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Morgen-Ausgabe Bezugspreis: fSk Leipzig IN» P-k-rl« ,»«I»aI «Itzbch tut «,,« gebracht »ouatllch Rl. IM «taetelläbrllch M. R.7S: sür Addoier moaalllch M. 1.—; bgrch »l»r» ««»erilgeu AUIal», Int Aaos gebracht monatlich M. lLg atartal- ITtzrUch M. 4L0-, barch bl, Post innerhalb Deetlchlandl »onat- Vch «. lla »ierteliebrllch M. <S0 <onilchll,ü<i» Vastdeltel^t») Bchetfllellaug a»b Velchlsttftell«: ^ohannilgaff« Nr. S Handels-IeUuns Amtsblatt des Rates und des poUzeüuntes -er Stadt Lerp^ig 10S. Jahrgang Artieiaenvreis:»««>»»u »„ »Niigalttg. Vetiizelle >S V». »«« «1». N Vf- Anzeige, a.Bablrb«» l» amtliche» !«!> »l« Vetiizeil, 80 Vf, ». a»«». 7b Vf- blei»« Anzeiga» »l« Vtttzeil« 20 Vf. ». «»«» 2b Vf4 F,»lll«»,nz«>g,»2S V<- Selchefttanzaig«, ml« Vlatzoerlchrisien im Vreif« erbsht. Beilagen: chelamtaaflag« M.7^— b. Teilen» „«lchl. Voflgedbd«. Sen,I»r«ch-A,l»l»» «». l««. «««« .,» >««»« Rr. «04 Sonnabend, de« 27. November ISIS ZOe, Präsident des KrieMs der Merten Der österreichische Tagesbericht vetd. Wien, 26. November. Amtlich wird gemeldet: Russischer Kriegsschauplatz Keine besonderen Ereignisse. Italienischer Kriegsschauplatz Die Lage im Görzlfchen hat sich nicht geändert. Die heftigen Kämpfe dauern fort. Wiederholte Angriffe des Fein des gegen den Abschnitt von Oslavifa scheiterten. Am Nord hang desMonteSanMichele war das Gefecht nachts noch im Gange. Ein Angriff auf den Gipfel dieses Berges wurde durch unser Feuer erstickt. Vorstöße gegen den Raum von San Martino wurden abgeschlagen. Je deutlicher di« Italiener die Nutzlosigkeit auch ihrer jüngsten Offensive erkennen müssen, desto häufiger fallen schwere Bomben und Brandgranaken in die Stadt Görz, die nun planmäßig in Trümmer geschossen wird. Täglich steigt die Zahl der abgebrannten ond zerstörten Häuser ond Kirchen. Der bisherige Schaden anBaulich- Kelten ist mit 25 Millionen Kronen zu bewerten, jener an Privateigentum, Kunstwerken und Sammlungen überhaupt nicht einzuschätzen. Südöstlicher Kriegsschauplatz Die an der oberen Drina kämpfenden k. u. k. Truppen drängten den Feind über den Goles und den Kozorasattel zurück und nahmen Lajn! ce. Auch auf der Giljeva Planina südwestlich von Sje - n!ea wurden die Montenegriner von unseren Bata'llonea ge worfen. Südlich von Nooibazar ersteigen unsere Kolonnen die Mokra Planina. Südwestlich von Mikrowitza vertrieben wir eine ser bische Nachhut. Das Amselfeldist völlig lm Besitz der Ver bündeten. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes von Hoefer. Feldmarschalleuknank. 3m Höllenfeuer der Bulgare» Eigener Drahkbericht fr.) Lugano, 26. November. Wie dem .Secolo" aus Saloniki telegraphiert wird, bezeugen die nach Saloniki zurückqekehrten verwundeten Engländer und Franzosen übereuislimmend, daß das Feuer der Bulgaren bei ihrem Vormärsche nach Monastir geradezu höllisch gewesen sei. An der unteren Lerna werde von den Bulgaren ein starker Vorstoß gegen die französische Front vorbereitet. Die Lage für die Verbündeten gestatte sich mit jedem Lage schmieriger. Die Bulgaren greifen mit Uebermacht die Franzosen an. Die srarrzöstsch-bulgarlschen Kämpfe Havasmeldung Saloniki, 26. November. Die Franzosen griffen die Bulgaren westlich Krivolak an und bemächtigten sich des Dorfes B r u s n t k. Sie schlugen einen heftigen nächtlichen Gegenangriff zurück. Auf der übrigen Front herrscht vollständige Ruhe. Erhebliche fran zösische und englische Verstärk ungen treffen weiter ein. Der s e c b i s ch e K r i e g s m i n l st e r ist nach Gevgjeli abgereisk. Die serbische Nordarmee zumTeil auf montenegrinisches Gebiet gedrängt Telegraphischer Bericht vr. Don der russischen Grenze, 26. November. Russische Blätter melden aus Saloniki, daß