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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.10.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-10-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19101008028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910100802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910100802
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-10
- Tag 1910-10-08
-
Monat
1910-10
-
Jahr
1910
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Bezugs-Preis >dr nnd «mnr«» durch »u^r, TrLaer und Spediieur« 2««I »«glich m«Huu« grdruchl: SO monatl., >,70^» merlellthrl Uet unirrn gümlr» n. «la» mUuurfttllkn udaedolt: 7S ch m^urtl.. A.LS oierteltthrl. Durch »t« D»N: lnarrhulb Deniichinnd« und der deriUche» «olonieu »trnelithrl. !!.«» »oaaU. >viO -utlchl. Posldellrllgeld Hern« m Belgreu, Dänemark, den Donaustaareu, Italien, Lurenidurg, Niederlande, Nar- wege» Oesterreich Ungarn, Rukiand, Schwede,, Schioet, n. Spanien, In allen übrigen Staaten um direkt durch die GrichPlSilelle de« Watte« erbäiilich. Da« iieipg'ger Tagedlan erichemi 2 mat «glich, Kanu- u. Aei riag« nur mergent. Ldennenleut-Unnabme, Augallulplatz 8, bei unteren Träger». Iilmlen, Spediteure» und Annahmestellen. ionne Postämter» uud Äriesträgern <»»»«l»er»aus-»r«»» der vtnrgen. eutgade Iv der t,den»an»gabe S Nrdakklvu und tSrichäftäkellri Iobannisgalse ki, gerntprrcher - »4692, 1469». I4SS4. Abend-Ausgabe. eWMr.TagMM Handelszeitung. Amtsvkatl -es Aates und des Nolizeiamtcs -er Lladt Leipzig. Anzeigen-PrerS chr Inserate au« Ueiviig und Umgedun, di» ügelpaltene bl) mm drei«, Petit^i!, 2b ch, die 74 mm breite gteHamegeU« l „u auiwdrl« ctli ch. Ntklamen 1.20 Inserate den Behärden 'M amtltchea Teil die 74 mm brett« Peripetie 40 »etchä'tta iei-gen mit V atzvorschriften und I» der Saendau-gad« iu> prelle rrhdhi Nabati noch Taris. Ärilagegebübr b v. Lautend ex kl. Postgebühr. Keltertet!re Nutträg« können nicht «nrüik- ge-oge» werden. hür da« Orscheine» an beirimmte» Lagen und Plätzen wird kein« Garantie übernommen. Anzeigen, «nnadmei LnguNu«vl»tz »l. der tämilichen Filialen u. allen Nnnoncen- tlpedltlonen de» In» nutz N»«land«4- -anpr-Stltal, Derltn charl Duncker. Heriogi. viyr. Hosdnä^ Handlung, Lutzoinüiatze llL (Telephon VÖ 'Nr. 4>t>NI). Haupt.AUialr Dreädem Seetiintze 4. t (Telephon 4<j^ Nr. 278 Sonnsdenlt, ürn 8. vkwbrr ISIS. 104. Zshrgsntz. Lchleppmanopvl unü Schillshrtssdysben. Während der Dau des Nhein-Weser-Kanals rüstig fortschreitet, regen sich im Rheinlande wirtschaftliche Interessenvertretungen, um nunmehr auch gegen das gesetzlich geforderte Schleppmonopol auf jener Wasserstraße einen energischen Vorstoß auszuführen. Nach dem Bergbaulichen Verein sind jetzt auch die rheinischen Privatschiffer in die Abwehr des Schlepp monopols eingetreten und zahlreiche Handelskammern werden demnächst nachfolgen. Den rheinischen Privat schiffern kommt die wirklich bedauernswerte Lage ihres Gewerbes zustatten: vielen Schiffern droht auf Grund der allgemeinen wirtschaftlichen Konjunktur die Gefahr, daß ihr Schiff gepfändet wird, Leute mit mühsam ersparten kleinen Kapitalien sehen ihre selb ständige wirtschaftliche Existenz bedroht. Sie wenden sich hilseflehend an die Regierung und weisen darauf hin, daß die gegenwärtige Verkehrspolitik weitab von wirtschaftlichem Fortschritt liege: ste verlangen Frei lassung des Rhein-Weser-Kanals vom Schlepp monopol. Dazu wird in der Wochenschrift des Ver eins zur Wahrung der Rheinschisfahrtsinteressen „Der Rhein" bemerkt, daß das Schleppmonopol