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älhsische MrheituG Lin unterhaltendes Blatt für den Sürser 59. Jahrgang Sonnabend, den 9. Januar 1897 FeuMeton. w«rdcn bis Montag, Mittwoch u. Fuilag Mittag angciivuimen «ud kosten: die Ispalt. Zeile I5Pf. Unter Eingtjandt: 30 Pf. Löwenfelde. Erzählung von F. Arnefeldt. (Nachdruck verboten.) (32. Fortsetzung.) Er reichte der ruh g neben ihrem Schützlinge stehenden Franziska die Hand und diese sagte: „Ich hoffe, da- L»tzt:re wird geschehen können, wenn man mir gestattet, meine Patientin für einige Wochen mit nach Berlin zu nehmen, wohin ich noch heute zurück« kehren will." Die GerichtSherren versicherten, daß dem nicht- entgegenftehe und Alle umringten da- ob der vielen Lodiprücke ganz verwirrte Mädchen mit Glückwünschen und Danksagungen. Nur einer stand abseits — Franz von Lüwenfeld. „Ein kurioser Einzug, den Sie da heute in Ihr Schloß halten, Herr von Löwenfelo", sagte der Justiz- rath Holleben, zu ihm in die Fensternische tretend, in welche er sich zurückgezogen hatte, „lasten Sie mich der Erste sein, der <L.ie darin willkommen h»ißt! ES wird nach der Franzosenwnthschaft trauS darin aus« schauen; glücklicherweise sind Sie der Mann, der wteder einzurenken vermag, waS au» den Fugen gegangen ist." „Meinen Sie?" fragte Franz von Löwenfeld lauter, al» eigentlich nöth-g war und blickte auf Franziska, die neben der zitternden und weinenden Marcrlliue stand, ihr Muth zusprach und ihr die an sie Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altfra für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kg. For Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Herrmann Füller in Dr nun wie ein beschränkter, in Borurtherlen befangner Landjunker. Du kannst mir da- niemals verzeihen." „Doch", antwortete sie leise „und noch mehr, >ch habe Dir niemals ernstlich gezürnt, denn ich verstand mich sehr wohl in Dein Fühlen und Denken zu ver setzen. Der Stolz de- Mannes bäumte sich dagegen auf, daß das Weib —" „DaS Werb, doS er liebte, daS sein Alle- war und dem er Alle- sein wollte, sich von ihm lo-löfte und auch für die Menge da sein wollte", fiel er ein, „ich gönnte Dich Niemand, wollte mit Niemand theilen und verlor Dich ganz!" S e schwieg. „Franziska", fuhr er fort, „jetzt könnte ich Dir ein Heim bieten, aber Du hast es Dir bereit« selbst geschaffen und umgekehrt empfange ich da- meinige au» Deiner Hand." „Ist es darum weniger werthvoll?" fragte sie leise. „Nicht darum, aber weil Du e- nun nicht mit mir theilen wirst. Ich weiß nicht, ob ich Dir für da» Geschenk noch danken kann." neigte sich ganz nahe an sein Ohr und flüsterte: „Auch nicht, wenn ich Dir bekenne, daß, wenn ich an dem Werke, da» ich auf mich genommen, zu erlahmen fürchtete, der Gedanke mir frischen Muth gab: L» geschieht für Franz." -Franziska!" rief er jubelnd und wollte sie in seine Arme schließen. .Verstehe ich Dich reckt?" r.,". ihn sanft ab. „Noch verstehe ich mich eldst nicht. Laß mich zurückkehr.n zu meinen Pflege- o^ohlenen, ü" den tranken Frauen und Kindern, die meiner warten." gelichteten Fragen verdolmetschte. Das Verhör der Armen ward mitleidsvoll abgekürzt und Franz'Ska ver ließ mit