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Schandau, Mittwoch, de» 14. Mürz Sächsische Ableitung Amtsblutt für das MiMe Amtsgericht Aid dm AMrslh g> Kchsiidsii, ssmie für den Kisdlgemcinderalh r» Hshiißei«. -—Aclitunddreißigstcr Jahrgang Dle Säebs. Elbieltung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch die Expedition diese» Blatte» für t Vf- vtertel^^^ oder'deren "Raunt w Pf., Inserate unter fünf Zeilen W 9 Uhr, für da» Äommdcnd.diaN spätesten» bis Freitag früh 9 Uhr erbeten. - Preis f.ir tue gespaltene Leipzig di-Annoncen- IM. Die Weiterentwickelung der Frage der Reichsstenerr'cform. Die Alles beherrschende Angelegenheit de» dculsch- russischen Handelsvertrags hat das Interesse an der eigent lichen Hanpiarbeit der gegenwärtigen NeichstagSscssio», an der Steuer« und Finanzreform, begreiflicherweise einslweilcn znrückgcdrängt. Aber die cndgillige parlanientarische Ent- scheidnng über den Vertrag steht ja nunmehr unmittelbar bevor und nach seiner Erledigung im vermnthlichen Sinne der Genehmigung des handelspolitischen BerlragSwcrkeS mit Rußland wird sich dann die so wichtige Frage der Finanz- und Steuerreform im Reiche wieder desto ge bieterischer zur Geltung bringen. NalürUch kann sich der Reichstag erst nach seiner österlichen Vertagung anf'S Neue mit den schwebenden steuerpolitischen Vorlage» befasse», nachher wi»d die Sache jedoch auch brennend werde». Vor Allem muß es sich da entscheide», inwieweit die Reichs- rcgicnmg Werth darauf legt, auf diesem Gebiete zu positiven Ergebnisse» »och i» der laufenden Sihnngsperiode zn ge- langen. Was das Parlament anbelangt, so habe» die bis herigen Verhandlungen über die Sieuervoilagen hinsichtlich der Aussichten derselben im Reichstage schon ziemliche Klar heit geschaffen. Man wild den verbiindclen Regierungen die erhöhte Börsen- »nd LollcriclooSstcncr, außerdem wohl auch die Frachtbrief- »nd Chcckstcmpelstcncr und daneben vernmthlich »och eine Erhöhung der jetzigen Tabaksteuer bewilligen, das heißt mit anderen Worten, ungefähr soviel an nenen Einnahme» zngkstehen, daß hiermit wenigstens die Koste» dcö »enc» HecrcSgesctzcs gedeckt sei» wilide». Da gegen ist bei der NcichSlagSmchrhcit offenbar nach wie vor keine Ncignng vorhanden, znm Zustandekommen dcö Tabak- fabrikatstencrgcsetzcs und des WelnstcuergesetzeS ernstlich die Hand zu biete», so daß die betreffenden Entwürfe bereits jetzt so g»t wie gescheitert gelte», während von dem eigent lichen RcichSfinanzrcformgesctze vorerst gar nicht mehr ge sprochen wird. Diese Sachlage kann der Ncichsregicrung selber un möglich verborgen sein. Dennoch hat sic ja wiederholt er klären lassen, sie denke gar nicht daran, ans irgend ein Stück ihres steuerpolitischen Rcformwcrkcs zu verzichten. Sollte man in den Berliner maßgebenden Kreisen wirklich der Meinnng sein, schließlich doch noch eine Mehrheit im Reichstage für die neuen Slcncrgesetzc zu erlangen, oder liegt hier mir ein taktisches Manöver vor? Im letzteren Falle wäre eine gegenseitige Verständigung in der Slencr- resormfrage noch zu erwarte», falls ma» aber a» leitender Stelle gesonnen sein sollte, die Sache zn forcircn und höchstens in Bezug auf Formalitäten und sonstige unwesentliche Seiten der Steuerreform de» Wünschen und Anschauungen der Volks vertretung nachzugcben, so würde sich alsdann die Situation kritisch gestalten und in deren Hintergründe stünde drohend die Wahrscheinlichleil einer Neichölagöanflösnng. Ob indessen Neuwahlen, auf die Steucrparolc hin vollzogen, ein ge fügigeres Parlament ergeben würden, dies muß schon jetzt stark bezweifelt werde» und die Rcichörcgienmg dürfte gut Ihttli, sich hierüber keinen optimistischen Erwartungen hin- zngcbcn. Endlich gilt cs noch, in