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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn DK»» Zeitung erschein- täglich mir Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis betrügt bei Abholung wöchentlich 45 Rpf., b«t Lieferung frei HauS A »V,. Postbezug monatlich 2.80 RM. Im Fall» höherer Gewalt oder sonstiger Betriebsstörungen hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder RSikahllmg de« Bezugspreise«. — Preise und Nachlaßsütze bet Wiederholungen nach Preisliste Nr. 8 — Für da« Srflhetnen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen find an den ErscheinungStageu bi» mm». 10 Uhr MfMgcbew — Verlag: Mohr 8- Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hauptschriftletter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffman», Pulsnitz. Verantwortlich für den Hetmattetl, Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, PulSnitz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr» PulSnitz. D. A. VI.: 2L50. Geschäftsstellen: Albertsttahe 2 und Molf-Hitler-StraK 4. Fernruf 518 und 550 Der Pulsnitzer Anzeiger ist dar zur Veröffentlichung der amtliche» Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft zu Kamenz, des Ttadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohara behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz Nr. 160 Sonnabend, den 11. Juli 1936 88. Jahrgang As MittelmerMmmn gekündigt Französischer Schritt in Loudon und Nom Um sich aus der sich immer mehr zusammenziehenden politischen Isolierung herauszulösen und vor allem die italienische Freundschaft vor dem Beginn der Locarno- Verhandlungen zurückzugewinnen, hat die französische Re gierung einen diplomatischen Schritt von bedeutender Tragweite unternommen. Die Pariser Negierung hat durch ihre Botschafter in London und in Rom mitteilen lassen, daß sic die Beistands abkommen im Mittelmeer, die für die Dauer der Sanktio nen geschlossen waren, als hinfällig betrachte. Sowohl die gegenseitigen Hilfclcistungsversprcchen wie die Ergebnisse der englisch^sranzösischen Generalstabsbcsprechungen, so weit sie sich aw den Fall eines italienischen Angriffs gegen die englische Mittelmeerflotte beziehen, werden gleichzeitig mit der Einstellung der Sanktionen ab 15. Juli äusser Kraft gesetzt. Hierzu berichtet der diplomatische Berichterstatter von Renier, daß diese Frage bereits vor Wochen in d'en Besprechungen zwischen der englischen und der französi schen Regierung klargestellt worden sei, und zwar, als man über die Aufhebung der Sanktionen »^handelt habe. Es habe sich somit bei dem Besuch des französischen Botschaf ters keineswegs um einen neuen Schritt gehandelt. Der französische Standpunkt sei einfach dex, daß die rechtliche Grundlage für das Fortbestehen der Vereinbarungen auf gegenseitigen Beistand nicht mehr vorhanden sei, da diese Abreden ausdrücklich getroffen worden seien, um Länder zu schützen, die die Sanktionen gemäß Artikel 16 der Völkcrbundssatzungen anwendeten. Nachdem die Sanktio nen abgeschafft seien, fehle also die rechtliche Grundlage. Diese Auffassung werde durch den Text des Artikels 16 Abs. 3 der Völkerb»ndssatzungen gestützt. Das gleiche treffe, so fügt der Reuter-Berichterstatter hinzu, natürlich auch aus die gegenseitigen Beistandsab kommen zwischen Großbritannien, der Türkei, Griechen land und Jugoslawien zu Verpflichtungen, von denen Eden im Unterhaus am 20. Juni erklärt habe, daß sie, soweit Großbritannien betroffen sei, fortbestünden. Pariser Hoffnungen Der Beschluß Londons, seine Heimatflotte aus dem Mittelmeer zurückzurufen, und die Erklärung Frankreichs, die im Herbst für die Mittelmeerhäfen abgeschlossenen Bei standsabkommen gegenüber England im Falle eines italie- nischen^-Angriffs als hinfällig zu betrachten, werden von der Pariser Morgenpresse im allgemeinen als wesentliche Beiträge zur Entspannung der europäischen Lage be trachtet. Am hoffnungsfreudigsten zeigt sich der „Matin", der eine klare Entscheidung zwischen Paris, London und Rom feststellen zu können glaubt und