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Weißeritz-Mmg Anzeiger für Dippolditzwalde und Umgegend. jtalten, Postboten, sowie »nsereAusträger nehmen 74. Jahrgang. Dienstag, den 10. November 1908 Nr. 130 bei einander verweilten. Möge derselbe Segen, der bisher entlang, über den Lutherplatz nach dem neuen Schulgebäude, der Schule in reichlichem Matze zuteil geworden ist, auch an dessen mit frischem Tannengrün festlich geschmückten I fernerhin und insonderheit über dem neuen Schulhause walten. Handelsinteressen, in Nordascika Gebietserwcrbungen ins Auge fassen kann. Freilich verstehen sich die französischen Politiker auch auf den Flirt, und man mutz schließlich ab warten, wie die offiziöse Presse in Deutschland die ver söhnlichen Wünsche der französischen Zeitungen beurteilt und beantwortet. Formulare und andere Drucksachen für Gemeinde- und andere Behörden liefert In zweckentsprechender Ausführung die Buchdruckers! von Earl Jehne, Dippoldiswalde. Deutschland und Frankreich. Es ist sehr ausfällig gewesen, datz aus Frankreich während des fatalen Zwischenfalles, den die Veröffent lichung des bekannten Artikels in der englischen Zeitschrift „Daily Telegraph" in der ganzen politischen Welt hernor- gerufen hat, Stimmen laut geworden sind, welche be- - hauptrten, datz Frankreich schon im Jahre 1904, und ge rade unter dem Minister Delcasse eine Annäherung an Deutschland gesucht, aber keine Gegenliebe gefunden habe. Diese Nachricht läßt sich allerdings jetzt schwer auf ihre Richtigkeit prüfen, zumal ja in der Zwischenzeit Frankreich und Deutschland wegen der marokkanischen Frage wieder holt schwere Differenzen hatten und selbst jetzt noch bezüg lich Marokkos nch in einer gewissen Verstimmung befinden. Es mutz aber erwähnt werden, datz eine Anzahl französi scher Zeitungen, welche der Regierung nahe stehen, die Dinge in Deutschland keineswegs nur mit Schadenfreude betrachten, sondern wegen eines möglichen Kanzlerwechsels und Ministerwechsels in Berlin die Sorge hegen, datz da durch die internationale Lage in Europa und zumal auch die orientalische Frage verschlimmert werden könnte. Es wird in der Pariser Presse direkt die Befürchtung ausge sprochen, datz Deutschland infolge der bekannten Vorgänge seine Ruhe verlieren und leidenschaftlich werden könnte. Man fürchtet in Paris sogar, datz sich Europa in zwei feindliche Lager teilen könne, wenn Deutschland nicht mit aller Macht seine vermittelnde Rolle weiterspiele. Frank reich könne dann natürlicherweise nichts anderes tun, als fest zu seinen Verbündeten zu halten. Inzwischen verfolge aber Frankreich unter seinem Minister des Auswärtigen, Herrn Pichon, nach wie vor ehrlich die Politik der Ver söhnung aller Gegensätze. Diese Kundgebungen in Paris sind von großer Wichtigkeit, denn sie beweisen, daß Frank reich trotz seiner Bündnisse mit Rußland und England an einer Friedenspolitik festhalten will, und kein leitender Staatsmann in Paris wie auch in Petersburg und London daran denkt, die Bündnispolilik zu einer Angri'fspolitik auf Deutschland und dessen Verbündete zu gestalten. Daraus ergibt sich eigentlich folgerichtig, daß jetzt für - Deutschland die Zeit gekommen ist, seine Beziehungen zu Frankreich zu verbessern. Es wurde früher immer be- hauptet, daß es Frankreich sei, welches eine freundschaft liche Gestaltung der politischen Beziehungen mit Deutsch