der Frage ein äußerliches Moment zu berücksichtigen: den geschäftlichen Stand der Angelegenheit. Bis jetzt ist in der Stcuercommission nur der ans die Erhöhung der Börsen- und LottcriclooSstencr bezügliche Theil der Novelle zum Stcmpelnbgabeugcsctz znr Erledigung gelangt, mit dem übrigen Theile der Novelle, der QusttungS-, Frachtbrief- und Ehcckstcmpclsteucr, wird die Commission bis zur Ostcrvcrtagnng jedoch schwerlich fertig werden; wo soll aber daun die Zeit für die noth. wendige gründliche Vorberathnng auch der beiden anderen Stcnervorlagcn und des Finanzrcformgesctzcö Herkommen? Die Session müßte sich unter diese» Umständen bis tief in de» Sommer hineinzichcn; daß aber im Reichstage Neigung zu einem solche» langen AuShnrreu vm Hande» wäre, wird Niemand behaupte» wollen. Es wäre darum auch in Hin blick auf diese Seite der Angelegenheit daö Beste, die Reichs- rcglcrung begnügte sich i» ihre» Stciicrrcformplänen mit dem, was sich gegenwärtig vom Reichstage erlangen läßt, und verschöbe die weitere Durchführung der gcsammtcn AUon -A -'»e» Zeitpunkt, z» welchem für letztcrc die Verhältnisse günstiger liegen, als jetzt. Politisches. Die Kaiserin tritt nebst de» kaiserlichen Kindern am Montag die angckündigte Erholnngsreise nach dem öster reichischen Süden an; die Reiseroute geht über Breslau Oderberg nud Wien; am Dienstag Mittag werden die cr^ tauchten Herrschaften in Abbazzia eingetrosfcii sei». Der Kaiser gedenkt seiner Familie erst ejuigc Tage später nachzufolgen. Der Reichstag hielt am Freitag zwei Sitzmigeu ab. In der Tagcssitzuug gelangte zunächst der Etat der NcichS- ciscnbahncn nach unerheblicher Debatte zur Annahme, jedoch gemäß den Antiägcn der Bndgctcommission, welche die Ei»- nähme» nm drei Millionen Mark höher, als die Rcgicrnngö- Vorlage dies gcthan, angcsctzl hat. So gut wie dcbattcloS wurden dann der Etat des NcichSschatzamtS — dieser mit Anöuahmc einiger Positionen — und des Reichstages ge nehmigt, worauf daö HanS die Bcrathung dcö Mari»e- ctatö wieder aufnahm. Tit. 10 des ExtramdinariumS — Forderung für das Panzerschiff „Ersatz Preußen" — lief eine längere Debatte hervor, in welcher die Abgeordneten Richter (Freis. VolkSP.) und Vr. Böckel (Antisemit) den Standpunkt entschiedene» Opposition gegenüber den For- dcrnngcn für die Schiffscrsatzbautcn vertraten, wie letztere in den Titeln 10, 11 nnd 12 dcö Exlraordinariumö vor- geschlagen worden sind. In nämcntlicher Abstimmung er folgte dann die Genchmigung von Tit. 10 mit 134 gegen 04 Stimmen. Dagegen ergab die sich anreihende namcM- lichc Abstimmung über Titcl 11 „Ersatz Leipzig", 117 Stimmen gegen nnd nur 05 SUmmen für die betreffende Forderung, dieselbe ist also abgclchut. Bei der Abslimmnng über die Forderung „Ersatz Falke" stellte sich die Beschluß- nnfähigkcit dcö Hanscö heraus, so daß Präsident v. Lcvctzow eine Abendsitzung anberaumte. In derselben wurde jedoch die Berathnng dcö Ncstcö des Mariuectatö nochmals ans- gcschobcn, dafür trat der Reichstag in die zweite Lesung der Vorlage, bctr. die Aufhebung dcS Identitätsnachweises, ein. Zu Abschnitt 1 (Einfnhrschcinc, Trausittägcr) waren von vci schicdencn Seiten eine ganze Reihe von AbänderungS- msträgcn gestellt worden, welche eine langanögedchntc, nnd lebhafte Debatte hcrvorricf, da über die Spccialfragc der Einfnhrschcinc sehr cntncgcngüctzle Meimmgcn zn Tage traten. Schließlich wurde Abschnitt 1 im Wesentlichen nach der Regierungsvorlage, jedoch mit Modifikationen, ent sprechend de» von den Abgeordneten Bachem, Rickert und Gamp gestellten Anträgen genehmigt. Auch die übrigen Theile der Vorlage gelangten mit einigen Modificationcn znr Annahme. Am Sonnabend stimmte der Reichstag zu nächst der nochmaligen Verlängerung