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Wchmh-MW. Znlerar«, welch« bei der bedeutenden Auflnze det Blattes eine sehr wirk saure Verbreitun« finden, «erden mit 10 Pfg. di« SpaltenzeUe oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionelle» Lheile, die Spaltenzell« M Pfg- Die „Weißeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljlihrlich 1 M. Ai Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postern- fialten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- , , stellungen an. M IN Ü l ü 11 für die Migüche Umtshauplmamschaft Dippoldiswalde sowie Nmtsg-richt- und die StadtrL zu Dippoldiswalde und Irauenstem Verantwortlicher Redacteur: Carl Ahne in Dippoldiswalde. Ni- ILO Donnerstaq, den 2. Dezember 1886. 52. Jahrgang. Die drei letzten deutschen Thronreden. Die gegenwärtige Legislaturperiode des deutschen Reichstages hat, unter so friedlichen Aussichten der auswärtigen Politik sie begonnen, doch diejenige Zeit umfaßt, in welcher der europäische Friede am schlimmsten bedroht war, seit das deutsche Reich in seinem jetzigen Bestände sich zusammengefügt. Unerwartet und über raschend wurde die orientalische Frage in dieser Zeit ausgerollt, und noch ist das Ende des Wirrsals, das durch den kecken Handstreich der Bulgaren aus Ost- rumelien heroocgerufeu wurde, nicht abzusehen, wenn ja auch die Hoffnung auf Erhaltung des Friedens nicht geschwunven ist. Die veränderte und in den letzten zwei Jahren immer gefährlicher sich gestaltende Lage spiegelt sich auch deutlich und scharf in den drei Thronreden wieder, mit denen die kaiserliche Regierung die drei Sessionen der Legislaturperiode eröffnete. Die Zusammenstellung der drei Reden, wie sie die „Na- tionalztg." unternimmt, und die Untersuchung der betreffenden Stellen über die auswärtige Politik ist vou grobem Interesse. Als der Kaiser vor zwei Jahren in eigner Person den Reichstag eröffnete, lag die Zu sammenkunft von Skierniewice noch nicht weit zurück. Bevor stand die Eröffnung der Kongokonferenz, die vou Deutschland und Frankreich gemeinschaftlich be rufen war. Ferry war Ministerpräsident in Frank reich und Courcel Botschafter; an die Seite des Drei kaiserverhältnisses stellte sich das neue deutsch-französische Einverständnih. Die politische Lage war so günstig wie möglich, und die Thronrede verfehlte nicht, dies auch mit der größten Bestimmtheit zu sagen. Zugleich konnte der Kaiser mit Stolz auf das Vertrauen Hin weisen, das dem Deutschen Reiche das Ausland ent gegenbrachte in Anerkennung der friedlichen Bestre bungen Deutschlands, und er konnte eine ungestörte Dauer des Dreikaiserbiindnisses und damit eine starke Bürgschaft des Friedens in Aussicht stellen. Aber dieser ideale Zustand dauerte nicht lange. Die Ereig nisse vom 19. September 1885 im Orient hatten einen Riß in den Berliner Vertrag gemacht und einen Zank apfel unter die Mächte geworfen. Dazu kam, daß die Deutschfreundlichkeit des Herrn Ferry in Verbindung mit dem Mißerfolge der französischen Kolonialpolitik das gambettistische Ministerium hinweggefegt hatte, und daß sein Nachfolger Frcycinet, trotz seines vor sichtigen Lavirens, doch nicht umhin konnte, dem Chau vinismus und der Revanchesucht stärkere Zugeständnisse zu machen, als es ihm selbst vielleicht lieb war. Auch der Konflikt zwischen Deutschland und Spanien zitterte noch nach, als Minister von Bötticher am 19. No vember 1885 die zweite Thronrede der Legislatur periode verlas. Trotzdem konnte noch konstatirt werden, das „deutsche Reich erfreue sich friedlicher und freund- fchastlicher Beziehungen zu allen auswärtigen Negie rungen. Der Kaiser hege die zuversichtliche Hoffnung, daß die Kämpfe der Balkanstaaten unter einander den Frieden der europäischen Mächte nicht stören werden, und daß es den Mächten auch gelingen werde, diesen Verträgen die Achtung der durch sie zur Selbstständig keit berufenen Volksstämme im Balkangebiet zu sichern." Den Schluß bildete das s/ste Vertrauen aus die Er haltung des Friedens. Und