Volltext Seite (XML)
Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Luga«, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Nußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. Amtsblatt für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein. Nr. 133 Sonntag, den 11. Juni 1893 43. Jahrgang. Verpachtung. Montag, den 12. Juni 1893, soll an Ort und Stelle Nachmittags 3 Uhr das anstehende Gras im Garten des Vorm. Faltke'schen Grundstücks, Schulstraße, Nachmittags 4 Uhr lZusammcntreffen an der Windmühle) die Kirschennutznng an der Langenbergerstraße und das Gras an den Gräben an dieser Straße, Nachmittags 5 Uhr die diesjährige Grasnuhnng auf der Vorm. Steinert'schen Wiese (1 Acker 30 Ruthen) oberhalb des neuen Wasserwerks meistbietend verpachtet werden. Die Auswahl unter den Bietern bleibt Vorbehalten. Ter Pacht ist im Termine zu bezahlen. Hohenstein, den 8. Juni 1893. Der Stadtrat h. vr^Backosen. - M- i»!li WMcktW-Actilili auf Oberwaldenburger Revier. In der Karl Grüs schen Restauration in Falken sollen Mittwoch, den 14. Juni Bormittags 9'/^ Uhr 19 Rmtr. Ndhlz.-Langrollen ausber. in Abthl. 43 und 65, ca. 3M „ ficht. Schneidelreisig ausbercitet in Abthl. 11, 24 und 36, und „ 12 Plätze anstehende Stöcke in Abthl. 19, 21, 26, 28 und 36 gegen Baarzahluug unter den üblichen Bedingungen versteigert werden. Fürstliche Forstverwaltung Oberwaldenburg. Entrichtung der Gemeindeanlagen. Ain 1. Juni e. ist der 2. Termin der Gemeindeanlagen fällig gewesen. Hohenstein, den 5. Juni 1893. Der Stadtrat h. vr. Backofen. Bekanntmachung. Für den Hüttengrun- ist die Stelle eines Polizeidieners zu besetzen. Der iür diese Stelle zu gewährende Gehalt und die sonst damit verbundenen Dienst bezüge und Dienstobliegenheiten bleiben einer besonderen Vereinbarung mit den Anzustellenden Vorbehalten. Bewerber haben selbstgeschriebene Gesuche bis zum 20. Juni d. I. an unter zeichnete Stelle einzureichen. Oberlungwitz, den 9. Juni 1893. Der Gemeinderath. Oppermann. Bekanntmachung. Die Wahllisten sür den Landtag sind revidirt und liegen gemäß Z 24 des Gesetzes vom 3. Deeember 1868 14 Tage lang in der Gemeindeexpedition zur Einsicht nahme sür einen jeden Betheiligten aus. Etwaige Einsprüche gegen den Inhalt sind innerhalb 7 Tagen nach dem Erscheinen dieser Bekanntmachung hier anzubringen. Gersdorf, am 10. Juni 1893. Der Gemeindevorstand. Göhler. Tagrsgelchichtr. Deutsches Reich. Berlin, 9. Juni. Dem Bundesrath ist ein Antrag der Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Rechnungs wesen zugegangen, der die Abänderung des Etats der Zoll und Salzsteuer-Verwaltungskosten sür das Großherzogthum Hessen betrifft. Bekanntlich war bei dem Bundesrath die Aufhebung des bestehenden Untersuchungszwanges iür die zur Eisenbahn beförderung nach den Nordscehäfen bestimmten Wiederkäuer und Schweine beantragt worden. Der Bundesrath hat be schlossen, daß in dem angczogencn Falle von Beibringung eines thierärztlichen Gesundheitszeugnisses vor der Verladung abge sehen werde. Ferner hat der Bundesrath beschlossen, eine An zahl von noch vorhandenen Abweichungen von dem Normal profil des lichten Raumes aus den Eisenbahnen Deutschlands zunächst sür die Zeit bis zum 1. April 1895 zuzulassen. Nach längerer