erklärt, daß Italien nun kemen Grund mehr habe, sich den Brüsseler Locarno- Verhandlungen zu entziehen, noch seinen Garantieanteil auf Grund der Londoner Abmachungen v»m 19. März zu verweigern. „Kein Kuhhandel mit Italien" Der Beschluß, die englischen Flottenverstärkungen aus dem Mittelmeer zurückzuziehen, wird sofort in die Tat umgesetzt werden. Die Kreuzer „Neander" und „Cornwall" kehren bereits nach England zurück. Ferner werden in nächster Zeit u. a. folgende Schiffe, die während des Abessinien-Streitfalles ins Mittelmeer entsandt waren, zurückgezogen werden: der neue australische Kreuzer „Sid ney", der Kreuzer „Sussex" (australisches Geschwader), der Minenleger „Adventure" sowie vier Zerstörer und vier U-Boote von der China-Station, der Kreuzer „Achilles" (Neuseeland), die Kreuzer „Ajax" und „Exeter" (West- iüdien. Wie die Regierung bereits angekündigt hat, wird die britische Flotte im Mittelmeer nach der Zurückziehung dieser Schiffe immer noch etwas stärker sein als vor dem Abessinien-Streitfall. Die Schlachtschiffe „Hood" und „Re- pulse" werden der Mittelmeerslotte ständig zugeteilt. Der diplomatische Reuter-Korrespondent schreibt, daß die Frage der Flottenzurückziehung bereits in den kürzlichen Unterredungen des italienischen Botschafters Grandi mit dem Foreign-LMce besprochen worden sei. Jedoch sei von irgendeinem Kuhhandel mit Italien keine Rede. Die 'Vorbereitungen für die Verringerung der Mittelmeerstotte seien schon -or einigen Wochen getroffen worden. Starker Eindruck in Asm Der Beschluß des englischen Kabinetts, die Heimat flotte aus dem Mittelmeer nach und nach zurüctzuziehen, findet in der italienisckw» PrHse einen starken Widerhall. „Corriere della Sera" schreibt, die Zurücknahme der eng- lischsu Seestreitkräfte aus dem Mittelmoer sei eine Geste, dis Eindruck mache. Sie habe um so größere Bedeurung, als auch gleichzeitig offiziell das Außerkrafttreten der zwischen England und den wichtigsten Mittelmcermächten getroffenen Abmachungen bekanntgegebcn worden sei. Man beginne, wenn auch nicht in der Form, so doch wenigstens dem Inhalt nach, Italien Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Warnung aus Antars „Der Türke muß alleiniger, unbeschränkter Beherrsch»! dieser Meerengen sein." Ein Leitartikel der Istanbuler Zeitung „Cumhuriyet", der, wie behauptet wird, aus Gedankensiänge des Staate- Die Stellung der britischen Regierung zu der Frage, ob der sogenannte provisorische Mittelmeerpakt für Großbritannien noch gilt, ist erneut dahin festgelegt wor den, daß nach englischer Ansicht diese Garantien bestehen geblieben sind, insoweit sie Großbritannien, Griechen land, die Türkei rmd Jugoslawien betreffen. Die Zrosichcruug gegenseitigen Beistandes wird dem nach zwischen diesen vier Länder» weiterhin „vorläufig" als gültig angesehen und durch das von Frankreich aus gesprochene Erlösche» seiner Beistandsversicherungen nicht berührt. Reuter weist darauf hin, daß nach Ansicht der briti sche« Regierung die Zeit der Ungewißheit, die auf die Aufhebung der Sanktionen folgen müsse, noch nicht be endet sei. AnsglM in Montreux Der englische Delegierte Lord Stanley führte am Freitag eine Unterredung mit Paul Boncour, i« der Lord Stanley erklärt haben soll, daß die britische Regierung sich der Bedeutung des sowjetrussischen Zusatzantrages über dte Erfüllung der Vöhterbundsverpflichtungen durchaus bewußt sei und sich bemühen werde, einen Ausgleich zwischen den verschiedenen Auffassungen M finden. In Konferenzkreisen sieht man in dieser Elnigungs- bereitschaft der Engländer eine Folge der nach drücklichen Unterstützung, die Frankreich dem sönsietrussischen Standpunkt in der Durchfahrtssrage angedeihen ließ und die auf englichsr Seite den Wunsch erstehen ließ, Zuspitzung der Konferenzlage zu vermeiden. Man ist der Ansicht, daß di«ser Umschwung in der englischen Haltung vor allem durch me Befürchtungen veranlaßt worLen sei, daß die Mitglieder der Balkan-Entente denz französischen Beispiel folgen und die Mit England geschloffenen