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f.jjermsnn Sveg « a. vresllen-ä. 6ssuudksil8lsckmseke kikmekluugsn Isnlsslksirungsu - ^upfsi-sekmlscisl'si Oake Hülkerl praAvr 81raÜe, Loks 81üon1«n8traüv. Hkau1sus8ls11un§en 83 stlikrigss s 6 uGo „7 Ssslsiisri kV I I StrslS« LI s r»>»r,n«»n 22SS7 26 klesonter Reisegepäck AklIoEE feinste ceäerwaren Atz Die Große Koalition gescheitert! Das Ende der Tagung des Bölkerbundsrats. — Der türkische Protest. Vor -er Pariser Lustkonserenz. — Dle Senkung -er Lohnsteuer im Aeichslage. - Mörderinnen sür die Fremdenlegion. Die Sozialdemokralen macken nicht mil. Berlin, I». Dez. Heute t» der clsten Abendstunde hat sich di>s (beschick der Großen Koalitivn entschieden, und zwar iv, wie cs vvn allen Einsichtige» vvrhcrgciagt wurden war: die Grosse Koalition ist gescheitert. Dle Sozialdemokraten beauemten sich hentr nach viel» siugdigcr FraklivnSsitzuiig dazu, zu erkläre», das, sic keine Krosic Koalition mitmache» wollen. Dle sozialdemokratische sfiakiion hat eine» Beschluß geseßt. der ausivrichl. das, sie in dem Ergebnis der geführten Verhandlungen keine ge» ,-,,-ictc Grundlage sür die Bildung einer Großen .llvalilion erblickt. Der Beschluß wird am Donnerstag früh bci der aus IN Uhr auberaumten Besprechung der Fraktions- mitcrhändlcr den Beteiligten überreicht werden. Die Gründe sür dieses Verhalten der Sozialdemokraten liege» ans der Hand. Man weih, das,, wenn man in eine Negierung ein» tritt, die Möglichkeiten, die Agitationsversprechen einzulüscn, überaus dürftig sind. Anderseits vcrsoricht gerade die Not dieses WinterS sehr aussichtsreiche Agitatlonögcschästc. Trete» die Sozialdemokraten in eine Negierung ein und können die sllvl nicht merklich lindern, io wird der Bestand der Partei ge fährdet. um so mehr, alS gerade seht die Kommunistische Partei ihre WelircvolnrivnsillusionSpoiitik ausgebcn und sich ganz aus eine reale Arbciterpolitik eingestellt hat. Die parlamentarischen Dinge werden sich nun wahrschein lich so gestalten, das, man die ganze Krise vertagt bis die Hefte vorüber sind. Dann wird, wie schon an» gekündigt, höchstwahrscheinlich Dr. Luther mit der Bildung eines Kabinetts beauftragt werden, von dem im Augen blick noch nicht scststrht. ob es ein MindcrhcitSkabinctt, ein Aeamicnkabinctt. oder da- bisherige Kabinett Luther. nur »ganz«, sein wird. Das Überarbeitete Prooramm Kochs. Endgültige Entscheidung am Donnerstag. Berlin, lv. Dez. Der Abg. Koch hat heute nachmittag eine Uebcrarbcitung seiner Richtlinien vor» genommen und die neue ergänzende Kauung den i» Betracht kommenden NcichstagSsraktione» übermittelt, die heute abend dazu Stellung nahm. Man nimmt nunmehr in Parla ment.,, ischen Kreisen an, das, die Entscheidung da»» sehr rasch lallen wird. Jedenfalls ist nicht beabsichtigt, noch länger Ber» Handlungen zu führen, sondern c» wird zu einer Entschciduug in dieser oder jener Richtung gedrängt werde». Bet der hcutigen Besprechung der Parteiführer spielte vor allem die Erwerbslose nsragc eine große Nolle, da oo» der Sozialdemokratie hier ganz bestimmte, sehr weit gehende Forderungen gestellt wurden. Außerdem erschienen die sozialdemokratischen Vertreter zu der heutigen Konferenz »>it neuen Forderungen, die über ihre bisher ver öffentlichten Prvgrammpunkte weit hinauSgchcn. Die Koch- schcn Richtlinie» kündigte» in der CrwcrbSlvfensrage bereits erhebliche Fortschritte a». I» einem Gesetz sollte» alle