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Dresdner Journal : 31.08.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-08-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190108311
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19010831
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19010831
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-08
- Tag 1901-08-31
-
Monat
1901-08
-
Jahr
1901
- Titel
- Dresdner Journal : 31.08.1901
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vezugSpretS: Beim Bezüge durch die Helchäslraeae inner»«:» Ar«»d<« 2,50 M (ernlchl- Zulraguaa), durch di« HkeK ün Deutschen Reiche » M. (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Ps. Wird Zurücks->nduna der für dir Schrifttcitung besttuunlen, aber von dieser nicht etn- aeforderten Beiträge bean sprucht, so ist das Postgeld beizufügen Herausgegeben von der König!. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Hourml. Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. -»scheinen: Werktag« nachm d Uhr. «ntündiguug-grbützren: Dir Zrilr kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Anlündi- gunaS-Seiie oder deren Raum 2<> Pf. Bei Tabellen- und Zifiernsatz k Pf. Ausschlag für die Zeile Unterm Re- daktionSstrich (Eingesandt) die Textreile mittler Schrift oder deren Raum 50 Pf. Gebühren - Ermäßigung bei Sfterer Wiederholung Annahme der Anzeigen bis mittags 12 Uhr für dir nach mittags erscheinendr Nummer. M203 1901. Sonnabend, den 31. August nachmittags. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den Vorstand des Amtsgericht- Schwarzenberg Oberjustizrath Paul Adolf Martin Hattaß auf sein Ansuchen in den Ruhestand zu versetzen. Mit Genehmigung Sr Majestät de- Königs ist der Vorstand der amtshauptmannschaftlichen Dele gation zu Sayda Regicrungsrath Schecker zur Kreishauptmannschaft Dresden versetzt, sowie dem RegitrungSossessor' Or. Weißwange bei der AmtS- hauptmannschast Chemnitz die Stelle der Vorstandes der amtrhauptmannschaflllchcn Delegation zu Sayda übertragen worden. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Geheime RegierungS- rath Professor a. D. Naget in Dresden den ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen verliehenen Rothen Adler-Orden 2. Klasse annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Verlagsbuchhändler Arndt Meyer in Leipzig das ihm von Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen-Meiningen verliehene Ritter kreuz 1. Klasse deS Herzog!. Sachsen-Ernestinischen HausordenS annehme und trage. Ernennungen, Versetzungen re. im öffeutl. Dienste. 3» Geschäftsbereiche be« Miutstertum« de« Kult«» »ad äffentltcheu Unterricht». Erledigt: die zweite ständige Lehrcrstelle in Raußlitz Koll.: das KSnigl. Ministerium des Kultus re. Einkommen: außer freier Wohnung u. Cattengenuß 1200 M. Gehalt u. die Vergütung für den Turnunterricht nn Sommerhalbjahre. Gesuche mit sämtlichen Zeugnissen u MilüärauSweiS bis 14 September an den KSnigl. Bezirksschulinspektor Schulrat vr. Gelbe, Meißen. — Zu besetzen: die Kirchschulstelle in OrtmaunS- dors. Koll: da« König!. Ministerium deS Kultus rc. Ein kommen. 1220,12 M vom Schuldienste, 110 M. für den Fortbildungsschulunterricht, 477,sr M für den Üirchendienst u. freie Wohnung; außerdem 100 M an die Frau deS Lehrer», falls sie bei etwaiger Erledigung die Stelle der Handarbeitslehrerin übernimmt Gesuche mit allen PrüfungS- u AmtLsührung-zrugnissen sind bis 1v September beim KSnigl. BrzirkSschulinspektor für Zwickau ll, Schulrat Hörig, einzureicheo; — zwei ständige Lehrrrstellen an der Volks schule mit Selekta in Schönheide. Koll: der Gemrinderat. Diensteinkommen einschl WohnungSgeld 1öbO M, vom er füllten 26. Lebensjahre ab 1700 M. Das Hvchsteinkommen von »Ovo