Volltext Seite (XML)
Görlitz, >u6. eip-ig. Frau, it.Hot. it-Hot. ans. Dies«» Blatt «rschtlnt täglich Abend« and ik durch alle Post anstalten del Zn- and Autlander zu bejiehe«. Dresdner Journal. Pret« ftr da« Vierteljahr I'ä Thlr. Znsertion«gedih- re« fir den Na«» einer gespaltene» Zeil« «Pf. Herold für sächsische und deutsche Interessen. Redigirt von Karl Biedermann. nach Anzeigen aller Art für daS Abends erscheinende Blatt werden bis 12 Uhr Mittag- angenommen. Inhalt. Die „sogenannte" Nationalversammlung und Herr Advokat Blddr. — Briefporto. — Lagesgeschichte: Dresden: Sitzung der zweiten Kammer; zweite allgemeine Lrhrrrvrrsammlung; Versammlung des Vaterlandsverrin-. Leisnig: Feuer. Berlin. Frankfurt. Apen« ' radr. Stuttgart. Neustadt an der Haardt. Wien. Neapel. Paris. — Berichtigung.— Tingesend etrs.— Teschäftskalrodrr.— Ortekalender. — Angekommene Reisende. Reise- ruben, , und aufzu- LageS- nebst kaufen ste n See Frei- mgen- Blick tation April g der t, die ristian n an- Die „sogenannte" Rattonalversammlung und Herr Ädvokat Blöde. Alt Herr Advokat Blöde nach seiner Rückkehr aus Frankfurt den ValerlandSverein in der Versammlung am 19. Juli wieder be grüßte, drückte er zugleich seine Freude darüber au-, daß seine Wahl von der „sogenannten Nationalversammlung", einer Versammlung „von Aristokraten" nicht anerkannt worden sei. Gegen diese Äuße rung waro zwar von Einem Mitglied« in wenigen Worten Wider spruch erhoben; aber e- wäre zu wünschen gewesen, daß die gewiß große Anzahl Derjenigen, welche die Ueberzeugung de-letztem Sprecher- theilten, sich einmüthig und in energischer Weise gegen jene- Wort de< Herrn Blöde au-gesprochen hätten. Die konstituirende Versammlung ist durch eine so freie Wahl art, wie selbst England sie nicht besitzt, auf durchaus gesetzmäßige Weise zu Stande gekommen. Sie ist daher die vollgiltige Vertre tung des deutschen Volk-. Mögen sich Mitglieder in derselben fin den, die man im Interesse de- politischen Fortschrittes nicht dort zu se hen wünschte, so haben doch auch sie als Vertreter und Beauftragte eine- Theil- der Bevölkerung ihr gute- Recht. Mag Jemand selbst mit manchen Beschlüssen der Majorität nicht einverstanden sein, so steht ihm in der freien Presse und in den Versammlungen ein freie- Feld offen zur rücksichtslosen Prüfung solcher Beschlüsse. Wenn aber ein Bürger deswegen, weil der Wille der Majorität in der Na tionalversammlung dem Willen seiner Partei nicht entspricht, wenn er de-wegen die Nationalversammlung als eine „sogenannte" bezeichnet, so schlägt er damit der Würde und Hoheit der Nation, welche die Mitglieder jener Versammlung ernannt hat, ins Angesicht, und man kann in einer solchen Handlungsweise nichts Anderes al- daS willkür liche, und dadurch unsittliche Gebühren politischer Selbstsucht er blicke». Herr Advokat Blöde thut von seinem Standpunkte aus ganz Dasselbe, was die hannöversche Regierung von dem ihren. DaS Eine wie daSAndere ist eine arge Verletzung der wahren VolkSsouveränetät; hier wie dort wollen sich einzelne Glieder in trotziger Willkür von dem Ganzen losmachen, um ihren Willen für sich zu haben und durchzu setzen. Beide« müssen, die da- Vaterland uneigennützig lieben, mit Wort und That entgegenarbeiten. Ihr rühmt euch de- ächten demokratischen Sinnes! Nun wohl; der wahre demokratische Geist ist ebenso ein Geist des Gehorsam», wie der Freiheit» nicht