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Ittserate pro Zeile 10 Pf., Linges. 20. Pf. SrpedMou: Waldenburg, Obergasse 291L. «ud Waldenburger Anzeiger Amtsblatt für de« Aadtrath ;« Waldenburg. 164. 1»S1. Sonnabend, den 18. Inti Witteruugsbericht, ausgenommen am 17. Juli, nachm. 4 Uhr. B«rometerstaud 759 MW. reductrt auf den Meeresspiegel. Thermometerstau- -s- 21° 0. (Morgens 8 Uhr -j- 18°.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 74°/o. Thaupuukt -s- 16,s Grad. Windrichtung: Nordwest. Daher WitternugSanSfichteu für den 18. Juli: Veränderlich wolkiges Wetter mit fortdauernder Gewitterneigung bei wenig veränderter Temperatur. *Walde«bnrg, 17. Juli 1891. Die Hoffnung, daß mit der Hinneigung Deutsch lands nach England der Frieden eine größere Sicher heit und Festigung gefunden habe, begegnet in einem Theile der deutschen Presse einer sehr kühlen Auffassung. So schreibt die „Deutsche Warte" in ihrer neuesten Nummer: Er ist abgeschlossen der Dreibund, daran läßt sich nicht mehr rühren noch rütteln; auch jene Gemüther, die aus Anlage oder Gewohnheit zur Zweifelsucht neigen, müssen beschämt vor der Fülle von Kund gebungen, die aus Parlamenten und vom Schiffsdeck herüberklingen, in Schweigen versinken. Die allge meine, patriotische Freude wird wohl überall in den drei Ländern getheilt, abgesehen von den Gefolgsleuten der Ultra-Slaven in Oesterreich, den Irredentisten und Päpstltngen in Italien und — zahlreichen Journali sten, welche die frühzeitige Entziehung des Themas für Sommerbetrachtungen mit lebhaftem Schmerze em pfinden mögen. Ein Ersatz allerdings für diese ist nöthig, und so wird, da man doch nicht ausschließlich den Leserkreis von der Seeschlange und dem Riesen- wels unterhalten kann und selbst die Entenzüchterei des berüchtigten Oppert aus Blowitz keinen Anklang mehr findet, für die nächste Zeit wohl die Frage tiefsinnig erörtert werden, ob denn der Bund unter neuen Be- dtngungcn abgeschlossen, ob Zugeständnisse irgend welcher Art gemacht, oder ob die alten Maße für das neue Friedenskleid betbehalten worden seien. Im ungarischen Abgeordnetenhause hat sich denn auch bereits ein Mann, wahrscheinlich ein gewiegter Journalist, Gabriel Ugron, berettfinden lassen, das von den Diplomaten sorglich gehütete Geheimniß zu lüften. Daß er mit diesem Versuch einen besonderen Erfolg haben wird, ist nicht anzunehmen; nach wie vor wird die Welt im Unklaren darüber bleiben, welches die Alltanzbedtngungen sind, und jeder Verständige wird anerkennen müssen, daß gerade im Verschweigen derselben ein richtiges Prtncip liegt, weil die Gegner des Dreibundes, unbekannt mit den Fällen des easus kosäsris, sich doppelt vor einem Angriff hüten werden. Man will der Reise unseres Kaisers nach England einen eminent politischen Zweck zuschreiben, doch dürfte man hiermit Irrwege verfolgen. Die im Unterhaus- drei- und viermal wiederholten, aus der Geschichte der englischen Politik sattsam begründeten Erklärungen, daß Großbritannien fich niemals in bindender und feier licher Form einem Bündniß der Continentalmächte an- schlteßen werde, müssen doch zu dem Beweise genügen, daß nach dieser Seite hin keine wetteren Erfolge zu erzielen sind. Wir müssen mit der Thatsache rechnen, daß England sich trotz aller schönen Floskel im letzten Grunde doch die Politik der freien Hand reservtrt hat und daß im Falle der Noth unsere britischen Vettern nur gegen ausreichendes