M. wird vom 54. Lebensjahre ab erreicht. Ander wärts verbrachte Dienstjahre werden angerechnet. Gelegen heit zur Erteilung von Ueberstunden ist vorhanden Gesuche mit allen erforderlichen Beilagen einfchl. de- Militärdienst- auSweifrS bis tv. September an den Gemeinterat (Behördl Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) nichtamtlicher Teil. Die auswärtige Politik der Woche. Als Zeitpunkt der Zusammenkunft Sr. Majestät des Kaisers mit dem Zaren in der Danziger Bucht ist auS Privatmeldungen der 10. September bekannt geworden, und man wird dieses Datum als richtig ansehen können, wenngleich unsere amtlichen Kreise aus begreiflicher Zurück haltung und schon aus Rücksicht gegen Rußland von der Veröffentlichung eines förmlichen Programms für die Zweikaiserbegegnung absehen. Die politische Bedeutung des am Ostseestrande zu erwartenden Wiedersehens der beiden Herrscher ist inzwischen da durch verstärkt worden, daß Kaiser Nikolaus II. die Initiative ergriffen hat, um die Zuziehung de» Reichskanzler- Grafen Bülow zu den Danziger Unterredungen herbeizuführen. Wir sagen absichtlich Unterredungen und nicht Verhandlungen. Denn eine neue deutsch-russische Abmachung besonderen Inhalts werden besonnen urteilende Politiker nicht in Aussicht stellen, wohl aber eine Aussprache, die die Uebereinstimmung der deutschen und der russischen Politik in ihren großen Zügen und ihrer friedlichen Grundrichtung außer Zweifel setzen wird. Es ist befriedigend zu hören, daß neuerdings auch die Teilnahme des russischen Ministers der Aeußern an der Kaiserzusammenkunft als sicher gilt. Graf Lambsdorff wird in persönlicher Fühlungnahme mit dem Grafen Bülow die Ueberzeugung gewinnen, daß für ein wechselseitiges Vertrauen zwischen den Kaisern, wie zwischen den Regierungen Deutschland- und Rußlands freie Bahn geschaffen worden ist, und daß gerade der deutsche Reichskanzler zu diesem Er gebnis bereitwillig und thätig mitgewirkt hat. Um die Wirkung nicht unbeachtet zu lassen, die die Danziger Begegnung als bedeutungsvoller Auf takt zu dem Zarenbesuch in Frankreich auf die Presse des Zwtibundes bisher gcäußert hat, mag der erheiternde Umstand erwähnt sein, daß die amtliche französische Telegraphenagentur ihrem Publikum die Berufung deS Grafen Bülow nach Danzig verschweigen wollte. Auch russische Blätter haben anfang», während sie die französische Reise ihres Herrschers schwärmerisch feierten, eine gänzliche Ahnungslosigkeit gegenüber dem deutschen Vorspiel zu dieser Reise an den Tag gelegt. Als aber eine deutsch russische Zeitung auf die Zwecklosigkeit dieser Vogel Strauß-Politik hinwies, brachen die „St. Petersburgskija Wjedomosti" und die „Nowosti" da» Eis mit Aufsätzen über die Möglichkeit einer russisch deutsch-französischen Politik für gemeinsame Friedens- Zwecke. Wir verzeichnen diese Tonart der russischen Presse um so bereitwilliger, je seltener sie während der letzten Jahre an unser Ohr geklungen ist, und wollen ohne Ueberschwang und Vertrauensseligkeit auch unseiffeitS bekräftigen, daß sich auS der gegen wärtigen europäischen Lage wie aus ihrer mutmaß lichen Weiterentwickelung zwischen dem Deutschen Reiche und den Mächten des Zweibundes — von der einen Frage, die für Deutschland keine ist, ab gesehen — sicherlich weniger Anlässe zur Verfeind ung als zu allmählicher ruhiger Annäherung ergeben können. Eine wahre Sintflut von Betrachtungen hat während dieser Woche die Presse über die Sühne- Mission des chinesischen Prinzen Tschun er gossen. Man kann leider nicht sagen, daß in diesen Erörterungen ein angemessenes Verständnis für die ernste völkerrechtliche Seite des von dem Vertreter Chinas im Berliner Schlosse zu vollziehenden Akte» überall zum Durchbruch gelangt wäre. So stieß man sich an den