dcö HandclöprovisorinmS mit Spanien zn und trat dam in die 2. Berathnng dcö Handclsvcrtragcö mit Rußland ein. Es ist zweifellos, daß der Vertrag von der Mehrtest des Reichstages in den einzelnen Theilen angenommen wordcu ist, wie anderseits die cndgillige Genehmignng diS denlsch-rnssischcn Vertrages in dritter Lcsnng sicher ist. Der Reichstag genehmigt, nm Sonnabend den grund- lcgcndcn Art. 1 dcö deulsch-rissischcn Handclsvcrtragcö in namentlicher Abstimmung mit?00 gegen 146 Stimmen. Die Stcncicommission dcsRcichoiagcs tritt am Diens tag znr Bcralhlmg über die Qnlltimgs- und Frachtbrief- steuer zusammen. Ob iudcssei die Commission mit dieser Arbeit bis znr parlamcntarischm Ostcrpansc noch erheblich vorwärts kommen wird, mnß 'tark bczivcifclt werden. In der Audgetcommission ist die Abstimmung über die erste Nate der Forderung, bctr. daö Nationatdcnkmal für Kaiser Wilhelm I. abermals rcrtagt worden, anscheinend will die Commission die Entschcdnng über diese Angelegenheit aus gewissen Gründen möglich! lange hinanöschieben. Die Einberufung einer sttcrualioualcn Müuzconfercnz nach Berlin auf Grund dcö Programmes der Doppel währung ist von den Herren I)r. Ahrendt, v. Kardorff, Leuschner und Wülfing, Mitglcdcrn der von rcichöwcgcn cingcsctzlen Silbcr-Engncle-Coumiffion, beantragt worden. Ob indessen die Rcichörcgicrnnj dem Anträge Folge leisten würde, selbst wenn ihn die Slbcrcommissio» befürworten sollte, ist znr Zeit mindestens »och fraglich. Das österreichische Abgeonnclenhauö hat die Vorlage über die provisorische Rcgclmg der Handelsbeziehungen Oesterreichs zn Rußland gcnchuigt. Die anarchistischen Altcntlc der letzten Monate, wie sic sich hanptsächlich in den Mcaern der französischen Hanpt- stadl abspieltcn, haben »in» dich zn Erörtcrnugcn zwischen Frankreich und England über ein gemeinsames Vorgehen gegen die Anarchisten geführt, lieber die betreffenden Ver handlungen ist indessen bis jtzt noch nicht viel bekannt. Es verlautet da lediglich, die französische Regierung habe England gegenüber das Verlagen gestellt, die Anarchisten seien nicht als politische Vcrbrcher, sondern als gemeine zu behandeln nnd demgemäß mßtcn anarchistische Verbrecher gegenseitig anögclicfcrt werden Untcrdcsscn haben die Anrchislcn wieder eine neue höllische That anögcführt, dicSml ans italienischem Boden, in Gestalt der vor dem Kanncrgcbcmdc in Nom staltgc- fnndcncn Dynamit-Explosion. Bei derselben wurden eine ganze Anzahl von Personen »ehr oder weniger erheblich verletzt; zwei von den Schwcrlsrtetztcn sollen inzwischen gc- storbcn sein. Es wnrdcn alskld zahlreiche Verhaftungen von Anarchisten in Nom vorgeommen, der muthmaßliche . Urheber dcö Attentats scheint jedih zunächst entkommen zn sein. Der angckündigte Besuch dcö Czarcn nnd seiner Fa- milic ans dem jüngst beim denlschen Botschafter v. Werder veranstalten Ballfcst hat stattgefnndcn; der Czar verkehrte ans dem Ballfcsle in licbenöwürdigstcr Weise mit ver- schicdcncn Gästen. Der Vorgang besitzt seine nnverkennbare politische Bedeutung, der Besuch dcö Kaisers Alexander bei den» diplomatischen Vertreter Deutschlands in Peters burg ist eine klare Kundgebung im Sinne einer Besserung dcö politischen Vnhältuisscö zwischen Deutschland und Nußland. Locales und Sächsisches. Schandau. Die iu der letzten Zeit viel besprochene Umgestaltung der hicsigcu Kuranstalt in eine Kaltwasser- Heilanstalt nach Kncipp'schcr Methode ist nunmehr von Seiten der hicsigcu Stadlvcrtrctnng gcuchmigl worden. Herr 1)r. mecl. Werminghauscn trifft mit einigen Familien bereits an» 15. März zum dancrndcn Aufenthalt hier ein und soll am 1. April die Eröffnung der Anstalt unter Beibehaltung der Mincralbäder erfolgen. — Bei dem am 7. nnd 8. März