Unterbrechung geschieht der Verhandlungen über den russischen Handelsvertrag, und zwar in Regierungs organen, Erwähnung. Es wird gemeldet, daß der Stand der Verhandlungen günstig wäre. Man hat keinen Grund, diese Angabe zu bezweifeln; es ist aber augenfällig, daß es der Re gierung darum zu thun ist, dieser Nachricht Verbreitung zu geben. Zweifellos ist es bezeichnend für die Lage, daß zu solchen officiellen Mittheilungen ein Augenblick benutzt wird, in dem die Agrarier alle Hebel daran setzen, die Handelspolitik der Regierung zu bekämpfen. Wir haben bereits mitgetheilt, daß die Regierung auf die Opposition der Agrarier keinen Werth legt; in den Kreisen der letzteren ist man darüber auch nicht im Zweifel. Man muß darauf vorbereitet sein, im neuen Reichstage nach der Entscheidung über die Militärvor lage einen harten Kampf um die Handelsverträge zwischen der Regierung und ihren agrarischen Gegnern entbrennen zu sehen. Es ist auch nicht entfernt daran zu denken, daß die Regierung Neigung hätte, ihren bisherigen Standpunkt aufzugeben. Sie wird so wenig wie in der Währungsfrage an den bestehenden Verhältnissen rütteln lassen. Der „Reichsanzeiger" schreibt: Obschon die verbündeten Regierungen für die dem nenen Reichs tag zu machende Militärvorlage den Antrag des Abg. Freiherrn v. Huenc als Grundlage angcnommmen haben, hört cin Thcii der Ccntrumspresse im Anhalt an den Wahlaufruf des Fractionsvorstandcs der Partei nicht auf, seine Angriffe auf die Behauptung zn stützen, es stände jener An trag im Widerspruche zn den Windhorstschen Resolutionen von 1890, weil durch die Annahme die zweijährige Dienstzeit nicht gesetzlich einge- sührt, dagegen die allgemeine Wehrpflicht durchgcführt werde. Beide Behauptungen sind falsch. Ein Widerspruch zwischen dem Antrag Hucne und den Resolutionen Windthorst existirt nicht. Der Antrag Huene will in Art. 2^1 die zweijährige Dienstzeit der Fnßtruppcn für so lange gesetzlich sestlcgen, als die CompcnsaNoncn dafür auf demselben Wege gewährleistet werden. Die Resolutionen Windhorst fordern unter Nr. 4 die verbündeten Regierungen nur aus, die Einführung der gesetzlichen zweijärigen Dienstzeit in Erwägung zn nehmen. Diese Erwägung ist erfolgt, und es soll ihr durch den Antrag Hnene praktische Folge gegeben werden. Die Resolutionen Windthorst sprechen ferner unter Nr. 1 die Erwartung aus, daß die verbündeten Regierungen Abstand nehmen würden von der Verfolgung von Plänen, durch weiche die Heranziehung aller wehrfähigen Mannschaften zum activen Dienst durchgesührt werden soll, indem dadnrch dem deutschen Reich gradezu unerschwingliche Kosten erwachsen würden. Aus dem Antrag Hnene erwachsen dem deutschen Reich Kosten, die nach dem Urthcil der deutschen Fiuanzmiuister und der ersten deutschen Sachverständigen aus volkswirthschaftlichem Gebiet sowie nach Vergleich mit den gleichen Aufwendungen anderer Staaten nicht unerschwinglich sind. Nach dem Antrag Hnene würden ferner nicht alle Wehrfähigen zum activen Dienst herangezogen werden. Es würden vielmehr schon im nächsten Jahre nach Maßgabe der Ergebnisse des diesjährigen Musternngsgeschüfts etwa 90,000 taugliche Wehr pflichtige nicht znr Einziehung gelangen, eine Zahl, die in Folge der steigenden Bevölkerung