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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.12.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-12-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111220020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911122002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911122002
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-12
- Tag 1911-12-20
-
Monat
1911-12
-
Jahr
1911
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BezugS-Prei» für «nd V,i,n» dm- ,«1er» Trüee« «i>d tzoedtteo» r»al Ii»nch in» da»» «»d«aw» « VI. «»»att. R.7V Vtt. vteneliahrl. V«« e»>»r» yttialen » An» mU»m«ft«llkn adakdett 1» VI. «»»all, L»Vtt ottneyüdrl. v»tt» »'« V«, Innerhalb VrnkiHtanb, and der d»ntl-«n Xdlonirn otttteliodkl ».«> VII^ monatl. IM »U a»»ichl PoftdelleUaeld ferner In Betel«», T^anemart den ronoaftaoten, Ilotten. vuirmdakL «tedeitaad» Stör» ivrnen Örjlrrreich - Unaarn. -iablond, Eawebe». Eldwel» u Epaniei^ In ollen bdngrn vlaaten »ui dnekl durih dtt S«I-0tt»Il»ll» de» Blatte» »rhattu-. Da» Lttpttaer Taaedlatt »rlcheln« rmal tü-tt-. Sonn. n. ^«»»nag» nai morsen». llldonnem»nt»«lllnnodm» Iohanalogall» 6, be» unieren Tragern. gllralen. Soeditearen und lUnnahmrilrllen. >-w»e Poilamtern »ad Brtelrrager». «t»»»lv»rtanf»pr,t» 10 VI. Abend-Ausgabe. LWigerTageblaü Handelszeitung s14K92 INnchlanIchlnv Lel.-Auschl.i i4«sr l 14894 Amtsblatt des Nates ««d des Votizciarntes -er Ltadt Leipzig. i 14 «92 (NnchlanI-lnU Tel.-Änschl.^ I4«gz N4SS4 Anzeigeu-Preis fllr Snlrrat» an» ».'»»»»<» and Umgeb»», dl» llpaltts» Vettttell, S PI , dlr Atklam«- »etl» 1 Mk. von au»wLrl» »> Ps. VIeklamen llll VN. Inlerot, oon Behörde» >m amt lichen Teil dl, Petttrett» 80 Pt V»Ichäst»ant»laen mll Pladoorlchttsten tm Prell« erhöh« Nada« nach Tarif Bettaaraedahr Selamt- autlaa« L Ml. o Taulenv eilt. Poklgebühr. Tetldetlag« d^ker. Aeftettellt, Butlraa« tonnen nicht,drück» aezosen werden. jsitt da» Lrlcheinen a» beftimmlen Tonen und Plauen wird lein« Tar.ntt« übernommen. Elnjetgen - elnnahm« 2,d,nn>»a»ll« bei lämtllchen ^itialea a. allen Annoncen- Erpedittone» de» In- and <lu,lande». »nut nn» Verl», »»» Dich»» - Nttrft«, Inhaber: P»»l Xvrtte». Xedatti», »nd «Seichäireftelle: Iohanntezail« it. -auot-Ailral« Lre»d»n! Eeestrab« < t tlelephon 4621). Nr. 352. Miiiwoch, Len L0. veremder lSli. 105. Jahrgang. Die »orliegeude Ausgabe umsaßt 8 Seile». Das Mchtiglte. * Die Abtretung des Hafens von Solum an Aegypten hat in ganz Italien große Aufregung heroorgerufen. (S. d. bes. Art.) * Die chinesische Revolution breitet sich in Tibet aus. (S. d. bes. Art.) * Zn Berlin wurden drei Geldschrank knacker festgenommen die auch in Leipzig in der Markranstädter Strafe und in der Nikolaistraße Eeldschrankeinbrüche verübten. sS. Leipz. Angel.) * Die Verhandlungen des Kohlen syndikats mit den bedeutenderen Außensei tern und dem preußischen Fiskus sind zum Abschlüsse gelangt. sS. Handelsteil.) * Der Schweizer Bundesrat bewilligte 11 Mil lionen für den Neubau der eidgenössischen Hochschule. sS. Tageschr.) * Zn der Affäre Curie-Langevin fand das fünfte Duell statt. sS. Tageschr.) * Das Frankfurter Sechstage-Rennen endete mit dem Siege der Mannschaft Rütt- Stol mit einer Runde getrennt von den Franzosen Miquel-Combes und