Ar- bcilözeitbestimmungen znsauimengcsas,» werden und gleich zeitig wurde die Ratifizierung dcS Washingtoner Abkommens unter der Boronssctznng vorgesehen, daß auch von Frankreich und Belgien die Ratifikation vollzogen würde. Auch der Ar- bcitöminister BraunS hatte bereits seine Zustimmung z» diesen Richtlinie» gegeben. Den Sozialdemokraten waren diese Zusagen jedoch noch nicht ausreichend genug. Sic forderten eine genauc bis Ins einzelne gehende Regelung, die sofort vorgcnommcn werden sollte. «. a. auch die Unterstützung I der Kurzarbeiter usn>„ während es praktisch unmöglich er scheint. diele schwerwiegenden Frage» ohne genügende Vor- I bercltnng zu lösen. Politik und Finanzen in Frankreich. Bon Gras E. v. Zedtwttz. Kein Land hat so wie Frankreich die Wahrheit dcS alten Satzes erfahren, dass ein großer Krieg sich volkswirtschaftlich niemals „rentiert". Frankreich glaubte sich Sieger, weil die FricdcnSverträgc die Macht in seine Hand gaben, und über sah. von dem Glanze dicker Macht geblendet, die ungeheure innere und äußere Schuld, die es im Kriege angehäust hatte. Zum Unglück Frankreichs standen an seiner Spitze damals Männer, die die Rentabilität des Krieges durch eine Politik erzwingen wollten, die dem Lande nichts einbrachte und mit einem völligen Mißerfolg endete. Solange das Volk di« inneren Anleihen zeichnete, mit denen das Frankreich der Kriegs- und Nachkriegszeit seine Babanguc-Pvlttik finan zierte. solange war der Staat vor jeder Schwierigkeit geschützt. Daraus sündigten die französischen Finanzministcr jahrelang, indem sic unter Verschleierung des wachsenden Budgetdefizits alle Bedürfnisse dcS Staates durch Aufnahme neuer innerer Anleihen deckten und hierbei nicht einmal bedachten, daß die Bcrlalltrrmine über kurz oder lang zusammenkommc» muhten. Ende 1924 war die äußere Schuld aus mehr alS 8,5 Milliarden Dollar und die innere Schuld auf 277 Mil liarden Franken angewachsen: das Jahr >V25 brachte vier Verfalltage kurzfristiger Schadscheine: den >8. Februar mit 889. den l. Juni mit 8299, den 25. September mit 8826 und den 8. Dezember mit >9 999 Millionen. Die Krise war da. aus der es nur zwei Auswege gab: den Staatsbankrott oder die Inflation. Man wußte sehr wohl, daß man keinen der beiden Wege bcschrciten konnte, weil der Staat durch die Annullierung der feierlich cingcgangenen Verpflich tungen jede Möglichkeit, von leinen Bürgern weiter frei willige Kredite zu erhalten und damit die Quelle verlor, auS der er bisher geschöpft hatte. In dieser Not berief man Caillaux. Frankreichs beste» Finanzpolitiker, den einzigen jedenfalls, an den das Land noch glaubte und der auch in den angelsächsischen Ländern hohes Ansehen genoß. So groß war der Ruf dieses ManncS, daß sein Volk von ihm Wunder erwartete und tatsächlich glaubte, er könne das Land aus dieser Finanzkrise, der schwersten seit der Zeit der Assignaten, heraussühren. ohne dem Lande die schweren, unerhörten Qpscr aufzucrlegen, ohne die eine Lösung deS französischen KinanzproblemS nun ein mal unmöglich ist. Vergebens warnte Caillaux und forderte Geduld. Qpsermut und Ausdauer. AlS das Volk sah. daß auch Caillaux keine Wunder vollbringen konnte, sondern sich wie jeder andere Finanzministcr mil kleinen, alltäglichen Mitteln wcitcrhalf und neue, schwere Steuern vorbereitete, war das Vertrauen alSbald dahin. Gegen den Finanzministcr erhoben sich die Parteien der Rechten und Linken, die Kritik seiner Finanzprojckte