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Geschäftsstelle und Redaktion: Dresden «A. 16, Holbcinstrahe 48 — v««ag-vret-, t>u?gad« X mit illustr. Beilage dierteiNihrlich 2 4u In Dresden »no ganz Dcutsch- land «rei Hans it.NL in Oeslcrreich s,t»8 X. «„»gäbe« dierteljährlich 2.IV ^ In Dresden und ganz Deutschland frei Haus ».5» in Oeslerrcich 4.V« X. Linzel-Nummcr IN Die Sächsische BoUSzeitung erscheint an allen Lochentagen nachmittags. — 0- — 0 Anzeigen: 'tlnnat'me von (»eschnflsanzcigen bis >VW,r, von ^amüienanzeigen dis r l Ul,r Vorm. Preis sin die Pi-lii-HpallzrIIeSS Z, im Aella- ineteN Vitt Z, fianiilien Anzeigen Lv Z gin »ndenlUil, geichriebenr. sowie durch ginn iprechcr auigegebenc Anzeigen könne» wir die BrronlwcrlUchlen i.n die Richligkeil des Teiles inchl ribemetzmeir Lprechsuurde der Nedallion: tt —>2 Ubr vorm. o a Einzige katholische Tageszeitung im Königreich Sachsen. Organ der Zentrumspartei. Ausgabe ä mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe k nur mit der Wochenbeilage. Die Lage Tas wichtigste Ereignis der vergangenen Woche dürfte weht die Einnahme von Riga sein. Sie bildet ein be sonders herrliches Ruhmesblatt in der Geschichte dieses Kueges und da dürfte es wohl angebracht fein einen kurzen Rückblick auf den Verlauf der Kämpfe dort oben zu werfen. Ter militärische Wert von Riga hing in der ersten Spanne d.s Weltkrieges eng mit seiner wirtscl)aftlichen Macht zu sammen. Riga ist gewissermaßen das Hamburg Nordwest- mßlands. Das gewaltige Stromgebiet der Düna wicht bis ans die Seenplatte der W-rldaihöhe ilnd könnte, nebenbei beinertr. durch verhältnismäßig einfachen Wasserstraßenban ilii! Leichtigkeit die Verbindung über den Tnieper mit dem Schwaigen Meer und über den La Wal nach dem Ladoga-Tee lü» erreictwn. Als Stiibpnnkt der Flotte kam — nachdem der Ausbau Windaus znm .Kriegshafen anfgegeben war — Liban, die Scheeren um die Inselgruppe von Oesei, Baltisch- vort ilnd Hangö am Nordnfer des Finnischen Meerbusens ili Betracht. Das stark geschützte Kronstadt mit Arsenalen luid Werften war ihr Rückhalt. Vor Riga tag als Schutz eie Feile Dünamünde ans der von Düna, Ostsee, Aa und Bolderaa gebildeten Insel, ans dem rechten Dünanfcr bil deten verstärkte Batterien ans dem Magnnsholm die Sicherung. Der d e n t s ch eVor m a r s ch kam im Herbst 1915 vor Riga zum Stellen. Es zeigte sich, daß der in riesigem Halb kreis vorgelagerte Tirnl (lettisch — Sumpf) der an sich offenen Stadt einen gewaltigen natürlichen Schutz bot. Nach einigem Hin und Her der Gefechte kam hier die Kamps- Handlung znm Stehen, und mit einem Mal wurde R i g a iiim starken Eckpfeiler der russischen Stel- l >l n g, die sich von hier etwa die Düna entlang bis Düna- bürg zog und von da nach Süden bis ans Schwarze Meer «eichte. Bedrohlich umfaßte es den linken Flügel der dent- icheir Front, nur etwa zehn Tagemärscb-e trennt es von Ost preußen, das die Rnsßm, nachdem die Winterschlacht in Ma suren üe l'eranSgeworfen hatte, immer wieder angrisfen, nur der Welt und vor allem dem. russischen Volke voll <stolz sogen zu können: unsere Heere stehen ans deutschem Gebiet. Aber es blieb das ganze Jahr >916 hindurch bis ans Heinere Unternehmungen alles still. Die g r o ß eOfs e n - sjvc begann n. a. bei Dünabnrg am Narocz-See, um sich allmäblich südwärts nach der österreichischen Front in Ga lizien hinznzielien. Im Jahre 1917 sollte nach dein Ueber- einkommen der Entente das russische Heer mit den ent- icheidenden Angriffen beginnen. Die um Jahreswechsel einsexcnde Kälte