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MlsdmfferTageblatt für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. L»zei,e»pr«i»: dk »-espAtt«« A«»«»«Ue WOoldpfemtt-, die 2gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 GoA- Pfennig, di« r grfp<»lteneArkl«»«r«U« i» textlichen Teil« l00Go!vpfennig. Nachweifungrgedühr 2V Goldpfennige. Bs» Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 ««nähme dis vorm. 10 Uhr Für die Richtigkeit d« dnrch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Radattanfpruch erlischt, wenn der Betrag d«ich Mage eingezogen werde« m»d aber der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgeg« Rationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, «rschri»« tL,»ch »ch». i Nh« für »« r», Sri «»hol»«, i» «»»ich»»«».», »»»»« r ML. t»M»«t, Kl »«ch »<«»—-» ».»ML, d«i P-ftdeA-llm,, Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend AU«» W^ae med Geschäft, stelle« —' -- --- .— nehmen zu Zeder Zeit Be» W«vrg« ottgeOe«. Am Falle hSherer Gewalt, Krieg »der sonstiger Betriebsstörungen besteht Kei» Anspruch aus Befrrnng M»A«ttnsG »der Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung «ingesaudter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Port» beiliegt. »« WU«dr«ffer Tageblatt enthLlt die amtliche« Bekauutmachuugeu der «mtshaoptmavuschast Meitzes, de- Amtsgerichts und Stadtrat» z« Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Möge» Nr. 48.— 84. Jahrgang. Teicgr.-Adr.: „Amtsblatt- Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Donnerstag, 26 Februar 1925 Or. Luthers sachliche Politik.! Früher war die Presse in Deutschland manchmal ein t recht unliebsames, weil oft recht unfolgsames Kind, obwohl man sie höflich die siebente Großmacht nannte. In einem konstitutionell-monarchisch gelenkten Staat spielt di« öffentliche Meinung nicht die Rolle wie in Demokratien, 'wo die Öffentlichkeit von der Presse beherrscht, zu Gutem und Bösem allzu leicht verleitet werden kann. Dort wirk sie leicht wirklich eine Großmacht, die Regierungen stürze« s oder erhalten kann. Das bringt aber mit sich, daß dann in j einem gesund gebliebenen Volkskörper auch das Verant - ; wortungsgefühl der Presse ein sehr viel größeres i sein muß als dort, wo ihre Meinungsäußerungen ein apolitisches Schwergewicht kaum haben. Freilich ist aber auch die parteimäßige Zuspitzung gerade darum in Deutsch land eine viel schärfere geworden, weil sie den Kampf der Parteien und der Presseorgane, die deren Ansichten ver- treten, den Kampf um die Macht widerspiegelt, einen Kampf also, der an sich schon viel erbitterter sein mutz. In Berlin hat soeben eine große Veranstaltung stattgefunden, bei der die organisierte Vertretung des deut schen Tagesschrifttums, der „Reichsverband der Deutschen Presse", zu Gaste lud alles, was an „Spitzen" in unserm öffentlichen Leben Einfluß hat. Reichskanzler Dr. Luther hat hier Aufnahmefähigkeit, weil die meisten seiner Zuhörer tief im politischen Leben stehen, der öffentlichen Meinung den Puls fühlen. Und wenn er ausführte, daß er seine eben vollendete große Rundreise von Köln über München nach Königsberg aus geführt habe, um in unmittelbare Berührung mit der Wirklichkeit in Volk und Land zu kommen, so hat er - diese Gelegenheit benutzt, um darauf hinzuweisen, daß er s sachliche Politik, nicht Parteipolitik, treiben wolle, t Diese Gegenüberstellung von sachlicher und Partei politik mag vielleicht diesen oder jenen verschnupfen; sie ist übrigens auch nicht ganz richtig, weil ja doch die Par teien alle insgesamt glauben, sachliche Politik zu treiben. Der Kanzler will auch nicht mißverstanden sein und sagte: „Wir wollen als Negierung den erforderlichen Stand punkt einer jeden Negierung, die nur auf das Ganze sieht, mit aller Kraft druchzusühren