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Tageblak sür WIT «Mois. ME 8t. Weil, HckMArt. Rmimm, MW, UmmÄE Mölsm St, MM, St, Zmb, 81. RichM 8tWtM Am. MemW. Ws-Mtl mi Mjm Amtsblatt für das Kgl. Amtsgericht und den Stadttal zu Lichtenstein - -— Älteste Zeitung im Königlichen Amtsgerichtsbezirk —— — 65. Jahrgang. Nr 132, NLL«äWH Freitag den 11. Juni ISIS Allgemeine Ortskrankenkasse Lichtenstein. Krankenkassen- und Invalidenversicherungs-Beiträge fällig. Bekanntmachung. Wegen Reinigung der Geschäftsräume bleiben Sonnabend, den 12 dieses Monaks -je Ratskanzlei mit Gewerbegertcht und das Vsrffchernngsamt und Montag, den 14 dieses Mo;ra»s das Polizei- und Einwohnermeldeamt, die Stadtkaffe mit Stadtftemr- einahme und das Etadtbanamt geschlossen. Lichte nstein, am 10. Jnui 1915. i Der Stadtrat Kartoffelverkauf an jedermann. Bis auf weiteres findet an jedermann Mittwochs und Sonnabends Verkauf von ansgelesenen Speisekartoffeln statt. Ter Preis beträgt Mk- 5,30 für den Zentner. Markenentnahme Diens tags und Freitags auf hiesigen! Rathause. Lichtenstein, den 10. Juni 1915. Der Stadtrat. Brymss Washington, 9. Juni (Meldung des Reuter - scheu Bureaus.) Bryan legt in einem Briefe an den Präsidenten Wilson die Gründe, die ihn zum Rücktritt. Rücktritt vcraulaften, wie folgt dar: Im Einklänge mit Ihrem Pflichtgefühl und von den vornehmsten Beweggründen geleitet, bereiteten Sie zur Weitergabe nach Deutschland eine Rote vor, der ich nicht zustimme» kann, »ohne meine Pflicht gegen das Land zu verletzen. Der Gegenstand ist so bedeutend, dass mein Ver bleiben im Kabinett ebenso ungerecht Ihnen wie der Sache gegenüber wäre, die meinem Her-i zen am nächsten liegt, nämlich der Verhütung «eines Krieges. > Präsident Wilson atwortete, er bedauere das Mücktrittsgesuch Bryans, das er mit einem Ge fühle persönlichen Bedauerns nur deshalb an- nehme, weil Bryan darauf bestünde. Wilson kommt weiter auf die erfreuliche Zusammenar- ' beit mit Bryan während der letzten zwei Jahre zu sprechen und sagt: Selbst jetzt trennt uns nicht das Ziel, sondern nur die zu befolgenden! Methoden. * * * Zunächst wird sestznstellen sein, dass es sich auch stier wi.der nur um englische Reutermeldu n - gen handelt, und dass eine amerikanische amtliche Mitteilung über Bryans Rücktritt noch nicht vor liegt; darum empfiehlt es sich, die Tatsache der De mission, wie auch die inneren Anlässe, die den Rück- tritt des amerikanische Staatsmannes verursacht ha ben können, bis auf weiteres mit Zurückhaltung zu bewerten. Wir wissen nicht, ob die dilettantische '«Geschäftsführung Bryans oder andere Gründe seinen Rücktritt veranlasst haben, auch nicht, ob die ein gehenden Unterredungen, die Graf Bernstorff mit dem Präsidenten Wilson in den letzten Tagen gehabt hat, Von irgendwelchem Einfluss auf dieses Ereignis ge wesen sind Wir wollen nur feststellen, dass der Rücktritt Bryans in der Stellung Amerikas zu 'Deutschland und in der Auffassung der Nentrali-- stätspslicbten der Vereinigten Staaten, wie sie sie Bisher durch ihr Auftreten und durch ihre Roten gekennzeichnet haben, keine Aenderung herbeiiühreu Dürfte. Denn es steht fest, das; Bryan neben Wilson stets nur eine untergeordnete Rolle gespielt hat, Bast Präsident Wilson selbst der Verfasser aller wich tigen Noten ist und die Tätigkeit Bryans nur h'lfs- weise bean prucht hat. Bryan s: kl ssthst auch nichts lohne den Rat Wilsons unternommen haben, den vr auch bei den einfachsten Angelegenheiten zu er bitten pflegte So war Bryan mehr der Prellbock, Der die Angriffe auf die auswärtige Polistk von d-m Präsidenten alstesten mufste. als selbsttätige Persön lichkeit im Auswärtigen Amt. Da Wilsons Anschauungen über Deutschlands Rech- Ke in diesem Kriege und über Amerikas Neutralität bekannt find und er die Seele der englandfreundlichcn Bewegung in Amerika ist, so kann man zweifellos o »nehmen, das; feine Politik auch nach dem Rücktritte ! Bryans unverändert bleiben wird. Eharakteristisch ist auch, dast die beiden Vorgänger Wilsons, die frühe ren Präsidenten Ta ft und Roosevelt, in dieselbe Kerbe schlagen. Das ist ein Zeichen dafür, das; der grösste Teil des amerikanischen Volkes hinter Wil son steht. Taft hat es auch unverblümt ausgespro chen, day, die Auffassung Wilsons allein richtig sei und von allen guten Amerikanern unterstützt wer den müsse. Taft meinte, wenn Amerika eine Neu tralität erkenne, die es zulasse, Herstellung und Ver kauf von Kriegsmaterial zu verbieten, weil sonst eine einseitige Benachteiligung der einen kriegfüh renden Partei herbeigeführt werden würde, so könn te und müsste das in einem etwaigen Kriege zwi schen Japan und Amerika zum