viel stärker und sicherer im preußischen Wasserstraßengesetz von 190ö verankert sei als die Schiffahrts abgaben. Das Schleppmononpol, für eine preußische Strecke in einem preußischen Gesetze fest gelegt, sei eine Bestimmung zwingenden Rechts. Der Paragraph über die Einführung von Schiffahrts abgaben im preußischen Wasserstraßengesetz dagegen sei nichts weiter als ein Programm Preußens für die Auseinandersetzung mit den gesetzgebenden Gewalten des Deutschen Reiches und mit den be teiligten ausländischen Staaten, Holland und Oester reich. Der K 19 des preußischen Wasscrstraßengesetzes sei ein staatsrechtliches Unikum, von un serer freien Staatsrcchtswissenschaft an den Univer sitäten gründlich als Pfuscharbeit erwiesen. Man wird sich in Sachsen besonders erinnern, welch scharfe Worte in der Ersten Kammer Wirkl. Geh. Rat Dr. Wach zur Kritik dieses Paragraphen fand. Eine Verständigung mit Holland wegen der Schiffahrtsabgaben erscheint nunmehr als völlig aussichtslos. Die holländische Negierung hat letzthin ganz unzweideutige Erklärungen abgegeben, daß sie niemals in eine Aenderung der Nheinschiff fahrtsakte zum Zwecke der Einführung von Schiff fahrtsabgaben willigen werde. Damit wird das ganze Schiffahrtsabgabenproblem hinfällig. Um das An sehen Deutschlands im Auslande zu wahren, könnte noch heute der Bundesrat Len noch gar nicht ein mal von amtlicher Seite veröffentlichten Gesetz entwurf, betr. Einführung von Schisfahrtsabgaben zurückziebcn und die preußische Regierung dann im Landtage erklären, das durch 8 19 des Waßer- stragengesetzes aufgestellte Programm der Einführung oon Schiffahrtsabgaben habe sich im Reiche als n i ch t durchführbar erwiesen, noch weniger dem Aus lands gegenüber, und das Ansehen des Reiches ver lange unbedingt die Aufgabe weiterer Versuche. Der K 19 sei somit hinfällig geworden. Reichs- und Völkerrecht stehen vor Einzelstaatsrccht. Angesichts der Versuche der „Kölnischen Zeitung", die rheinische Großindustrie für Schiffahrtsabgaben und Schleppmonopol einzufangen, werden sich alle an d>.r Rheinschiffahrt besonders interessierten Er werbsstände regen, um den großen drohenden Ge fahren zu begegnen. Nus üen Keichslsgskllmmillillnen. Die Strafpro^cßtommission beendete am Donnerstag die erste Lesung mit der Durchberatung des Einführungsgesetzcs und ver tagte sich hierauf bis zum 18. Oktober. Zum Einführungsgesetz hatten die Sozialdemokraten eine Reihe Anträge gestellt, die eine Beseitigung der lanoesgesetzlichen Vorschriften über das Plakatwesen, die Bestrafung des Kontraktbruches, das Streikrecht der Landarbeiter und des Gesindes sowie die Vertei lung von Flugblättern bezweckten: die Anträge wur den abgelchnt. Weiter wurde u. a. ein Antrag abge lehnt auf Beseitigung der Bestimmung, wonach für die Landesherren und ihre Angehörigen die Straf prozeßordnung nur gelten soll, soweit nicht die Haus verfassungen oder die La«oesgesetze etwas Abweichen des bestimmen. Ein weiterer Antrag will in Folgerung der neuen Bestimmungen der Strafprozeßordnung, wonach in Zukunst in gewissen Fällen von einer Beeidigung der Zeugen und Sachverständigen abgesehen wer den kann, in das Strafgesetzbuch eine Bestimmung ausgenommen haben, nach welcher die uneidliche Aus sage der Zeugen und Sachverständigen in der Haupt verhandlung. wenn sie wissentlich od.er fahr lässig falsch ist, Bestrafung nach sich zieht. Ein Zusatzantrag wollte die Bestrafung nur dann ein treten lassen, wenn die Aussage wesentlich und vor sätzlich zuungunsten des Angeklagten gemacht ist. Der Zujatzantrag wurde abgcleynt, der