der Mannschaft Wal- thour-Stabe. (S. Sport.) Gin Dehrnerem. Schon vor einiger Zeit wurde die Gründung eines deutschen Wehrvereins von verschiedenen Seiten angeregt. Jetzt jä-eint der Plan der Errichtung eines solchen Vereins analog dem Flottenoerein vor der Verwirklichung zu stehen. General Keim erläßt einen Aufruf, in dem er die Gründe, die nach seiner Ansicht das Bestehen eines Wehrvereins erforderlich machen, darlegt. Er führt darin u. a. aus: Die Ereignisse der letzten Monate haben in weiten Kreisen des deutschen Volkes den Ruf nach einer Verstärkung unserer Flotte ausgelöst. Zch bin gewiß der letzte, der gegen diese Bestrebungen etwas eia- zuwenden hätte, nachdem ich Jahre hindurch im Flottenverein für sie gekämpft habe, weil ich über zeugt war, daß eine starke Flotte eine nationale Lebensfrage sei. Jetzt aber muß sich dem Vaterlands freund, der die politische Weltlage unbefangen prüft, die Ueberzeugung aufdrängen, daß die Ver stärkung unserer Rüstung zu Lan de mindestens ebenso dringend nötig ist, als der Flottenausbau. Diese Sorge darf sogar den Vorrang beanspruchen, da sich im nächsten Kriege das Schicksal Deutschlands in erster Linie zu Lande entscheidet. Unterliegt es hier, so sind die politischen, wirtschaft lichen und sozialen Folgen unübersehbar. Sie sind ohne Uebertreibung einfach gar nicht auszudenken. Es darf deshalb schon im Frieden nichts versäumt, kein Opfer gescheut werden, um uns im Kriege die militärische Ueberlegenheit zu Land« zu sichern, wie das auch bis vor wenigen Zähren in der Welt als feststehend galt. Zn dieser Schätzung ist aber eine Aenderung zu unsern Ungunsten einge treten. Zn dieser Beziehung Vogel-Strauß-Politik treiben, würde eine Versündigung an der Nation be deuten. Eine ähnliche Politik ist aber z. B. kürzlich getrieben worden, was die sogenannte „schwarze Gefahr" in Nordafrika betrifft. Man hat sie zu leugnen versucht, um dem deutschen Volke das Ma rokko-Abkommen weniger bedenklich erscheinen zu lassen. Der Versuch ist allerdings mißlungen, aber er beweist, daß unter Umständen auch amtliche Auf machungen einer sachlichen Nachprüfung bedürfen. Genau so verhält es sich mit Heeresangeleqenherten im Rahmen der Parteipolitik. Sehr im Gegensatz zu andern Ländern, in denen Wehrfragen grundsätzlich außerhalb des Parteibetriebes stehen. Es sind bei uns Kräfte an der Arbeit, die kriegerische Tüchtigkeit des deutschen Volkes zu untergraben, es einer materialistischen Welt- anschauung auszuliefern, National stolz unv Vaterlandsliebe als überwundene Be griffe hinzustellen. Dagegen gilt es sich zu wehren und den betreffenden, auch mit amerikanischen Millionen gefütterten Organisationen ein Gegen gewicht zu bieten. Aber das würde immerhin mehr eine Ab w e h r t ä t i g k e i t bedeuten. Es gilt jedoch auch einen Verband zu schaffen, der wehr- politisch wirkt, der das deutsche Volk über die zwin gende Notwendigkeit aufklärt, den Ausbau unseres Heeres nach verschiedenen Richtungen hin zu be- schleunigen, besten innere Tüchtigkeit zu heben und seine Kriegsbrauchbarkeit auf einen möglichst hohen Stand zu bringen. Es scheint das um so not wendiger. als leider die letzte Militärvor lage nur Mindestleistungen aufwies, was am meisten im Heere selbst bedauert wurde, das natürlich und durchaus richtig sich