ihrem Schützlinge das Zimmer. Löwenfeld eilte ihr nach. „Franziska", bat er, „willst Du mir ein paar Minuten schenken?" „Gern", sagte sie freundlich und ließ den Arm ihrer Begleiterin los, die wie ein gescheuchte- Reh nach ihrem Zimmer flog. Franz ergriff ihre Hand. „Komm hinaus ins Freie", sagte er tuf auf- athmend, „es ist mir, als müßten mich diese Mauern erdrücken. Zu viel deS Widrigen, Empörenden haben sie in den letzten Monaten gesehen. Werde ich diese» HauS je wieder reinigen, entsühnen können?" „Du wirst es", sagte sie mit einfacher Bestimmt« hrit und er sah sie mit einem Blicke an, in welchem sie unichwer die Antwort lelen tonnte: „Wenn Du dabei helfen willst", aber seine L-ppen blieben fest vrr« schlossen. Erst als sie den Grrten erreicht hatten, der mit seinen bereiften, im Sonnenscheine funkelnden Bäumen wie der Palast einer Fee au-sah, begann er Mit belegter, stockender Stimme: „Franziska, was hast Du für mich gethan!" „Nicht für Dich, F anz", wehrte sie sanft ab, eS geschaa zunächst für das junge Menschenleb-n das'ich gefährdet glaubte. Daß sich darau» auch für Edith und Johanne-, daß sich auch für Dich Gute» daraus ergab, erachte ich für einen überreichen Lohn." „To weist Du weinen Dank zurück!" ries er schwe.zlich. „Ach, Du bist m Deinem Rechte, ich habe Dich schwer gekränkt, Dich lieblos behandelt wie — ändert sich die Lage der kleinen Gewerbetreiben« § den, sowie der Händler und Kaufleute noch Wetter i merklich zu deren Ungunsten. Die am Ueberseehandel betheiligten Kaufleute leiden unter den Folgen de» Ausstande-, unter den Stockungen deS Verkehrs an den Kais, die noch immer mit Waaren und Kaufmann», gütern aller Art bepackt find. Nach der Meinung dieser Kaufleute würden diese Verkehrsstockungen viel leichter überwunden werden, wenn der Ausstand in aller Form für beendet erklärt werden würde. Ta der Arbeit geberverband dem sich widersetzt, so ist unter den Kauf leuten und Händlern, die an der Ausfuhr betheiligt sind, eine lebhafte Bewegung im Gange zur Sprengung des Arbeitgeberverbandes. In einer von jenen Kaust leuten veranlaßten Veröffentlichung ergebt an den Jnseraten- Anuahmcstrllc«: Die Arnoldijche Buchhandlung, Jnvalidcndank, Haasenstem L Bögler, Rudolf Moste, G. L. Daube L (!o. in Dresden, Leipzig, Frankfurt a/M., <8. Kohl, Lrsjelsdolf u. s. w. 2-i.rnnm von 1895 eine Steigerung von 128,7, gegen M «7n- v°n 4ll,4, g-g-n IMS -in« ,»!ch« l a°a-n ISS2 ein« solch« von 365,5 Million«, L-UiuK Sm Johr. I8S4 «ar, wi. man s.rhi, die Tonnenzahl eme entsprechende Steigerung °«7en"i- «°>^ »aur, Ul der Ausfuhr während der ersten neun Monate in nickt unbedeutender Rückgang (205,3 Millionen Mark gegen den gleichen Zsitraum des Wahres 1893) ^getreten. Sonst weist die Ausfuhr m den letzten fünf Jabren eine beständige Steigerung auf, so be- 'LN-ß m°nw°hib-«ch.ig. einer gesunden und für die nächsten Jahre festbegrün deten Entwickelung zu rechnen, vorausgesetzt natürlich, daß nicht unvorhergesehene hemmend wirken, eintreten. Dabei sind alle wicht gen Industriezweige ziemlich gleichmäßig an dieser Ausfuhr betheiligt, mit alleiniger Ausnahme der Textilindustrie, die einen kleinen Rückgang in der Ausfuhr