heute? Die Thronrede, welche vor acht Tagen verlesen wurde, ruft an ihrer Spitze die Armee für den dauernden Schutz der Güter des Friedens an, die Entwickelung der Heereseinrich- tungen unserer Nachbarstaaten nöthigt Deutschland zu Gegenmaßregeln, die nationale Sicherheit verlangt unabweislich eine bedeutende Stärkung unserer Heeres- krast. Zwar fehlt auch diesmal nicht die Stelle, welche die freundlichen und befriedigenden Beziehungen zu allen auswärtigen Staaten betont. Aber sie ist kühl und reservirt gehalten, und die beigesügte Erwähnung der „engen Freundschaft des Kaisers mit de» beiden benachbarten Kaiserhöfen" klingt nicht freudig und zu versichtlich, wie noch vor zwei Jahren, sondern aus ihr tönt mehr eine Warnung, eine Beschwörung her vor, zu welcher Niemand mehr berechtigt. Niemand besser geeignet ist, als gerade Kaiser Wilhelm. Tröst lich fast allein klingt aus der Rede die Versicherung heraus, daß Deutschland seinen ganzen Einfluß auf bieten wird, um für den Frieden zu wirken, und der Hoffnung Ausdruck giebt, daß dieses Wirken erfolgreich sein werde. Zwei Namen vor Allem sind es, an die sich seit der zweiten Thronrede im vorigen Jahre die große und bedauerliche Aenderung der Weltlage knüpft, weniger oder vielmehr gar nicht wegen der Bedeutung dieser Männer, als wegen der Ideen, von denen sie getragen werden und deren Werkzeuge sie geworden sind: Boulanger und Kaulbars. Französischer und russischer Chauvinismus ist es, welcher in diesem Jahre seine wüsten Orgien gefeiert, der eine Welt zu den Waffen gerufen hat. Wird es gelingen, die Geister der Zwietracht, des Mißtrauens, der Erbitterung wieder zu bannen, welche jene gerufen? Noch ist die Hoff nung nicht geschwunden; aber daß in unseren Zeiten im kurzen Zeitraum zweier Jahre die Weltlage eine so völlig geänderte Physiognomie annehmen konnte, ist gerade keine allzutröstliche Aussicht für die Zukunft. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monate November 431 Einzahlungen im Betrage von 31,512 M. 80 Pf. gemacht, dagegen er folgten 236 Rückzahlungen im Betrage von 29,123 Mark 87 Pf. Sparmarken ä 5 Pf. sind 150 Stück verkauft worden. — Bei der am 29. November d. I. hier stattge fundenen Stadtverordneten-Ergänzungswahl hatten von 343 stimmberechtigten Bürgern 178, also 50 Prozent, Stimmzettel abgegeben; bei dieser Wahl waren 135 Stimmen auf Herrn Rentier Friedr. Wilh. Wendler hier, Stadtverordneten-Vorsteher, 114 Stimmen auf Herrn Lohgerbermeister Albin Ulbrich hier, Stadt verordneter, Beide angesessen, 131 Stimmen auf Herrn Privatus Karl Gottfried Schmidt hier, unangesessen, gefallen, so daß diese als gewählt zu betrachten sind, ferner hatten 96 Stimmen Herr Rentier Ernst Wilh. Fischer hier, 65 Stimmen Herr amtshauptmaunschaftl. Expedient Otto Ludwig erhalten, sodaß diese als Er satzmänner gewählt gelten. Es sind also hiernach die Ausscheidenden in der Hauptsache wieder gewählt morden nur mit der Ausnahme, daß Herr Privatus Schmidt und Herr Rentier Fischer ihre Stellungen ge tauscht, ersterer wirklicher Stadtverordneter, letzterer dagegen Ersatzmann geworden. — Der Kreisausschuß der königl. Kreishaupt- mannschast Dresden wird am 3. Dezember, Vorm. 11 Uhr, in den Räumen der kgl. Kreishauptmann- schast eine öffentliche Versammlung abhalten. — Dem im „Dr. I." veröffentlichten Berichte über die Verwaltung der kgl. Sammlungen in den Jahren 1884 und 1885 ist zu entnehmen, daß das königl. Münzkabinet den Anfang machte zu einer Sammlung von Geschirren, in denen s. Zt. Münzen vergraben morden waren und die insofern interessant sind, als sie nach ihrem ehemaligen numismatischen Inhalte genau sich datiren lassen. Veranlassung dazu bot die schenkweise Ueberlassung eines sehr wohl er haltenen Krügleins, welches einen bei Kreischa ge hobenen Münzschatz enthalten hatte und von Herrn Gutsbesitzer Winkler dem Münzkabinet auf Wunsch überlassen worden ist. Luchau. Bei dem hiesigen Gutsbesitzer Jrmer ist am 27. November ein unter verdächtigen