nach außen hin nicht äußern darf. Air Mahnungen und Warnungen unabhängiger Politiker wie unabhängiger Militärs hat es damals nicht gefehlt, selbst führende Reichstagsabgeordnete wiesen auf das „Zuwenig" hin. Es blieb aber alles ohne Erfolg, und so wurde das deutsch« Reichsheer organisatorisch für fünf Jahre hinaus fcstgelegt, ohne daß dringende Erfordernisse Berücksichtigung fanden, was z. B. Frankreich gegenüber insofern einen großen Nachteil bedeutet, als man dort in jedem Jahre ohne finanzielle oder parlamentarische Rück sichten zu nehmen, an der Heeresoerstärkung aesetz- geberisch arbeitet. So ist jetzt u. a. ein Cadre-Gesetz in Vorbereitung, das für die französische Armee eine wesentliche Kräftigung der Kriegsbrauchbarkeit be deutet. Was die politisch« Seite der Frag« angeht, so kann heutzuaqe kein Z--ifel mehr darüber sein, daß wir im nächsten Kriege sicher nach mehreren Fronten zu kämpfen haben. Und wenn wir auch der Bundesgenostenschaft Oesterreich-Ungarns sicher sein können, so darf doch nicht übersehen werden, daß vor einiger Zeit der österreichische Kriegsminister offen aussprach, dir österreichische Armee sei im Verdorren begriffen, wenn nicht bald eine Heeresreform eintrete. Eine solche ist aber bis jetzt nicht erfolgt. Daß Italiens Haltung in einem Kriegsfälle durchaus zweifelhaft erscheint, bedarf keiner weiteren Erörterung. Aus alledem felgt, daß das deutsche Heer ge gebenenfalls die kriegerisch« Hauptlast zu tragen hat. Um das zu können, sind wir bei der Mobilmachung vielfach auf Improvisationen angewiesen, weil uns Friedenscadres fehlen. Alle Improvisationen sind jedoch im Kriege minderwertig. Die gesetzlich be stehend« Verpflichtung. Ersatzreservisten aus. zubilden, wird bei uns schon seit Jahrzehnten Die Revolution in Lhins. Anarchie in Tibet. Wir berichteten bereits in unserer heutigen Morgennummer, daß die Wogen der chine sischen Revolution nunmehr auch das heilige Land des Dalai-Lama ergriffen haben. Der Amban Chao-Erh-Feng, der Bevollmächtigte der Mandschu-Regierung in Lhassa, wurde von der chinesischen Garnison, die die revolutionären Embleme hißte, zur Abdankung gezwungen. Er versuchte zuerst, mit seiner Palastgarde Wider stand zu leisten, doch die meuternden Truppen nicht mehr geübt, und so kommt es, daß im Kriegs fall« ältere Jahrgänge in die Feldarmee eingestellt werden müssen, während Hunderttausend« von jünge ren Leuten zurückbleiben. Andere Mängel organisa torischer Art sollen hier nicht erörtert werden, aber eins muß besonders heroorgehoben werden, und das ist die Ueberalterung unseres Offizier« korps, vor allem in Preußen. Wenn man hört, daß z. B. für die Nutzbarmachung des höchst zweifel haften Kongogebietes Geld angefordert werden soll, so liegt der Gedanke nahe, dieses Geld unendlich viel nutzbringender zur Aufbesserung des Pen sionsfonds zu verwenden. Das sind im großen und ganzen di« springenden Punkte, die es im Intereste des Heeres und damit des Vaterlandes als notwendig erscheinen lasten, einen „Wehroerein" ins Leben zu rufen. Derselbe müßte bedingungslos unabhängig sein nach jeder Richtung. Er müßte alle Kreise und alle Schichten unseres Volkes ohne Unterschied der Partei und der Konfession umfasten und dürfte kein einseitiges militärisches Eepräae aufweisen. Alle, die mit