Nachteile Amerikas, das dann auf die Einfuhr aus Europa angewiesen wäre, geltend gemacht werden. Während Tast sei ner Meinung aber wenigstens noch in anständigen und gemässigten Formen Ausdruck gibt, schimpft Roosevelt, derselbe Roosevelt, der vor sechs Jahren mit den Ehren eines Herrschers in Berlin empfan gen wurden und als erster Mann in bürgerlicher Kleidung eine Parade über preussische Truppen ab- nehmen durfte, wie ein Betrunkener über Deutsch land und bezeichnet die Deutschen als Piraten. Meu chel- und Kindermördcr, Banditen usw. Amerika kön ne schon um seiner eigenen Ehre willen nichts ande res tun, als dem Deutschen Reiche den Krieg erklä ren. Aber bevor es daS tue, müsse schon ein anderes geschehen. Der Präsident müsse innerhalb 2l Slun- dcn in Anbetracht der mörderischen Verstösst Deutsch lands gegen die Neutralen allen Handelsverkehr mit Deutschland untersagen. Dafür müsse der Handels verkehr aller Art mit Frankreich, England und dem Rest der zivilisierten Welt gestattet und gefördert wer den. Er sche in Washingtoner Depeschen, das- Deutschland den Mordtaten auf hoher See ein Ende machen wolle, wenn Amerika auf weitere neutrale Rechte verzichte. Ein solcher Vorschlag habe keinen Anspruch auf eine Antwort. Die Fabrikation und Lieferung von Waffen und Munition au Kriegfüh rende sei entweder moralisch oder unmoralisch, je nach dem Gebrauch, der davon gemacht w-rde. Aber die amerikanischen Lieferungen au England und Frankreich seien moralisch, weil sie gegen Deutsch land gerichtet und dazu bestimmt seim. das schänd liche Verbrechen wieder gutznmachen, das Belgien wi derfahren sei. Wenn die Vereinigten Staaten gewstlt feien, auf den Standpunkt Chinas zurückzuknllen, so brauchten sie gegen Deutschland nickst anfmtreten. Aber so dürften sie nicht handeln, wenn sw d'e Stel lung bewahren wollten, welche unter Washington und von den Männern in „Blau und Grau" zu den Zeiten Lincolns, Grants und Lees erreicht worden sei. ! ! i ! j > ' ' ' ' - So sprach Roosevelt, der Ehrendoktor der Ber liner Universität, anstatt den Historiker Wilson von ! der Princeton-Universität daran zu erinnern, da.fi die Vereinigte» Staaten ihre Selbständigkeit auch deut scher Hilfe verdanken und das; deutsche Fäuste Boston und Neuvork einst von englischer Umklammerung be-» freite». Haben die Agitatoren gegen Deutschland dis Ruhmestaten des von Washington aufgebrachten deut sche» Regiments vergessen? Roosevelt zur Seite steht der frühere Kriegsminister Dickinson in einer in Elnkagv erlassenen Erklärung. Aber c/ gebraucht einen anständigeren Ton. Er meint, die amerikanischs Regierung müsse schon einigermassen ernste Schritte tu», wen» sie sich nicht gefährden wolle, von der ganzen Welt und einem grossen Teile des ame rikanische» Polkes verachtet zu werden. Von der gel be» Presse wird verlangt, Dernburg sollte ausge wiesen werden, weil er das Volk verhetze. So ist die Stimmnug in Amerika, und das scheint uns, soweit es sich zur Stunde übersehen lässt, der Hintergrund zu sein, auf dem sich die Beseitigung Bryans nusbant. ' i , * » * D e r u e n e S taat s s ekretä r. Berlin, 9. Juni. Ter neue Staatssekretär, Lansing, gilt in de» Vereinigten Staaten als einer der hervorragendsten Kenner des internationa len Rechtes. In Watertow» 186t geboren, wur de er nach vollendeten! Studium im Jahre 1889 zur Rechtsprayis zugclassen. Aber bereits 1892 lies; ibn die Washingtoner Regierung als einen ihrer Ver treter zu dem Schiedsgericht hinzu, das die Zwistig keiten lösen soll, die über die Jagd auf Pelzrobben in der Beeriug-Sce zwischen England und den Ver einigten Staaten entstanden sind. Als im Jahre 1896 neue Streitigkeiten in dieser Sache ein abermaliges Schiedsgericht notwendig machten, ernannte ihn Was- hiwstou mmuwhr zum Leiter eines Rechtsausschnsses. I» Amcn-jch war man immer der Meinung, dass Brvans Note», soweit sie internationale Tinge be handelte». sei» jetziger Nachfolger leiste» Grundes verfasst habe Bei dem den „Lnntania"fall behandeln den Aktenstück Amerikas wurde allerdings betont. Kan Wilson ibre Bearbeitung sich Vorbehalten habe, kodafi bei diese» Noten die Gedankenrickstnug Lan sings bisher nicht zmn Ausdruck gekommen wäre. » v * Die amerikanische Note. Amsterdam, 9 Juni. Nach zweistündigem Ka- binetlsrak liest Wil'on amtlich bekannt geben, das; die Note fertiggeswllt sei und wahrscheinlich morgen Domierskag abgeschickt werden würde. < N o tterda m , 9 Juni Eine Reutermcldnna be sagt die amerikanische Note beharre ans dem Stand- mmkt. dast Amerikaner ans unbewaffneten Schiffen in Sicherheit gebracht werden müssen, bevor das Schiff, ans dem sie reisen, torpediert wird. j