durch die Nationalökonomcn tat ein übrige» und als Caillaux da^u seine Goldauleibe herausbrachte, die die drückende Last der inneren Schuld beseitigen und den Frauken stabilisieren sollte, brachte das Volk daS Vertrauen zu sich selbst, seiner Währung und seinem Finanzministcr nicht mehr auf. Ter Mißerfolg der Anleihe war vollkommen und damit das Schicksal Eaillaux' und seines SanicrungswcrkeS besiegelt — aber auch daS dcS französischen Staates, der nun nicht wußte, woher er die Mittel zur Einlösung ber am 8. Dezember nicht erneuerten Bons nehmen sollte. Mit Recht schrieb Charles Gide, der Nestor ber Pariser Nationalökonomie, Mitte November in einem Auf satz über die sranzösische Finanzkrise: „Trotz seines jetzigen Mißgeschickes bewahrt Frankreich seine alte Arbeitskraft und Produkttonssähigkeit. und man ist sich ganz klar darüber, daß die Lage der Staatssinanzcn bei ivcitem nicht so ernst wäre, wenn sich in die Finanzwirtschast nicht immer wieder die Politik cinmischcn würde und die Politiker aufhören würden, das össentliche Vertrauen durch ihre Acußerungen zu er schüttern." Nach dem Sturze Caillaux' glaubte Painlcvö den Wünschen der Sozialisten Rechnung tragen und seine Finanz politik ganz auf daS Programm der Linken einstellen zu müssen, das unter Vermeidung jeglicher Inflation zur Deckung des FinanzbedarseS des Staates eine allgemeine Ab stempelung der Banknoten und eine zehnprozentlge Ver mögensabgabe vorsah. Hatte man schon den Fehler begangen, Caillaux einer Partei zuliebe a»S dem Amte zu entfernen, ohne ihm Zeit zu geben, seine Pläne durchzuführen, so wollte man dies nun mit einem noch gröberen Fehler gulmache«, indem man das Ruder der Finanzpolitik nach link» herum- warf und sich damit auf einen gefährlichen Weg begab, auf de» Frankreich «rr »ntläuschungen erleben konnte. Gegen Ein Komplott gegen Slrefemann? Verhaftung zweier Abenteurer. Berlin, 18. De,. Die „Voss. Ztg." bringt in ihrer Früh- auSgabe vom Donnerstag die sensationelle Mitteilung über die Ansdcckung eines angeblichen K o m p l o t l S g c g e » den R c > ch S a » ß c » m i n i st e r S t r e s c m a n ». Ein gewisser Kaltdors und ein gewisser Lorenz, welch letzterer nach klngabc dcS Blattes schon einige Male im Irrenhaus Aufent halt gehabt haben soll, und die sich nach ihre» eigenen An- liabcn beide politisch zur extremen Rechten — Anhänger Hitlers — zählten, hätten beabsichtigt, Stresemann zu be seitigen. Bei der Suche nach einem dritten Komplicen hätte aber eine Unvorsichtigkeit dcS Kaltdorf zur Verhaftung der beiden geführt. Sie seien in Berlin von der Polizei dem üilkbter vorgeitihrt worden, der bei ihrer Vernehmung den be stimmten Eindruck gewonnen habe, daß cS sich nicht nur um Be- spreclinngen und Vorbereitungen krankhafter, phantastischer spielerischer Gehirne handle, sondern daß den beiden an» licüchtS ihrer politischen Ansichten, ihrer adcntenerlichc« Schicksale und Lebensführung und angesichts der ganzen lim- stände, in denen sie lebten, die verbrecherische Tat, die sie planten, wohl zuzutraucn lei. Der Richter habe tnfvigedcssc» gemäß 88 49a und 49i> des RctchSstrafgesctzbnchcS und der 88 > und 7 dcS Gesetze» zum Schutze der Republik Haftbefehl gegen dle beiden Genannten erlassen. Bet den Berliner Amt», stellen waren heute abend eingehende Mitteilungen über dieses angebliche Komplott nicht mehr zu erhalten. E-ne Warnung an Mu'sollni. Berlin. 