Symptomen erkrankter Bulle getödtet worden, welcher nach bezirks- thierärztlichem Gutachten mit Milzbrand behaftet ge wesen ist. Der Kadaver des Thieres ist vorschrifts mäßig vergraben und sind alle sonstigen Vorsichts maßregeln in Vollzug gesetzt worden. S Schönfeld. Vergangenen Sonntag, am 1. Advent, erfolgte beim Vormittagsgottesdienst die Verpflichtung und Einweisung der wiedergewählten Kirchenvor standsmitglieder und zwar der Herren Gutsbesitzer und Holzhändler Wilh. Thiele und Viehhändler Gott lob Walther. Nachdem genannte Herren am Refor mationsfeste von der hiesigen Kirchengemeinde wieder einstimmig gewählt morden waren. Der gelammte hiesige Kirchenvorstand besteht nun aus folgenden Mitgliedern: Herr Pastor Lehmann, Herr Gemeinde vorstand und Gutsbesitzer Karl Friedrich Walter, Herr Hausbesitzer Friedrich Wilhelm Richter, Herr Gutsbe sitzer und Holzhändler Wilhelm Thiele und Herr Vieh händler Gottlob Walther. Frauenstein, 29. November. Weder bei einer Reichs- oder Landtagswahl hat man hier seit Jahren eine solche rege Betheiligung Seitens der Wähler zu beobachten Gelegenheit gehabt, als bei der heutigen Stadtverordnelenergänzungswahl. Von 159 Wahlberechtigten machten 108 Mann, also 67,9, °/o, Gebrauch von ihrem Wahlrechte. Das Wahlresultat war Folgendes: Herr Lohgerbermeister Herm. Straß berger juu. wurden mit 81, Herr Sattlermeister Gahmig mit 78 Stimmen zu Vertretern der Ansässigen gewählt. Zu deren Ersatzmännern wurden ernannt Hr. Schneider meister Hugo Glebitzsch mit 11 und Herr Bäckermeister Gustav Mühle mit 10 Stimmen. Ferner ergab die Wahl, daß Herr Hypothekenbuchführer Fischer mit 72 und Herr Kürschnermeister Th. Lohse mit 36 Stimmen zu Vertretern der Unansässigen gewählt worden sind. Deren Ersatzmänner sind Herr Mühlenpachter Ramm (Rathsmühle bei Frauenstein), welcher 22 und Herr Bäckermeister Groß, welcher 19 Stimmen erhielt. Bei der heutigen Wahl wurde Herr Lohgerbermeister Herm. Straßberger (wie oben ersichtlich) wiedemm als Ver treter der Ansässigen gewählt, so daß Ende dieses Jahres die Herren Bäckermeister Gustav Mühle und Schneidermeister Hofmann aus hiesigem Stadtverord- neten-Kollegium ausscheiden werden. Möge die vom 1. Januar 1887 beginnende Wirksamkeit der neuge wählten Stavtverordneten zum Heile und Segen unsrer Stadt gereichen. — 30. November. Vorgestern fand Nachmittags im Restaurant zur „Garküche" hier die zweite ordent liche General-Versammlung des hiesigen Vorschuß- vereins, eingetragene Genossenschaft, statt. Dieselbe wurde durch Begrüßung der erschienenen Mitglieder Seitens des Vorsitzenden, Herrn Haupt, eröffnet und sodann der erste Punkt der Tagesordnung, Neuwahl eines Kasstn-Kontroleurs, erledigt. Die Wahl ergab, daß Herr Baumeister Herrmann von hier als solcher zu betrachten ist. Den zweiten Punkt der Tages ordnung bildete die Ergänzungswahl für die aus scheidenden Ausschußmitglieder, die Herren Braumstr. Nyssel, Posthalter Kaden und Schneidermstr. Hofmann. Sämmtliche drei Herren wurden durch die Wahl wieder auf ihre bisherigen Posten berufen. Die Herren Kisten fabrikant Gustav Kummer, Schuhmachermstr. Eduard Zimmermann und Schuhmachermstr. Heinrich Schlieder haben im Bedarfsfälle als deren Vertreter zu wirken. Auf die Frage des Herrn Vorsitzenden, ob Jemand noch einen etwaigen Antrag für die nächste General versammlung vorzubringen habe, wurde zwar ein An trag gestellt, derselbe jedoch wieder zurückgezogen, als dem Antragsteller mitgetheilt wurde, daß die Frage bez. der Herabsetzung des Zinsfußes für Einlagen und Darlehen von Seiten der Verwaltung schon vielfach ventilirt worden ist und demnächst die nöthigen Schritte zur Herbeiführung eines den jetzigen Zeitverhältnissen ^sprechenden Zinsfußes statutengemäß gethan werden Dresden. Welchen Einfluß die Etatsvermehrung des deutschen Heeres auf die sächsische Armee bat, rst aus Folgendem zu ersehen: An Osfiziersstellen werden neu geschaffen: bei der Infanterie 2 Brigade- Kommandeure und 2 Adjutanten, I Regiments-Kom-