hatte die Düna, Aa sogar die Ostsee mit einer tost mcterdicken Eisdecke, überzogen. So verivandelten „ch die starken Hindernisse in natürliche Straßeil, wie sie sich bequemer »nd breiter gar nicht vorstellen ließen. Die größten Lastkraftwagen mit sckstverstcr Munition jagten mir io ans der weiten glatten Ebene entlang, die die tragfähigen Missen lachen jetzt darsrellten. Sehr geschickt benutzte dies der sehr tüchtige General Radko Dimitrieff, früher bulgari scher Gesandter in St. Petersburg, um mit den in und bei Riga massierten sechs Divisionen überraschend vorzubrechen. Als Ziel batte er den lettischen Regimentern hingestellt: die Deutschen ans Kurland hinaiisziiwerfen. Ter über raschte Landsturm wurde zwar an einigen Stellen überrannt, an anderen Stellen hielt er sich aber mit großer Zähigkeit. Mit bewundernswerter Raschheit setzte der deutsche Gegen stoß ein. Deutsche Führerdurchbildnng, Tapferkeit und Manneszucht der Truppen zeigten sich in den schwierigen Mildkämpfen sofort überlegen. In unanfbörlichen .Kämpfen bei einer Dnrchschnittstcmperatur von — 25° Kälte, die an manchen Tagen bis auf fast — 10° sank, wurden die alten Stellungen genommen. Die russischen Verluste waivn selbst für russisch Begriffe ganz a » ßerordent - 1 i cki, 'nmal hakte das Maschinengewehr unter den mühsam durch den tiefen Schnee ziinickstapfenden dichten Hansen reiche Ernte gelullten. In der Tat war die Richtung des russischen Vorstoßes äußerst gefährlich gewesen. Bei ge lungenem Durchbruch mußte bis Dünabnrg hin die ganze deutsche Front zurückgebogen werden. Der stark bedrohte nächste Weg nach St. Petersburg wäre gesichert, der mora lische und politische Erfolg wäre ungeheuer gewesen. Die Revolution in St. Petersburg lähmte kurz dar aus die Kräfte des russischen Reiches, sie machte sich besonders bei den sozialistisch durchseuchten lettischen Regimentern be- merkbar. So schlief die Kampfhandlnng im Sommer 1917 allmählich ein. Aber im August konnten Kundige schon anS dem russischen Heeresbericht entnehmen, daß etwas im Gange war. Der ganze westliche Halbkreis zwischen Aa und Ostsee, in dessen Mitte etwa Kemmern liegt, wurde kampflos von den Russen geräumt. Am 1. September schlug wie ein Donnki-schlag die Kunde ein. daß die Deutschen bei tterküll den Nebergang über die Düna erzwungen hatten. Rigas . sw.-.-««»-» II Das Neueste vom Tage E! N MW MA MMiA (Amtlich. W. T.-B.) Großes Hauptquartier, den 10. September >917. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Rnpprecht: An der flandrischen Front und im Artois steigerte sich die Kampftätigkeit der Artillerie nur vorübergehend in einzelnen Abschnitten. Nach Feuerstößen drangen vielfach feindliche ErkundnngS- abtsilungen gegen unsere Linien vor; sie sind überall ab gewiesen worden. Bei den gestrigen Gefechten nördlich von St. Quentin drückten die Engländer unsere Sicherungen bei Hargicourt und Villeret in geringer Breite zurück. Unsere Stellung östlich von Hagicourt wurde heute früh zurückgewonne«. In der Champagne fühlten in einigen Abschnitten französische Aufklärungstrupps gegen unsere Stellungen vor; sie wurden vertrieben. An der Nordfront von Lerdnn spielten sich tagsüber Jnfanterie-Teilkämpse ab. Oestlich von Samogneux stießen unsere Siurmtruppen in die französischen Linien beiderseits der Höhe 341 vor. Sie fügten dein Feinde schwerste Verluste zu und kehrten mit mehr als 100 Gefangenen zurück. Außerdem befreiten sie einen Schützenzug, der sich seit dem 7. September rings von Franzosen umschlossen, aller Angriffe des