vorstehendem Eedankengang einver standen sind, möchte ich deshalb ersuchen, ihren Namen und Anschrift der Geschäftsstelle des Vaterländischen Schriftenverbandes, Berlin 62, Kleiststraße 3, mit zuteilen. Es gilt dies auch für Vereine und Ver bände. Schließlich wäre noch zu bemerken, daß letzt schon von geeigneten Persönlichkeiten die Vor bereitung für Schaffung von Ortsgruppen, Prooinz- und Landesverbänden ins Auge zu fasten wäre, da mit auf einer im Januar einzuberufenden Versamm lung der Deutsche Wehrverein sofort ins Leben treten könnt«. Die wahre Kieüenspsrtei. 8.X.I-.0. Die Sozialdemokratie rühmt sich in ihren Flugblättern als wahre Fricdenspartei. Sie beruft sich auf ihr Verdienst, im Sommer dieses Jahres, als die Verhandlungen mit Frank reich über Marokko zu scheitern drohten und die Gefahr eines Krieges aller Welt vor Augen stand, für die Erhaltung des Weltfriedens mit Erfolg gewirkt zu haben. Gutgläubigen Leuten soll damit bewiesen werden, daß die Sozial demokratie als Kulturpartei viel höher zu be wertet sei als die nationalen Parteien, die an geblich eine gewissenlose Kriegshetzern betrieben. Schluß: alle Friedensfreunde chaben der Sozial demokratie mit dem Wahlzettel in der Hand Ge folgschaft zu leisten. Es ist schon der Mühe wert, kurz nachzuprüfen, ob diese laut gepriesene Tugend vor der Wahrheit standhält. Mit der auswärtigen Politik hat sich die deutsche Sozialdemokratie immer sehr einfach ab gefunden. Wenn cs überhaupt Konflikte unter den Kulturstaaten gibt, so liegt das nach ihrer bequemen Theorie einfach an den rivalisiereuoen Fürsten und dem künstlich wacherhaltenen Na- tionalhaß. Tie aus der Geschichte unserer Zeit genügend zu belegende Tatsache, daß die Kriege der Gegenwart auf tiefliegende wirtschaftliche Ur sachen, auf das Ringen der Rassen und Völker um ihre Lebens- und Daseinsfragen zurückzu führen sind, diese Tatsack)« paßt natürlich schlecht in die Lehre von der internationalen Friedens bürgschaft des „Weltproletariats". Wenn also Marokkos wegen ein Krieg drohte, so ist für die Sozialdemokratie jedes verständige Bemühen um die Aufklärung des weltgeschichtlichen Unter grundes ausgeschlossen. Es genügt ihr durchaus, die Sache so darzustellen, als handle es sich nur um die Gewinngier von „ein paar Kapital- Magnaten", die in Marokko gute Geschäfte zu- machen gedachten und derentwillen das ver-! blödete deutsch« Volk beinahe in ein grenzen loses Unheil ge-annt wäre. So werden die Dinge für den „schlichten Volksvcrsland" zurecht gemacht. Unter den Führern der Sozialdemo kratie denkt gewiß mancher nicht so „einfach" über die ganze Sach«. Wenn fetzt trotzdem die jüngste Tagesgeschichte von Partei wegen in dieser Weise behandelt wird, so beweist das, daß die deutsche Sozialdemokratie nichts gelernt hat und nichts lernen will. Hat sie nicht auch vor fünf Jahren, als der Reichstag einer kolonialen Forderung wegen aufgelöst wurde, das er wachende Verständnis des Volkes für unsere Ko lonialpolitik mit einem Hohulachen abtun wollen? Diesmal hat sie den Vorteil, sich mit mehr äußerlichen. Recht auf den Gang der Tinge be rufen zu können. Aber wie sieht es denn mit ihrem Verdienst um den „Weihnachtsfrieden" aus ? Sind die Reden, die sie auf ihren Massen versammlungen in Berlin und vielen anderen Städten während der