ihrer Fabrikate infolge der schwierigen Absatzverhältmsse in den Vereinigten Staaten von Nordamerika ausweist. Besonders günstig haben sich im verfloßenen Jahre die Verhältnisse in der Eisenindustrie und namentlich in der chemischen Industrie gestaltet. Die letztere, die den Weltmarkt mehr uud mehr beherrscht, hat in den ersten 10 Monaten 1896 eine Ausfuhr zu verzeichnen gehabt, die den Werth der Ausfuhr im gleichen Zeiträume de» Jahres 1895 um rund 20 Millionen Mark überstieg. Ueber die Lage deS Hamburger StrikeS schreibt man von dort: „Der absterbende Ausstand der Hafenarbeiter hat sich in« neue Jahr hinübergeschleppt, ohne sich irgendwie geändert zu haben. Wenn man den Angaben der Redner in den Versammlungen der Ausständigen trauen darf, so schwimmen diese im Gelbe und halten es noch bis in da- Frühjahr hinein aus. Die Haltung der Feiernden ist ebenso unverändert wie der Stand des Ausstande- selbst. Dagegen Politische Weltschau. Deutsches Reich. In der Aufsehen erregen den KabrnettSordre des Kaisers gegen die Duelle heißt es u. A.: „Ich will, daß Zwei- kämpfen meiner Officiere mehr als bisher vorgebeugt wird. Die Anlässe sind oft gering fügiger Natur, Privatstreitigkeiten und Beleidigungen, bei denen ein gütlicher Ausgleich ohne Schädigung der Standesehre möglich ist. Der Osficier muß eS als Unrecht erkennen, die Ehre eines anderen anzulasten. Hat er hiergegen in Uebereilung oder Erregung ge fehlt, so handelt er ritterlich, wenn er an seinem Un recht nicht festhält, sondern zu gütlichem Ausgleiche die Hand bietet. Nicht minder muß derjenige, dem eine Kränkung oder Beleidigung widerfahren ist, die zur Versöhnung gebotene Hand annehmen, so wett Standes ehre und gute Sitten es zulassen. ES ist deshalb mein Wille, daß derEhrenrath Hinfort grund sätzlich bei dem Austrage von Ehrenhändeln Mitwirken soll. Er hat sich dieser Pflicht mit dem gewissenhaften Bestreben zu unterziehen, einen gütlichen Ausgleich herbeizusühren. Kommen zwischen Osficieren Privatstreitigkeiten und Beleidigungen vor, die nicht alsbald auf gütlichem Wege standesgemäß beglichen werden, so sind die Betheiligten verpflichte!, unter Unterlassung aller weiteren Schritte, ihrem Ehren rat he sofort Anzeige zu machen. — Der Ehrenrath hat dann unter Leitung deS Kommandeurs den Sach verhalt ungesäumt durch mündliche oder schriftliche Verhandlungen auszuklären und nach dem Ergebnisse der Ermittelungen sowie nach Anhörung der Betheiligten schriftlich entweder I. einen Ausgleichsvorschlag auf, zustellen, oder 2. zu erklären, daß er sich nach Lage der Sache außer Stande sihe, einen Ausgleich vor zuschlagen, daß vielmehr ein ehrengerichtliches Ver- fahren nothwendig sei, oder aber 3. festzustellen, daß die Ehre der Betheiligten für nicht berührt zu erachten und deshalb weder ein Grund zur Aufstellung eines Ausgleichsvorschlags noch auch zu einem ehrengericht lichen Verfahren vorhanden sei. Der Ausgleichsvor schlag hat sich auch über Ort und Frist der Aus führung auszuspr.chen. Nach Lage des Falles ist ins besondere festzusetzen, ob die Ausführung, außer vor dem Kommandeur und Ehrenrath, vor Zeugen, ob sie schriftlich zu erfolgen habe. Ein Ausgleich