Gegners in heldenmütiger Ausdauer erwehrt hatte. Am Fasses- und im Chaume-Walde wurde mit blanker Waffe und Handgranaten erbittert gerungen; eine Aende- nmg der Lage trat durch die französischen Angriffe nicht ein, Oeftlicher Kriegsschauplatz Front de» Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern: Zwischen dem Rigaischen Meerbusen und der Düna kam es im Wald- und Sumpf Gebiet zu erfolgreichen Ge fechten unserer Sicherungen mit russischen Streifabteilungen. Front des Genoialobersten Erzherzog Joseph: Mit starken Kräften führten Russen und Rumänen wiederholt Angriffe gegen die von uns erkämpften Stellungen zwischen Trotus- und Ojtoz'Tal. Der Feind wurde an allen Stellen durch Feuer und im Nahkampfe zurück- geworfen und hatte schwere Verluste. Mazedonische Front: Nordwestlich des Malik-Sees wichen unsere Vortruppen vor überlegenen! französischem Druck auf die Höhen süd westlich des Ochrids Sees aus. Im Monat August sind von Flügen gegen den Feind 64 unserer Flugzeuge nicht zurückgekehrt. 4 unserer Fessel ballons abgeschossen. In derselben Zeitspanne beläuft sich der Verlust un serer Gegner auf 37 Fesselballons und wenigstens 295 Flugzeuge, von denen 126 hinter unsere, 159 jenseits der feindlichen Front brennend znm Absturz gebracht worden sind. Der erste Geiieralquartiermsister: Ludendorff. Writere Versenkungen Berlin, 9. September. Amtlich. Neue U-Boots-Er- solge im Atlantischen Ozean, Acrinrl-Äanal und i» der Nord see. Sieben Dampfer «nd zwei Segler, darunter das eng lische Hilfsschiff „Bergamot" wahrscheinlich N-Bovtsalle, ein bewaffneter englischer Dampfer sowie vier Dampfer, die sämtlich aus Geleitzügen hcrinisgeschosscn wurden, davon zwei durch Doppelschuß aus ein und demselben Geleitzng. Der Chef des Admiralstabs der Marine. Brand Hannover, 9. September. Im Bühnenhaus des Königlichen Theaters brach heute morgen ans bisher noch nicht festgestellter Urfaclse ein Brand aus, dem der Schnür, boden, die Lichtanlage und alle brennbaren Gegenstände zum -Opfer steilen. Die Vorstellungen müssen vorläufig ansfallen. Schicksalsstni.de uc.lüe, der Revolntions - (N-nemlistimns General Kornilass halte ans der Moskauer Versammlung richtig geweisiagt. Die deuncizeu Truppen stießen «au l, September öst- ticü von Riga bis zur Küste vor. In der Verfolgung setzten unsere Truppen den versprengten Teilen der rnffiscklen 9. Armee, die weiterhin schnell znrnckilnlen, energisch nach. Unter dem Druck der Ereigniffe hat der Feind begonnen, die Dünafront zu räumen. Wenige Tage brachten uns einen Ranmgewinn von RXlO Onadrattiwmetrr. Die Front, die wir durchbrochen haben, ist über I lil Kilometer taug. Sie erreicht damil beinahe die Länge der belgisch englijäte» Front im Westen, die iicb von der sümdrischen Küste bis zur Gegc-nü von St. Quentin hin erstreckt. Es daiff nicht nntersctlätzt tue r den. daß wir mit dem Vesitz von Riga und Dünamünde und dem rigaischen Meerbusen auch die Hensciiast über den Meerbusen gewonnen liabcm. Der rnffffciie Rückzug in Liv land vollzieht sich in nordöstlicher Richtung entlang aer Balm nach WendewPslow »nd aus den von Riga nach Osten füh renden Straßen, linier dem Drucke der den russische.» rc-cksten Flügel bedrohenden VoNnärtsbewegung unserer Truppen Inst der Feind das nördliche Dünaufer bis östlich Friedrich- stadk geräumt und zielst, nach rnssisclzer Art die Spuren von Brand und Verwüstung zurücklassend, ab. Der Raum, der bisher zwischen Aa und Düna von unseren Trnppen besetzt worden ist, bildet i» allgemeinen«'» Umrissen ein Dreieck, dessen