Volltext Seite (XML)
Dresdne r Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann ^187 Erscheint mit «olnahme drr Sonn, und Festtage tL-ltch Abend« und Ist durch alle Postanstalten zu begehen. Donnerstag, den 27. August. Prrt« für da« Vierteljahr 1»ch Thaler. Insertion« - Sebtibren für den Rau« einer gespaltene» Zeil« l Reu-r-schen. 1857 Amtlicher Thkil. Dresden, 16- August. Se. Königliche Majestät haben zu gestatten geruht, daß der Buchhändler Wilhelm Bänsch zu Leipzig da- von Ihrer Majestät der Königin von Spanien ihm verliehene Ritterkreuz de« Orden- Carl- de- Dritten annehme und trage. Nichtamtlicher Theil. Nebrrsicht. Tagesgeschichte. Telegraphische Nachrichten. Wien. Die Verzögerung der Annullirung drr moldaui schen Wahlen. Diplomatisch,-. Probefahrten auf der Save- — Berlin: Der Cartelvertrag mit Rußland er neuert. — Magdeburg: Nähere- über da- Feuer. — Oldenburg: Rückblick auf die Thätigkeit de- Landtag-. — Bremen: Handelsvertrag mit Neugranada. — Pari-: Projekt «ine- Etablissement- in Cochinchina. Die Agita tion in Persten. Ein« Expedition nach Tuni-. Da- Lager von Chalon-. Der König von Württemberg. Der Kai ser zurück — Haag: Au-tausch von Aktenstücken mit Belgien. Niedriger Wasserstand. — Florenz: Der Ein zug de« Papst,-. — London: Die Vorgänge und Ver luste in Indien. — St. Petersburg: Die wichtigsten Bestimmungen de« russisch-französischen Handelsvertrag-. Em wichtige- GeschichtSwerk. — Konstantinopel: Opposition de- englischen Gesandten. — Guyana: Gold lager entdeckt. Local- und Provinzialangelegenheiten. Dresden: Jubelfeier der Kreuzschule. Ablösung einer Felswand an der wilden Weißeritz. — Leipzig: Trupp,nau-marsch zu den Manüvern. — Oschatz: Unglücksfall. Betrieb-Übersicht der sächsischen StaatSeisen- bahnen für den Monat Juli. Tage-geschichte. Telegraphisch« Srachrtchteo. Paris, Mittwoch, 26. August. Der heutige „Mo niteur" meldet, die Pforte habe an den Kaimakam BogorideS bereit» die Ordre expedirt, die in der Moldau vorgrnommenen Wahlen zu annulliren, die Wahllisten zu revidiren und auf Grund derselben nach IS Tagen sodann die Neuwahlen vorzuuehmen. Die diplomatischen Verbindungen zwischen der Pforte und den vier Mächten würden nächstens wieder an geknüpft werden. London, Dieustasi, 2S. August, AbrndS. In so eben stattgehabter Sitzung deS Unterhauses erklärte Lord Palmerston, daß die Vertagung deS Parlaments am nächsten Freitag stattfiuden werde. Daö Unter haus hat die in der EhescheidungSbill vom Oberhause gemachten Aenderungen angenommen. Beide Häuser haben sich bis Freitag vertagt. 06 Genua, 23. August. Der „Corriere merkan tile" bestätigt die Beschlagnahme von Waffen an Bord zweier von Marseille eingetroffener, neapolitanischer Dampfer. Die Nachrichten au» Tunis waren übertrieben; ,» hatten Neckereien zwischen Israeliten und Christen stattgrfun den, aber Niemand wurde verwundet oder getödtet. Dagegen erregt der Aufstand zweier Araber stämme, welche den Tribut verweigern, einige Besorgniß. In der Stadt hielten die Truppen deS Bey« die Ordnung aufrecht. Wien, 24. August. Die „Ostd. P." weist bezüglich der moldauischen Wahlen darauf hin, wie ,S auffallend sei, daß, „nachdem die diplomatische Krise in Konstantinopel mit einer Hast ausgetreten war, al» wenn bei der geringsten Ver zögerung Gefahr im Verzüge wäre", heute, nach zwanzig Tagen, nachdem sämmtliche Cabinete über die Frage sich geeinigt haben, die Annullirung keine Verwirklichung gefun den und über den Entschluß der Pforte, neue Wahlen auS- zuschreiben, nicht da« Mindeste bekannt sei. Zur Erklärung de» Widerstande» — richtiger gesagt: der Verzögerung —, welchen die Anordnung neuer Wahlen in Konstantinopel findet, wurden dem gedachten Blatte folgend, Motive ange geben, die zwar plausible sind, deren volle Richtigkeit wir aber dahin gestellt lassen sein müssen. Bekanntlich — sagt die „Ostd. P." — hat der Großwestr Aal! in seiner