minder als in dem unvermeidlichen Wachen und Kämpfen für die Freiheit besteht er in der bereitwilligen Hingebung an da- Ganze de- Staate-, de- Volke- Sich immer al« Glied dessel ben zu fühlen, sich dem gesetzmäßig ausgesprochenen Willen der Gr- sammtheit, wenn auch selbst verschiedener Ansicht, doch unterzuordnen um der allgemeinen Wohlfahrt willen, und dabei mit männlicher Aus dauer seiner Ueberzeugung in den Bahnen des Gesetzes Eingang und endlichen Sieg zu verschaffen suchen, DaS heißt den wahren demokra ¬ tischen Sinn bewähren, durch welchen Staaten frei und mächtig wer den. Von dieser Denkweise aber war in dem erwähnten Auftreten des Herrn Advokat Blöde Nicht- zu spüren. U. Briefporto Es ist schon lange in Sachsen, wie in andern deutschen Länder«, über daS unverhältnißmäßig hohe Briefporto und überhaupt über das falsche System, daS demselben zum Grunde liegt, gesprochen und geklagt worden. Die gegen alle Vorhersagungen günstigen Ergeb nisse, welche die Herabsetzung de- Porto- vor einigen Jahren in England gehabt hat, mußten diese Beschwerden von neuem Hervor rufen und ihnen willkommene Waffen geben, da e- sich bald zeigte, daß die Zahl der beförderten Briefe sich fortdauernd vermehrte und trotz dem herabgesetzten Porto die Posteinkünfte keineswegs so sehr gefallen sind, als man prophezeien wollte. In Deutschland, wo man die Postanstalt zu ausschließend al- Finanzquelle und weniger als nothwendige- Erleichterung- - und Beförderungsmittel de- Verkehrs behandelt, ohne zu erwägen, daß vermehrter Verkehr auch die Finanz mittel vermehrt, wollten die VerwaltungSmänner nicht- davon wissen, wenn man die englische Einrichtung al« Muster empfahl, und möge« noch nichts davon hören. Vor nicht langer Zeit wurden bekanntlich in Dresden von Abgeordneten mehrerer deutschen Staaten Be sprechungen gehalten, die sich über Maßregeln zu gemeinsamer Ver besserung de- Postwesen- beriethen. Wie verlautet, ist auch von einer Regelung de« Porto- die Rede gewesen, wa- um so nothwendiger war, da Briefe, die durch angrenzende Länder gehen, in jedem Gebiete Hoare lassen mußten. Es scheint jedoch nicht die Rede von einer Verminderung de- Porto- in englischer Weise gewesen zu fein, die bekanntlich auf dem Grundsätze ruht, daß da- Porto im Jnlande nicht nach der Entfernung berechnet wird, sondern ein einfacher Brief durch das ganze vereinigte Königreich nicht mehr als 1 Penny (acht Pfennige) kostet. Und wie bei uns! Ein einfache, Brief von Dresden nach Leipzig kostet 16 Pfennige, auch nachdem durch die Eisenbahn die ehemalige Entfernung von 13 Postmeilen auf etwas mehr als 3 Stunden herabgesetzt worden ist, wozu noch 3 Pfennige al- sogenannte- Briefträgerlohn kommen, die aber, seit die Brief träger firirt sind, nicht diesen zufallen, sondern in die Postkaffe stießen. Es versteht sich jedoch von selbst, daß Briefe, für deren Beförderung daS Postgeld bezahlt wird, ohne weitere Vergütung an die Adresse ab geliefert werden. Es könnte noch von andem Unzuträglichkeitea ge sprochen werden. Nur eine will ich nennen. Manuskripte von literarischen Werken werden, wie man- nennt, „nach der Doku ment taxe vernommen" wenn die Sendung auf der Adresse als Manuskript angegeben ist, und sie ist bedeutend höher, als das Porto für gedruckte Bücher, was dem Schriftsteller, der feine Arbeiten oft auf Reisen senden muß, nicht wenig beschwerlich fallen mag. Man