kritischsten Zeit durch un erschrockene Parteileute halten ließ, vergessen? War der Kerngedanke nicht überall der, daß die Arbeiterschaft sich bereithalteu solle zu ein mütiger Erhebung, zum Streik, zur Verweige rung der Heeresfolge, kurzum zur rechten Tat im rechten Augenblick? Wahrhaftig deutlich ge nug war die Sprache dieser „Friedensfreunde". Selbst das sonst die Sozialdemokratie selten tadelnde „Berl. Tagebl." warnte vor dem „Spiel mit dem Feuer". Einer dieser radikalen Tat menschen sagte in einer seiner Wahlreden: „Die Arbeiterschaft muß in den entscheidenden Mo menten selber auf die Bühne treten, auf der Straße erscheinen und in revolutionären Massenaktionen den herrschenden Klassen ihren Willen aufzwingen." Was geben wir für diese Friedensliebe, die gegen den Krieg eifert, aber gleichzeitig auf den Krieg lauert, um tückisch im verhängnis schwersten Augenblick den roten Brand im eige nen Vaterlande zu entfachen?! D em Friede u zu liebe die Revolution! Hur erster be. Roman von H. EonrthS-Mahler. 6s (Nachdruck verboten.) Jutta würgte krampfhaft die Tränen hin unter und sah hilfeflehend zu ihrem Vater hin über. Er vermied jedoch, sie anzusehen wie immer, wenn seine Frau nach seiner Ansicht Jutta falsch behandelte. Er wollte nicht offiziell Partei nehmen, des lieben Friedens halber. Nach dem Frühstück erhob sich Jutta sofort, um auf ihr Zimmer zu gehen. Fritz sprang ebenfalls auf. „Warte, Jutz, ich komme mit hinein. Ich will mich zum Tennis fertig machen, Silvie; in einer Viertelstunde bin ich auf dem Platz." Er verneigte sich vor den Damen und folgte Jutz ins Haus. Silvie tvar bereits im Tennisdreß und blieb bei den Eltern auf der Terrasse sitzen. Fritz schob seinen Arm unter den Juttas und sah ihr, sich vorneigend, ins Gesicht. „Sei doch nicht betrübt, Jutz. Ich spiele heute abend mit dir," sagte er tröstend. Sie blitzte ihn ärgerlich an mit ihren pracht vollen, dunklen Augen. „Ach, — was liegt mir an dem dämlichen Tennis. Ich will nur nicht, daß du mit Silvie spielst," stieß sie erregt hervor. „Warum denn nicht, Jutz?" „Weil sie dich durchaus heiraten will. Denkst wohl, ich merke nicht, daß sie dir schöne Augen macht." Fritz legte ihr lachend die Hand auf den Mund. „Enfant terrible, schrei daS doch nicht in die Welt hinaus, dieses tiefe Geheimnis einer schönen Mädchenseele." „Pöh, hat sich was, — schöne Mädchenseele! Silvie hat überhaupt keine Seele, daß du es nur weißt." Er verbiß sich das Lachen. „Jutz, du bist der geborene Diplomat." Sie sah ihn mißtrauisch an. „Willst du mich vielleicht verulken?" „Keine Spur," beteuerte er mit scheinheili ger Miene. „Na, das ist dein Glück. Aber sag' mir nur, mußt du denn immerfort mit Silvie irgend wo allein stecken?" Er seufzte tragikomisch. „Wenn ich nicht müßte, täte ich es doch nicht, dummer Jutz." Sie kniff ihn vor Wonne in den Arm. „Du machst dir nichts draus?" „Entre nous, — aber hüte es wie ein tiefes Geheimnis — nein. Momentan bin ich nämlich totmüde und legte mich lieber eine Stunde aufs Ohr, als daß ich mit Silvie Tennis spielte." „Und wenn du nicht müde wärst, — hm? Dann wärst du wohl gern mit ihr allein?" „Ebenfalls „hm" — das ist eine Gewissens frage. Und wenn ich sie dir beantworte, dann schreist du diese Antwort vielleicht ebenso dis kret in die Welt, wie eben