Note vom 5. August Herrn v. Thouvenel die Eröffnung gemacht, der Sultan wolle sich in einem eigenhändigen Schreiben an den Kaiser Napoleon wenden, um die Streitfrage persönlich zu erörtern. Herr v. Thouvenel hat von dieser Mittheilung so wenig Notiz genommen, daß er allsogleich seine Drohung verwirklichte und die Flagge abnehmen ließ. Hierdurch, findet der Diwan, sei dem Sultan persönlich nahe getreten worden, und die Würde deS Großherrn erheische,S, daß seinem An erbieten Genüge geschehe; die Sache müsse früher von Souverän zu Souverän verhandelt werden, bevor da« Ministerium einen Schritt thun kann, den die Cabinete wünschen oder fordern. Au diesem Behuf, ist bereit» ein außerordentlicher Courier nach Pari» abgegangen, der ein eigenhändige- Schreiben Abd-ul-Medschid- dem Kaiser Napoleon überbringt. Erst nach der Rückantwort deS französischen Monarchen wird er den Befehl ,«heilen, wi, in der moldauischen Sache zu ver fahren ist. Daß dieser Befehl dem Wunsche Frankreich- und der übrigen Mächte Genüge thun werde, daran zweifelt Niemand. (Vgk. oben die telegraph. Nachrichten.) — (W. Bl.) Der Minister d,S Innern, Freih. v. Bach, hat vorgestern Morgen eine kurze Erholung-reif, nach Ob,r- österrrich ang,tr,trn. — D,r öst,rr,ichische G,sankt, im Kirchenstaat,, Graf Collor,do, welcher sechs Wochen hier weilte, ist gestrrn Morgen auf sein,« Posten nach Rom abgereist. — Der türkische Gesandte, Sever Efendi, ist von Sk. Pe- trr-burg hi,r angekommen. — Der tunesische Gesandte, J-mael Sappa-Tappa, wurde sammt Gefolge vorgestern Vor mittag 11 Uhr in den Salon- d«S Herrn Ministers d,S Aeußrrn, Grafen v. Buol - Schauenstein, empfangen. Abends begab sich derselbe nach Preßburg, um daselbst in einer besondern Audienz von Sr. Maj. dem Kaiser empfangen zu werden und wird am Mittwoch wieder zurückkehren. Ueber die Mission J-mael Sappa-Tappa'S erfährt die „A. C.", „daß der Bey von Tunis den Abschluß eine» Freundschaftsbünd nisse- mit Oesterreich beabsichtige und damit ein Gegenge wicht für die Bestrebungen anderer Mächte in Tuni- zu finden hoffe." — AuS Semlin wird der „Agramer Zeitung" unterm 15. d. M. geschrieben: „Heute Morgen 4 Uhr fuhr da her ersten k. k. privil. Donau - Dampfschifffahrt- - Gesellschaft gehörige Dampfboot „Hunyadi", mit der RegierungScommis- sion an Bord, von hier Saveaufwärt» ab, um bis Agram vorzudringen. Der Zweck derselben ist eine Recogno-cirung der Sav, bis Agram in Bezug auf ihre Schiffbarkeit. Da- Boot konnte nur bis Roglira vordringen. Berlin, 25. August. Zwischen Preußen und Rußland ist unter dem 8. August d. I. di« neue Cartelconvention unterzeichnet worden, welche bestimmt ist, an di« Stelle der unterm 20./8. Mai 1844 auf 12 Jahre abgeschlossenen und seit ihrem mir dem 1. August 1856 erfolgten Ablauf durch gemeinsame Verabredung einstweilen verlängerten Convention zu treten. Die Erneuerung der seit langer Zeit mit Ruß land bestandenen Uebereinkünste wegen gegenseitiger Auslie ferung von Verbrechern, schreibt die „Pr. C.", hat sich bis in die jüngste Zeit hinein al« ein Bedürfniß erwiesen. Als im Jahre 1842 nach dem Erlöschen der Convention vom Jahre 1830 die diesseitige Regierung Bedenken trug, mit Rußland einen ähnlichen Auslieferung-Vertrag wieder einzu gehen, führten alsbald die Urbelstände, welche auS der einge- tretenen Unterbrechung der seitherigen Sicherheitsmaßnahmen für die östlichen Provinzen drr Monarchie entsprangen, zu der Ueberzeugung, daß e« vom Interesse d,S eigenen Land,- geboten sei, gegen da» Eindringen fremder Vagabunden die bi- dahin bewährten Vorkehrungen wieder herzustellen. In großer Zahl strömten damals entlaufene Verbrecher über die preußischen Grenzen und fielen nicht blo» den diesseitigen Bewohnern zur Last, sondern gefährdeten in den Grenz- districten auch auf bedenkliche Weise die Sicherheit von Per sonen und Eigenthum. Dazu kam, daß diese größtentheil» arbeitscheuen