ist an zustreben, soweit es die Standessitte irgendwie zu- läßt. — Ueber einen Officier, der unter Umgehung des Ehrenrathes, oder vor endgiltiger Entscheidung über den Beschluß de- Ehrenraths, oder unter Nicht- achtung des endgiltig festgestellten Ausgleich-Vorschlag- Sxptd. u. Redaktion Dresden-Neustadl kl. Meißner Gasse 4. Die Zeitung erscheint Ttenstag, Donnerstag und Eaunadeud früh. AdonnemeutS- Pret»: viertrljährl. M. 1,50 Zu beziehen durch die kaiserlichen Post- anstalten und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung ins HauS erhebt die Pose noch eine Ge bühr von 25 Pf. oder vor meiner Entscheidung auf den eb gerichtlichen Spruch einen anderen Officrer zum Z ' kampf herausfordert oder die Herausforderung et anderen Osficier- zum Zweikampf annimmt, M m sofort zu berichten. — Geräth ein Osficier mtt eme den Ehrengerichten nicht unterworfenen Osficier oo mit einer Privatperson in einen Ehrenhandel, so M er — sofern nicht alsbald auf gütlichem Wege et standesgemäßer Ausgleich stattfindet — ö" umgehenden Anzeige an den Ehrenrath verpflichtet, letzterer hat auch hier, so weit es die Umstände gestatten, unter Lei' tung deS Kommandeurs auf einen Ausgleich hlnzuwirten. — Von den üb.r diese Kabinettsordre vorliegenden Zeitungsstimmen wollen wir nur drei ansühren. Die „Freisinnige Zeitung" schreibt: „Bi- zur näheren Klarstellung aller Einzelheiten in der KablnettSordre fassen wir unser Urtheil über dieselbe dahin zusammen, daß sie zwar das Duell nicht abschafft, auch nicht ver pönt, aber in dankenSwerther Weise in ganz erheblichem Umfange einzuschränken geeignet ist. Auch »st dte völlige Beseitigung danach möglich, wenn solche im Willen des Kaisers liegt". Der konservative „Reichsbote" äußert sich folgendermaaßen: „Dieser Ausgleich ist etwa- unbestimmt gehalten; eS giebt doch Fälle, wo die Beleidigung eine so schwere ist, daß das, was man Ausgleich nennt, nicht genügt, sondern daß die Beleidigung mit einer entsprechenden Strafe ge ahndet und dadurch dem Beleidigten eine Genugthuung gewährt wird." Die liberale Korrespondenz endlich bemerkt: „Auf alle Fälle wird eS nun- mehr, falls die Regierung nicht selbst die Initiative ergreift, Sache deS Reichstages sein, dem Duellunwesen in bürgerlichen Kreisen durch eine Verschärfung der Strafbestimmungen gegen das Duell Einhalt zu thun." In wirthschaftlicher Beziehung hat daS verflossene Jahr 1896 für das Deutsche Reich sehr erfreuliche Ergebnisse gehabt. Bisher liegen aller dings nur die amtlichen Zahlen für die ersten zehn Monate vor. Sie gestatten aber eher einen Säluß auf das ganze Jahr, als die beiden letzten Monate erfahrungsgemäß noch eine mehr oder minder erheb liche Steigerung zu bringen pflegen. Die Ausfuhr betrug in den ersten 10 Monaten 1896 in Tonnen 21,073,072, was gegen den gleichen Zeitraum 1895 eine Steigerung von 1"/, Millionen Tonnen, gegen 1894 eine solche von 2'/,, gegen 1893 eine solche von 3^, gegen 1892 eine solche von nahezu 5 Millionen Tonnen bedeutet. Die entsprechenden Werthzahlen liegen erst für die ersten neun Monate des Jahres 1896 vor. Sie belaufen sich für diesen Zeitraum in Millionen Mark auf 2536,3, was gegen den gleichen