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Woiglländischtr Anzeiger. H Amtsblatt M für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadtrüthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. M 8ech8uMedenziBer Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Platt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnementspreis, welcher prnunmerLuä« zu entrichten ist . Beziehung durch die Post 1 Thlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Bormittags 11 Uhr cingehen, werden in die Tag« darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später ein- Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Corpus-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die Königs. Gerichtsämter und Stadträthe, für welche der Boigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Karl August Kretschmer, u in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn L. A. Hüttel «eu., in Mühltroff bei Herrn Lhausfeegelder-Einnebmer Holzmüller. Mi-nstag. AIZ, 22. August 1865. Hände nehmen, damit nicht die Revolutionspartei auf den Schultern ihrer kurz sichtigen Vorkämpfer in den Mittel- und Kleinstaaten sich bald gewaltsam der Leitung bemächtige. Dieß die Losung von Berlin und Wien, daher die öster reichisch-preußische Allianz. Die Blindheit der dänischen demokratischen Nationalpartei gab Oesterreich und Preußen durch Vertragsbruch die Handhabe, gegen Dänemark, mit dem sie 1850 und 1851 als Großmächte unterhandelt und Frieden geschlossen hatten, selbstständig Krieg zu führen. Ihre Heere warfen im raschen Siegeslauf den dänischen Widerstand nieder, Dänemark trat am 30. Octbr. 1864 Schleswig und Holstein an Preußen und Oesterreich ab. Seit 50 Jahren war dem deutschen Namen zum ersten Male wieder eine Genugthuung errungen worden, wozu das erwachte Nationalgefühl nicht wenig beigetragen hatte. Nur weil man dieses seit 1851 so tief gekränkte Nationaigefühl nicht zum zweiten Male tödtlich beleidigen durfte, nahmen die Dinge dießmal einen so raschen, that- kräftigen Verlauf. Indeß, so bedeutend der Erfolg sein mag, die eigentliche entscheidende Lcbensprobe eines großen europäischen Kampfes hat Preußen und Deutschland seit Friedrich dem Großen und seit den Befreiungskriegen nicht mehr bestanden. So lange Preußen diese Probe nicht bestand — möge sie nicht zu frühe eintreten! — ist kein Grund zur Ueberhebung vorhanden. Die Frage, welche Früchte der Wiener Friede von 1864 tragen werde, ist noch ungelöst. Gerade ein halbes Jahrhundert war verflossen, seit in derselben Kaiserstadt der Wiener Congreß sich versammelt hatte, um das neue Europa mit dem alten zu versöhnen. Die Räume waren 1864 dieselben, wie 1814; der Saal, in dem die deutsch-dänischen Bevollmächtigten den Frieden von 1864 unterzeichneten, liegt unmittelbar unter jenem großen Saale, in welchem der Wiener Eongreß 1814 und 1815 seine Sitzungen hielt. Die Räume warm dieselben, aber wie hatte sich das Angesicht der Welt seitdem geändert! Wenn die Congreßmitglieder von 1814, wie jene Schläfer in der alten sinnreichen Legende, am 30. Oct. 1864 wieder aufgewacht wären, wer würde ihr Erstaunen zu schildern vermögen? Sie würden fragen: „Was ist denn aus dem Bau geworden, den wir für Jahrhunderte gesichert glaubten? Wo sind die Bourbonen, die wir nach Paris zurückgeführt, und was soll dieses neue Napoleonsche Kaiserreich bedeuten? Was haben wir mit diesem König reiche Belgien zu schaffen, mit diesem neuen Schweizerbunde, mit einem König reiche Italien und einem verstümmelten Kirchenstaate? Was ist aus dem legitimen Nachfolger Ferdinands auf dem Throne Spaniens geworden, den jetzt eine Fran einnimmt, und was bedeutet das Königreich Griechenland, das weder leben noch sterben kann? Was ist aus dem Königreiche Polen geworden und seit wann ist die Leibeigenschaft in Rußland verschwunden? Endlich diese österreichischen Reichstage, diese preußischen Landtage, wer hat sie in's Leben gerufen, und wo ist das