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Adorker Wochenblatt. Mittheilungen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Neunter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post: 1 Thaler, bei Beziehung des Blattes durch Botcngclkgcnhcit SO Neugrvschen. 5. Erscheint gebe Mittwoch«. 31. Jan. 1844. Korrespondent-Nachrichten. Dresden, am 2t. Januar 1814. Da Ihr Blatt nicht blos örtlichen, sondern auch vaterländischen Interessen zur Besprechung dient, so darf wol auch über einen Borgang aus Dresden in demselben Bericht erstattet werden. Der Rüktritt zwei er hochverdienter Männer von der Repräsentantschaft Ler Residenz hat gestern ein einfaches, aber rührendes Abscbiedsbankct veranlasst, welches von den im Amte verbleibenden Stadtverordneten veranstaltet wurde und jene beiden Kollegen ehren sollte, die nicht blos als Borstände des Kollegiums, sondern auch als dessen Mitglieder ausschicdcn. Eisensiuk — der Veteran unserer Konstituzivn, wie er nicht unpassend genannt wird, Vizepräsident der II. Kammer und zweiter Vorstand der hiesigen Stadtverordneten — wurde zeither, so oft er an der Reihe zum Ausscheiden war, stets wieder erwählt, nahm auch dieses Ehrenamt immer wieder an. In diesem Jahre zum ersten Male hat er die gesezlichen Entschuldigungsursachen geltend gemacht und ist, wie aus seinen Abschicdsworten hervorgeht, leider! für immer aus der Zahl der hiesigen Gemcindevertretcr geschieden. Er ist so allgemein und vortheilhaft ge kannt, es knüpfen sich so theucre Erinnerungen an fernen Namen, dass es nicht nöthig ist, hierüber eine besondere Bemerkung beizufügen. Mit Eisenstuken zugleich schied (Finanzprokurator) Küttner aus, der erste Vorstand des Stadlverord- neten-Kollegiums. Ist derselbe auch nicht in so wei tem Kreise berühmt, wie Eisensiuk, so ist er doch gleich geehrt und geliebt in Dresden, ist ein wahrer tcutschcr Mann vom edelsten Schlage, war immer vom reinsten Feuer für das Gemeinwohl in Stadt und Land durchdrungen, und hat die Funkzion eines Vorstandes der Stadtverordneten immer mit gerech tem Sinne, besonnenem Muthe und mit der grösten Unparteilichkeit ausgeübt. Er hat durch eine Verän derung seines Grundbesizstandes die passive Wähl barkeit als Stadtverordneter verloren, leider! selbst entfernt, und so verliert die Stadt Dresden zu glei cher Zeit zwei ihrer durch Charakter und Talent aus gezeichnetsten Vertreter. Mit schmerzlichen Gefühlen, mit eindringlichen Worten, doch vergebens war ihr Entschluss bekämpf: worden. Es blieb also nichts übrig, als die Vielge liebten noch im Scheiden zu ehren. Dies ist Penn bei dem gestrigen Feste in gemüthlicher, rührender, einfacher, den einfachen Männern am meisten entspre chender Weise geschehen. Ungezwungene Fröhlichkeit wechselte mit Rede und Gesang ab. Insbesondere sprach Ein Lied sehr an, was nach der Melodie des „alten Fcldherrn" Eisenstuken als „alten Feldherrn mit dem Silberhaar" und als den „Marschall Vor wärts" der Volkssache pries. Dasselbe soll einen Kürschnermeister (Klette? d. R.), der ein ausgezeich netes Mitglied der hiesigen Stadtverordneten ist, zum Verfasser haben. Masch'Lebehoch ertönte und manches „Wiederkom men" und „auf Wiedersehen" wurde dem gefeierten Küttner zugerufen, bis di« Gesellschaft, spät in der Nacht, sich trennte. Von Küttner, einem so durch und durch patriotischen Manne, ist übrigens, auch oh ne Beziehung auf diese Aufforderungen, sicher zu hof fen, dass er später wieder als Stadtverordneter cintre- ten wird, sowie er denn jedenfalls auch dereinst für die Vertretung des Landes bestimmt bleibt, wenn der, der uns jezt vertritt, nicht mehr sein wird, was spät geschehen möge! Wohl mag die Art und Weise, wie im leztcn Halbjahre bei der Behandlung der Frage über die Abtretung der hiesigen Gerichtsbarkeit nicht allein die Sachen, sondern vorzugsweise die Personen angegrif-