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„Weißeritz. Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljührlich I M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 4S Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- Kalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. W kWh -MW. Amtsblatt Inserate, welche bei ve, bedeutenden Auflage des Blattes sine sehr wirk- same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und cömplicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Gpaltenzeil» SO Pfg. für die Königliche Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträths zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ikhne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigrm „Jllustrirten Unterhaltungsblatt." Mit land« und hauSwlrthschastlicher Manatsbeilage. Merete für die „Wchmtz-Zeiting 1t nehmen an: in Dippoldiswalde: die Expedition, — in Altenberg: Buchbindennstr. Schütze, — in Krauenstein: Nadlermstr. Hardt- mann, — in Glashütte: Buchbindennstr. Schubert, — in Kreischa: Buchbinder Berger, — in Potschappel: Kaufmann Theu erkauf. Nr. 146. Donnerstag, den 10. Dezember 1891. 57. Jahrgang. Lokales und Sächstsches. Dippoldiswalde, 9. Dezember. Wenn man sich auch sagen mußte, daß die in letzter Nummer in Er innerung gebrachte Erzählung von dem Edelsinne des berühmten Geigers Boucher als Vorbereitung zu dem von den Enkelkindern des Künstlers beabsichtigten Concerte recht passend erschien, zumal zu einer ander- weiten Reklame, ohne welche ja öffentliche Produktio nen nur schwer auf Theilnahme zu rechnen haben, keine Zeit war, so konnte man dennoch kaum die Befürchtung unterdrücken, daß der Besuch des Abends trotzdem nur ein mäßiger sein werde, da die jungen Künstlerinnen leider in einer an Concerten und anderen Vergnüg ungen überreichen Zeit bei uns erschienen sind. Daß aber die Theilnahme unseres musikliebenden und musikoerständigen Publikums so tief unter Null stehen würde, hätten wir nicht erwartet, und bedauern dies lebhaft einestheils im Interesse des Publikums, dem ein reiner Kunstgenuß verloren gegangen, anderntheils im Interesse der in ihren Hoffnungen getäuschten jungen Künstlerinnen, deren Leistungen von den Anwesenden durchweg mit herzlichem Beifall ausgezeichnet wurden. Fräulein Ernestine Boucher, die ältere der Schwestern, stellte sich als recht tüchtige Violinistin, Elmire Boucher als Pianistin mit vielversprechenden Anlagen dar. Es war keine Kleinigkeit, 9 Solonummern ihrer Schwester exakt zu begleiten und noch selbstständig einen Klavier vortrag (konäo oaxrioioso von Mendelsohn) in klarer Ausführung darzubieten. Man merkte aber den kleinen Händen eine Ermüdung nicht an, ebensowenig als der Geigerin, die sich schließlich noch zu einer Zugabe ver stand. Wie aus dem Inserat in heutiger Nummer hervorgeht, beabsichtigen die Fräuleins Boucher nächsten Freitag noch einmal das Glück zu versuchen und ein 2. Concert zu veranstalten. Möchten sie bei demselben für den gestrigen Ausfall entschädigt werden und ihnen durch eine recht zahlreiche Zuhörerschaft die Anerkennung zu Theil werden, die die jungen freundlichen und an spruchslosen Künstlerinnen verdienen. Dippoldiswalde. Herr Diakonus Büchting wird den zweiten Vortrag über seine italienische Reise, bei dem er hauptsächlich den Aufenthalt in Rom be handeln wird, Dienstag, den 15. Dezember, im Rath haussaale halten. f Schmiedeberg. Nächsten Donnerstag werden die Geschwister Ernestine und Elmire Boucher im hie sigen Gasthofssaale ein Konzert veranstalten. Vorzüg liche Empfehlungen namhafter Autoritäten stehen ihnen zur Seite und stellen einen ungewöhnlichen Kunstgenuß in Aussicht. Freunde edler Musik werden ganz be sonder- aus dieses Concert aufmerksam gemacht. — Der seit einem Jahre in hiesiger Gemeinde angestellt gewesene Gemeindediener Philipp geht zum neuen Jahre in gleicher Eigenschaft nach Cöln bei Meißen. An seine Stelle ist der Hüttenarbeiter Mosche von