von Jahr zn Jahr wachsen muß." Ferner schreibt das amtliche Blatt: „Aus dem „Badischen Beobachter" ist in einen Theil der Tages- presse die Mittheilnng übergegangen, daß beim Musterungsgeschäft in Mannheim ein Einäugiger, trotzdem er ein Glasauge trägt, ausgehoben sei. Spater hat das genannte Blatt, seine Behauptungen dahin modi- sicirt, daß der betreffende Mann zuerst der Infanterie überwiesen und erst nachträglich zum Landsturm designirt wordeu sei. Mußte diese Mittheilnng Jedem, welcher nnr die geringste Erfahrung und Urtheils- fähigkcit in militärischen Dingen besitzt, schon von vornherein als un glaubwürdig erscheinen, so haben auch die angestellten Ermittelungen die absolute Unwahrheit nnd Haltlosigkeit jener sensationellen Nachricht ergeben, denn jener mit Namen und in Person ermittelte Militärpflichtige ist nicht ausgehobcn, sondern im Mnsternngstermin sofort dem Land- stnrm überwiesen worden." Dem AnfangJuli, voraussichtlich am 4., zufammcntrcteudeu neuen Reichstag wird vielleicht mit Ausnahme des Cholera- gesetzcs, eine Vorlage von erheblicherer Bedeutung neben der Militärvorlage nicht zugehen. Diese letztere wird sich in allen wesentlichen Punkten dem Antrag des Abg. v. Huene anfchließen. In parlamentarischen Kreisen nimmt man an, daß nach den vorangegangenen gründlichen Erörterungen nnd Unter suchungen eine neue Commissionsberathung nicht beschlossen, sondern rasch auf die Entscheidung losgeschritten werden wird. Man glaubt, die Session noch im Juli schließen zu könne. > In verschiedenen Wahlkreisen ist den Candidaten u. A. auch die Frage vorgelegt worden, ob sie versprechen wollten, im Fall ihrer Wahl ihre parlamentarischen Pflichten auch thatsächlich so regelmäßig wie irgend möglich auszuüben. Das ist ein ganz nachahmenswerther Vorgang. Der schlechte Besuch des Reichstags war in der verflossenen Legislaturperiode gradezu zu einem parlamentarischen Nothstand geworden, der das An sehen des Reichstages auf's Tiesste geschädigt hat und zeitweise die ganze Gesetzgebungsmaschiene lahm zu legen drohte. Es ist bei allen Parteien in dieser Hinsicht gefehlt worden, und sie haben keinen Anlaß, sich gegenseitig Vorwürfe zu machen. Es muß eben auf allen Seiten eine Besserung eintreten. Die Wähler können verlangen, daß der Mann ihres Vertrauens auch wirklich so regelmäßig wie irgend möglich die Pflichten aus übt, die er übernommen hat. Sonst thut er besser er bewirbt sich lieber gar nicht erst um ein Mandat. Hoffentlich tritt im neuen Reichstag wenigstens m dieser Hinsicht eine Besserung ein. Berlin, 9. Juni. Der Kaiser, welcher mit dem Prinzen Victor von Italien gestern das Mausoleum in Charlottenburg besuchte, theilte dem Prinzen mit, daß die Aufstellung der Sarkophage für das verblichene Kaiserpaar bis zum 22. März kommenden Jahres des Geburtstags Kaiser Wilhelm I. beendet sein werde. Berlin, 9. Juni. Wie verlautet, wird der Kaiser ain 10. September in Karlsruhe eintreffen und am 12. die Parade über das 13. Armeecorps bei Stuttgart abnehmcn. Berlin, 9. Juni. Der Sultan von Lahore wird von Karlsbad mit Gefolge nach Berlin kommen, um dem Kaiser sechs, aus Elfenbein geschnitzte prachtvolle Stühle zum Geschenk zu überbringen. Die Reise wird aber erst unternommen wer