land verhindere. Nach den letzten Kundgebungen in Paris scheinen aber die Dinge jetzt doch anders zu liegen. Es ist im hohen Grade ärgerlich, daß in Deutschland in dieser Situation ein Kanzlerwechiel droht, aber eine Besserung der Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich ist für beide Nachbarstaaten in politischer, wirtschaftlicher und finanzieller Hinsicht so enorm wichtig, datz sie unbekümmert um die Ärgernisse, die wir jetzt in Deutschland zu über winden haben, erstrebt werden sollte. Eine wirklich freund schaftliche Annäherung zwischen Frankreich und Deutsch- land wäre ja geradezu eine Erlösung von dem Alp des Rüstunqsfiebers, unter welchem die Finanzen aller Staaten schwer leiden. Deutschland könnte auch ruhig dieser Aus- söhnungspolitik zuliebe Frankreich manche Konzession in Afrika machen, denn es muß ja als ausgeschlossen gelten, daß Deutschland, abgesehen von dem Schutze seiner Lskülrs Sächsisches. Dippoldiswalde. Mit dem Fahnenspruch: „Was unser Herz durchglüht, ertönt aus unserm Lied" begann der Männergesangverein am Sonntag sein diesjähriges Kirmeskonzert. Nun reihten sich Lieder für Männer- stimmen und gemischte Chöre, Duette und Quartette in angenehmer Abwechselung an einander, alles Werke älterer und moderner namhafter Komponisten. Dankbar zollten die zahlreichen Konzertbesucher Beifall den Darbietungen, die von der verständnisvollen Leitung des Liedermeisters Herrn Kantor Müller und der verständnisinnigen Wieder gabe der Kompositionen durch seine Sänger und Sängerinnen zeugten. Angenehm berührt und sichtlich erfreut wurden die Zuhörer auch durch die melodien- und figurenreiche Fantasie aus Troubadour für eine Violine (Herr Lehmann) und Klavier (Herr Kantor Müller) und das liebliche Violin- duett „Traum der Sennerin" (Violine: die Herren Lehmann und Przioda, Klavier: Herr Kantor Müller). Hatten schon einige Nummern des 2. Teils dem Humor gehuldigt, so kam derselbe im 3. Teil auf seine volle Rechnung durch die Aufführung eines lustigen Studentenstreichs. — Zur einstweiligen Verwaltung der hiesigen Diakonatsstelle ist vom evangel.-lutherischen Landeskonsi- storium Herr Predigtamtskandidat Ernst Konstantin Groß mann, geb. am 3. August l88l in Pulsnitz, bestimmt worden, und wird genannter Herr am 15. November im Vormittags-Gottesdienste in sein Amt eingewiesen werden. — Zu der am Donnerstag, 12 November, stattfinden den Diözesan-Versammlung sind auch Frauen herzlich will kommen, woraus wir hier ganz besonders Hinweisen wollen. — Vom 9. November dieses Jahres an werden in Possendorf (2 Mark) und in Hänichen — Goldne Höhe (l,90 Mark) Arbeiter Wochenkarten nach Dresden Haupt- bahnhof zu den in Klammern beigesetzten Preisen ausge- geben Die Karten berechtigen zu einer täglichen Hin- und Rückfahrt an sechs hintereinander folgenden Werktagen mit allen Zügen, die bis vorm. 9 Uhr und von nachm. 