Volltext Seite (XML)
HchtHm-EMckr Anzcigtl Tageblatt für L-ß-B-in-ßrnM-l, Höcrlungwitz, H-r-d»rf, L-r«-d°rs, M-rnsdorf, ».»« WM« «m« »EI« --. Der Ijevorstelrenile Kancl- werkertag. Ausgangs kommender Woche tritt in Mägde- bürg der Allgemeine Jnnungs- und Handwerker tag zu seiner Jahresversammlung zusammen, auf die wir in Anbetracht des bedeutsamen Beratungs materials, das des Handwerkertages harrt, schon heute an dieser Stelle Hinweisen möchten. Es sind insbesondere zwei wichtige Fragen, über welche in Magdeburg Beschluß gefaßt werden soll: Die Gründung einer Mittelstandspartei und die Einführung der obligatorischen Invaliden- und Altersversicherung selbständiger Handwerker. Die erste dieser beiden Fragen beschäftigt den deutschen Nährstand schon seit geraumer Zeit. Zu wiederholten Malen ist der Anlauf genommen worden, die Angehörigen des deutschen Nähr standes zu einer geschlossenen und auf die Gesetz gebung einflußreichen Mittelstandspartei zu ver einigen. Nicht mit Unrecht haben die Vertreter dieser Bewegung darauf hingewiesen, daß die Ge setzgebung unendlich viel für die Arbeiter getan habe und zu tun fortfahre; daß auch Industrie und Grundbesitz keinen Grund hätten, über Ver nachlässigung zu klagen; daß dagegen der Mittel stand, das Mark und Rückgrat des Reiches, bei weitem nicht die Rücksichtnahme erfahre, die ihm gebühre. Deshalb sei es die höchste Zeit, daß sich der Mittelstand zu einer besonderen Partei zusammenschließe, auS seinen Reihen Vertreter in den Reichstag und die Einzellandtage entsenden und diese dort für seine Sache eintreten. Nur so sei eine Besserung der heutigen Lage möglich. Wir haben uns im deutschen Reiche über einen Mangel an Parteien gewiß nicht zu beklagen. Es gibt zwischen ihnen zum Teil so ferne und diffizile Unterschiede, daß es dem Fernstehenden schwer fällt, sich zurecht zu finden. Das kommt daher, daß die Parteien alle auf ein politisches Programm mit so und so viel Paragraphen ein geschworen sind. Es entsteht dadurch unsäglich viel Streit und Uneinigkeit, und die Allgemeinheit, die Wohlfahrt des Reiches leiden unter diesen Parteiungen. Man soll keine Jnterefsenpolitik treiben, sondern das Interesse der Allgemeinheit über das des einzelnen setzen. Ganz richtig! Aber noch weit richtiger ist es, daß die heutige Parteigruppierung unwirksam ist, fdaß nicht sowohl politische, wie wirtschaftliche Fragen den Ausschlag geben; die hohe Politik hat bisher den Vorrang vor Er- örterungen über die wirtschaftliche Lage einge nommen. Das wird in Zukunft anscheinend anders werden. Und sollte der neuen Behandlung der Dinge zunächst auch der Vorwurf der Jnteressen- politik gemacht werden, so schadet das nichts. Wenn jeder wirtschaftliche Stand im deutschen Volke sich Berücksichtigung erringt, so wird am Ende ein billiger Ausgleich zu Stande kommen, und eS werden alle Teile befriedigt werden. Wir können daher den Gedanken der Bildung einer Mittelstandspartei nur willkommen heißen. Schlägt die in- Leben zu rufende Partei die rechten Wege Weitverbreitetes Insertions-Organ für amtliche rm- Privat-Anzeigen Bei Abholung monatlich die einzelne Nummer 5 Durch die Post bezogen 1.25 Mk. excl. Bestellgeld. Freitag, dm 19. August 1904 Nr. 192 Fernsprecher Nr. 151. Jnsertiousgebühre«: die sechsgespaltene Corpuszeile oder deren Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg. Reklamen 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Annahme der Inserate für die folgende Nummer bis vor«. LV Uhr. Größere Anzeigen abends vorher erbeten. Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Aus träger, sowie alle Postanstalten. Für Abonnenten wird der Sonntags-Nummer eine illustrierte Sonn tagsbeilage gratis beigegeben. N-schLstsst-ll-: B-Hnstr. 