für den Empfang deS Prinzen vor- gcsehenen Förmlichkeiten, ohne zu bedenken, daß diese äußeren Ehrenbezeugungen den Gebräuchen deS Völkerrechts entsprechen. Prinz Tschun erscheint in Berlin als unmittelbarer Stellvertreter seine-Bruder-, des regierenden Kaisers von China; und er erscheint zur Vornahme einer Handlung, durch die der schwarze Fleck des Gesandten - Mordes auS den amtlichen Beziehungen zweier großer Reiche, soweit dies völkerrechtlich möglich ist, ausgelöscht werden soll. Die Wiederherstellung eines friedlichen und leidlich freundschaftlichen Verhältnisses zwischen Deutschland und China wird doch allseitig schon im Interesse unsere« Handel« gewünscht. Daraus folgt aber, daß wir auch den äußeren Akt dieser Wieder herstellung durch eine feierliche Staatshandlung vor nehmen müssen Die Durchführung der Sühne- Mission ist überdies keine bloß deutsche, sondern eine gemeinsame Forderung der Mächte an China; sie bildet den ersten Punkt des Pekinger Schluß- Protokolls. Je mehr der Träger dieser Mission äußerlich als vollgiltiger Vertreter seines Reiches und seines Kaisers behandelt wird, desto schärfer tritt amtlich und völkerrechtlich die Thatsache in die Erscheinung, daß nicht Prinz Tschun als Person, sondern in seiner Person das chinesische Reich und das chinesische Kaiserhaus für das Verbrechen an einem Vertreter Deutschlands Genugthuung geben. Auch wird darauf bestanden werden müssen, daß — gleichviel in welcher Form — die chinesischen Ab gesandten in Worten und Gebärden ihre Ehr erbietung gegen das Oberhaupt des Deutschen Reiche» so zum Ausdruck bringen, daß damit auch nach chinesischen Begriffen eine Huldigung für ernen mächtigen und dem Kaiser von China völkerrechtlich gleichstehenden Herrscher verbunden ist. Durch diese Forderung werken nicht, wie unsere demokratische Presse mit gewohnter Oberflächlichkeit annimmt, asiatische Sitten nach Europa eingeführt. Wohl aber wird die Souveränitäts - Stellung der Oberhäupter aller Staaten von christlicher Civilisa- tion gegenüber der chinesischen Anschauung, wonach die anderen Herrscher als Vasallen des Sohnes des Himmels gelten sollen, zum Ausdruck gebracht. Im eigenen Interesse der chinesischen Sühne - Mission wird es endlich liegen, daß die Unterzeichnung des Pekinger Protokolls nunmehr nicht länger auf sich warten läßt. Bekanntlich hat Li-Hung-Tschang die Gesandten der Mächte wissen lassen, daß er bereits im Besitze des ihn zur Unterschrift ermächtigenden Kaiserlichen Edikts sei. Ehe wir die chinesischen Dinge verlassen, wäre im Anschluß an unsere Bemerkungen in der vorigen Uebersicht noch ein Blick auf weitere deutschfeind liche Auslassungen der „Times" zu werfen, die es noch immer al» ihre Aufgabe betrachten, einen scheinbar aklenmäßigen Nachweis dafür zu liefern, daß die deutsche Politik dem britischen Imperialis mus in Ostasien nicht die erwarteten Hand- und Spanndienste geleistet hat. Es ist schon hervor gehoben worden, daß die englische Regierung eine von der Darstellung der „Times" erheblich ab weichende Auffassung über die aukgleichende und mildernde Thätigkeit amtlich bekundet hat, die von unserer Diplomatie namentlich bei heiklen Streit punkten zwischen England und Rußland während der China-Wirren wiederholt entfaltet worden ist. Man könnte fragen, weshalb eigentlich das Londoner City-Blatt so eifrig in der Aufdeckung von Schwächen und Blößen der britischen Chinapolitik ist Die Vermutung liegt nahe, daß die „Times" ihren Lesern die Nutzlosigkeit eines Zusammengehens mit Deutsch land nur deshalb so häufig vor Augen führen, um für eine Annäherung an Rußland Stimmung zu machen. Wie man weiß, ist die Politik einer eng lisch-russischen Verständigung von jeher das Pro gramm der liberalen Opposition in England