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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redaeteur: I. G. Hartmann. V180 Erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich Abend« und ist durch aste Postanstalten zu beziehen. Sonnabend, -en 7. August. ^-«4- Pret« für dar Vierteljahr 1U Thaler. Insertions-Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile I Reugroschen. 1858. Vicepräsidenten Frh. v. Friesen über die faktische Erfolglosig keit des Beharrens, gegen 4 Stimmen zum Beschluß. Weiter trug Kammerherr v. Metzsch namens der vier ten Deputation den theilweise adoptirten jenseitigen Bericht über die Petition Zimmermann's, Schädenansprüche für seine zerstörte Nagelfabrik betr., vor. Dem Vorschläge ihrer Deputation folgend, beschloß die Kammer, dem jenseitigen Beschlüsse nur hinsichtlich der Nichtbefürwortung beizutre- ten, dagegen die Petiton nicht zur Kenntnißnahme an die Staatsregierung abzugeben, sondern auf sich beruhen zu lassen. Ferner trug Vicepräs. Frh. v. Friesen namens der zwei ten Deputation den adoptirten jenseitigen Bericht über den Reservefond vor, worauf die Kammer den in der Zweiten Kammer soeben gefaßten Beschlüssen (vgl. unten) einstim mig beitrat und ebenso nach Vorgang der Zweiten Kammer bei der namentlichen Schlußabstimmung über das Budget dasselbe mit den beschlossenen Abänderungen und gestellten Anträgen einhellig genehmigte. Endlich ertheilte die Kammer in Uedereinstimmung mit der Zweiten Kammer (vgl. unten) auf Anrathen ihrer Fi nanzdeputation (Ref. ebenfalls Vicepräs. Frh. v. Friesen), die auch hier den jenseitigen Bericht adoptirt hatte, dem Finanzgesetze einhellig ihre Zustimmung. Der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer wohnten seitens der Staatsregierung Geh. Rath Frhr. v. Weissen bach, geh. Regierungscath vr. Schaarschmidt und geh. Finanz rath Opclt bei. Auf der Registrande stand unter Anderm ein k. Dekret, die Ernennung des OberappcllationsgerichtSviceprästdenten vr. Thierbach anstatt des am 1. d. M. verstorbenen Ober- appellationsqerichtsvicepräsidenlen De. Hänel zum Mitglied des Staatsgecichtshofs betr. Zugleich benachrichtigte hierbei der Präsident die Kammer, daß die von ihr zu Mitgliedern des Staatsgerichtshofs erwählten Herren Advocat Schäffer zu Dresden und Stadtrichter einer. Sachße in Freiberg die auf sie gefallene Wahl angenommen. — Ferner eine Mitthei. lunq des Gesammtministeriums, nach welcher mittelst königl. Dekrets vom 5. d. MtS. die feierliche Verabschiedung des Landtaas auf k-n 10 k «r« konsgt. Dekret vom 5. d. Mts, die Unterstützung der durch die Wasscrsnoth Beschädigten aus Staatsmitteln betreffend, worin, wie in ähnlichen Fällen früher, eine allgemeine Er mächtigung zur Verwendung der nötigsten Summen nach gesucht und Vorlegung des Nachweises an die nächste Stände versammlung zugesichert wird. Zunächst stand auf der Tagesordnung die Berathuug deS Berichts der zweiten Deputation über Abtheilung kl des ordentlichen Staatsbudgets aus die Finanzperiode 1858/60, den Reservefond betreffend, zugleich auch über die ausge setzte Pos. 26 t» des Budgets der Staatseinkünfte. Dec Reservefond ist für die begonnene Finanzperiode in der Budgetvorlage nur mit 49,192 Thlr. ausgenommen. Die Deputation hat aber dagegen im Hinblick auf die Ver waltungsüberschüsse aus voriger Finanzperiode, die sich nach einer vorläufigen Uebersichl auf 3,609,698 Thlr., und nach Abzug der im außerordentlichen Staatsbudget bewilligten 1,742,658 Thlr. noch auf 1,867,040 Thlr. belaufen, worüber zur Zeit noch nicht disponirt worden ist, etwas zu erinnern nicht gefunden, auch die vom Verfahren bei frühern Land tagen abweichende Nichtdisposition im Hinblick auf diesen und jenen Ausfall und manche Ausgaben, welche sich aus den beklagenSwcrthen Naturereignissen der letzten Tage er geben dürften, empfehlenswerth gefunden. Da nun der