Spitze bei Friedricksttadt liegt und dessen Hypotenuse durch die von Riga die Aa entlang führende Bahnlinie bis über Ligat hinaus gebildet wird. Die russische Dünafronk hat eine Achsendrehnna um die Stellung tust Friedricksttadt vollzogen. Bei weiterem Fortgang der Operationen wird der Russe auch seine weiter östlich gelegenen Stellungen an der Düna ansgeben müssen. Zwischen der Na und der Käst-' ist es nicht zn Kämpfe-,, gekommen. Ter neue Feldzug im Osten mit seinen sctwnen- Erfolgen hat bisher nur verhält nismäßig «geringe Opfer gefordert. Dagegen ist unsere Beute außerordentlich groß. Die Rückzugsstraßr, vor «,klein die große Landstraße Riga Wenden, ist geradezu übersät mit Unmengen uingetvorsener und sh-ckenge- bliebener Fahrzeuge, Pairzerautv-s und Bagagen. To^e Pferde. Waffen und Ausrüstungsstücke aller Art liegen massenhaft ans den Straßen und Snnlpspsaden. Die Wäl> der stecken noch voller Material. Verpflegnngskolonneiii und Züge. Depots, Magazine, und Pionierparks fielen in dentsck>e Hand. Munition, die nicht mehr gesprengt weide» konnte, blieb massc-nhnft zurück, weiterhin tansenderlei Krieg-Sgerät aller Art, n. a, auch zahllose Feldküchen, In Riga- wurde n, a, ein völlig erhaltener groß e r P i o n ierp a r k er beutet. Auch die G e s chützbente ist wesentlich größer, als zuerst ange.nommen. In Diinaniünde wurden von einem einzigen Regiment 10 größtenteils schwere Gesclffitze ge nommen, und zwar neu 7,5-, nenn 10,5-, zehn 15-, .gvei 20-, zwei 21-, vier 30,5-, vier 32-Zentimeter-Geschütze, In Riga bereicht bereits wieder das gewohnte Leben, nur daß di? Stadt noch immer wie trunken von dein Jubel über den Einzug der Dentsckx-n ist. In der gleichen Stimmung ist die Truppe, die vom Führer bis znm letzten Mann, einhellig l bis ins Innerste von dem Gefühl der Ueberlegenbeit über die Russen erfüllt ist. Der moralische G«-winn der Eroberung von Riga ist fast noch größer, als det strategische und der materielle. Das hat auch der Kaiser soforck erkannt, deslmlb begab er sich gleich nach Riga, um den tapferen Trnppen zn danken und am Sonnabend nach Dünaimiiide, um auch hier den Kämpfern seine Anerkennnng ansznsprectwn. Tie Kämpfe im Westen haben durchaus nickst an Helligkeit nachgelassen. So herrschte über Sonntag an der flandrischen .wüste eine g-esieigerte Fenertätigkeit und in der Nacht znnr Sonntag fließ«-n- die Engländer nach heftigem Trommelfeuer nordöstlich von St. Julien vor, sie wnrden aber abgewiesen. Auch die südöstlich öeS La Bassee Kanals und ans beiden Ufern der Scarpe unternommenen Vorstöße brachten den Engländeni keinen Enolg. Vor Verdun ist ans dem Ostnfer der Maas tagsüber erbitteii gekämpft worden. Die ersten Wellen der morgens zwisctxm Fosses- Wald und Bezonvanr angreifenden Franzose» brachen im Feuer unserer Grabe»besntznng zusammen. Den Hinterem Staffeln des- F«-indes gelang es bei neuem Ansturm, vom Nebel begünstigt, im Chan me-Müde und ans Onies zu — dieses Tors war nach Angabe eines gefangenen Offiziers das Ziel des sranzösisclx-n Angriffes Boden z» gewinne».. Hier traf sie der kräftige Gegenstoß unserer Reserven und warf sie südwärts zurück. Abends ve«r> oll st «ind igle ein neuer Stoß unserer Kampstnippen den Erfolg: In hartem Ringen konnte der Feind im allgemeinen bis in seine Ausgangs stellung znrückgetrieben ü«erden: kleiner Geländegewinri blieb ihm ini Südtc-il des E Han me-Wal des und ans dein östlich davon streichend«-» Rücken. Von drei französischen Divisionen, die blutigste Verluste — mich Gefangenencmssagen bis zu