hier gewählt worden. Börnersdorf. Am 7. Dezember, früh 1 Uhr 25 Mtn., will man hier ein mehrere Sekunden an dauerndes unterirdisches Rollen, mit einer leichten Erd erschütterung begleitet, wahrgenommen haben. Glashütte. In der Nacht vom 17. zum 18. De zember wird von Mügeln nach Geising abermals ein Theaterextrazug verkehren. — Die jetzt herrschende etwas flaue Geschäftslage in Handel und Gewerbe und in ,der Industrie macht sich auch in den hiesigen Werkstätten recht geltend. Waren in den letzten Jahren zahlreiche Aufträge vor handen, so sind in diesem Jahre nur so viel Be stellungen eingegangen, daß die Arbeitnehmer meist gerade noch zur Noth beschäftigt werden können und daß hier und da in den gangbarsten Artikeln auf Vorrath gearbeitet wird, immer in der Hoffnung, daß die Bestellungen balo wieder flotter eingehen werden. Dresden. Die Zweite Kammer erledigte am 7. Dezember die Gesetzentwürfe, betreffend die pro visorische Forterhebung der Steuern und Abgaben im Jahre 1892, dessen unveränderte Annahme seitens der Finanzdeputation L beantragt wurde. Nach kurzer Diskussion, in welcher Abg. Stolle (Gesau) den grund sätzlichen Widerspruch der sozialdemokratischen Partei gegen die von der Staatsregierung vorgeschlagene Wiedererhebung der Verbrauchsabgabe von vereins ausländischem Fleischwerk vom 1. Januar 1892 ab erklärte und der vom Vizepräsidenten Streit angeregte Zweifel, ob die durch die Reichsgesetzgebung beseitigte Gesetzgebung über die gedachte Verbrauchsabgabe ein fach durch das provisorische Finanzgesetz wieder in Kraft gesetzt werden könne, durch die Erklärung des Staats ministers v. Thümmel und des Abg. Bönisch, daß die Verbrauchsabgabe durch die Reichsgesetzgebung nicht aufgehoben, sondern ihre Erhebung nur sistirt worden sei, Erledigung fand, ertheilte die Kammer der Er hebung der Berbrauchsabgabe von vereinsausländischem Fleischwerk gegen 11 Stimmen, dem Gesetzentwürfe im Ganzen einstimmig ihre Zustimmung. — Mit Bezug auf die Eidesleistung der sozial demokratischen Abgeordneten im sächsischen Landtage, „das unzertrennliche Wohl des Königs, des Königlichen Hauses und ves Vaterlandes in Obacht nehmen, die Verfassung wahren zu wollen u. s. w.", und die aus drückliche Erklärung Liebknechts, daß die Sozialdemo kraten den geleisteten Eid auch halten würden, schreibt „Der Sozialist", das Organ der unabhängigen Sozia listen: „Die Sozialdemokratie wird also den König, das Vaterland und die Staatsverfaffung wirklich schützen. Sie hat es aufgegeben, an der bestehenden Ordnung der Dinge zu rütteln; sie will das Proletariat nicht befreien. Nun gut, die Arbeiter werden dies zu be achten wissen und ihre Verräther abschütteln!" — Ueber den am Sonntag Nachmittag stattgefun denen Brand im Hauptgebäude der kgl. Blinden anstalt an der Chemnitzer Straße wird nun noch folgendes Nähere bekannt: die Zöglinge (es sind deren z. Z. wohl gegen 100 in der Anstalt) befanden sich in den untern Stockwerken bei freier Beschäftigung. Ein blindes Mädchen ging zufällig in die oberen Etagen und nach dem Boden, da sie Brandgeruch verspürte. Sie wußte eine Dienstperson dort beschäftigt und be nachrichtigte dieselbe von dieser Wahrnehmung. Die verständigte Dienstperson fand diese Bemerkung be gründet, rief um Hilfe, und als diese herbeikam, schlugen den Nahenden bereits die Hellen Flammen entgegen. Die sofort herbeigerufene Feuerwehr bewältigte binnen 2 Stunden den Brand, dem die größte Hälfte des Dachstuhls sammt Dielung und Balkenlage zum Opfer fielen. Die dort lagernden Arbeitsmaterialien repräsen- tirten keinen hohen Werth. Der insgesammt verur sachte Schaden wird auf 15,000 M. geschätzt. Ueber die Entstehungsursache fehlen noch alle Anhalte. — Der am 7. Januar 1874 zu Pretzschendorf ge borene, zuletzt in Pirna wohnende und trotz seiner Jugend bereits zweimal wegen Diebstahls vorbestrafte Schuhmachergeselle Julius Otto Lehns hielt sich am 31. Oktober dss. Js. gelegentlich der Tanzmusik