3. 31. JahlgÜNg. Abonncment: Frei ins Haus 35 Pfg. monatlich 42 Pfg. vierteljährlich 1- M. 25 Pfg- 2. Bezirksschule. Als Nachfeier des Geburtstages Sr. Maj. König Georgs findet Sonnabend den SO. August früh 8 Uhr in der Turnhalle ein FeftaktUs statt, wozu die geehrten Mitglieder der städtischen Kollegien, die Eltern unserer Kinder, die Freunde und Gönner der Schule ergebenst eingeladen werden. Hoheufteiu-Srnstthal, den 18. August 1904. Das Lehrerkollegium. Dir Patzig. Sonnabend, den 20. August 1904, bleibt das hiesige Gemeindeamt wegen Reinigung der Geschäftsräume für den Verkehr geschlossen. Das Standesamt ist an diesem Tage von 11 bis */,12 Uhr vormittags geöffnet. Nur dringliche, keinen Aufschub erleidende Sachen finden in dieser Zeit Erledigung. Oberlungwitz, am 17. August 1904. Der Gemeindevorstand. Lieberknecht. ein, dann wird zum Heile des deutschen Nähr standes der Erfolg nicht ausbleiben. Ueber die Frage der Handwerkerversicherung wird man sich in Magdeburg voraussichtlich schwer einigen. Die Mehrzahl der selbständigen Hand werker ist der obligatorischen Invaliden- und Altersversicherung abgeneigt. Da auch die Re gierung der Handwerkeroersicherungsfrage in ab sehbarer Zukunft näher zu treten nicht gewillt ist, so wird die Erledigung dieses Teiles der Tages ordnung wohl auf einen späteren Handwerkertag verlegt werden. Zum Aufstund der Herero. Der Sieg am Waterberg hat nach der neuesten Meldung leider nicht voll ausgenützt werden können. Generalleutnant von Trotha meldet aus Hamakari: Der Feind ist nach dem Gefecht vom 11. August in voller Panik auf der Flucht und unter Zurück lassung von sehr vielen Habseligkeiten und zahl reichen Leichen, hauptsächlich in östlicher Ritztung, zurückgegangen. Ich verfolgte die starken feind lichen Kräfte mit den vereinigten Abteilungen Deimling und Mühlenfels mit einem Gewaltmarsch bis in die Gegend von Omutjatjemwa, wo gänzlicher Mangel an Weide und Wasser und die Trennung des Feindes die Einstellung der Verfolgung bedingte. Zahlreiches Vieh wurde erbeutet. Estorfs verfolgte, von Norden umfassend, die Hereros und schlug am 15. dss. die Hererobanden, die von Omuramba abwärts zogen. Der Feind hatte große Verluste. Diesseits tot 5 Mann; verwundet: Oberleutnant Bischoff, Leutnant v. Meien und 5 Mann. Widerwärtige Umstände haben also die Ein stellung der Verfolgung erfordert. Das ist zu beklagen, denn nun werden die Hererobanden im Lande umherziehen und neue Unruhen verbreiten, wenn sie es nicht vorziehen sollten, die Grenze zu überschreiten. Ihr Widerstand scheint noch nicht gebrochen zu sein. Dafür spricht das neue Gefecht. Ob sie sich nach den schweren Verlusten noch einmal sammeln werden, darf aberimmhin fraglich erscheinen. Jedenfalls werden unsere Truppen noch viel zu tun bekommen, denn die einzelnen Gebiete, in die die Herero wahrscheinlich flüchten werden, müssen gesäubert werden. Sehr bedauerlich wäre es, wenn die Schwarzen die britische Grenze gewinnen sollten. Jedoch dürfte sich bei ihnen bald Mangel an Lebensmitteln einstellen; große Viehherden können sie kaum noch besitzen, und der Hunger hat schon manchen kirre gemacht. Oberst Leutwein über die Aussichten des Feldzuqes Die „Braunfchw. Neueste Nachr." veröffentlichen folgenden Brief des Obersten Leutwein aus Wind huk vom 6. Juli: Ob die jetzt im Schutzgebiet befindliche Truppen macht zur Niederwerfung der Hereros genügen wird, hängt von einem Faktor ab, welchen wir alle nicht zu übersehen vermögen, nämlich von dem Munitionsbesitz der Herero. Erst wenn deren letzte Patrone verschossen ist, wird