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Menstag 93. 28. November 1854. Fischeln) Dienstag« nnd Fnit-tg». Zu beziehen durch alle Postanstal- «en. Preis pro Oirart. lONgr. i / ZnftrÄ, wdrden mit Wcil;erit;-Iel1nng. genommen. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Russische Lehre von der Obrigkeit. Obgleich die Vermischung von Gottesdienst und Menschendienst in dem russischen Christenthum, für dessen „orthodoxen Glauben" jetzt zwei Millionen Dienschen in den Kampf beordert werden, unfern Lesern nichts Unbekanntes ist, können wir nicht umhin, ihnen zur genaueren Charak- lerisirung der „orthodoxen Lehre", wie sie die orientalische Kirche in Rußland lehren muß, folgende unter den gegen wärtigen Verhältnissen interessante Stelle aus dem „Rus sischen Katechismus" mitzutheilen. Frage. Wie muß die Gewalt des Kaisers vom christlichen Standpunkte angesehen werden? Antwort. Als unmittelbar von Gott ausgehend. Fr. Was für Pflichten lehrt die Religion uns, die demüthigen Unterthanen Sr. Maj. des Kaisers von Rußland, gegen ihn zu erfüllen? Antw. Verehrung, Gehorsam, Treue, Steuernzahlen, Leistung deS Kriegsdienstes, Liebe und Fürbitte; was Alles in den Worten Treue und Verehrung begriffen ist. Fr. Worin besteht diese Verehrung und wie muß sie sich äußern? Antw. Durch einfältigste Unterwürfigkeit in Worten, Gcberden, Betragen, Gedanken und Handlungen. Fr. Welche Art Gehorsam schulden wir Ihm? Antw. Einen gänzlichen, leidenden und unbegrenzten Gehorsam in jeder Rücksicht. Fr. Worin besteht die Treue, die wir dem Kaiser schulden? Antw. Darin, daß wir seine Gebote auf das Pünkt lichste, ohne sie zu prüfen, ausführen; die Leistungen, die Er von uns verlangt, vollbringe»; und das Alles willig- lich ohne Murren thun. Fr. Welches sind die übernatürlich-offenbarten Gründe für solche Verehrung? Antw. Die übernatürlich-offenbarten Gründe sind: daß der Kaiser der Stellvertreter und NeichSverwalter Minister) Gottes ist, seine göttlichen Gebote auSzu- führen; und folglich Ungehorsam gegen den Kaiser ein und dasselbe ist mit Ungehorsam gegen Gott selbst; daß Gott uns in der jenseitigen Welt für die Verehrung und den Gehorsam, die wir dem Kaiser erweisen, be lohnen; aber uns in alle Ewigkeit streng bestrafen wird, sollten wir ungehorsam sein oder ihn zu verehren vernach lässigen. Uebcrdies befiehlt uns Gott, jede Autorität und (also) besonders die des Kaisers aus dem inner sten Grunde des Herzens zu lieben und ihr zu gehorchen; nicht aus weltlichen Rücksichten sondern aus Furcht vor dem ewigen Gericht. Fr. Was für Schriften schreiben diese Pflichten vor? Antw. Das Alte und Neue Testament, und beson der« die Psalmen, Evangelien und Apostolischen Briefe. Fr. Was für Beispiele bekräftigen diese Lehre? Antw. Das Beispiel Jesu Christi selbst, der in Unterthänigkeit gegen den Kaiser von Rom lebte und starb, und sich gehorsam dem Urtheil unterwarf, welches ihn zum Tode verdammte. (In dem Druck dieses Katechismus find die Worte „Gott" und „Kaiser" stets gleicherweise mit großen, der Name „Christus" mit gewöhnlichen Lettern gedruckt. Auch die Kinder der Römisch-Katholischen in Polen find gezwungen, bei ihrem Schulunterrichte diesen KatechiSmuS auswendig zu lernen.) (Pr. K.-Z.) Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Die am 22. d. MtS. statt» gefundene Wahl zur Ergänzung des mit Ende diese- JahreS ausscheidenben Drittheils unseres Stadtver- vrdneten - CollegiumS hat folgendes Resultat er geben: Zu Stadtverordneten wurden gewählts Herr Wachtmeister Wuschig mit 13 Stimmen» Herr Böttchermstr. Lau schke mit 9 Stimmen, Herr Kaufm. H. H. Reichel mit 8 Stimmen; zu Ersatzmännern: Herr Schuhmachermstr. Kästner a.M. mit 7 St.- Herr Schuhmacherinstr. GeorgLi ebscher mit6St.> Herr Schuhmachermstr. Dörner mit 6 St. Zwischen beiden letzteren wird, da nur zwei Ersatz* männer zu wählen sind und beide gleiche Stimmen haben, daS Loos entscheiden. — Die laut Bekanntmachung des Stadtrath- ik vor. Nr. d. Bl. mit dem 1. Decbr. cinlretende Aus' Hebung der Brod-Tare findet allgemeinen Bei fall deswegen, weil man zuversichtlich nun auf billi gere Bcod-Preise hoffen darf, als wir sie bisher hat ten. So z. B. war die Taxe in Freiberg am 25. Novbr. für das 6Pfundbrod erster Sorte nur 63 Pf., für zweite Sorte .56 Pf. bei den Stadt* bäckern, und um noch 2 Pf. billiger bei den Dorf bäckern ! Aus dem Plauenschen Grunde, 2V. Novbr. Am 15. d. M. wurde die von dem Frauenhilfsvereinr im Plauenschen Grunde gestiftete Arbeitsschule für arme Kinder aus der nächsten Umgegend Döh lens in den dazu gemietheten Localen des Fabrikge bäudes deS Herrn Michael zu Döhlen feierlich ein- geweihl; 17 Knaben und 32 Mädchen waren an wesend. Mit dem Gesänge der beiden ersten Verse des LiedeS: „Mit dir geh ich an mein Geschäft rc." wurde die ernste Feier eröffnet. Hierauf sprach Hk. Pastor Reinhard aus Döhlen die Weihrede, in wel cher er die stillsegnende Wirksamkeit dieses wohlthä-