Teile der serbischen Nordarmee über die montenegrinische Grenze gedrängt worden sind und sich dort mit montenegrinischen Truppen vereinigt haben. Der linke Flügel der serbischen Nordarmee bat sich bereits vollständig ausgelöst und beschränkt sich nunmehr auf den Guerillakrieg im Gebirge. Viel Sorge bereitet der serbi schen Heeresleitung die Verpflegung der Truppen. In Skutari ist es neuerdings zu w ü st e n S z e n e n gekommen. Nach Berich ten aus Cektinse haben Albanier aus den Häusern auf montene grinische Soldaten geschossen. Darauf drangen montenegrinische Truppen in die Häuser ein und richteten unter den albanischen Muselmanen ein Blutbad on, plünderten die Häuser und zün deten sie an. Vielfach hört man auch die Meinung, daß die Schlacht auf dem Amselfelde als die ! ehte Kampf - Handlung der serbischen Armee zu betrachten sei. (r.) Köln, 26. November. (Eigener Drahtbericht.) Aos Sofia meldet die .Köln. Ztg": Hefti ge Gefechte wer den in der Kossowo-Ebene geführt. Die dort stehenden serbischen Reste bemühen sich in hartnäckigen Nachhutgefechten, die Flucht nach Montenegro zu decken, aber die verbünde ten Armeen kommen immer näher. Rücktritt Joffres vom Oberbefehl? Telegraphischer Bericht I». Kopenhagen, 26. November. Nach einer Pariser Meldung verlautet dort bestimmt, daß Ioffre zum Präsidenten des gemeinsamen Kriegsrats ernannt werden soll. Infolgedessen würde er von der Stellung als Generalissimus zurücktreten. Als sein Nach folger wird General Foch genannt. .Berllngske Tldende" nennt Petin als Nachfolger Ioffres im Oberbefehl. Demobilisierung in Griechenland? Telegraphischer Bericht ls. Rotterdam, 26. November. Dem «Nieuwe Rotterdamsche Courant" wird aus Saloniki gemeldet: Aus autorilativer Quelle verlautet, daß König Kon- stantin bereit fei, die Forderungen der Alliierten über die Demobilisation der griechischen Armee zu bewerkstelligen. rvtb. Mailand, 26. November. .Secolo" keilt mit, bah Sonnlno im Verlaufe des gestrigen Mlniskerrakes den amtlichen Tert der Antwortnote Griechenlands verlesen habe. Griechenland habe darin mikgekeilt, daß eS mit der teilweisen Abrüstung in einigen Tagen beginnen werde, der Dierverband verlange jedoch, daß die Abrüstung vollständig und schnellstens geschehe. (r.) Genf, 28. November. (Eigener Drahlbericht.) Die französische Presse ist mit den Ergebnissen der Schritte des Diclvc« bandeS in Athen un zufrieden. Cleinenceau schreibt bitter: Briand entsende Diplomaten, damit sie die Nedegabe Frankreichs bewundern lassen könnten. In Athen habe man Bankette, DinerS, Empfänge und Audienzen, aber nur leere Zusagen gegeben. Hano- taux sagt im .Figaro': Saloniki drohe ein zweites Ant werpen zu werden. Die Serben seien seht erledigt. Frankreich sei voreilig gewesen. ES hätte daran denken müssen, zuerst alle Bieroer- bandSmächte zur Entsendung einer halben Million Soldaten zu bewegen, statt kopsloS seine eigenen Truppen zu senden. Das einzige Ziel SarrailS bilde Sofia. Falls die Eroberung dieser Stadt nicht ge linge, müsse der Balkan aufgcgeben werden. Binnen zwei Wochen könne Sarrail, wenn er keine weiteren HilfSkruppcn erhalte, in Saloniki ein- geschlossen werden. ES wäre besser, wenn man den griechischen Boden sofort verlasse. Dis ^friedliche Blockade" Griechenlands Eigener Drahkbericht (r.) Genf, 26. November. Die radikalen Blätter .L'Oeuvre", .Radical' und .Bonnet Rouge' sagen: England dementiert heute seine un glaublich verfehlten Maßregeln betreffs der Blockade Griechenlands und der Zurückhaltung der griechischen Schiffe. Diese stellen einen unbegreif lichen Mißgriff des Foreign Office dar und sind ein Beweis da für, daß die Aktion des Vierverbandcs keine Einheitlichkeit auf weist. Denn Frankreich beauftragte den Minister Denys Coch