2 Uhr an verkehren, und zwar in den hierzu besonders gekennzeichneten Wagen. Mit achtseitigem „Illustrierten Unterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschastlicher Monats-Vellage. Für die Anfnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. - Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Schmiedeberg. Vorigen Freitag fand in unserem Orte die feierliche Weihe der nach den Plänen des Herrn Architekt Hähnichen—Dresden unter Beihilfe des aus- führenden Baumeisters Herrn Fritsche—Schmiedeberg nen erbauten Schule statt. Golden überstrahlte die Sonne die mit einer leichten Schneedecke überzogene herbstliche Landschaft, als in der dritten Nachmittagsstunde die Ge- meindeglieder, sowie zahlreich von den Nachbarorten her beigekommene Festteilnehmer sich vor der alten Schule zum Festzuge versammelten. Nach allgemeinem Gesänge des Liedes: „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren", bewegte sich derselbe unter Glockengeläute die Hauptstraße Haupteingange nach Gesang des Liedes: „Wir haben diese» Haus gebaut, o Herr, durch deine Güte" die Schlüssel- Übergabe von Seiten des Herrn Architekt Hähnichen an Herrn Amtshauptmann Or. Mehnert erfolgte, der ihn nach einer Ansprache, verbunden mit Segenswünschen für die Schulgemeinde, dem Vorsitzenden des Schulvorstande« Herrn Pfarrer Birkner übergab, welcher nunmehr unter sinnig«^ Worten und in dem Namen des Dreieinigen Gottes auf- schloß, damit die Festteilnehmer Einzug halten konnten, s Alle begaben sich nach dem zweiten Stockwerke in die schöne, geräumige, einfach, aber würdevoll ausgestattete Aula, woselbst die eigentliche Weihefeier abgehalten wurde. Diese leitete abermaliger Choralgesang und ein von Herrn Lehrer Weschke gesprochener, von ihm selbst verfaßter Prolog ein. Darnach folgte eine Motette des Kirchenchokes unter Leitung des Herrn Kantor Forkhardt, das „Vater unser", Soloquartett mit Chor von F E. Feska. Nun trat Herr Schulrat Bang an das Rednerpult und vollzog die Weihe dieses neuen Hauses auf Grund Ebräer 10,23: „Lasset uns halten an dem Bekenntnis der Hoffnung", und zwar an der Hoffnung l. auf unser deutsches Volkstum, 2. auf s unser Königstum, 3. auf unser Christentum. Diese treff liche, hochbedeutungsvolle Rede wird später noch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Hieran schloß sich eine Hymne für Sopransolo mit Chor und Harmoniumbegleitung von Mendelssohn, vorgetragen vom Kirchenchore unter freundlichster Mitwirkung von Fräulein Birkner. Nachdem noch Herr Oberförster Taubert einen poetischen Gruß dargebracht, endete der gewiß allen Teilnehmern denkwürdig bleibende Weihe» akt mit einem Gebete des Herrn Ortspfarrers und mit dem Schlußoerse: „Lob, Ehr und Preis sei Gott". Es begann nun ein Rundgang durch die verschiedenen Räum lichkeiten, bei deren Besichtigung auch die der Schule von Freunden und Gönnern in sehr reichlicher Weise gespendeten wertvollen Geschenke in Augenschein genommen wurden. Die geschmackvolle Ausstattung, all die nach modernster Art getroffenen Einrichtungen fanden allgemeines Lob und Anerkennung. Außer den verschiedenen Lehrsälen weist das Schulhaus im Parterre ein Direktorzimmer, im ersten Stock ein Lehrer- und Lehrmittelzimmer auf. Die Aula wird besonders bei abzuhaltenden Feierlichkeiten als auch für die Osterprüfungen Verwendung finden. Alle Räume, auch die Treppen und Vorhallen, werden durch Dampf heizung gleichmäßig erwärmt. Ebenso ist elektrische Be leuchtung vorhanden. Das Äußere dieses modernen, im- . posanten Bauwerkes wirkt durch seinen frischen, bunten Farbton sehr vorteilhaft auf das landschaftliche Bild Schmiedeberg». Das rote, hohe Ziegeldach, bekrönt von einem Türmchen mit vier Zifferblättern, paßt gut zu dem dunklen Waldesgrün der umliegenden Berge. — Gegen 5 Uhr vereinigte man sich nochmals im Saale der Schenk schen Gasthofes zu einem gemütlichen Beisammensein. Für Unterhaltung wurde durch vielerlei Ansprachen, Gesänge und dergleichen in reichlicher Weise gesorgt, so daß die Festteilnehmer noch lange Zeit in angenehmster Stimmung Bestellungen an. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschast, das Königlich- Amtsgericht nnd den Stadtrat zu Dippoldiswalde. veffentllche Sitzung des Bezirksausschusses am 16. November 1908, vorm. 10 Ahr, im Sitzungssaal« der Königlichen Amtshauptmannschaft. Die Tagesordnung hängt in der amtshauptmannschaftlichen Kanzlei aus. lll 6. Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, am 6. November 1908. Pferdevormufterung. Die diesjährige Pferdevormufterung für den Stadtbezirk Dippoldiswalde findet Mttwoed, äon 11. Aovomdor 1S08, vormittags 10 vdr 10 Manton auf der sogenannten Aue hier statt. Sämtliche vorzusührenden Pferde müssen der vorschriftsmäßigen Aufstellung wegen bis spätestens vormittags l/410 Ahr zur Stelle gebracht sein. Die Vorführung hat blank auf Trense mit 2 Zügeln, Stricken oder Ketten zu er folgen. Die Hüfe sind zu reinigen, aber nicht zu schmieren. Bon der Vorführung ausgenommen sind nur a) die unter 4 Jahre alten Pferde, b) die Hengste, c) die Stuten, die entweder hochtragend sind oder innerhalb der letzten 14 Tage abgesohlt haben, cl) die Vollblutstuten, die im „Allgemeinen deutschen Gestütsbuch" oder den da zu gehörigen offiziellen — oom Unionklub geführten — Listen eingetragen und von einem Vollbluthengst laut Deckschein belegt sind, auf Antrag des Besitzers, Inserate werden mit H Pfg-, solche aus unserer Ämtshauptmannschast mit 12 Pfg. die SpaltzeN« oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Sette (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile Ss bez. 30 Pfg. - Tabellarisch« und komplizierteJnserat« mit entsprechendem Aus schlag. - Eingesandt, im redaktionellen Telle, di« Spaltenzeile SO Pfg. Di« ,>0«1ItzMtz.Z«UlMg" erscheint wöchentlich drei- mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- denWendenausgegeben. Preis viettelsSbrlich 1M. 26 Pfg-, zweiinonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Alle Postan- e) die auf beiden Augen blinden Pferde, k) die Pferde, welche dauernd unter Tag arbeiten, 2) die Pferde, welche wegen Erkrankung nicht marschfähig sind oder wegen An» steckungsgefahr den Stall nicht verlassen dürfen, k) die Pferde, welche bei einer früheren hier abgehattenen Musterung als dauernd krieg-unbrauchbar bezeichnet worden sind, i) die Pferde unter 1,50 m Bandmaß. Pferdebesitzer, welche ihre gestellungspflichtigen Pferde nicht rechtzeitig oder nicht vollzählig vorführen, haben außer der gesetzlichen Strafe zu gewärtigen, daß auf ihre Kosten eine zwangsweise Herbeischaffung der nicht gestellten Pferde vorgenommen wird. Dippoldiswalde, am 6. November 1908. Der Stadtrat. Holzversteigerung Wendischcarsdorfer Revier. Gasthof „zur Heidemühle" in Wendischcarsdorf Montag, den 16. November 1908, vorm. 10 Uhr: 10 h. u 1326 w. Stämme, 10 h. u. 1260 w. Klötzer, 335 w. Derb- u. 70 w. Reisslängen, 1,5 rm w Nutzscheite (ungespalten), 11 rm w. Nutzknüppel, 2 rm h. u. 18 rm w. Brennscheite, 6 rm h. u. 77,5 rm w. Brennknüppel, 0,5 rm h. u. 71 rm w. Äste, I3,s rm Stöcke; Einzelhölzer in Abt. 1 bis 70 (Hirschbachheide und Dippoldiswalder Heide). Kgl. Forstrevierverwaltung Wendischcarsdorf u. Kgl. Forstrentamt Tharandt.