur spärlich besucht, was wohl damit zu erklären ist, daß in den einzelnen Ortschaften bereits lokale Hilfskomitees ge bildet worden sind oder noch gebildet werden. Andere Motive für den schwachen Besuch suchen zu wollen, dürfte bet dem anerkannt menschenfreundlichen Sinne unserer Ortsbewohner wohl kaum am Platze sein. Was die Aufführung des Lustspiels „Papageno" selbst an langt, so war dieselbe für Dilettanten recht an- erkennenswelth und muß das Streben des Vereins, seine Kräfte dem Dienste der Nächstenliebe zur Ver fügung zu stellen, dankbar hervorgehoben werden. Altenberg. Am Sonntag, Nachmittag 2 Uhr, wurden unsere Feuerwehren, nachdem sie am Morgen Herbstübung abgehalten, zu ernster Arbeit gerufen. Auf bisher noch unermittelte Weise war im Rösthause der Zwitterstocksgewerkschaft Feuer entstanden, wo durch dasselbe völlig eingeäschert wurde. Durch den herrschenden Wind war die Gefahr nahe, daß die an grenzende Pochwäsche Nr l ebenfalls vom Feuer er griffen werde, wodurch die untere äußerst feuergefähr- liche Stadt auf das größte bedroht war. Den herbei geeilten Feuerwehren, zu denen sich Hilfsmannschaften aus Geising und Löwenhain gesellten, gelang eS, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken und jede Ge fahr für die Stadt zu beseitigen. Der Schaden, den die Zwitterstocksgewerkschaft erleidet, ist ein bedeuten der, um so mehr, als das abgebrannte Gebäude zum Betriebe dringend nöthig ist. * Fürstenwalde. Am Sonntag, den 2l. d. M., des Abends gegen 8 Uhr, ist in der Scheune des hiesigen Gutsbesitzers Julius Hermann Dietrich Feuer entstanden und ist dieselbe total ausgebrannt. Der Besitzer hat sich mit seiner Frau um die gedachte Zeit in der fraglichen Scheune befunden, um noch eine Fuhre Getreide abzuladen. Hierzu haben sich dieselben einer Laterne bedient, welche am Eingang zur Scheune gestanden hat, durch den von dem Winde getriebenen Thorflügel aber umgeriffen worden ist und hierdurch den Brand ohne Zweifel veranlaßt hat. — Herr Dietrich hat seine Mobilien versichert und sind dem selben gegen 400 Centner Heu, 4 Schock Korn, 4 Schock Hafer, 2 Schock Gemenge, 1 Dreschmaschine, 1 Schrotmaschine, 1 Futterschneidemaschine, 1 Rungs- maschine, 2 Wiesen-Eggen, 5 andere Eggen, 3 Pflüge und 2 Wagen mitverbrannt. Bei der schnellen Ver breitung des Brandes hat der auf dem Boden der Scheune befindlich gewesene Dietrich, um sich zu retten, durch das Fenster herabspringen müssen, wodurch der selbe eine innerliche Verletzung davon getragen hat.