in, in Athen das größte Entgegenkommen zu zeigen, während England die Mißstimmung dort an sachte. Ohne diesen Fehler häkle der Vicrverband sicherlich die Abrüstung Griechenlands erzielt, während er sich jetzt bloß mit der platonischen FrcvndscheftSvcrsichcrung Griechenlands begnügen müsse. >vbt. London, 26. November. .Daily Telegraph" schreib! in seinem Leitartikel: Das amtliche Dementi der Blockade Griechenlands ist natürlich Wort für Wort richtig, bestreitet aber nickt, was zu bestreiten un möglich ist, daß die Cnlentemächle eine friedliche Blockade über Griechenland verhäng! haben. E!n kühnes Versprechen des Zaren Telegraphischer Bericht ck. Rotterdam, 26. November. Nach einer Meldung des .Daily Telegraph' aus Saloniki soll Zar Nikolaus in einem persönlichen Telegramm an den Ministerpräsidenten Pasitsch erklärt haben, daß binnen einer Woche russische Truppen auf bulga rischem Boden stehen würden. (!) Lord Kitchener in Rom Telegraphischer Bericht "tb. Bern, 26. November. Lord Kitchener ist heute früh, wie .Secolo' meldet, von Brindisi kommend, in Rom angekommen. Im Verlauf des heutigen Tages hatte er mit Sonnlno eine Unterredung. Er wird sich in einigen Tagen in das Hauptguartier begeben, um mit Cadorna zu verhandeln on- mit dem König zu- lammenzutreffen. Griechenland und Bierverband * .Wir begannen den Krieg mit einem großen Ueberschuß neutraler Sympathien sowohl in Holland wie auf dem Balkan und in den Vereinigten Staaten. Diesen Vorteil haben wir, fast wie absichtlich, abdröckeln lassen. Für jemanden, der fast ganze Jahre in neutralen Ländern verbracht hat, ist diese Tatsache unsagbar be klagenswert." So schrieb dieser Tage ein Engländer den .Times". Daß das .abbröckeln lassen' eine Verdrehung der Wahrheit ist, tut diesem Geständnis keinen Abbruch. In der Tat hat England durch seine brutale Vergewaltigung des Völkerrechts und nament lich der kleineren Staaten sich die Sympathien wissentlich verscherzt, die man ihm unbegreiflichcrweise überall entgegenbrachte, wohl weil es glaubte, es könnte mit der geballten Faust und mit seiner Riesenflotte olle für seine Interessen einzutreten zwingen. Die Wirkung dieser Gewaltpolitik, hinter der eine von Monat zu Monat abnehmende wirkliche Macht stand, faßt das dem frühe ren holländischen Ministerpräsidenten Dr. Kuyper nahestehende Haager .Vaderland' in die Worte zusammen: .Das unbesonnene Umspringen Frankreichs und Englands mit den Lebensinteressen der kleinen Nationen sei sicherlich unangebracht zu nennen, nach dem sich gezeigt hat, daß jene Mächte nicht in der Lage sind, diese Interessen zu verteidigen und jetzt ihre Schützlinge in einem Ver- zweiflungskampfe verbluten lassen. Belgien und Serbien sind geopfert für England und Frankreich." Und die .Independance Roumaine' macht zur rechten Zeit darauf auf merksam, daß Serbien, geopfert auf dem Altar des Vlerverbands, jetzt mit Trauer an die bezeichnenden Worte Sir Edward Greys denken könne, die er 1913 durch den rumänischen Gesandten in London an Rumänien richten ließ: .Die kleinen Staaten müssen es um jeden Preis vermeiden, einen europäischen Krieg hervorzurufen, denn sie sind in Gefahr, die Kosten zu be zahlen." Daß das sich buchstäblich an Belgien und Serbien er füllt hat bzw. erfüllen wird, liegt heute bereits klar zutage. Die Vernichtung Serbiens und Belgiens ist den Verantwort lichen deS Vierverbands aber nicht genug, sie möchten mit allen Mitteln auch noch Griechenland und Rumänien für sich bluten lassen. Da aber beide Staaten nicht daran denken, sich frei willig zu opfern, so sollen sie eben dazu gezwungen werden. Für die Behandlung und Hereinzerrung Rumäniens in den Krieg gibt das Blatt des italienischen Ministerpräsidenten Solandra, daS .Giornale d'Ikalia', folgenden