hicrsclbst staltgesun- denen Mnslcrnngögcschäslc gelangten zusammen 301 Msti- tärpslichtige ans den Oilschaften Neinhardödorf und Schöna, sowie de» Städten Schandau, Königstein nnd Hohnstein znr Vorstellung vor der königl. Ersatz-Commission. Davon wnrdcn 127 als tanglich zum Dienste mit der Waffe, 6 als länglich znm Dienste ohne Waffe befunden, 13 der Cr- fatzrcscrve »md 13 dem Landsturm 1. Aufgebots Überwiesen, 6 als dauernd untauglich erklärt und 136 auf ein Jahr znrückgcstcllt. — Vom 1. Januar bis mit 10. März dieses Jahres sind inögcsammt 627 beladene Fahrzeuge beim Kgl. Hanpt-^ zollamlc znr Abfertigung gelangt. — In der am 11. d.M. abgchallcnen drcmnddreißigstcn ordentlichen Gencralvcrsammlimg dcS Vorschuß - Vereins zu Schandau wurde die Bilanz nnd daö Gewinn- und Vcrlnst-Conw einstimmig gcnchmigt und dem Vorstand und Anfsichlöralh Entlastung eilheilt. Die Dividende vonJo/o kommt sofort zur Auszahlung oder wird dem Gcschäfts- gulhabcn, soweit solches noch nicht die statutarische Höhe erreicht hat, gutgcschricben. Dem Neservcfoud sind Mk. 2633,37 überwiesen worden, derselbe Hal nun den Be trag von Mk. 51441 crlangt, gleich 54^2"/« der cingezahltcu Gcschäftsgnthabcu. Im Vcrhällniß znm Geschäflsumfangc ist die Höhe der Reserven dahin gebracht, daß sich der Vor- schnßvcrcin jedem anderen Vereine, wenn nicht übertreffend so doch ebenbürdig znr Seite stellen kann. Die Geschäfts- gnthabeu nnd Nescrvcn stellen sich mit 27'/z"/,,, die Haft summe mit 68"/„ zn 100"/„ der cingczahltcn Spar- und Capual-Einlagcn. Die Vermögcnöübcrsicht ist im heutige» Jufcralcnlhcile veröffentlicht. Wünschen wir dem Vorschuß- Verein, daß er auch fernerhin ein nntzbringendeö Institut seiner Mitglieder und Geschäftsfreunde bleiben möge. — Am Sonntag Abend feierte der hiesige Jünglings, verein in dcm Saale des „Lindcnhof" sein StiftungS. fest. Der Einladung war von allen Seilen Folge geleistet worden, so daß der Saal vollständig besetzt war, und be sonders die Herren Lehrmeistcr der jnngcn Lente waren zahlreich erschienen. Nach dem Gesang des Liedes „Lobt froh den Herrn" hielt Herr HilfSgeistlicher Glootz, der den Verein leitet, eine Ansprache über die wahren Frcndcn dcS christlichen nud dentschc» Jünglings nnd gab einen kurzen Bericht über den Verein. Derselbe solle nnr eine gute Scmnlagöabeudmucrhallnug sür die jnngcn Lente sein, und dieselben abhaltcn, sich auf den Straßen hernmzntrciben und ans dumme Gedanken nud schlechte Wege zu kommend Wohl sei cö eine mühsame Arbeit, aber sie habe ihren Segen. Nnn folgten eine ganze Ncihc von kleinen Anf- führnugcn, Gcscmgei! und Deklamationen, ernsten nnd scherzhaften Inhaltes. Es war eine Freude zn sehen, wie fleißig die jungen Leute gelernt hallen nnd wie frisch »md fröhlich vorgelragen wurde. Die Versammlung spendete den reichsten Beifall. Gewiß sind Alle fortgcgangcn mit der besten Meinung von dcm Iünglingsvcrcin, m»d ist nur zn wünschen, daß derselbe mich in Zukunft blühen, wachsen nnd gedeihen möge znm'Besten unserer Jugend. — Die z. Zl. in dcm Schanfcnstcr der photographischen Anstalt von Herrn Emil Lieskc hier cmögcstclltcn Bilder geben wicdernm einen nenen Beweis von der Leistungs-'^ fähigkcit der genannten Anstalt, die sich schon scit Jahre» in Folge einer sauberen nnd trefflichen Arbeit einer wohl verdienten und »egen Aufnahmc seitens des Pnblilums zu erfreuen hat. Ansgcstaltct mit den neuesten Apparaten ist Herr Lieskc in der Lage, allen Anforderungen nud Wünsche» gerecht zn werden, sodaß wir nicht nach answärlö zn gehen branchcn, nm daselbst eine geringere Arbeit für „billigeren" Preis zn erhalte». — Znr Geschäftslage auf der Elbe schreibt das „Schiff" lii seiner letzten Nummer: Wenn auch in letzter Zeil daö