Individuen für ihre Existenz Unterstützungen aus öffentlichen Mitteln in Anspruch nahmen und hierdurch, so wi, durch die Nothwendigkeit ihrer Ueberwachung dem Staate Ausgaben verursachten, deren Verwendung zum Besten der eigenen Staatsangehörigen der Regierung ein viel nähe re- Interesse sein mußte. Unter solchen Umständen wurde, mit Rücksicht auf die wiederholten eindringlichen Vorstellun gen, welche aus den Grenzkreisen der Regierung zukamen, die 1842 abgelaufene Convention im Jahr, 1844 erneuert, und da die gleichen Motive für den Abschluß einer solchen Uebereinkunft noch heute vorhanden sind, so hat auch jetzt wieder eine Erneuerung derselben auf 12 Jahre stattgrfun- den. Der jetzige Vertrag enthält keine wesentliche Abände rung der seitherigen Convention. Von preußischer Seit« kam e» hauptsächlich nur darauf an, diejenigen Artikel der Convention, welche die Verhaftung und Auslieferung flüchti ger Verbrecher zum Gegenstände haben, mit den Vorschriften de» Strafgesetzbuchs vom 14. April 1851 über Charakterisi- rung der unerlaubten Handlungen, so wie mit den Bestim mungen über Einführung und Befugniß der Staatsanwalt schaft in Uebereinstimmunq zu bringen; die Behörden genauer zu bezeichnen, denen die Untersuchung von Gebiet-Verletzun gen zustehen soll, und einige Erleichterungen in dem Ver fahren für Uebernabme der auSgewiesenen Personen herbeizu führen. Die betreffenden Vorschläge sind russisch,rseitS an genommen worden Zur richtigen Würdigung der jetzigen Convention dürfte eS außerdem noch dienen, daß darin Be stimmungen über ein gegenseitige« Zollcartel nicht ausgenom men sind. Gleichzeitig mit dem Abschluß de- neuen Cactel- vertragS ist in derselben Art, wie «S bei Unterzeichnung der Convention vom 29 /17. März 1830 und vom 20./8. Mai 1844 geschehen war, von den Vertretern beider betheiligten Mächte eine Deklaration unterzeichnet worden, durch welche zur Erläuterung der Art. 15 und 16 ausdrücklich erklärt wird, daß nur eigentliche Verbrechen und Vergehen, mit Aus schluß der Uebertretungen von finanziellen Gesetzen, die Aus lieferung begründen; daß ,S In jedem Falle nach der Gesetz gebung de» requirirten Staat,» zu beurtheilen ist, ob die That de» rerkamirten Individuum- al» ein Verbrechen oder Vergehen anzusehen sei, so wie endlich: daß die Auslieferung politischer Verbrecher nicht in den Bereich dieser Cartelcon- vention fällt. Magdeburg. Ueber die von unS gestern bereit- tele graphisch gemeldete Feuersbrunst giebt die „Magd. Ztg." fol genden Bericht: Magdeburg, 24. August. Ein heute Abend um halb 7 Uhr wahrscheinlich in dem an der Elbe gelegenen königlichen Proviantmagazine au-gebrochene- Feuer ergriff zunächst die daran vorbei führende, nach amerikanischem Aeuilletou. Heinrich Barth'» Reisen in Nord- und Cevtralafrika. (Fortsetzung au« Rr. IS6.) Auf dieser, in wissenschaftlicher und materieller Hinsicht wich tigen Station häuften sich neue Schwierigkeiten. Anstatt mit baarem Gelve waren die Reisenden in Mursuk mit Maaren ver- sehen worden. Diese waren an sich schlecht gewählt, durch frühere schwere Erpressung waren die leicht und schnell verkäuf lichen verbrauch; und drr kleine rorau-gesandte Rest werth losester Maaren befand sich nun hier in Kano in den Händen eine- unsicherer und eigennützigen Handelsagenten. Der ganz« Werth der Maaren mochte sich bei vortheilhaftem Absatz auf Lvv,OVO Kordi oder 200 spanische Thaler belaufen. Barth hatte dagegen Schulden von mehr al» dem fünften Theil diese- Be trag- zu berichtigen, mußte den» Reich-verweser von Kano rin bedeutende- Geschenk machen und brannte vor Verlangen, von Kano auS in der Richtung von Alamaua weiter vorzu- dringen, eine Reise, die ohne ansehnliche Geldmittel unmöglich wurde. Die materiellen Verhältnisse muß man wohl erwägen, um gerecht gegen die Leistungen eines Reisenden zu sein. Wenn ein solcher trotz aller Gefahren und Röthen