Hauptantrag an genommen. Schließlich wurden in da» Einfuhrungsgesetz Be stimmungen ausgenommen, die durch Aenderung des Spezialgesetzcs Verbesserungen hinsichtlich der Ent schädigung für unschuldig erlittene Unter suchungshaft bringen, lieber die Entschädi gungspflicht der Staatskasse soll das Gericht entschei den, bei welchem die Staatsanwaltschaft Klage er hoben hat oder nach dem Inhalt des Haftbefehls Klage hätte erheben können, wenn sie die Sache vor das erkennende Gericht hätte dringen wollen. Die Staatsanwaltschaft hat dem Gericht auf Verlangen die von ihr geführten Verhandlungsprotokolle vorzu legen, das Gericht kann weitere Ermittelungen vor nehmen oder durch eines seiner Mitglieder vor nehmen lassen. Für die Stellungnahme der Regierung zu den von der Kommission in erster Lefung gefakten Beschlüssen werden insbesondere von Wichtigkeit sein die Stel lung, die den Parlamentsmitgliedern bei Strafverfahren und Strafvoll, streckung eingeräumt ist, und sodann die Mit wirkung der Laien in der Berufung«, in stanz. Man ist in der Kommission überwiegend der Meinung, daß die Regierung weit entgegenkom men wird, so daß an dem Zustandekommen der Straf prozeßnovelle kern Zweifel besteht. Portugal nach üer Revolution. Nach den letzten Depeschen, die allerdings fast durchweg republikanischen Ursprungs sind, ist die Lage in Lissabon ruhig. Die neue Regierung hat die Ordnung wiederher gestellt und behandelt ihre Gegner mit der größter, Schonung. Der Hauptstadt ist also vorläufig der Friede wiedergegeben. Darüber besagen die vor liegenden Meldungen folgendes: Lissabon, 8. Oktober. (Tel.) Die L a ge ist hier wieder normal. Der Straßenbahn betrieb ist teilweise wieder ausgenommen. Die Munizipalgarde und die Bürger- polizei sind aufgelöst. Neue Polizeikorps werden gebildet. Für den Admiral Candido Los Reis, den Führer der aufständischen Truppen, der Selbstmord verübte, und für den ermordeten Bo ur bar da sollen Leichensererlichkeiten auf Staatskosten veranstaltet werden. Das widersprechendste Depeschenmaterial liegt anderseits über di« Situation in der Provinz vor. Die Republikaner verbreiteten Meldungen, nach denen sich auch alle anderen Städte rasch auf die Seite der Revolutionäre gestellt hätten, während im Gegensätze dazu vor allem aus dem Norden Portu gals recht bedenklich lautende Depeschen einlaufen, die oon einem glatten Mißerfolg der um stürzlerischen Bewegung in der Provinz sprechen. Die Nachrichten lauten: Lissabon, 8. Oktober. (Tel.) Nach den aus dem ganzen Lande eintrefsenden Nachrichten soll die Pro klamierung der Republik in ganz Portugal vom Volke anerkannt worden sein. Die königs treuen Truppen leisten keinen Wider st and mehr. Die Regierung läßt viele Mannschaften der könig lichen Polizei und zahlreiche Geistliche, die sich weigern, die Republik anzucrkennen, gefangen setzen. Die Festgenommenen werden überall als politische Gefangene angesehen und mit der größten Rücksicht behandelt. Der Verkehr zwischen der Hauptstadt und der Außen welt ist noch immer unvollkommen. Der Telegraph arbeitet noch unter Schwierig, ketten, da die Wiederherstellung der durch schnittenen Linien noch nicht völlig durchgeführt werden konnte. Lissabon, 8. Oktober. (Tel.) Die Zahl der bürgerlichen und militärischen Anhänger der Republik nimmt beständig zu. Meldungen aus Coimbra, Vianna,Evora und anderen Hauptstädten besagen, daß daselbst die Republik ausgerufen sei. Augsburg, 8. Oktober. (Tel.) Durch Li« Permittelung direkter Nachrichten seitens des katholischen portugiesischen Publizisten Gomez do» Santos