ge wesen. Die „Times" rücken also mit ihrem ent täuschten Imperialismus an die Seite der konsequent russenfreundlichen „Daily News". Man kann auf die weitere Entwickelung dieser russischen Richtung in der britischen Jingo-Presse gespannt sein. Was das Gebiet der amtlichen Diplomatie betrifft, so be weist wohl schon die Danziger Begegnung, daß die deutsche Politik auch in der Pflege der Beziehungen zu Rußland den englischen Staatsmännern recht zeitig vorgegriffen hat. Aus allen Quellen der Preßpolitik an der unteren Donau ist im Laufe dieser Woche da» ruhebedürftige Europa mit einer Fülle von pessimistischen Nachrichten und Betrachtungen zur Balkanlage überschüttet worden, denen glück licherweise nur wenig ThatjächlicheS ent ¬ spricht. Daß Rußlands Einfluß in mehr als einem Balkanstaate Fortschritte macht, ist wohl unbestreitbar, und die ungarische wie die österreichische Presse findet, ohne dazu der Unterstützung reich-deutscher Blätter zu bedürfen, in der Beobachtung und Verzeichnung dieser Fortschritte ein dankbares Feld für ihre Wachsamkeit. Nur sollte diese Wachsamkeit mit einem schärferen Wirklichkeit-sinn gepaart sein und auf die Verbreitung willkürlicher Erfindungen über russische Umtriebe verzichten. Gras GoluchowSki hat keine Drohnote nach St. Petersburg geschickt. Da» russisch-österreichische Balkan-Abkommen von 1897 wird nicht gekündigt werden. In Ischl haben außer ordentliche Militär-Beratungen nicht stattgefunden. Vom Kaiser Franz Joseph wird keine seniationelle Ansprache erwarte». Ansammlungen russischer Trup pen längs des Pruth sind über den Rahmen der gewöhnlichen Sommer-Uebungen hinaus nicht erfolgt. Und rumänische Manöver konnten im Pruth-Gebiete, wo für dieses Jahr überhaupt keine geplant waren, auch nicht abgesagt werden. Nur die Fahrt einer russischen Flottille auf dem Kilia-Arme der Donau ble.bl als Thatsache bestehen und könnte im Sinne eine- Verstoßes gegen Bestimmungen der Berliner Kongreßakte behandelt werden, wenn nicht bereit- ähnliche Verstöße von anderer als russischer Seite einen Vorgang geschaffen hätten, auf den sich Rußland erforderlichenfalls berufen dürste. Die letzten Tage haben übrigens von allen Seiten abwiegelnde Meldungen al» Gegengift gegen die lärmenden Ankündigungen einer Balkankrise gebracht. Die daraufhin hoffentlich eintretende Beruhigung rst um fo erwünschter, als man sonst an dem Verdacht festhalten müßte, daß der tolle Balkanspuk zur Ver finsterung des friedlichen Hintergrundes der Zwei- Kaiser-Begegnung bei Danzig dienen soll. Wer sich überhaupt auf das in der Politik wenig dankbare Rätselraten einlassen will, könnte eine kommende Aktion, sei eS Rußlands, sei es der Zwei bundmächte, eher im Mittelmeer als auf dem Balkan an die Wand malen. Die russische Preffe hat vor kurzem eifrig und einstimmig als eine» der dringendsten Bedürfnisse Rußlands die Erwerbung von Kohlen- oder Schiffsstationen bezeichnet. Es wäre vielleicht nicht undenkbar, daß die Frage ernst lich auftauchen könnte, falls etwa Frankreich bei längerer Dauer seines diplomatischen Bruches mit der Pforte sich doch noch zu demonstrativen Schiffs bewegungen im Aegäischen Meere veranlaßt fühlen könnte. Am Goldenen Horn giebt eS zur Zeit keine französische Botschaft mehr. Hr. Con stans hat dies, wie durch seine Abreise, so auch namentlich durch die vorherige feierliche Ein ziehung der französischen Flagge auf dem Botschasts- PalaiS der Republik in aller Form bekundet. Zurückgeblieben ist nur eine diplomatische Not- Agentur für laufende Angelegenheiten. Dieser Zu stand muß einem Herrscher, der in solchem Grade wie der Sultan Abdul Hamid auf die Wahrung seine- kaiserlichen Ansehens bedacht ist, recht peinlich sein, wie er auch anderseits für die Regierung der