versuchen ohne Rück sicht auf die Partei." Wenn der Kanzler meinte, daß diese Polrtrk der Synthese, also der Zusammenfassung aller zum weiteren Voranschreiten des deutschen Volkes sich besonders in - ^außenpolitischen Fragen verwirklichen lasse, so hat er — mit Freude kann man darauf Hinweisen — fast uneingeschränkt recht, wenn schwere Fehler freilich auch hierbei nicht vermieden worden sind. Denn die deutsche Presse hat leider eines noch nicht gelernt, daß nämlich, um Talleyrands Ausspruch zu gebrauchen, die Worte manchmal da sind, um die Gedanken zu verbergen. Daß man also, wenn man solche Worte nicht findet, lieber ganz schweigen soll. Sehr ernsthaft wurde der Kanzler aber, als er auf - die Zusammenfassung nach innen einging. „Wir wollen ; das Reich wieder aufbauen auf dem Grunde der geschieht- > sichen Tatsachen, aus denen das deutsche Volk zusammen gewachsen ist. Unter diesem leitenden Gesichtspunkt i dürfen dann die Gegensätze in Ler Weltanschauung nicht f zum Trennenden werden, namentlich nicht zwischen den i beiden christlichen Konfessionen. Der große, gemeinsame, s christliche Gedanke muß zum starken Ausdruck kommen. Das Aufreizende in unserem öffentlichen Leben ist aber - doch vor allem" — hier berührte der Kanzler einen über- - aus wunden Punkt — „daß man sich so gar nicht gegen seitig zu verstehen versucht. Daß man sich einspinnt in doktrinäre Systeme, kurz gesagt, in Parteiprogramme, die der Wirklichkeit des harten Lebens doch einen allzu ge ringen Spielraum geben." Der Kanzler erinnerte daran, wie sich bei der Vorbereitung zur Stabilisierung der .Währung die Pläne drängten, die doch nur allzu oft Me Spuren des grünen Tisches an sich trugen, auf dem sie entstanden sind: „Hätten wir alle diese Vorschläge befolgen wollen, so wären wir nie zur Stabilisierung gekommen." Und wieder erinnert ver Kanzler zum Schluß daran, daß dieses Zusammenarbeiten aller den nationalen Wiederaufstieg wünschenden Kräfte in Deutschland auf außenpolitischem Gebiete möglich sei. Und er mahnt, daß hierbei der Presse eine führende Aufgabe beschieden ist im Verein mit der Regierung. Richt immer mit Zustimmung hört man im allge- meinen derartige Mahnungen, wie sie Luther aussprach, aber sie sind darum nicht weniger beachtlich. Was in England und Frankreich Selbstverständlichkeiten sind, dazu ist bei uns ver Weg noch verschüttet durch weltanschaulich, parteimäßige Einstellung. Wenn wir erst erkennen, daß Re andern um nichts schuldiger sind als wir selbst, dann ist mit dieser Selbsterkenntnis der Anfang des Weges zu nationaler Sammlung gefunden. Deutsche RentcnbaukKredltanfialt. Berlin, 24. Februar. Vom Reichsminister für ErnSY- kuug unv Landwirtschaft, dem Reichsminister der Finanzen und dem Reichswirtschastsminister ist dem Reichsrat der Ent- 'vurs eines Gesches über die Errichtung »er DriUschru Renten» eank-Kreditanstalt Waemmaen. Einberufung cler kottehatterkonferenL. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". > Berlin, 25. Februar. Der „Lokalanzeiger" meldet aus > Paris: Die Botschasterkonserenz ist zur Beratung der Kölner i Räumungsfrage für nächsten Freitag einberufen worden. In s unterrichteten Kreisen wird daher angenommen, daß das Militär- ! komitee bis dahin sein Gutachten über den Kontrollbericht fertig gestellt haben wird. Sestyung Wm bl; ZabreseM. Eigener Zernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes" Berlin, 24. Februar, lieber die Stellung Belgiens zur Enlwasfnungssrage weiß die „Etoile Belge" mitzuteilen, es stehe noch nicht fest, ob der Bericht -er Militärkontrollkommission ver öffentlicht wird. Die belgische Regierung sei der Meinung, daß die Veröffentlichung angebracht sei. Ob eine interalliierte Kon ferenz über die Enlwaffnungsfrage beraten werbe, sei ebenfalls noch nicht sicher. Die Folge der Feststellungen -es Berichtes werde voraussichtlich die Aufrechterhaltung der Besetzung bis Ende dieses Jahres sein. In diesem Sinne scheine der gegen wärtige Stand der diplomatischen Besprechungen bei allseitiger Zustimung zu verlaufen. ver anmünmlscbe SoWMr Henri« über Nen MUKrieg. Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes" Paris, 25. Februar. Der amerikanische Botschafter in Paris Henrik sprach gestern zu Ehren George Washingtons im Americanklub. Er sagte, daß durch den Eintritt Amerikas in den Weltkrieg die amerikanischen Geschäftsleute die größeren Schäden erlitten hätten. Amerika habe hervorragende militärische Leistun gen vollbracht, indem es vier Millionen Menschen zu den Waffen gerufen habe und davon zwei Millionen über den Ozean schickte, um die amerikanischen Grundsätze auf französischem Boden zu verteidigen. Es habe lange Zeit gebraucht, um den Entschluß zu fassen- in den Krieg einzutreten, denn er war bis dahin nur eine rein europäische Angelegenheit. Jedoch das Gefühl der Ge rechtigkeit hat die amerikanische Armee zu den Waffen gerufen. England und der deutsche Schiffsbau Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 25. Februar. Im Unterhaus spielten gestern ! während der Fragezeil die deutschen Anliegenheiten eine ver- hältnismäßig groß« Rolle. Zunächst wurde wegen der für die ; Arbeitslosenunterstützung im deutschen Schiffsbau bereitgestellten ! Summe eine Anfrage gestellt, worauf die Regierung mittelste daß i 50 Millionen Mark für diesen Zweck den deutschen Werften zur Verfügung gestellt worden seien und daß die 50 Millionen in Form von Anleihen für Neubauten der deutschen Handelsmarine verwendet werden sollen. Griechisch - serbisches Mbuis gegen die Türkei. Belgrad, 24. Februar. Zwischen Südslawien und Grie chenland ist ein neues gegen die Türkei gerichtetes Abwehrbünd nis geschlossen worden. Das Bündnis ist von Wichtigkeit, da Serbien noch nicht den Friedensverlrag mit der Türkei unter zeichnet habe und Griechenland sich darum die volle Mitwirkung Südslawiens im Falle eines Krieges mit der Türkei sichert. Die «^lische Regierun gbilligt das Abkommen, das ihrer Ansicht nach das Gleichgeivicht auf dem Balkan aufrechterhalte und ein Gegen gewicht zu der Türkei und zu Italien bilden werde. SeMffe t-e- weWMen Zentrums. Eine Reve von Marx. Bei der vielbeachteten Tagung des Provinzialaus schusses der westfälischen Zentrumspartei in Hamm, an der Aüg. Marx teilnahm, wurde eine Entschließung angc nommen, in der der Provinzialausschuß in voller Würdi gung der Schwierigkeiten der politischen Lage die Haltung der Zentrumsfraktion des Reichstages billigt und der Zentrumsfraktion des Preußischen Landtages oas' Vertrauen ausspricht in der Überzeugung, daß vie Zentrumsfraktionen des Reichstages und des Landtages den rechten Weg zum Wohle von Volk und Vaterland finden werden. In einer zweiten Resolution beschäftigt sich der Ausschuß mit der Tatsache, vaß gegen zwei Ab geordnete der Zcntrnmspartei des Reichstages, die einem westfälischen Wahlkreise angehören, Vorwürfe erhoben worden sind (Loenartz und von Papen). Der Provinzial Ausschuß erwartet auf das bestimmteste, daß der Ab, geordnete Lange-Hegermann sein Manoa: sofort niederlegk. Der Busfchuß spricht zum Schluß die feste Überzeugung aus, daß der Vorstand ver Zentrumspartei ohne jede Rücksichtnahme ven Ausschluß von Männern aus den Reihen ver Partei vollzieht, neuen irgendwelche Vergehen nachgewiesen find, dis mit von Grundsätzen der Zentrumspartei nicht zu vereinbaren sind Über die politische GesamLlage sprach der frühere Reichskanzler Marr. Er führte u. a. aus. rr hätte vor den Wahlen Lorn 7. Dezember 1924 den Tcuifch nationalen erklärt, grundsätzlich nicht dagegen zu sei», daß die Teutschuationalen in