erfährt di« „Augsburger Postzeitung", daß der republikanische Putsch die Ordnungsparteien nicht unver mutet traf, und daß sie sofort nach dem Aufstande die Diktatur erklären ließen. Dem Blatte ging aus jener Quelle ein Telegramm zu, in dem es heißt, di« Radikalen seien im Norden niederge. warfen und ihr Mißerfolg dort voll kommen. London, 8. Oktober. (Tel.) Lissabonner Nachrichten zufolge verlautet, daß der Insant Alfonso, der Oheim Les Königs, beabsichtige, die königstreuen Truppen um sich zu sammeln, um noch einen letzten Versuch zu mache», die Monarchie zu retten. Seine Absicht sei nicht aussichtslos, da die Bevölkerung der Nord provinzen es ablehne, mit den Revolu tionären gemeinsame Sache zu machen. Der Widerstand dürfte schwer zu brechen sein. — Mehrere englische Blätter geben der Befürchtung Ausdruck, daß Portugal vor dem Ausbruch eines blutigen Bürgerkrieges stehe. Von der portugiesischen Königsfamilie. London, 8. Oktober. (Tel.) Wie verlautet, ist gestern ein TelegrammdesKönigs Manuel aus Gibraltar in London eingetroffen. Der König erklärt darin, daß die Königin-Mutter, der Herzog von Oporto und er selbst wohlbehalten und bei guter Gesundheit an Bord der Jacht „Amelia" in Gibraltar eingetrofsen sind. Der König er wähnt in dem Telegramm die Revolution nicht und gibt auch keinerlei Andeutungen über seine Zukunftspläne. In hiesigen gut informierten Kreisen glaubt man, daß der König vorläufig in Gibraltar bleiben wird, bis Nachrichten über die Lage in Len portugiesischen Pro vinzen eingetrofsen sind und ob sich die Revolution über das ganze Land ausgebreitet hat, worauf er nach England kommen werde. London, 8. Oktober. (Tel.) Die Blätter melden: Es werden Vorbereitungen getroffen, das Schloß Woodn orton in der Grafschaft Worcester, die Residenz des Herzogs von Orleans, für die Auf nahme des Königs Manuel und der Königin Amalia herzurichten. Eine italienische Apanage für die Königin Mario Pia oon Portugal? Rom, 8. Oktober. (Tel.) Die Regierung wird von der Kammer eine Apanage von 800 000 Lire für die Königin Maria Pia von Portugal, die eine Tante des Königs von Italien ist, verlangen. Zn einer Konferenz ausländischer Gesandten wurde England die Schutzpflicht der Fremden in Portugal übertragen: Wien, 8. Oktober. (Tel.) Wie die „Pol. Korr." aus Madrid meldet, hat Ministerpräsident Cana- lejas mit dem englischen, deutschen und italienischen Gesandten eine Konferenz ge habt, in welcher sie sich über verschiedene Vorschläge geeinigt haben sollen. Danach soll England den Schutz der Fremden in Portugal übernehmen und die notwendigen Maßnahmen veranlaßen. Alfonso Costa, der neue portugiesische Justiz Minister, hat an die Londoner „Times" eine Depesche gerichtet, in der er sich über Las neue Regime in Portugal ausläßt. Wie schon die offizielle Proklamation, so bewegt sich auch diese Erklärung in vielverheißenden Versprechungen. Die Meldung lautet: London, 8. Oktober. (Tel.) Der neue portugie fische Iustizminister Alfonso Costa, sandte an die „Times" eine Depesche, die das Blatt heute morgen veröffentlicht. Es heißt darin: Die proviso- n Sie Frau im Spiegel. Von E. W. Appleton. (Autorisierte Aebersetzung.) „Wie kommen Sie Lazu, zu glauben, daß der Brief von mir stammt, wo Sie doch meinen Namen nicht rennen? War der Brief unterzeichnet?" „Nein." „And doch halten Sic mich für den Schreiber?" „In aller Ergebenheit, ja, Madame", versetzte rch, ganz erstaunt über meine Keckheit. „Ich bin davon überzeugt, und wenn Sie jo freundlich jein wollten, dies zuzugeben und mir die Art der Gefahr