Weg an, der sich in Italien so treff lich bewährt hat: .Zn Beginn des Weltkrieges habe das rumänische Volk über seinen alten König gesiegt, indem es die Zerreißung des vom König mit den Mittelmächten abgeschlos senen Gehcimvertrages erzwang. Jetzt sind der neue König und Bratianu immer noch für Bewahrung der Neutralität. Die Situation ist ähnlich der Italiens vor Kriegsausbruch. Da Bratianu nicht den Mut zu einer Entscheidung findet, sollten Take IoncSeu und Filipescu dem von Italien gegebenen Beispiel folgen, sollten mutig die Straße aufwicgeln und die furcht samen, lässigen und schlechten Rumänen mit sich reißen. Rumänien sieht am Scheidewege. .Ans Werk also, wenn Rumäniens gute Patrioten, wenn die heldenhaften Transsylvanier nicht die Partie verlieren wollen.' Noch unzweideutiger hetzt man von Paris, Rom und London auä gegen den Griechenkönig. So schreibt ncuerdinas der .Figaro': .Wir sitzen in Saloniki, das eine ganz andere Flotten- und militärische Basis sür daS freie Meer bildet, als der Bosporus. Wir werden dort bleiben Kraft der Verträge, die uns zu Schutzmächkcn Griechenlands gemacht haben. Mir achten die Verträge und werden eher das Holz von Thronen demolieren, als sie zu zerreißen gestatten.' Das ist also wieder einmal die Drohung mit der Absetzung König Kon stantins, wenn er dem Vicrverband nicht zu willen ist. Havas und Reuker berichten nun, daß cS Lord Kitchener und Denys Lochin gelungen sei, Griechenland den Wünschen des Vierverbandcs gefügig zu machen. Der Havasbericht scheidet mit seinen Flunkereien von vornherein aus, und cs bleibt nur die Rcutermeldung übrig, nach der die griechische Regierung die Zu sage gegeben haben soll, daß die Truppen der Verbündeten — von den Serben ist nicht die Rede — von der griechischen Armee nicht entwaffnet werden sollen und sich auf griechischem Boden nach Be lieben frei bewegen dürfen. Diese Meldung deckt sich einiger maßen wenigstens mit den Mitteilungen, die der griechische Ministerpräsident Skuludis dem Athener Vertreter des .Petit Parisien' gemocht haben soll. Danach ist Griechenland neutral und wird neutral bleiben, trotz aller Pressionen, woher sie auch kommen mögen, und diese Neutralität wird gegenüber dem Vier- vcrband, im besonderen gegenüber Frankreich, ihren wohlwollen den Charakter bewahren. Vorläufig sind durch alle diese Nach richten die wirklichen Absichten Griechenlands so wenig geklärt, wie bisher. Vor ollem ist die Frage, ob König Konstantin sein Heer demobilisieren und damit sein Land zum Schauplatz eines unausbleiblichen Kampfes zwischen deutsch-österreichischen und bul garischen Truppen auf der einen Sette, und Serben, Engländern und Franzosen auf der anderen machen lassen wird, noch völlig in der Schwebe. Und selbst wenn wir annchmcn, daß der König unter dem Druck der Verhältnisse sich zum Nachgcbcn gezwungen sehen sollte, so ist noch Immer die Frage, ob das Eingehen auf die Demobilisierung ernsthaft ist oder nur das Mittel, die notwendige Frist für seine endgültige Entscheidung zu gewinnen, da die Dinge an der griechischen Grenze sick jedenfalls sehr rasch abspiclen wer den, und wie wir Kossen, nicht zugunsten des Vierverbandcs. Es wäre so ungewöhnlich nicht, daß die griechische Regierung die Diplo- maken des Viervervands mit ihren eigenen Massen schlägt, in dem sie sich forniell der erpresserischen Gewalt beugt und die wei teren, sich rasch entwickelnden Ereignisse abwarkct, um In ernster Stunde dann doch das zu tun, was Ehre und Sicherheit deS blS zum Aeußersten drangsalierten Londes erheischen. Letzten Endes bestimmen die deutsch-österreichischen und bulgarischen Waffen auch den Gang der Dinge in Griechenland, und wir gehen wohl nicht fehl in der Annahme, daß König Konstantin darauf vor-