der Krieg zu Ende sein. Das schließt aber nicht aus, daß sie dann mit Kirris und sonstigen Handwaffen den Kleinkrieg fortsetzen und so noch auf jahrlang den Farmbetrieb lähmen. Ich hoffe und wünsche, daß es nicht so kommt, aber ich fürchte es. In Kolonial kriegen ist eben nicht das Besiegen des Gegners das schwierigste, sondern die Wiederherstellung des Friedens. Der Typhus hat allerdings die Kolonne Glasenapp vollständig außer Gefecht gesetzt, so daß die Truppe nach Organisation der Ende April herausgekommenen Verstärkungen nicht viel stärker gewesen ist, als Anfang April, als sie die Gefechte von Ongangira und Oviumbo schlug. Ein durch schlagender Erfolg war daher wieder nicht sicher. Die durch Generalleutnant von Trotha mitgebrachte zweite Verstärkungsrate ist daher schon um die Ausfälle zu decken nötig gewesen. Auch jetzt herrscht der Typhus noch in der Truppe und reißt namentlich bei der am weitesten im Osten stehenden Abteilung des Majors von Estorfs täglich große Lücken. Das sind aber Schwierigkeiten, die in jedem Kriege vorkommen und welche überwunden werden müssen. Das deutsche Volk sollte nur mehr Geduld an den Tag legen und Widerwärtigkeiten mit Würde tragen. Und dazu kann eine gutgeleitete Pr.sse das meiste beitragen. Wenn z. B. in Swakop- mund 1000 Mann mit 1000 ostpreußischen Pferden landen, so sind dies noch lange keine 1000 brauch bare afrikanische Soldaten. Es bedarf vielmehr mehrerer Monate, bis sie sich mit ihren Pferden geeinigt und sich der afrikanischen Kriegführung angepaßt haben. * * Kiel, 18. Aug. Gestern früh trafen 53 Ver wundete und Erkrankte vom 1. Seebalaillon aus Südwestafrika hier ein. Die Genesenden werden sofort beurlaubt, die Kranken im Stationslazarett untergebracht. London, 18. Aug. St. James Gazette schreibt: Trothas Waffenersolg ist ein Gegenstand der Freude aller an der Kolonisierung Afrikas interessierten Länder. Alle Weißen hätten Grund, Trotha einen Erfolg zu wünschen. Bom russisch-japanischen Kriegsschauplatz. Vor Liaujang herrscht noch immer Stille, man bezeichnet sie auch noch immer als die Stille vor dem Sturm. Wann dieser eintritt, läßt sich nach dem 14tägigen ergebnislosen Warten — seit dieser Zeit hat die strategische Lage eine bemerk bare Aenderung nicht erfahren — auch nicht ein mal vermutungsweise sagen. In dem Kampfe vor Port Arthur am 10. August ist, wie Offiziere des im deutschen Hafen Tsingtau entwaffneten russischen Linienschiffes „Zesarewitsch" behaupten, ein japanisches Schlacht schiff gesunken. Falsche Gerüchte Die in Petersburg verbreitet gewesenen Ge rüchte vom Fall Port Arthurs haben eine Be stätigung nicht erfahren. Bisher hat noch nicht die ganze Zivilbevölkerung Port Arthur verlassen, es sollen sich sogar noch gegen 500 Frauen in der Festung befinden. Die Gerüchte, daß zwischen dem Kommandanten Port Arthurs, General Stössel, und dem Kommandanten des japanischen Be lagerungsheeres Verhandlungen wegen Uebergabe der Festung schwebten, sind gleichfalls unbestätigt geblieben. — Es sollte behufs Fortbringung der Frauen eine 24stündige Waffenruhe vereinbart werden. Ueber den Verbleib des Port Arthur- Geschwaders fehlt es noch immer an erschöpfenden Nachrichten, was bei der Versprengung der Schiffe allerdings nicht Wunder nehmen kann. Das Geschwader be steht aus den Linienschiffen Reiwisan, Pobjeda, Pereswjet, Poltawa und Sewastopol, sowie aus den großen Kreuzern Bajan, Diana und Pallada. In Wladiwostok befindet sich der große Kreuzer Bagatyr in Reparatur, außerdem liegt dort eine Torpedobootsflottille mit dem Hilfskreuzer Lena. Ob es den beiden Kamimura entwichenen Kreuzern Gromoboi und Rossija geglückt