aus- ernanüerzusetzen, in der ich mich befinde —" „Welche Gefahr?" „Gerade das wäre ich glücklich zu erfahren." Abermals blickte sie mich forschend an, bevor sie antwortete. Dann sagte sie: „Ich weiß wirklich nicht, wie ich dazu komme, einem Fremden hier Rede und Antwort zu stehen. Wollen Sie die Güte haben, sich mir vorzustellen?" „Ich hielt es für unnötig, Madame, da Sie ja in ihrem Briefe meinen Namen erwähnten." „Und der wäre?" „Lart. Eduard Lart." „Der Name scheint mir bekannt zu sein", sagte sie nach einer nachdenklichen Pause. „Aber sicherlich haben Sie mich noch nie gesehen. Sie müßen Sinnes täuschungen unterworfen sein, Herr Lart." „Es ist noch gar nicht lange her, daß ich selbst dieser Ansicht zuneigte", erwiderte ich, „aber ich bin jetzt anderer Meinung geworden. Wer könnte Ihr Antlitz vergeßen, Madame, wenn er es einmal ge sehen hat?" Sie zuckte mit den Achseln und nahm wieder ihr unnahbarstes Benehmen an, als sie sagte: „Das hängt von äußeren Umständen ab, wie ich glaube. Reden wir offen miteinander: Haben Sie mich jemals gesehen?" „Jawohl, Madame, ich habe das Vergnügen ge habt." „Wenn das der Fall sein sollte, wann und wo, bitte?" Ich schaute ihr so scharf in die Augen, als es mir möglich war, was mir nicht leicht fiel, da ihre glän zenden großen, schwarzen Sterne mich blendeten, und antwortete: „Wollen Sie wirklich, daß ich Ihnen diese Frage beantworte?" „Gewiß. Warum stellen Ste diese Frage?" Ihre Stimme klang wieder hark. „Ich bin mir nicht ganz klar", antwortete ich, „ob ich die schuldige Diskretion nicht verletze, wenn ich Ihre Frage in aller Offenheit beantworte. Darf ich fragen, ob Sie meine Antwort in strengster Vertrau lichkeit entgegenzunehmen gesonnen sind?" „Machen Sii das zur Bedingung?" fragte sie ihrerseits. „Wenn Sie geruhen wollen, es als solche anzu nehmen." „Gut, einverstanden. Ich bilde oon den meisten Frauen eine Ausnahme, indem ich nie verrate, was mir anvertraut wird." „Gut also, ich danke Ihnen. Ja, ich habe Sie einmal ebenso deutlich, wie ich Sic jetzt vor mir sehe, beobachtet. Es war im „Saooy" — noch nicht viele Abende her. Sie waren in Begleitung eines Herrn — eines Barons — und Sie dinierten zusammen in diesem Hotel mit einem Dritten." „Einem Dritten?" „Ja, einem Franzosen." „Und der Baron hieß?" „Romer." „Und der Franzose?" „Iavotte." Sie zuckte zusammen, faßte sich aber rasch wieder. „Ich fürchte. Sie besitzen gefährliche Kenntnisse, Herr Lart. bemerkte sie. „Die ich zuversichtlich Ihrer sicheren Obhut an vertraue. Madame", erwiderte ich und verbeugte mich tief. „Darauf können Sie sich verlaßen", versetzte sie. „Und nun, darf ich fragen, ob Sie mich sonst noch bei irgendeiner Gelegenheit gesehen habend „Es schien mir, als ob sie mich mit gespanntem Blicke betrachte. Ich zögerte einen Moment, da ich mir wohl bewußt war, daß ich mich nun auf gefähr lichem Gebiete befand. „Bestehen Sie auf einer Antwort. Madame?" fragte ich sodann. Ihre Augen blitzten auf. „Gewiß", sagte sie. „Gut, wenn Sie es haben wollen? Ich habe Ihr Gesicht zum ersi»n Mole in einem er^Nck' " Zum ersten Male öffnet« sie erstaunt den Mund. Auf feder Wange erblüht« ein köstliche» ErrSren, und ihre schneeweißen Zähnchen wurden sichtbar. „Das klingt ja wie ein Märchen", jagte sie. „Sie beschreiben die Lage aufs genaueste, Madame. Es war wirklich wie ein Märchenjpuk." „Und wo, wenn ich fragen darf, ist diese Er scheinung vor sich gegangen?" „Nicht sehr wert von hier." „Das ist nicht sehr genau bestrmmt", dcmerkte sie. „Um es genauer zu sagen, in der Villa Raben horst, Ellinorestraße." „Ist