Reservefond außer seinem verfassungsmä ßigen Zweck immer dazu gedient hat, die Bilanz des ordent- Nichtamtlicher Theil. Aedrrsicht. Lagk-grschichte. Telegraphische Nachrichten — Dresden: Vom königl. Hofe. Leipziger Rectorwahl. Vom Landtage. — Wien: Schreiben Kaiser Napoleon's an Erzherzog Mar. Donaustand. — Prag: Ueber- schwemmungen in Böhmen. — Triest: Graf v. Flan dern. — Berlin: Die „Zeit" über das Bundesverfah ren in der holsteinischen Sache. — München: Land- tagseinberufunz. — Paris: Börsenlage. Empfang des KaiserpaareS in Cherbourg. ' Local- und Provinzialan-ele-enheitru. Dresden: Neues Regenwelter. Constituirende Generalversammlung der Papierfabrikactionäre. — Wurzen, Glauchau, LeiSnig, Lößnitz: Ueberschwemmungsberichte. Erledigte Pfarr- u. Schulämter. Feuilleton. Inserate. Tageskalender. Börsennachrichten. Dresden, 6. August. Zum Geburtsfeste Ihrer königl. Hoheit der Frau Kronprinzessin war gestern die gesammke königliche Familie mit Ihren kaiserlichen Hoheiten dem Erz herzoge Karl Ludwig und der Erzherzogin Margaretha bei Ihren königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und der Kron prinzessin Hierselbst zum Diner vereinigt. Heute Vormittag haben Se. Majestät der König Sich von Pillnitz aus nach Glauchau begeben. Prinz Georg königl. Hoheit hat eine Reise nach Frankreich angetreten und die hohen österreichischen Gäste sind nach Reichstadt abgereist, von wo sich dieselben nach Wien begeben werden. — Wie uns aus Leipzig gemeldet wird, ist gestern daselbst der Geh. Rath Prof. Vr v. Wächter vom akade mischen Senat zum Rector msgmlicns der Landesuniversität für das nächste Studienjahr gewählt worden. Dresden, 6. August. Beide Kammern haben heute wiederum Sitzungen gehalten. In der Ersten Kammer war die Regierung durch Geh. Rath Vr. Hübel und geh. Regierungsrath Vr Schaarschmidt vertreten. Unter den Registrandeneingängcn befand sich ein aller höchstes Dekret, wodurch der feierliche Schluß des Landtags auf den 10. August festgesetzt wird. Nach Genehmigung mehrerer ständischen Schriften machte der Vorstand der dritten Deputation, Kammerh. v. Beschwitz, der Kammer die Anzeige, daß die Deputation bei der redu- cirten Zahl ihrer Mitglieder und ihrer sonstigen Geschäfts überhäufung nicht im Stande gewesen sei, über die erst spät zur Bearbeitung an sie gelangte Beschwerde der Dresdner Stadtverordneten wegen Einschränkung ihres Stadtrathswahl rechts einen so gründlichen Bericht, wie ihn die Wichtigkeit des Gegenstands erfordere, zu liefern, und daß sie ferner, was die Petition um Hebung des Zuchtstierwesens anbe treffe, da die Sache schon hinreichend erörtert worden und jedenfalls von der Staatsregierung werde im Auge behalten werden, die kostbare Zeit der Kammer nicht dafür in An spruch nehmen zu dürfen geglaubt habe. Hierauf nahm die Kammer zuerst den Vortrag des von der zweiten Deputation (Ref. Bürgermeister Clauß) adop tirten jenseitigen Berichts über die Zagdrückgabeentschädigung entgegen und trat auf V-»-"" von vrr Zweiten Kammer gestern gefaßten Beschlüssen und somit auch der Bewilligung der 600,000 Thlr. aus Staatsmitteln einstimmig bei. Ferner berichtete Bürgermeister Hennig über die Resultate des Vereinigungsverfahrens betreffs der Differenzen bezüg lich der Erklärung auf die Vorlage über Reorganisation der Landesimmobiliar-Brandversicherungsanstalt, und beschloß die Kammer auf Anrathen ihrer Deputation bei der Ablehnung der jenseitigen Anträge auf Einführung erhöhter Prämien für Maschinen und Vorlegung eines Gesetzes über Mobiliar versicherung stehen zu bleiben. Bezüglich der Beschwerde der Gemeinden Ibanitz rc. wegen Einziehung eines öffentlichen Communicationsweqs hatten sich nach einer neuern Eingabe der Beschwerdeführer die beiderseitigen Deputationen dahin geeinigt, nochmalige Erörterungen seitens der Regierung zu beantragen, welchem Vorschläge ihrer Deputation (Ref. Domherr v. Watzdorf) die Kammer einstimmig beitrat. Sodann berichtete Graf zu Stolberg über das Resultat des Vereinigungsverfahrens betreffs der Baumann'schen Beschwerde wegen der Nerchau-Canncwitzer Kirchschulgelder angelegenheit, und erhob die Kammer den Vorschlag ihrer Deputation, bei dem frühern Anträge auf Erwägung stehen zu bleiben, nach einigen Bemerkungen des k. Commissars Geh. Raths vr. Hübel über die Unräthlichkeit und des Lagesgeschichte. Telegraphische Nachrichten. Glauchau, tt August.