Handgeld in Thättgkett treten würden. Es liegt in diesem Umstande der wunde Punkt der neuen Politik, auf den von sachkundiger Seite nicht ohne den Schein der Begründung hinge« wiesen wird. Die Einen fürchten, daß die ansehn lichen Opfer, welche uns der Helgoländer Vertrag auf- nlegte, eigentlich in den Mond zu schreiben seien, die Andern weisen darauf hin, daß unter allen Nationen Europas der schärfste Widerstreit vieler Interessen zwischen Rußland und England bestehe und daß dem gemäß die äußerliche Intimität mit dem Jnselretche nur auf Kosten größerer Spanung mit dem Czaren- thum zu erzielen gewesen sei. Zu diesen Bedenken tritt noch die vielfach befestigte Anschauung, daß die ausschlaggebende Stellung, welche Deutschland noch vor wenigen Jahren im europäischen Rathe besaß, gerade dadurch geschädigt worden sei, daß uns die seit der letzten russischen Kaiserreise deutlich bewerkstelligte Schwankung nach England hin die Möglichkeit nahm, zwischen beiden Mächten zu laviren, die eine gegen die andere auszuspielen. Gerade in solchen Erwägungen tritt die Erinnerung an jene geniale Staatskunst doppelt lebendig vor Augen, welche die Grundlage schuf und festigte, auf der heute fortgeschaffcn wird. Wir gehören nicht zu Denen, welche schnell vergessen. Darum sei gerade jetzt, wo die Erneuerung des Dreibundes den Völkern der Erde neue Aussicht auf das Gedeihen des Friedens eröffnet, auch die Erinnerung daran festgehalten und der Dank dafür ausgesprochen, daß durch die Politik des Fürsten Bismarck, durch die rastlose Arbeit des Mannes, der noch jetzt in Friedrichsruh über seinem Werke wacht, das schier Unmögliche möglich gemacht, die schweren Wunden von Köntggrätz vergessen wurden. Jetzt, wo gerade ein Vierteljahrhundert dahingezogen, seit über den Schlachtfeldern von Böhmen die Sonne geschienen, seil wir die Opfer begruben, die uns der Bruderkrieg gekostet, sei des Wortes gedacht, welches der Mann, der die deutsche Frage durch Blut und Eisen löste, auf dem Schlachtfelde von Sadowa sprach: „die Streitfrage ist also entschieden; jetzt gilt es, die alte Freundschaft mit Oesterreich wiederzugewinnen." Wenn in den deutschen Stämmen, die einst die Waffen gegen Preußen kehrten, wenn in Oesterreich-Ungarn der Haß gegen das Preußenthum sich in Freundschaft und Wohl wollen verwandelte, wenn der Gedanke, der so absurd schien, daß Habsburg an der Seite Hohenzollerns marschiren müsse, sich in volle Wahrheit umsetzte, so liegt die Größe der That bet jenem Manne, der selbst in dem Augenblick, als noch der Ton der Geschütze die Luft durchzitterte, sich bewußt blieb, daß die Saat des Kampfes aufgehen müsse zur grünenden Palme des Friedens. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Kommt Kaiser Alexander von Rußland nach Ber lin? Wie die „Nordd. Allg. Ztg." mitthetlt, ist ein Besuch des Kaisers Alexander in Berlin in diesem Sommer überhaupt nicht in Aussicht genommen ge wesen. Er kann also auch eventuell nicht unterbleiben. Die preußischen Minister vr. Miguel und Frhr. v. Berlepsch sind von ihrer Reise in Ost- und West preußen in Berlin eingetroffen und haben am Donners tag eine Conferenz mit dem Reichskanzler v. Caprivi gehabt. Der Stapellauf des zweiten großen deutschen Panzerschiffes auf der Bredower Werft in Stettin wird möglicherweise in Gegenwart des Kaiserpaares am Geburtstage des Prinzen Heinrich, dem 14. August, stattfinden. Die Beschaffung der Träger, welche