1Ü. Dez. Unter der Uebcrschrift „Dav Maß Ist voll" nimmt heute die dem deutschen A u ß e n m I n t st e r nahestehende „Tägl. Rundschau" zu dem unerhörten Ver- bot der deutschen W e i h n a ch t S f e st c tn Südtirol Stellung. Das Blatt schreibt u. a.: ES ist nnS vollständig unverständlich, weshalb Italien dies neue grausame Folter werkzeug ausgcrichtct hat. Sind die maßgebende» ltallcnischc» Pollliker ganz von Gott und ihrem Verstand verlassen, oder sind sie in ihrem faschistischen Grönenwahnsinn samt und send rS verrückt geworden? Diese Tat ist nur alS die eines geistig Umuachtctcn anzusprcchen. Wir Deutsche aller Welt, denen unsere deutsche Weihnachten mit WelhnachtSmette und Licl'terbanm ein deutsches und christliches Snmbol zu gleicher Zeit ist. erheben allerichärssie» Einspruch gegen den faschistische» Bahnsinn. Wir können »ich« mehr daran glauben, daß die Italiener eine Kulturnation sind, kallS sie diesen »»igeheuer- lichcn Befehl nicht rückgängig machen. Komps bis znm keßten Vlutstropse« «ird die F«»s« dieser «erorduuug sei» uu» »»« Slldtlrolcr werden in Dentlchland Freunde haben mehr alS sie brauchen. Das Maß ist voll, daS müssen die Italiener nun einsehc«. Roch ein Tropfen und cS läuft über. Si« eiliges Dementi. Der Erfolg der deutschen Entrüstung. München, lg. Dezember. DaS italienische Gene ralkonsulat erklärt im Aufträge seiner Negierung, daß die tn den Blättern erschienene Nachricht, wonach die Negie rung der Bevölkerung des „QbcretschgcbictrS" sllj die Abhal tung dcS W c t h n a ch t S f e s» c » tn der traditionellen Form des WcihiiachtSbaumcS verboten habe, erfunden sei. Ganz Im Gegenteil habe der Kommissar in Bozen der Bevölkerung de- gesamten Gebiete- aus den StaatSsorsten lebe beliebige Anzahl kleiner WcthnachtSbäume zur Verfügung gestellt und daran „den Wunich einer fröhlichen Weihnacht geknüpft". Ebenso unwahr und erfunden seien die durch die öfter- reichliche und deutsche Presse gellenden Nachrichten, nach denen daS Walther-Denkmal aus Bozen entfern« werden solle. DaS Denkmal bleibe auf seinem Standort und werde auch tn Zukunst dort verbleiben. Es sei nirgend davon die Rede gewesen, da» Denkmal zu entfernen, „abgesehen von radikalen Kreisen". Daß der Wunsch einer fröhlichen Weihnacht ln dem auf» Blut gcguältcn Südttrol nicht» andere» al» eine freche Ber- höhnung des deutschen Empfinden» darstellt, sofern er wirk- ltch geäußert worden ist. kan» nach dem Geiste de» Faschismus nicht bezweifelt werden. Daß aber bas Wolssche Tele graph e n »B u r e a « die Taktlosigkeit besitzt, von einer „Bevölkerung beS Oberetsch» gebiete S" zu sprechcnunddamltdem Ringe« «m das De«tschtnm in Süd«irol geradezu in den Rücken stillt, kan» nicht scharf genug gegeißelt werden. Und wenn zehnmal die italienische Erklärung von „Qberctsch" spräche — für Deutsche albt es diesen Begriff nicht, der zum Svmbol der italienischen Gewaltherrschaft geworden ist. ES fehlte nur noch, daß der Berich« von dem „WcthnachtS- scsi In Bolzano" spricht — obwohl das durchaus folgerichtig im Sinne der vorstehenden Meldung gewesen wäre. Die Oeffent- iichkctt hat ei» Recht zu sor-crn daß derartige, das natio. nale Empfinden gröblich verletzende Entglet. sungen eine» deutschen Nachrichtenbureaus von Weltruf unter allen Umständen vermieden werden. Der Bericht ber Telegraphenunion, der al» amtliche Mitteilung des italienischen Generalkonsulats ge kennzeichnet ist, spricht »utressenb von der »Bevölkerung von Südtirol.'