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Dresdner Journal : 15.03.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-03-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186003157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600315
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600315
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-03
- Tag 1860-03-15
-
Monat
1860-03
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 15.03.1860
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Leine Majestät der König hab«» He« Oberlehrer am Friedrich Wilhelm Gymnasium -u Berti», 0r. Maximilian Strack, da» Ehrenkreuz de» Albrechtarden» allergnädigst zu verleihen geruhet. Bekanntmachung. I« Folge der Verordnung vom 16. November 1859, die Prüfungen für die juristische Praxis und da» Rich- tetamt betreffend, steht da» Justizministerium alle vor deren Erscheinen eingegangrne« Gesuche um Vorlegung von Arten zu Fertigung der Prodeickriftrn für die Ver leihung eine» selbstständigen RichtrramteS, insoweit dtrsen Gesucheu nickt bereit» entsprochen worden, al» erledigt an, was den Betheiligtrn andurch mit dem Bemerken eriffnet wird, daß denselben unbenommen bleibt, um Zu lassung ,n der durch Z. 13 fg. der gedachten Verordnung vorgeschriebenen Prüfung für dir Verleihung eines selbst ständigen Richteramtrs bei dem Justizministerium ander weit nachzusuchen. Dresden, den 5. März 1860. Ministerium der Justiz. vr. ». Behr. Manitiu». Nichtamtlicher Theil. rrl^nnPhtfche Nachrichte«. ZrttHt»A»sch«« (Der „Nord" über die Annexion Sa ch ovenS.) r«He«ü,schichte. Dresden: St/ud des Rinderpest in Böhmen. — Wien: Erzherzog Albrchht. Die Ver haftung de» Direktor» der Creditanstalt. Reue» Staat»- anlebe» wahrschrinNch. Der Eisenbahnverkehr mit Dritjt wieder gerrgell. — Berlin: Kammervrrhand- lateg. — Bonn: Beiträge zum Arndt-Denkmal. — München: Orurral v. Gchlritheim penstonirt. Frhr. ». P»chmaan f. -- Hannover: Diakoniffenstiftuug. —^Meiningen: Keine Abänderung de» Preßgesetzr». — Hamburg: Der Streit der Schiff»zimmerleute. — Pari»: Vermischte». — Flen»burg: Von der Stindrvrrsammluua. — Belgrad: Der Conflict mit ' dem französischen Generalkonsul. — Ostindien: De ficit im Budget. — Java: Kämpfe mit den Einge- byrnen. — Hongkong: Feuersbrünste. Er»e»u«n-ev, Lrrsetzungen rr. 1« »ffeatl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Pravtazialnachrichte«. (Leipzig. Glauckau. LriSnig. Bon der Wiltzsch. Pirna. Lößnitz. Pausa.) :) Lingrsandtes. Statistik unb'BolkSwirthschast. Kenillets«. rageskalendee. Inserat,, «örseu- Nachricht«,. Telegraphische Nachrichten. Var»«, DienStaa, 13. März. Das End- eraehni» der B-lksahstimmung in d<« Herzoathü- «er» ist nunmehr bekannt. Lon 73L03 eingeschrie- bene» Ttimmberechtigteu haben 62,121 für die An nexion, 1« tzage-e« gestimmt.-In 3V Gemeinden r-Scavas find zusammen 1V1H8S Stimmen für die Annexion und 2809 dagegen abgegeben worden. der Pro»inz Bologna haben bis jetzt 74,787 ür die Annexion, 76 dagegen gestimmt. London, Dienstag, 13. März. Die heutige " sagt, die passive Saltuna der Großmächte , daß England allein die Einverleibung Savoyens verhindern müßte, was unmöglich wäre. — Lord Elgin ist nach Paris abgereist. London, Dienstag, 13. März, Abends. In der heutigen Sitzung des Unterhauses legte der Minister des Auswärtigen, Lord John Russell, die auf die savoyische Krage bezügliche diploma tische Correspondenz vor. Lord Palmerston be merkte, als das Project der Einverleibung Sa voyens in daS französische Nelch bekannt gewor den, habe noch die Idee eines Covgreffe» bestan den. Da kein Eynareß stattgefunden, habe die Regierung sich der Einverleibung widersetzt. Eine Lerbiudung aller europäischen Mächte dagegen würde uur Frankreichs kriegerischen Geist Geweckt haben. Frankreich begehe durch die Einverleibung insofern einen Kehler, als eS daS Mißtraue» der Andern erwecke und zu der Frage Leraulassung aebe, wohin die Wiederherstellung der natürlichen Grenzen führen solle. Kaiser Napoleon habe übrigens gesagt, er «olle die Einverleibung nicht ohne die Zustimmung der Großmächte vollziehen. Es stehe mithin noch immer dir Möglichkeit offen, daß daS Projekt schließlich doch nicht verwirklicht werde. London, Mittwoch 14. März. Die heutige „Morning-Post" enthält ein Telegramm aus Pa ris, wonach daS Erscheinen einer die Gxünde der Einverleibung TavoyenS und Nizzas auSeinan- versehenden französischen Rote an die übrige« Machte in Bälde zu erwarten wäre. Auch hnßt eS, eine Volksabstimmung sei versprochen wordru. ..