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Dienstag. .M 48. 22. Zuni 18«S. Erscheint Dienstagsund Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Weißertz-Zeitung. M Amts- und Anzeige-Watt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe zv Dippoldiswalde und /ranevstein. verantwortlicher Ledacteur: Lart Zehne in Dippoldiswalde. Gin freundlich Wort an unsere Landbewohner. „Zwo Uebungen und Kurzweile" schrieb der große Volksfreund Luther, „gefallen am allerbesten bei jungen Leuten: „die Musica und Ritterfpiel (als Fechten, Ringen, Laufen, Springen u. s. w.) Das erste ver treibt die Sorgen des Herzens und die traurigen Ge danken; das andere macht feine, geschickte, starke Gliedmaßen am Leibe und erhält ihn sonderlich bei Ge sundheit." Ein altes wahres Wort, das seine Bedeutung bis auf die Neuzeit behalten hat. Ja, die Gegenwart in's Besondere läßt diese Weisheit im practischen Leben eine Gestalt gewinnen. Beweist Euch das nicht das in den letzten Jahren erfolgte Erblühen zahlreicher Gesang- und Turnvereine in der Stadt und auf dem Lande? — Auch auf dem Lande? Allerdings; obwohl die ländliche Bevölkerung in Betheiligung am Singen und Turnen noch bedeutend hinter den Städtern zurückge blieben ist und diesen einfachen Künsten nicht ihre Sym pathien so entgegenbringt, wie dies die Stadtbewohner thun. Und worin mag das seinen Grund haben? Sollte der Sohn des Feldes weniger zum Singen und Turnen geschickt sein? Mit nichten. Gesundes Gehör und eine frische Kehle zum Singen fehlen Euch nicht. Fehlt Euch aber die Lust, einen Gesangverein zu bilden oder einem bestehenden anzugehören: wagt einen Ver such und — der Appetit wird mit dem Essen kommenl — Und warum nicht turnen? Ihr sagt: „Wir haben Arbeit und Bewegung im Freien genug; gar viele Städter aber müssen den größten Theil des Tages in der Stube hocken." Und damit habt Ihr ganz recht. Wenn Euch aber ein Städter nun sagte: „Ihr könntet durch das Turnen mehr Gewandtheit und Anstelligkeit, mehr Leichtigkeit und Geschmeidigkeit in den Bewegungen Euch aneignen; es würden dann beim Einexercieren die kräftigen Reden der Officiere und Unterofficiere nicht mehr so oft die Unbeholfenheit des Burschen vom Lande treffen," — so hat dieser ja auch nicht unrecht. — Schaart Euch also, Ihr Lieben, zusammen zu frischem, fröhlichem Turnen und lernt dann an Euch selbst wahr nehmen, welchen Nutzen, aber auch welchen Frohsinn es schafft, wenn man an diesen Leibesübungen sich be- theiligt! Ein Geschickter und Thatkräftiger, der die Sache anzuregen, in die Hand zu nehmen und zu leiten versteht und die Lust hat, dürfte sich wohl in den meisten Landgemeinden finden lassen. Und gar bald müßte sich's dann bei den größern Gesangs-, wie Turnfesten zeigen, daß der Landbursche nicht weniger als der Stadtbe wohner zu solchen Dingen das Zeug hat, wenn er nur will. Wie Viele in unserm Sachsen es Such aber in Bezug auf'S Turnen schon zuvorgethan haben, da zeige Euch am Schluffe noch folgende Zusammenstellung. In Sachsen gab es am 1. Jan. 1860 : 9 Turnvereine in 9 Landgemeinden, 31. März 1861: 18 - - 17 I. Juli 1862 : 50 - - 47 1. Nov. 1864: 108 - - 105 jetzt giebt es: 129 - - 124 - Wie viel fehlen aber noch, wenn Sachsen im Ganzen 3197 Landgemeinden zählt? Und wie weit sind die Städter voraus, die höchstens ein Drittheil der ge jammten Bevölkerung Sachsens bilden, wenn es von den 142 Städten 120 derselben mit 159 Turnvereinen giebt? TagesgefchLchte. Dippoldiswalde. In 14 Tagen — am Montag, den 5. Juli — wird der Landwirthschaftliche Kreisverein zu Dresden seine jährliche Hauptver sammlung bei uns in Dippoldiswalde abhalten. Es werden zu derselben die Vertreter sämmtlicher, zum Kreisverein Dresden gehöriger landwirthschaftlicher Vereine hier erwartet. Nach der Sitzung, in welcher von mehreren Autoritäten im Landwirthschaftswesen Vorträge gehalten werden, wird ein gemeinschaftliches Mittagsmahl im Rathhaussaal stattfinden. — Wir machen darauf aufmerksam, daß in diesen Tagen bei hiesigem Post amte die Abonnementserneue rung für Zeitungen zu erfolgen haben muß, wenn keine Unterbrechung in der Zusendung statlfinden soll. * .Altenberg, den 20. Juni. Am 12. ds. Mts. ging der Kistenmacher Kaiser in den Abendstunden von dem Elternhause fort. Da er weder an diesem, noch die darauf folgenden Tage zurückkam, so suchte man ihn und zwar mehrere Tage vergeblich. Am Mittwoch fand man ihn endlich im „Raupenneste," wenige Schritte von dem nach Zaunhaus führenden Wege, mit dem eigenen Gürtel erhängt an einem Baume. Da der Körper schon Spuren von Ver wesung trug, so durste man annehmen, daß er alsbald nach dem Fortgänge vom Hause Schritte zu seiner Entleibung gethan habe. — Am 16. Juni hielt der Gustav-Adolf- Zweig-Verein für Altenberg und Umgegend in Liebenau seine Jahresversammlung. Die Be theiligung der Parochie war bei Mt und Jung eine höchst erfreuliche, und der Festzug, welcher sich von dem dortigen Erbgerichte aus durch eine Birkenallee und Ehrenpforten bewegte und an dem sich Viele von den betheiligten Gemeinden, wie auch 8 Geistliche und