französischen Republik mancherlei Unannehmlichkeiten mit sich bringt. Man droht zwar von Paris au» Kunst und Wissenschaft. Die Internationale Kunstausstellung Dresden 1901. XXV. Dit Bilder der Münchener Sezession. Indem wir un» von der Besprechung der Wiener Gemälde zu der der Münchener wenden, betteten wir zum ersten Male wieder rein deutschen Boden, auf dem wir un« selbstverständlich ganz ander« zu Hause fühlen, al« in den Sälen de« Auslande«, da uns der größere Teil der Maler, deren Werke un« in der deutschen Hälfte der Ausstellung begegnen, schon seit längerer Zeit durch wiederholte« Zusammentreffen bekannt ist und die wenig neuen Erscheinungen, die sich zum ersten Male bei un« eingefunden haben, sich so leicht in den allgemeinen Rahmen einfügen lasten, daß ihre Beurteilung keine nennenswerte Schwierigkeit bietet Aber wenn auch die deutsche Abteilung der Malerei größere Ueberraschungen nicht enthält und da« Gesamtbild, das wir bisher von dem gegenwärtigen Zustand diese« Zweige« der Kunst in Deutschland gewonnen haben, durch sie nicht verändert wird, so wäre e« doch unrecht, da« viele Schöne, da« sie un« bietet, de«halb gering anschlagrn zu wollen, weil sie nur wenig Anlaß zu einem lebhafteren Austausche der Meinungen liefert und weil statt besten ein ruhiges Genießen angenehme Pflicht wird Nur in den Sälen der Münchener Maler findet man eine Anzahl Bilder, die je nach dem Stundpunkte de« Einzelnen angegriffen oder verteidigt werden können. Die meisten Angriff« erfahren die Bilder der Münchener Sezession in Saal IV. Bon ihnen soll daher zuerst die Red« sein Dort hängt da« am häufigsten besprochene und wohl allgemein von den Besuchern der Aus stellung verurteilt« Triptychon: „Der verlorene Sohn" von Max Slevogt (Nr. 660). ES ist durch tue Verleihung der großen goldenen Plakette ausgezeichnet worden und, wie man hört, ernstlich zum Ankauf für die König!. Galerie in Erwägung gezogen worden Im Publikum begreift man weder da« eine noch das andere. Man stößt sich mit Recht an der stark karikaturartigen Darstellung eines biblischen Stoffes und versteht nicht, wie der Maler dazu ge kommen ist, den sittlichen Gehalt dieser Erzählung durch die sonst übliche Betonung der vergebenken und alle« vergessenden Liebe unberücksichtigt zu lasten. ES ist die« dieselbe natürliche Empfindung, der wir an dieser Stelle Au«druck gegeben haben, al« wir da« Bild gelegentlich seiner ersten hiesigen Ausstellung in Wolfframms Kunst salon zu erwähnen hatten. Die danach erhobenen und soeben wieder angedeuteten Bedenken bestehen noch heute vollständig zu Recht. Man wird eS niemand verübeln können, wenn er mit ihnen nicht fertig wird und des halb die Schöpfung Slevogt« verwirft Aber e« giebt doch noch einen zweiten Standpunkt, auf den wir auch bereits hingewiesen haben. Wenn man das Werk rein al« Malerei betrachtet, so gewinnt e« um so mehr, je öfter man es sieht In technisch«» Hinsicht rein auf die Farbe gestellt, ist e« von einer Konsequenz in der Durch, führung, die nur hervorragend begabten Malern eigen zu scin pflegt Man wird an Rembrandt erinnert, besten biblische Gemälde ja meist auch nicht ihrer edlen Auffassung, wie sie die Italiener in der Malerei ein. gebürgert haben, sondern nur ihren rein malerischen Vorzügen ihren Ruhm verdanken. Was aber Rem brandt billig ist, darf man Slevogt nicht versagen, und wenn man ihm gerecht werden will, so kann man sich am besten mit ihm abfindcn, wenn man annimmt, daß er die biblische Erzählung nicht, wie da» in der Regel geschieht, von ihrer tragischen Seite anpacken, sondern ihr, wa« man ihm al» Künstler nicht verwehren kann, eine humoristische Auilegung geben wollte Humoristisch wünscht oste« bar auch Fritz v. Uhde sein großer Bild „Ruhepause im Atelier ' (Nr. 