Silvies Geheimnis." „Ach du, ich weiß doch, Diskretion ist —" „Nebensache," fiel er lachend ein. Sie stampfte zornig mit dem Fuße. „Nein, Ehrensache, natürlich. Aber wenn du mich ärgern willst, so gehe gefälligst allein." Sie riß sich los von seinem Arm und rannte durch die große Halle nach der breiten Treppe, die zum ersten Stock hinauf führte. Mit weni gen Sätzen war Fritz hinter ihr her und hielt sie am Zopfe fest. „Stillgestanden! Hier wird nicht auSge- rissen," sagte er; und sie bei beiden Schultern fassend, sah er ihr mit einem eigentümlichen Blick in die Augen. „Jutz, dummer Jutz, ver stehst du keinen Spaß?" „Laß mich los, du," fuhr sie ihn kratz bürstig an. „Wenn du hübsch ruhig neben mir die Treppe hinauf gehst." „Pöh! Bedingungen habe nur ich zu stellen." „Nun, also?"" „Beantworte mir meine Frage: Bist du gern mit Silvie allein?"" „Also, Diskretion Ehrensache?" > „Selbstverständlich." Fritz zog wieder ihren Arm durch den seinen. „Offenes Geständnis: nein. Ich bin nicht gern mit ihr allein." „Und wirst sie auch nicht heiraten?"" Er blickte sie amüsiert an. „Jutz, hast du etwa Absichten auf mich?"" Sie tippte ihm sehr ausdrucksvoll auf die Stirn. „Du bist wohl? Hm? Nein, dich möchte ich nicht um die Welt zum Mann haben." „Warum denn nicht?"" „Weil du unausstehlich übermütig bist und gar keinen Respekt vor mir hast. Aber Silvies Mann sollst du auch nicht werden. Sie hat dich gar nicht lieb. ES ist ihr nur um daS dämliche Majorat. Ich habe selbst gehört, wie sie eS mit Mama besprach. Sie hatten natürlich keine Ahnung, daß ich über ihnen auf einem Baum saß. Und ich leide eS nicht, daß du dich so wie in einem Rechenexempel verheiraten läßt. Du sollst aus Liebe heiraten. Weißt du, ich lese jetzt einen himmlischen Roman, — da mit saß ich nämlich auf dem Baume, weil ich wie ein Baby keine Nkomane lesen soll. Und in dem Roman ist eine Heldin, — wonnig, sage ich dir. Sie heißt Jadwiga und ist einfach süß. So 'ne Frau mußt du haben. Ich selbst werde dir eine aussuchen, die ihr gleicht, hörst du?" Er lachte und drehte sie oben auf dem langen Korridor rasch einige Male rund um. „Jutz, du bist ein Juwel. Dich muß man in Gold fassen." Sie schüttelte ihn energisch an den Schultern. „Sei doch bloß mal fünf Minuten ernst haft."" Er machte ein toternstes Gesicht. „Du brauchst nur zu befehlen." „Also gelt, — du heiratest nur eine Frau die ich dir auSsuche?" „Na, weißt du, ob du nun gerade meinen Geschmack triffst?"" zweifelte er. „Aber natürlich. Schlank und anmutig muß sie sein. Ueber die Farben der Augen und des Haares kannst du selbst bestimmen." Er schluckte tapfer, um ernst zu bleiben, und verneigte sich dankend. „Vor allem muß sie eine reiche Seele haben und ein tiefes Gemüt." „Wie ein Brunnen," pflichtete er bei. „Du, Jutz, das ist wohl der Entwurf zu deiner wonni gen Romanheldin?"" „Ja, sie würde famoS zu dir passen, denn sie ist sehr ernsthaft und zielbewußt. DaS ist für dich sehr notwendig, denn du hast doch nichts wie Allotria im Kopfe." Fritz lachte nun laut auf. „Jutz, ich sterb« wenn ich länger ernsthaft bleiben muß." Sie schlug ihn zornig auf die Schulter. Er knickte zusammen. „Donnerwetter, du schreibst eine gut« Hand- schrift." (Forts,tzmig ta der Morgenausgabe)
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