Hllfeleistungsabkommen gleichfalls kündigen könnten. England beendet die Sanktionen König Eduard VM. unterzeichnete im Buckingham Palare eine Verordnung, wonach die gegen Italien ver hängen Sanktionsmaßnahmcn mit dem 10. Juli aufge- -hoben werden. An der feictlichcn Handlung nahmen der Lordpräfidcnt Ramsay MacDonald, der Lordsicgclbcwah- rxr Lord Halifax, Arbeitsminiftcr Brown und der Haupt präsidenten Atatürk selbst znrückgeht, befaßt sich mit der Meerengenkonfercnz. Es heißt darin^ Die Türkei verfolgt aufmerksam das Spiel, das jetzt in Montreux vor sich geht. Die Ansicht des türkischen Volkes ist folgende: Die Meerengen bedeuten die Unabhängigkeit der Türkei. Der Türke muß alleiniger, unbeschränkter Beherrscher die ser Meerengen sein. Der Türke denkt nicht daran, diese wirtschaftlich wichtige Wasserstraße dem internationalen Handel zu verschließen; der Türke will aber, daß seine lovale Haltung von den anderen Staaten anerkannt wird und daß seinen berechtigten Ansprüchen auf Sicherheit ge nügt wird. Wenn jeder andere das Recht z« haben glaubt, die Meerengen zu durchfahren, wie es ihm beliebt, wenn jeder andere also meint, die Türen des türkischen Hauses nach Belieben gebrauchen zu können, so wird die Meereugen- fragc sehr rasch eine Lösung finden. Dann wird nämlich der Türke erklären: Die Türen meines Hauses sind ver schlossen. Ich öffne sic, wem ich will und wie ich will. Die Macht, sic zu schließen und zu öffnen, besitze ich. Man erwartet eine einseitige Willenserklärung der Türkei, gefolgt von praktischen Maßnahmen, wenn nicht binnen kurzem in Montreux eine dis Türkei befriedigende Lösung erzielt wird. cinpeitschcr der Konservativen Partei, David Margesson, teil. Sowjetunion hebt Sanktionen auf Moskau, 11. 2uli. Der Volkskvmmiffarenrai erließ eine Verordnung, wonach vom 15. Juli an sämtliche Beschlüsse über die Anwendung der Sanktionen gegen Italien unwirksam sind. Ein umstrittener Refsrmvorschlag Madrid, 11. IM. Der spanische Vertreter i« Genf, Madariaga, hat am Freitag m Madrid seinen Rücktritt als Döll erdundsd KrgieHte» erklärt. Der Rücktritt erfolgt, wie sich aus einer schriftlichen Er klärung Madariagas »rgibt, in Zusammenhang mit einer vor der letzten Genfer Tagung veröffentlichten Rote über an gebliche Vorschläge des spanischen Delegierten zur BWer- bundsreform. Diese Rote ist jedoch nur das Protokoll über eine Besprechung mehrerer neutraler Staaten gewesen, zu dessen Abfassung Madariaga damals beauftragt worden war. Im Zusammenhang mit diesem fälschlicherweise als das Ge dankengut des spanischen Delegierten ausgelegteu Manifest wurden besonders in der spanischen Linkspresse scharfe An griffe gegen Madariaga gerichtet. Der Außenminister Bar cia rückte sofort nach Dekanntwerden der Rote von deren Inhalt ab und- erklärte, daß die Regierung von dem Schritt Madariagas nichts gewußt habe. Die hierdurch hervorg»rufene Bloßstellung des spanischen Bölkerbundsdelegierten, die auch später durch eine berichtigende Erklärung Barcias nicht voll- .ständig beseitigt werden konnte, hat nun seinen Rücktritt zur Folge gehabt. Akenbkhnerstrei! in Spanien? Der spanische Ministerrat beschäftigte sich in einer fünf stündigen Sitzung mit der Möglichkeit eines bevorstehenden Eisenbahnerstreik in ganz Spanien. Wenngleich von feiten der Eisenbahnarbeiter bisher noch kein Zeitpunkt für die Niederlegung der Arbeit angekündigt worden ist, so besteht Loch große Geneigtheit unter ihnen, in den Streik zu treten. Die Regierung sei fest entschlossen, mit allen gesetzlich zulässigen Mitteln den Streik zu verhindern. Das treibende Äement der Streikhetze ist der anarcho-syndikalistische Ge werkschaftsverband, dessen Agenten auch die Stillegung des gesamten Fernlastverkehrs auf den Landstraßen planen, um einem Eisenbahnerstreik größere Wirksamkeit zu geben. Fer ner wird dafür Stimmung gemacht, auch die Post- und Tele- graphenarbeiter für die Niederlegung der Arbeit zu gewin nen. Aufrechterhaltung der englifchen Vereinbarungen mit Griechenland, Jugoslawien und der Türkei