722) auf gefaßt zu sehen Aber wa« er bietet, ist nicht mehr als ein schlechter Atelier scherz, der durch den Umfang des Gemäldes doppelt unangenehm wird. Tie Modelle, die Uhde für «in Bild der Heiligen Familie braucht, eine Frau aus dem Volke mit ihrem Säugling cuf d«m Arm, ein als Joseph mit dem Stabe verkleideter Bettler, zwei Kinder mit angekl«bt«n EngelSflügeln, machen sich, nachdem der Maler das Atelier verlasten hat, die cin- getretene Pause zu nutze, um sich auSzmuhen. Aber man sieht ihnen ihre Müdigkeit zu deutlich an und ärgert sich, daß der Künstler durch diesen Blick hinter die Kulissen, den er un» thun läßt, selbst da» Gehrim- ni» seiner Arbeitsweise enthüllt, daß er in d«m matt- grauen Gcsamtton de« Bilde» gewissermaßen sline eigene Müdigkeit nur allzu deutlich verrät. An den beiden Bildern Ludwig HerterichS „Der Spiegel" und „Pie et fortiter" (Nr. 269 und 270) vermag un» nur die fleißige, handfest« Mache, die sich abmüht, farbige Spiegelungen und allerhand Lichtnflexe mit dem Pinsel wiederzugeben, zu interessieren Fehlt doch dem Ritter, der in starker Rüstur g, aber mit beinahe gebrochener Kraft neben dem am Kreuze hängenden Heiland steht, alle» und jede», wa» die gewählte Bezeich nung rechtfertigen könnte. Auch dürfte sich der Leib de» Gekieuzigten am allerwenigsten zum Gegenstand de» Studium» von Licht- und Farbenflecken eignen Au» demselben Grunde wird man auch dem „Erlöser" von Johann Hertrrich (Nr 268) im Saale der Münchener Genossenschaft (XXXVH), einem am Boden liegenden Crucifixu», nach dem ein Engel au» den Wolken den Arm ausstreckt, nur den Wert einer geschickten Beleuchtungk« studie beimesten können Zu den bedeutendsten Stücken der Sezession». Ausstellung gehören die nach gethaner Arbeit wohlgemut mit ihren Pferden heimkrhrenden „Bauern" von Angelo Jank (Nr. 308), dem famosen Illustrator d«S „Märchens vom Schweinehirten und der Prinzessin" vom Jahre 1899. Sein heuriges Bild erscheint wie ein volltönende Hymne auf die Poesie de« Sonnen schein«, der da» Dörfchen im Hintergründe goldig ver klärt und durch den Gegensatz zu den kühlen, dunklen Schatten de» Vordergrund«» ausnehmend malerisch wirkt Im Bergleich zu dieser kräftigen, vorzugsweise dekorativen Arbeitsweise Jank» nimmt sich das Liebes paar des au» Stuttgart wieder nach München zurück- gekehrten Robert Haug, da», auf einer Bank unter grünen Bäumen sitzend, „glückliche Stunden" der Lieb« erlebt, trotz der wie immer bei Haug anmutigen Zeich nung und Farbengebung, doch recht weichlich au». Ein tüchtige« Jnterieurbild ist die Dame „an der Thüre" von Han« Borchardt (Nr 68), doch reicht e« an die schon mehrfach erwähnten Interieur« de« Genossen schaftler« Karl Blo« (Nr 58 und 59) nicht heran Der Knabrnakt „Am Ladeplatz" von Christian Landen- berper (Nr 388) ist eine gut beobachtete Freilicht- studre, in der da« Spiel de« Lichte« reizvoll wieder gegeben ist. Leider scheint Heinrich Zügel, der einst in feinen Tierbildern durch den großen Zug seiner Auf fassung und die sichere Kraft seiner Malerei Hoch bedeutende« leistete, heute im Gefühl seiner großen Sicherheit die Vorliebe für da« Skizzenhafte zu weit zu treiben. Denn seine Schweinefamilie, der er « in der Sonne höchst „behaglich" sein läßt, ist zwar virtuo« ge malt, aber man merkt dem Bilde zu sehr an, daß dem Maler e« darin weit weniger auf die Dar stellung der Tiere selbst, al« aus die Beob achtung der Reflexe angekommen ist, di« da» Sonnen licht auf den Rücken der Tiere erzeugt (Nr 781) Auch di« Schüler Zügel«, Emanuel Hegenbarth und der au» Zittau stammend« Rudolf Schramm, betonen in ihren Gemälden diese luminaristischen Bestrebungen ihre« Lehrer« entschieden zu stark und laufe« dabei
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