den, nachdem sich der Neffe des Sultans mit der Tochter des Schlossermeisters Gebhardt aus Karlsbad vermählt haben wird. Die Verlobung der 18jährigen Schlosserstochter mit dem Prinzen soll in einigen Tagen, die Hochzeit schon in etwa 3 Wochen stattfinden. Der Sultan soll der Braut seines Neffen eine Million Gulden, deren Eltern 3M OM Gulden ausgesetzt haben, die bei einem Wiener Bankhaus dcponirt sind. Darmstadt, 9. Juni. In hiesigen bestinformirten Kreisen ist von der angeblich bevorstehenden Verlobung des Czarewitsch mit Prinzessin Alice absolut nichts bekannt. Jedenfalls handelt es sich lediglich um die Auffrischung eines alten Gerüchtes. Der Großherzog und seine Schwester Alice wohnen seit voriger Woche in dem benachbarten Jagdschlösse Kranichstein, woselbst am 6. Juni der Geburtstag der Prinzessin im engsten Familien kreise geseiert wurde. Oesterreich-Ungarn. Wien, 9. Juni Im Budgetausschuß der österreichischen Delegation gab heute Graf Kalnoky folgende wichtige Erklär ung ab: Er habe mit lebhaftem Bedauern gesehen, das einige Zeitungen Deutschlands seinen jüngsten Auslassungen eine Auslegung gegeben hätten, die dem Sinn seiner Worte durch aus nicht entspreche. Auf die mehr oder weniger verletzenden Jmpotationen wolle er nicht eingehen. Es sei ihm aber zu wichtig, daß über unsere Politik in Deutschland keinerlei Mißverständniß Wurzel fasse, um nicht falsche Auffassungen aufkommen zu lassen, die sogar die Grund lage der österreichischen Politik, nämlich die Bündnisse und das Verhältniß Oesterreich-Ungarns zu diesen, anzweifelten. Man begründe diese aus seinen, des Ministers, Worten heraus ge deuteten Zweifel darauf, daß man in den von ihm, Redner, erwähnten gefestigten Friedenshoffnungen und in seinen Acuße- rungeu bezüglich unserer freundlichen Beziehungen zu Rußland einen Gegensatz zu dem Standpunkt des Berliner Cabinets erblicken will, eine Auffassung, die nicht begründet sei. Aus der wachsenden Zuversicht auf die Erhaltung des Friedens habe er nicht die Folgerung gezogen, daß die Fortbildung und Kräftigung der Wehrmacht eingestellt werden könne. Im Gegentheil habe er unter Abweisung jedes Abrüstungsgedankens die energische Fortsetzung der für die Sicherung der Macht stellung nothwendigen Maßregeln befürwortet. Wenn von den höchsten militärischen Autoritäten und von der Regierung in Deutschland erklärt wird, daß gewisse Maßregeln im deut schen Heere durchgeführt werden müssen, damit man das Ge fühl der eigenen Sicherheit behält, so erblicke er in der Durch führung dieser Maßregel eine entschieoene Garantie des Friedens. Auch seine Aeußcrungen über Oesterreich-Ungarns Verhältniß zu Rußland seien mißdeutet worden, indem man in ihnen die Ankündigung einer politischen Schwenkung erblicken wollte. Die verbündeten Regierungen hielten stets daran fest, daß das Bündniß mit Deutschland und Italien gute Beziehungen mit andern Mächten nicht ausschließe. Fürst Bismarck selbst, der den Grundstein zur Bündnißpolitik gelegt hat, habe stets aus gesprochen, daß möglichst freundschaftliche Beziehungen zu Rußland als die beste Gewähr für die Erhaltung des Friedens erscheinen. Alles, was von Berlin aus in dieser Richtung ge schah wurde von Oesterreich-Ungarn stets mit vollem Vertrauen