Ziel und Ende aller dieser Umgestaltungen? Was soll aus Deutsch land und Europa werden?" Zeitungen. Sachsen. Das Finanzministerium hat in der Leipziger Zeitung und im Dresdener Journal die in Folge des Vertrags zwischen Frankreich und der Schweiz für den Handel aus den Zollvereinsstaaten nach Frankreich eintretenden Zoll erleichterungen bekannt gemacht. Hiervon sind für den Bezirk der HandelS- item bei ner N eppe. 1 keim :emde l'! >e ich ii» mern sicher.! en M liner. Politische Zeitbetrachtungen. Nach Gelzers protestantischen Monatsbtättern. I Das Werk der deutschen Bundesreform scheiterte an zwei Klippen; an der Mestierigung der deutschen Nationalpartei, die ihre Ansprüche auf unmittel- le Volksvertretung in einem deutschen Parlamente stellte, ganz besonders aber I Widerspruche Preußens. An Oesterreich und Preußen hing in allen ent- »tenden Augenblicken seit 50 Jahren das deutsche Schicksal. 1863 wieder- « sich der Widerstreit uuv die alte Eifersucht beider Mächte, wie 1805, II3, 1843 und 1849. Wie die preußische Einigung Deutschlands 1849 haupt- llich durch Oesterreich vereitelt wurde, so scheiterte 1863 die österreichische Preußens Widerstand. Dieselbe Nolle, welche Schwarzenberg 13 Jahre »er gegen die preußischen Unionsversuche durchführte, übernahm Bismark len die beabsichtigte Führerschaft Oesterreichs. Vergebens hatte Franz Joseph s seinem Besuche des Königs Wilhelm in Gastein am 2. u. 3. Aug. 1863 len für seine Neformplane zu gewinnen gesucht; vergebens bemühte sich der »iz von Sachsen, Namens und Auftrags des Fürstencongrefses den König Mm in Baden zur Bethciligung am Congresse zu gewinnen; Bismark er- rle am 21. Aug. 1863 : „Die österreichischen Reformplane entsprechen wever berechtigten Stellung der preußischen Monarchie, noch den berechtigten Jn- sisen des deutschen Volkes." Damit war der Plan einer Unterordnung Preußens er Oesterreichs Uebergewicht zurückgewiesen, der Fürstencongreß löste sich am Sept. auf. Er hatte für die deutsche Nation etwas Einigendes und Blei- tes nicht in's Leben gerufen. Am 20. August 1864 zog unter den größten Ehrenbezeugungen König lhelm von Preußen als Gast des Kaisers von Oesterreich in Schönbrunn Wien ein, wo 11 Jahre vorher sein königlicher Bruder gewohnt, um den z von Olmütz in einer neuen Annäherung an Oesterreich zu verschmerzen, ne völlige Umwandelung war eingetreten. Olmütz und Frankfurt schienen in siige Vergessenheit begraben. Im heiteren Gespräche wohnten beioe Monarchen Theater am 21. August der Aufführung des Lustspieles: „Bürgerlich und dmantisch" bei, hielten Tags darauf Heerschau, und am 23. jagten Kaiser, img und Bismark ganz einträchtig im Schönbrunner Walde. Welches Wunder me die bisher so schroff Getrennten geeinigt? Waren ja doch noch in den tm Monaten des Jahres 1862 die schärfsten Worte, selbst Drohungen zwischen sm und Berlin gewechselt worden! Preußen hatte im Sommer 1863 Oester- chs Bundesreform vereitelt, und am 23. Aug. 1864 zu Schönbrunn mitten einer österreichisch-preußischen Allianz? i Am 15. November 1863 war der König vonDänemark ge lben. Diese Thatsache löst das Räthsel. Der Mannsstamm des Hauses Idenburg auf dem dänischen Thron war erloschen, die Erbfolgefrage in Däne- krk eine brennende für Deutschland, Preußen, Europa geworden. Die vtsche Nationalpartei begrüßte die schlesw.-holst. Krise als den günstigsten Hebel sr Lösung der deutschen Frage; daS glückliche Zusammentreffen von deutschem frftenrccht und deutschem Volksrecht schien ihr in seltenem Maße geeignet, die ganze Piion zur Betheiligung an dieser Angelegenheit und zum thatkräfcigen Eingreifen dieselbe aufzurufen. Preußen und Oesterreich, Bismark und Rechberg, sahen dem Plane der Nationalpartei einen Anlauf zur deutschen Revo- tion. Um jeden Preis wollten sie daher die Leitung der Dinge in ihre 's g» en ui gute desik. NN gck gekomM num U den. aße W schmjl en. sed. d. 8 ickbek^ 1865. Ngr. P- neidet. mit Hili anzuz^ Lene wird l die