die Regierung ausgenommen werden' daß es aber zurzeit noch nicln zweckmäßig sei. Ich gebe osten zu, daß ich anderer Meinung war als Herr Stresemann. Ich weiß mich aber in Übereinstimmung mir einer Reihe von Aus landsvertretern. Die Ereignisse in Preußen faßte Marr so auf, daß die zurückgeirelene, von ihm gebildete Negierung mu der sog. Weimarer Koalition nichts zu tun gehabt habe. Es sei überhaupt keine Koalition gewesen. Wenn die stärkst.' Partei (die Sozialdemokratie) nur mu einem Minister ver treten sei, so könne von einer Koalition keine Rede sein Severing sei aus außen- und innenpolitischen Gründen m das Kabnett'Marx ausgenommen worden. Für Loenartz unv v. Papen. Der landwirtschaftliche Beirat der rheinischen Zentrums Partei beschäftigte sich in Köln mit der Maßregelung der beiden Abgeordneten v. Papen und Loenartz durch sie Zentrumsfraktion des Preußischen Landtages. Die Ber sammlung erklärte, daß sie sich mit aller Entschiedenheit am die Seite der gemaßregelten Abgeordnete.: stelle. Der Äe fchluß soll der Parteileitung mitgeteilt werden. Rechisertigung Or. Siresemanns. Heilmanns Behauptungen unrichtig. Im Preußischen Landtage hat kürzlich der sozialdemo kratische Abg. Heilmann behauptet, der russische Staatsmann Krassin sei im Besitze eines Empfeh lungsschreibens Dr. S1 r e s e m a n n s für Kommerzienrat Litwin, der den Ruffen zu Handelsgeschäften empfohlen wurde. Krassin habe sich dahin geäußert, Herr Dr. Strese mann solle wenigstens dafür sorgen, daß Rußland nicht wucherische und betrügerische Geschäfte angeboten würden. Dr. Stresemann hat sich nun durch den deutschen Botschafter in Moskau an Herrn Krassin gewandt mit der Bitte, zu den Behauptungen des Herrn Heilmann Stel lung zu nehmen. Herr Krassin hat daraufhin ein Schreiben an den deutschen Botschafter in Moskau ge- lichtet, das folgendermaßen lautet: t „Unter Bezug auf unsere Unterredung beeile ich mich, ',fhnen ganz ergebenst mitzuteilen, daß ich nie von Herrn Dr. Stresemann weder eine mündliche noch schriftliche Empfehlung für Herrn Litwin erhalten habe, und Laß damit die von dem sozialdemokratischen Abg. Heilmann mir in den Mund gelegte Äußerung betreffend den Kom merzienrat Litwin und Lie damit in Zusammenhang stehende Verleumdung Les Herrn Reichsministers Dr. Stresemann selbstverständlich niemals meinerseits getan w»rden <6. Ich bedauere aus das lebhafteste, daß mein Name in vieler Weife mlyvraucyt worden ist, und vitie Sie, dem Herrn Reichsminister Dr. Stresemann auf dem schnellsten Wege eine entsprechende Mitteilung zukommen fassen zu wolle«." Kuiisker und Has ,,alts Leher", Ans dem preußischen B a r ma t-Au s sch u ß. Berlin, 24. Februar. Die Barmais sind vorläufig abgetan, .und nun ist wieder Iwan Ku 1 isker an der Reihe. Seine Geschäfte mit der weiland Altlederverweriungs stelle siehe:.' im Untersuchungsausschuß zur Erörterung. Zwei ehemalige Angestellte der Verwertungsstelle, Wilhelm Beßler und Simon, erzählen Wunderdinge von den Preisen, die den: als Käufer austretenden Kulisler gemacht worden sind. Mili tärische Ausrüstungsstücke, Geschirre, Schnürschuhe u. a. wurden ihm sozusagen „für ein Butterbrot" hingcgeken. Dein Be triebsrat wurde diese himmelschreiende Begünstigung Kutislers durch hohe Beamte der Verwertungsflcllc schließlich zu bunt, und er erhob nicht nur Einspruch bei Regierungsstellen, son dern stellte sogar Strafantrag gegen die Direktion der Verwertnngsstelle. Ergebnis: fristlose Entlassung ver klageführenden Betriebsrats Mitglieder und Verschleppung und schließlich Einstellung des Strafver fahrens gegen die Direktoren. Zeuge Simon l-chauplet, daß bei der Geschäftsverbindung mit Kutisker erhebliche Un regelmäßigkeiten feschestem worden seien; es hätte viel leicht sogar noch mehr herauskommcn können, da eine Reihe