das möglich?" fragte sie. „Entweder sind Sie mit einer sehr lebhaften Phantasie begabr oder Sie wißen zuviel — welches von beiden trifft zu?" „Kerns", erwiderte ich, „wenn ich auch gestehen muß, daß ich in der letzten Zeit mehrmals von schlim men Phantasien hcimgesucht worden bin. Kennt nisse besonderer Art habe ich kerne." „Suchen Sie auch kerne zu erwerben". iagre sie plötzlich mit fast beunruhigendem Ernste. ^.Wcnn Sie Warnungen erhalten haben, jo richren sic sich danach ein." Sie hielt plötzlich inne gnd biß sich auf die Lippen. Dann fügte sie hinzu: „Betrachten Sie das als gesagt oder nicht, ich überlaße es Ihrer Diskretion. Und nun, Herr Lart. was wißen Sie mir von diesem Wunderspiegel zu erzählen?" Das Lachen, das diese Worte begleitete, kam mir etwas gezwungen vor. „Dieser Wunderspiegel, Madame", antwortete ich, „hat mir Ihr Antlitz zum ersten Male vor die Augen gezaubert." „Und wo sagten Sie, daß sich dieser Wunderspiegel befindet?" ,Hn meinem Zimmer in der Villa Rabenhorst. Ich habe darin Ihr Antlitz so deutlich gesehen, wie in dresem Augenblicke. Ich sprang auf und schaute um mich und konnte niemand erblicken. Es war eine aufregende Geschichte. Und noch etwas! An einem anderen Tage erschien ein Blumenstrauß auf sehr ge heimnisvolle Weise auf meinem Tische. Mitten in dem Strauße steckte ein Billett, das —" Plötzlich fuhr sie zusammen. Hinter ihr wurden Schritte hörbar. „Um Gottes willen", flüsterte sie ängstlich, „da kommt Romer. Sagen Sie rasch, woher wir uns kennen Haben Sie eine Mutter oder Schwester?" Beides — Blythedale House in Richmond", gab ich rm selben Ton zurück. Einen Augenblick später stand ich dem Baron Romer gegenüber. Zweiundzwanzig st es Kapitel. Der Baron war zum Ausgehen gekleidet. Auf seinem blaßen Angesicht lag ein zorniger Ausdruck. „Ein unerwartetes Zusammentreffen?" sagte er steif. „Kennst du den Herrn schon?" fragte sie mit großer Sicherheit. „Nein", bemerkte er, „ich meinte den Zufall, daß du einem Bekannten begegnet bist, hier in dem ein samen Sträßchen." „Für mich war das Zusammentreffen ebenfalls überraschend", sagte sie. „Erlaube, daß ich dir Herrn Lart vorstelle. Ich bin mit seiner Mutter und seinen Schwestern in Richmond sehr gut bekannt." Der Baron hatte die Gartentür geöffnet und ver beugte sich. Ich tat desgleichen und wollte mich auf den Rückweg machen, als er mich zurückhielt. Er hatte nun sein Benehmen völlig verändert. „Lart". sagte er nachdenklich, „Lart, ein etwas un gewöhnlicher Name. Wäre es möglich, daß Sic Privatsekretär bei einem gewißen Herrn — ä — ä — auch ein kurioser Name —" „Eoliby", warf ich ein. „Richtig, daß Sie bei dem alten Kauze Privat sekretär sind?" „Gewiß, dieses Individuum bin ich", erwiderte ich. „Und wenn ich mich nicht täusche, Herr Baron, so Haden Sie den „alten Kauz" heute morgen besucht." Ueberrascht blickte er mich an. Für einen Moment war er etwas aus der Fassung gebracht. Dann sagte er: „Stimmt, und unser Zusammentreffen kommt mir sehr gelegen. Ich möchte Sie gerne gerade in Be ziehung auf diesen Besuch für ein paar Augenblicke spreche». Leider kann ich mich aber hier nicht länger aufhalten, da ich in der Stadt ein wichtiges Rendez vous habe. Aber wenn wir uns etwa in einer Stunde irgendwo treffen könnten, wäre es mir sebr erwünscht. Würde es Ihnen paßen, um diese Zeit im Rovers-Klub nach mir zu fragen?" „Mit Vergnügen, Herr Baron", antwortete ich und wollte mich schon wieder zurückziehe», als di« Dame mir die Hand bot. Der Baron grüßte und
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