ist, Wladiwostok zu erreichen, ist noch unbekannt. Der russische Kreuzer „Nowik", der von dem Gros des Port Arthur-GeschwaderS abgesprengt worden ist, soll in der Van Diemen- Straße auf der Fahrt nach Wladiwostok gesichtet worden sein. Die Van Diemen-Straße führt an der Südspitze Japans vorbei in den Stillen Ozean. Bestätigt sich vorstehende Nachricht, so würde der „Nowik", aus Furcht, dem Geschwader KamimuraS in die Hände zu fallen, den kürzeren Weg durch die Korea-Straße verschmäht und den Versuch ge macht haben, auf dem Umwege um die ostjapanische Küste Wladiwostok zu erreichen. Außer Gefahr wäre er selbstverständlich auch dann noch nicht. Der Kreuzer „ASkold", der sich in Schanghai befindet, ist so stark be- schädigt, daß er in dem neutralen Hafen bleiben und sich die Entwaffnung gefallen lassen muß. Ein russischer Torpedobootszerstörer mußte mit Gewalt daran gehindert werden, den Hangtse hin aufzufahren. Die Chinesen in Schanghai behaupten, die russischen Kriegsschiffe setzten dem Verlangen, sich den Gesetzen zu fügen und die Entwaffnung über sich ergehen zu lassen, Widerstand entgegen. Schreckensbtlder von russischen Kriegsschiffen Die Besatzungen der entkommenen russischen Kriegsschiffe machen einen schrecklichen Eindruck. Da auf den Schiffen, um so schnell wie möglich vorwärts zu kommen, die Kessel bis zur Höchst grenze geheizt wurden, so entquoll den Schorn steinen fortgesetzt eine so dichte Rauchwolke, daß die Leute wie die Schornsteinfeger aussahen. Von Ueberanstrengung und Schlaflosigkeit waren sie völlig erschöpft. Zudem trugen alle Schiffe furcht bare Spuren des Kampfes und der Verfolgung. Alle, von denen man bisher Kunde erhielt, waren mehr oder weniger schwer beschädigt; auf allen gab es Tote und Verwundete, Blutlachen und ab gerissene Gliedmaßen. Es war eine SchreckenS- fahrt, die die Flüchtlinge durchmachten; Schiffe und Leute boten einen grausigen Anblick dar. Die ganze Furchtbarkeit des Krieges tat sich in der gräßlichen und entsetzensvollen Erscheinung der versprengten russischen Kriegsschiffe kund. Tas russische Torpedoboot „Buruy" strandete bei Kiautschou und wurde in die Luft gesprengt. Seine Mannschaft wurde gerettet und begab sich aus dem deutschen Schutzgebiete zu Fuß nach Weihaiwei, wo sie sich unter den Schutz Englands stellte. Der Gouverneur von Kiautschou, Kapitän z. S. Truppel, meldet aus Tsingtau, daß dort am 16. d. M. vormittags ein japanischer Torpedoboolszerstörer in den genannten Hafen ein- gelaufen sei. Der an Bord befindliche Flagg leutnant des japanischen Admirals Dewa wurde davon in Kenntnis gesetzt, daß die russischen Kriegs schiffe bereits entwaffnet seien. Der NcutralitätSbruch in Tschifu. Dem Pariser „Matin" zufolge hat Delcafss am Montag in Tokio die russische Protestnote wegen der „Retschitelny"-Angelegenheit überreichen lassen. Das Blatt fügt hinzu, man habe allen Grund zu der Annahme, daß dieser „subsidiäre" Streitfall ohne ernste Schwierigkeiten auf diplo matischem Wege gelöst werden würde. Der Kapitän des „Retschitelny" erzählte über den Kampf, den er und seine wehrlosen Mannschaften gegen die Japaner zu bestehen hatte, englischen Berichterstattern in Tschifu noch das folgende: „Schließlich sagte ich den Ja panern, daß ich mich niemals gefangen nehmen lassen würde und forderte meine Leute auf, mit den Fäusten Widerstand zu leisten. Gleichzeitig versetzte ich dem japanischen Offizier einen Schlag ins Gesicht und begann mit ihm zu ringen. Wir fielen beide von dem Deck des Schiffes hinunter in das Ruderboot und von da ins Wasser. Ich versuchte auf mein Schiff zurückzukommen, aber die Japaner kamen von allen Seiten auf mich heran