^-" * Nachmittag. Se. Majestät der König langten heute Akurynnttag 3 Uhr hier an und nehmen die durch die jüngste Ueberschwemmung verursachten Schäden soeben in Augenschein. Trieft, Donnerstag, S. August. Nach hier ein getroffenen Nachrichten aus Ragusa haben die Mon tenegriner die Bewohner von Kolaschin angegriffen, find jedoch zurückgedrängt worden. Die Levautepost ist mit Nachrichten aus Kon stantinopel eingetroffen. Nach dem „Journal de Constantinople" bestätigt es fick, daß Stratford de Redcliffe dorthin reist. — In Kanea wurde neuer lich ein Türke durch Griechen ermordet. Laut Nachrichten aus Teheran ist der persische Erbprinz gestorben. Der türkische Gesandte hatte die Beziehungen zur persischen Regierung abgebrochen, dieselben jedoch durch die Vermittelung des englischen Eonsuls Murray wieder ausgenommen. London, Donnerstag, S. August, Abends. Der „Agamemnon" ist mit seinem Ende deS unterseeischen Telegraphentaues gestern bei Valencia in Irland, der „Niagara" mit dem andern Ende auf Neufoundland glücklich gelandet Der Erfolg scheint ein vollkomme ner zu sein. Beide Schiffe fignalisiren mit einander. Amtlicher Theil. Dresden, 6. August. Seine Majestät der König haben Sich heute Vormittag 8 Uhr von Pillnitz nach Glau chau begeben. Dresden, 6. August. Ihre Kaiserlich Königlichen Hoheiten der Erzherzog CarlLudwig und HSchstdessen Frau Gemahlin haben heute früh daS Hoflager zu Pillnitz ver lassen und Sich nach Reichstädt begeben; ferner ist Seine Königliche Hoheit der Prinz Georg heute früh nach Trou- ville abgereist. Dresden, 29. Juli. Se. Königl. Majestät haben zu genehmigen geruht, daß der Professor der orientalischen Sprachen vr. Heinrich Leberecht Fleischer zu Leipzig die ihm verliehenen Insignien deS Medschidie-Ordens 4. Klasse annehme und trage. Feuilleton. vr. Friedrich Hänel -s-. Dresden, L. August. Dem Sarge, in welchem am heutigen Morgen die entseelte Hülle de« am 1. d. M. nach kurzer Krankheit hier verstorbenen ersten Bicepräfidenten deS OberappellationSgerichtS, vr. Friedrich Hänel, RiiterS deS k. Verdienstordens, auf dem Reustädter Friedhöfe zur Erde bestattet wurde, folgte außer dem Sohne, den zwei Brüdern und zahlreichen entferntern Verwandten deS Ver storbenen eine Lrichenbegleitung, in welcher die Mitglieder deS OberappellationSgerichtS als die nächsten BerufSgenoffen desselben, die Räche deS Justizministeriums, Räihe der übrigen Ministerien, Beamte der Staatsanwaltschaft, Mitglieder deS Appellation«- gerichi«, Vertreter deS AdvoratenstandeS, daS Haupt der Geistlich keit hiesiger Stadt und andere angesehene und hochgeachtete Männer vom Livil und Militär erblickt wurden. Am Grabe sprach der langjährige Seelsorger und Freund deS Ver- . storbenen, Conststorialrath Hofprediger vr. Käuffer, Worte der Weihe, in denen er dessen verdienstvollen Wirken« im Dienste der Wissenschaft und In den verschiedenen Staat«Lmtern, die er be kleidet, eben so wie seiner Privattugrndrn und seine« frommen, christlichen Sinne» und Wandel» rühmend gedachte. Nach ihm widmete der Präsident de» vberapp,llation»grricht», wirkl. Geh. Rath vr. v. Langen», dem Andenken de« Verstorbenen Worte der Anerkennung, indem er in kurzen, treffenden Zügen da« Bild de» ausgezeichneten Recht»gelrhr1en, de» gewissenhaften Richter», de» freundlichen Lollegen, de» treuen Diener» seine« König» vor dir Augen führte. Die