da« Glück gehabt hat, mit dem Leben davon zu kommen, ist man daheim gar leicht geneigt, alle die Ungeheuern Schwierigkeiten zu vergessen, mit denen er unaufhörlich im Kampfe gelegen hat; man macht allerlei An forderungen an ihn, die unter seinen Verhältnissen ganz absurd find. Wir lassen Barth selber sprechen. „Man wird mir kaum Glauben schenken, wenn ich versichere, daß mein Geschäftsführer, obwohl rr zwei Kameelladungen mir gehörender Maaren in seinen Händen hatte, mich ohne eine einzige Muschel (daS dort übliche Tauschzeld) ließ und ich froh war, von einem Begleiter von Mursuk her, drr schon seit längerer Zeit hier angekommen war, zweitausend Muscheln — weniger als ein österreichischer Thaler — leihen zu können, um die nöthigsten Ausgaben für meinen Haushalt damit zu bestreiten. Während ich so in überaus gedrückten Umständen, von mei nen Gläubigern verfolgt, von meinem Diener verspotte», in meiner unerfreulichen Behausung mit meinem rastlos vorwärts strebenden Unternehmungsgeist rang, erklärte mein junger Wirth, der oft mit seinem Troß hungriger Gefährten mich zu besuchen kam, daß eS unumgänglich nöthig sei, nicht allein dem Statt halter — „fferki" — selbst, worauf ich ganz vorbereitet war, sondern auch dem Ghaladima, seinem ersten Minister, ein an sehnliches und dem für den Erster» fast gleiche» Geschenk zu machen. Der Letztere war nämlich der Bruder Sserki'S und fast von noch größerm Einfluß. So war ich denn genöthigt, die wenigen werthvollen Sachen, welche mir geblieben, nur dafür hinzugeben, daß ich überhaupt geduldet und beschützt wurde. In einer dunkeln, höchst unbequemen und unerfreulichen Behausung einquaniert, die ich nicht verlaffen sollte, ehe ich dem Herrscher selbst mrine Aufwartung gemacht, und eben diese Be grüßung absichtlich hinauSgeschoben, um mich für Vernach lässigung der Etikette zu bestrafen, ohne Mittel täglich von einer Anzahl Gläubiger geplagt und meiner Armuth wegen von einem unverschämten Diener verlacht, — so müssen sich die Leser meine Lage in dem weitbrrühmten Entrepöt deS Handels und Verkehr» von Lentralafrika vorstrllen. Meine Lag» war um so unerfreulicher, al» drr Raine de» Platze» schon seit so langer Zeit meine Einbildungskraft in Thätigkeit gesetzt und meine Erwartungen auf da» Höchste ge steigert hatte. Ich war in der That ein wenig entmuthigt und theilS auS Besorgniß und Bekümmerniß, theilS auS Mangel an Bewegung bekam ich in wenigen Tagen einen heftigen Fieber anfall, der mich auf mein harte» Lager niederwarf und in kurzer Zeit fast aller Kraft beraubte. Glücklicherweise besaß ich Geisteskraft genug, um mich so weit aufzuraffen, einer Einladung zu einer Audienz bei dem Statthalter auf den 18. Februar Folge zu leisten. Indem ich da die wenigen werthvollen Sachen, die ich noch besaß, aufopferte, ebnete ich mir den Weg zu fernerm Vordringen. Auch hatte die Anstrengung deS Besuch- den guten Erfolg, mich über meine Schwäche zu erheben, wie da- gewöhnlich in der Folge bei mir der Fall war, und allmählich ein gesundere« Befinden anzu bahnen. Denn die Entfernungen der Quartiere find in Kano, obwohl allerdings geringer al- in London, sehr bedeutend und mit denen der größten europäischen Hauptstädte wohl zu ver gleichen, und die Eeremonirn, welche bei einer Audienz durchzu- machen find, geben denen an einem europäischen Hofe an Lästig keit gewiß Nicht» nach. Ich kleidete mich so warm wie möglich in meinen recht hüb- schen tunesischen Anzug, warf über diesen noch einen weißen Burnu» und bestieg meinen ärmlichen schwarzen Gaul. In dir- sem Aufzuge folgte ich meinen drei Vermittlern und Fürsprechern : Banu, Elridji und Sfidi-Ali, die in stattlicher Weise, von dem Boten de» Sserki geführt, vor mir herritten ES war ein sehr schöner Morgen, und die ganze Scenerie der Stadt mit der Mannichfaltigkeit von Lehmbäusern, Hütten in aller möglichen Gruppirung und in den verschiedensten Stadien