im Brietzold'schen Gasthofe in Stadt Wehlen auf. Lehns benutzte daselbst ein« günstige Gelegenheit, aus einem Schubfache im Parterre ungefähr 4 Mark zu stehlen. Der Angeklagte vergrub zunächst das Geld, da er merkte, daß man ihn beobachtet; als er dasselbe später aus dem Verstecke genommen und nach Pötzscha fahren wollte, erfolgte auf dem Bahnhofe seine Verhaftung. LehnS verwirkte wegen wiederholten Nückfallviebstahls unter Annahme mildernder Umstände 5 Monate Ge- fängniß, die ihm am 8. Dezember vom kgl. Land gericht Dresden zuerkannt wurden. Bischofswerda. Zu den zahlreichen Gvanitbrüchen in nächster Nähe der Stadt und denen im Gebiete des Klosterberges bei Demitz und Schmölln, die sich alle eines lebhaften Betriebes erfreuen, ist kürzlich die Er öffnung eines Syenitbruches hinzugekommen. Vor einiger Zeit wurde eine halbe Stunde von hier, zwischen Pickau und dem Gasthof zum goldenen Löwen ein der artiges reichhaltiges Gesteinlager entdeckt. Der der zeitige Inhaber desselben, Herr Thonig aus Schmölln, hat sich deshalb hier angekauft und wird einen neuen Industriezweig, die Syenitschleiferei hier einrichten. Tharandt. In nächster Zeit begeben sich fünf junge sächsische Forstleute im Auftrage der hollän dischen Regierung nach Niederlänvisch-Jndien, um dort unter günstigen Bedingungen höchst umfangreiche Re viere zu übernehmen. Frankenberg. Die Brandschäden nehmen hier kein Ende. Am 7. Dezember früh in der sechsten Stunde ertönte wieder Feueralarm. Es brannte an zwei Stellen an entgegengesetzten Stadtenden. EiuS der Schadenfeuer äscherte die an der Margarethenstraße gelegene, infolge eines vor zwei Jahren stattgefundenen Brandfalles neuerbaute, mit Erntevorräthen reichge füllte Sächsische Scheune gänzlich ein, während zu gleicher Zeit in der Neustadt die Günthersche, ebenfalls mit Erntevorräthen reichgefüllte Scheune in Flammen aufging. Brandstiftung wird in beiden Fällen ange nommen. Es liegt dringender Verdacht gegen eine Persönlichkeit vor, da von derselben am vorherge gangenem Abend geäußert worden sein soll, in der kommenden Nacht müsse es zweimal brennen. Wilkau bei Zwickau. Hier treiben augenblicklich wieder einmal Gänsediebe in der unverschämtesten Weise ihr unsauberes Wesen. Auffällig ist, daß die meisten Einbrüche immer in einem bestimmten OrtS- theile vorkommen, woraus man annimmt, daß es Leute sind, welche mit den örtlichen Verhältnissen bekannt sind. Schmölln. Unsere Stadt ist der Hauptsitz der Steinnußknopffabrikation. Das dazu erforder liche Rohmaterial, die Steinnüsse, ist in den letzten Wochen so bedeutend im Preise gestiegen (von 8 M. auf 21 M. der Zentner), daß die mitteldeutschen und nebenländischen Steinnußknopffabrikanten hier zur Schließung eines Kartells sich genöthigt sahen. Es wurde ein Preisaufschlag der Steinnußknöpfe von 16 bis 20 Prozent beschlossen. Meißen. In vorvoriger Woche hat der Führer der Konservativen, Kammerherr v. Friesen, Mitglied des Reichstages, hier eine Rede gehalten, aus welcher das „Meißener Tageblatt" einen Auszug bringt. Dar nach forderte Herr von Friesen den Ausschluß aller Elemente, die nicht der christlichen Religion angehören, von öffentlichen Aemtern und begründete das wie folgt: „Die Juden gehören nicht in unsere Schule, nicht an den Richtertisch, nicht in die Anwaltskammern. Wir können nicht Leute brauchen, die auf anderem sittlichen Boden stehen, nicht wir, sie scheiden sich aus. Deswegen fort mit den Juden! Es ist ein Unding, daß ein Jude dem Christen den Eid abnimmt, ihn schwören läßt, an was er selbst nicht glaubt." Riesa. Ein zwischen anderen Kähnen am hiesigen Elbkai behufs Entladung lagernder, mit gefüllten Petroleumsässern beladener Kahn, dem Schiffseigner Ruprecht aus Zehdenick bei Berlin gehörig, war am 4. Dezember aus bis jetzt unbekannter Ursache in Brand gerathen. Um die anderen Kähne in Sicher heit zu bringen, wurden diese von dem brennenden Kahn gelöst. Das sich nun selbst überlassene Fahrzeug,