Versammlung trennte sich, rin Jeder mit drm Gefühle, daß hirr rin edler Mann heimgegangrn. vr. Friedrich Hänel war am 18. April 1792 in Annaberg geboren. Auf dem Lyceum seiner Vaterstadt vorbereitet, bezog er, erst 16 Jahre alt, aber durch treffliche GeisteSgaben dazu befähigt, zu Ostern 1808 die Universität Leipzig, um sich dem Studium der Rechte zu widmen, und vollendete seine Univerfitäi-studien von 1811 bis 1812 auf der Universität Heidelberg. Nachdem er in Dresden unter der Leitung seines OheimS Eiscnstuck sich für die Sachwalterprari» vorbereitet und dieselbe zwei Jahre hindurch auSgeübt hatte, wendete er sich der akademischen Laufbahn zu, habilitirte sich I8IL in Leipzig al« Privatdorent der Rechte, er langte 1817 daselbst nach Vertheidiqung einer gediegenen Disser tation <ie «cgnirenrlo rerum ckominio die juristische Doktorwürde und bald darauf eine außerordentliche Professur der Rechte. Zum Gegenstände seiner Vorlesungen wählte er den gemeinen deutschen und sächsischen Civilproceh, und Viele, welche diese Vorlesungen und die außerdem von ihm gehaltenen exsminatoriu und practica gehört haben, bewahren ibm al» akademischen Lehrer noch heute ein dankbares Andenken. Wenige Jahre später wurde vr. Friedrich Hänel Assessor deö Konsistoriums zu Leipzig und 1821 Mitglied de» dafigen Schöppenstuhl»». Von diesem spruch richterlichen Amte und drm Orte seines bisherigen Wirken- wurde er 1823 durch die Ernennung zum Oberconsistorialrathe abge rufen. Er bekleidet« diese» Amt bis zum Jahre 1827, in welchem er in da« damalige LandeSappellaiionSgrricht al» Rath eintrat. Wit sehr seine verdienstliche Wirksamkeit al» Mitglied der höchsten Behörde über da» Kirchen- und Schulwesen an maßgebender Stelle erkannt und gewürdigt worden war, bewie» seine Be rufung zum ersten Rath« de» Ministerium» de» Lultu» und de» öffentlichen Unterricht» bei Einrichtung der Ministrrialdeparte- «ent» zu Ende de» Jahre» 1831. Er widmete sich den Pflichten diese» neuen wichtigen Amte« neun Jahre hindurch unter den Ministern vr. Müller, v. Carlowitz, v. Wieter«heim mit Treue und Hingebung für daS Wohl der Kirche und der höhern und niedern UnterrrchiSanstalten von der Landeöuniversität herab bi» zu den Elementarschulen. Seine Vorliebe für Studium und Anwendung der Rechtswissenschaft steigerte jedoch mehr und mehr in ihm den Wunsch der Rückkehr auf diese« Feld deS Wir ken«, und dem Wunsche wurde im Jahre 1840 Gewährung durch seine Anstellung als Rath deS OberappellationSgericht«. Diesem höchsten Gerichtshöfe hat er, in den letzten Jahren nach vr. Einen'- Tode als Vicepräsident, bis an sein Lebensende angehört, auch al» Mitglied der Commission für Revision deS Entwurf» eine» bürgerlichen Gesetzbuches an den Arbeiten dieser Commission mit dem lebhaften Interesse, welches ihm dieses GesetzgebungSwerk einflüßte, thäiigen Antheil genommen. Obwohl seiner Fachwissenschaft und seinem Richterberufe mit ganzer Liebe zugethan, blieb vr. Friedrich Hänel durch die Viel seitigkeit seiner Geistesbildung und seine- Wissen- und durch die sein ganze» Wesen durchdringende echte Humanität stet» bewahrt vor juristischer Starrheit. Die klassischen Studien standen bei ihm hoch in Ehren und eine seiner Lieblingsbeschäftigungen in Stunden der Muße war Jahre hindurch daS Studium der Astro nomie und die Betrachtung de» gestirnten Himmel». Empfäng lichen Sinne- nicht minder für di« Schönheit der Natur auf der Erde und immer strebend nach Erweiterung seiner Kenntniß der Länder und Völker, verwendete er Monate, di« ihm sein« Br» rufSgeschäfte frei ließen, mit exemplarischer Brnutzung der Zeit auf Reisen in da» Ausland und wußte so au» »ign«r Anschauung von Frankreich, Holland, Oberitalien, Skandinavien und Ruß land zu erzählen. Auch bei den Künsten, die da« Leben ver schönen, suchte er g«rn Erheiterung und Genuß. Durch da» Vertrauen seiner Mitbürger im Jahre 1S-L