zum Transport des Wißmann-DampferS nach dem Biktoria- Nyanza nöthig werden, ist dem indischen Kaufmann Sewa Hadji zu Bagamoyo übertragen worden; er hat sich verpflichtet, den Träger für 18 Dollars zu stellen, während sonst der Preis 30 Dollar (zu 2'/» Rps) für den Mann und Monat beträgt. Um ihm die Anwerbung der Träger zu ermöglichen, ist für Bagamoyo und Saadant bis zum 1. August d. I. die Annahme von Trägern allen Personen mit Aus nahme Sewa Hadjis untersagt; die Träger müssen alle in Bagamoyo, von wo die Expedition nunmehr ausgehen soll, amtlich eingeschrieben werden. Ueber den Zeitpunkt des Aufbruchs ist noch nichts Genaues bekannt. Eine wichtige Neuerung im Berliner Stadtbahn- und Vorortsverkehr ist seit einigen Tagen probeweise auf einigen Strecken eingeführt. Die Arbeiterbillets, auf welche bis jetzt die Abfahrt bis 8 Uhr angetreten, die Rückfahrt jedoch vor 4 Uhr nachmittags nicht unternommen werden konnte, sind für den ganzen Tag gültig, vorausgesetzt, daß die Abfahrt um 8 Uhr morgens begonnen wird. Zu den Handelsvertragsverhandlungen mit der Schweiz berichtet das Wiener „Fremdenblatt", dieselben seien mit Schluß voriger Woche so weit gediehen, daß eine kurze Unterbrechung derselben zum Zwecke der Einholung endgültiger neuer Instructionen seitens der Schweizer Delegirten erforderlich wurde. Man er warte das Eintreffen dieser Instructionen spätestens gegen Ende dieser Woche und hoffe, wenn dieselben befriedigend ausfallen, dann an die dritte Lesung herantreten zu können. Der preußische Kriegsminister von Kaltenborn- Stachau unternimmt zur Zeit eine Jnspectionsrcise in Elsaß-Lothringen. Heute Freitag trifft derselbe in Straßburg im Elsaß ein. Aus Luxemburg war bekanntlich berichtet worden, daß der Großherzog Adolph verboten hatte, die Militärmusik solle den „Feierwon" mit dem Refrain „Mir wolle keine Preuße sin!", zu spielen. In einem Concert hat aber nun ein Haufe Radauleute solchen Lärm gemacht, bis das Lied wieder gespielt worden ist. Selbstverständlich wird sich von deutscher Seite Niemand darum kümmern. Fürst Bismarck ist mit seiner Gemahlin am 16. d. mittags nach Schönhausen a.'gereist und begiebt sich in einigen Tagen nach Kissingen. In einem Berichte, der vor einigen Tagen durch die Blätter ging, war mitgetheilt worden, daß Fürst Bismarck neulich nach Schluß des Ständchens, das ihm die Kapelle des badischen Leibgrenadierregiments tn Friedrichsruh gebracht hatte, dem Dirigenten der selben ein Glas italienischen Traubensaftes vorgesetzt, den er bei der letzten Anwesenheit des Ministers Crispi mit diesem getrunken, und dazu bemerkt habe: „Das ist der Dreibund-Wein." Hierzu wird den „Hamb. Nachr." von jemandem, der diesen Wein ebenfalls im Friedrichsruher Schloß zu schmecken be kommen und dabei Einiges über ihn erfahren hat, mitgetheilt, daß es sich um italienischen Wein handelt, den Fürst Bismarck vor Jahresfrist in größerer Quantität von Crispi als Geschenk erhalten hat. Es ist Syracuser in mehreren vorzüglichen Sorten, darunter „Albanello", der sich des besonderen Bei falls Seiner Durchlaucht erfreut. Crispi ist selbst großer Weinbergbesitzer und der von ihm dem Fürsten dedtcirte Wein, ganz hervorragend im Geschmack, Reinheit und Blume, kommt den herben südländschen Weinen, z. B. dem herben Chateau Aquem oder altem herben Ungar nahe. Entgegen dem Entscheid eines Provinzialschulcolle giums hat der preußische Kultusminister verfügt, daß