üme» beweise Dresden, 14. März. Dir Angelegenheit bezüglich der Annexion Sa voyen» an Frankreich ist da» gegenwärtig am leb haftesten »atz ausdauerndsten besprochene Thema fast der ganzen europäischen Presse. Nachdem wir über diese Angelegenheit wiederholt Stimmen hier Raum gegeben haben, welche namentlich auS der englischen Presse ertön ten und die auf» Aeußerste da» französische Projekt be kämpften, dürfte eS für da» politische Berständniß der Sach lage dienlich und überhaupt nicht ohne Interesse sein, die Gründe näher kennen zu lernen, welche von fran zösischer Seit« für die Annexion ausgestellt werden. Ei« durch mehrere Nummern de» Brüsseler „Nord" gehender ausführlicher Artikel, welcher die Sache vom französischen Standpunkt auf- Genaueste betrachtet und in dem da» Ausführlichste und Eingehendste enthalten ist, wa» wir bisher darüber in französischen Blättern finden konnten, möge deshalb hier in seinem Gcdankengange wiedergr- gebrn sein. Nicht nur, daß derselbe un» völlig bekannt macht mit den französischen Gründen für die Annexion, kann rr auch dazu dienen, dem deutschen Politiker Be trachtungen und Schlüffe über DaS, was in der italieni schen Frage von Deutschland und Europa gethan und nicht gethan ist, nahe genug zu legen, und wir werden ein anderes Mal Gelegenheit nehmen, diese Nutzanwendungen zu erläutern. Der erste Artikel des „Nord" beginnt mit dcm Hinweise auf die Aufklärungen, welche die Thronrede de» Kaiser- Napoleon über da- Annerionsprojrct vor Europa gegeben. Frankreich und Savoyen hätten gewichtige Gründe, zu wünschen, daß sich in Europa kein Einwurf gegen da» Projekt erhebe. Savoyen sei französisch durch seine Lage, in der e» durch die höchsten Alpenkrtten von Italien ge trennt sei, durch seine Sprache, Sitten und Geschäfts interessen. Savoyen sei lange Zeit französisch gewesen -—Sm ä> r .r7i-'-".Hn»H7>rAS»'S^'S't d»s«ä->SLbö'L» uud hab« bei jeder Gelegenheit, 1702, 1848 wie heute, feine Geneigtheit gegen Frankreich gezeigt. Wenn di« Territorial-ustände, die 1815 in Italien geschaffen seien, auftecht erhalten blieben, sei eS «inzusrhen, daß Europa dieselben auch in Bezug aus Savoyen behaupten werd«; aber jetzt, wo sie durch die Umgestaltung von Nord- und Mittrlitalien gänzlich verändert würden, eristirten die Grinde nicht mehr, welche 1815 Europa veranlaßten, Savoyen mit Sardinien zu verbinden. Europa werde / eingedenk sei«, daß bei allen iu früher» Zeiten projcctir- ten Unternehmungen, welche die Schöpfung eine- großen Staate- in Nvrditalirn bezweckten, Savoyen stets al- ein au Frankreich zu gebender Staat angesehen worden wäre. Al- unter Heinrich I V. ein solcher Plan gefaßt sei, habe die Königin Elisabeth von England die Abtretung Sa voyen- an Frankreich als eine Eompensation der Annexion Mailand» an Piemont angrboten. Dasselbe fei von Georg III.*) von England 1701 geschehen, und als unter Ludwig XV. abermals ein Vertrag zwischen Sardinien und Frankreich wegen der Vergrößerung de- erster» durch Mailand verhandelt wurde, habe auch abtlmals Frankreich den Anspruch an die piemontestschen Provinzen zugestan den erhalt««, welche die Grenzen der Dauphin«- und der Provence schlössen. Die ministerielle „Morniug-Post", welche diese historischen Erinnerungen selbst hcrvorgesucht, habe daraus den Schluß ziehen müssen, daß kein Prin- cip d«S europäischen Gleichgewicht- zu allen Zeiten besser anerkannt sei, al- die Annexion Savoyen- an Frank reich in dem Falle, daß Sardinien rin großer italienischer Staat würde. Europa habe in der Thal zu allen Zei ten da- Interesse Frankreich» an dem Besitze jene» Ge biete« begriffen und wenn eS 1815 dennoch dasselbe wie der von Frankreich genommen hab«, so sei die» au» durch einen 20jährigen Kampf erklärlichem Haß und Zorn ge schehe«, dir heute nicht mehr beständen. Savoyen sei in der Thal der Schlüssel zu Frankreich von der Alpenseit«. Von daher seien früher mehrere Male die französischen Wittrlprovinzen angegriffen, und «S könnte die» wieder um der Fall sein, wenn Frankreich bei den ersten kriege rischen Anzeichen sich nicht beeilte, jene Höhen zu be setzen, um sein« Grenzen zu decke». In den Hände» «i»eS Staate» ohne militärische Macht biete jene Position zwar immer noch keine so große Gefahr für Frankreich, aber gegenüber einem Staat«, der 200,000 Mann auf die Alpe» stelle» und die Avantgarde eurer furchtbaren Coaliüon abgeb«» khpne. habe Fra»kreich da» Recht, dir S-che genauer zu nehmen und an ulle^künftige» Evattualitä«« zu danke». Aber Frankreich hab« außer diesem strategischen Grunde für den Besitz Savoyens auch noch den Grund dafür, daß «S ein« Verletzung seine» Gebiete» wieder gut ge macht sehe welche Europa, in seinem erklärlichen Hasse nach dem langen Kampfe, beschlossen habe. Di« Leidrn- fchasten von 1815 seien ferne, Europa hab« 1830, 1848 und 1852 in Frankreich, 1831 in Belgien, jetzt in Jia- Neu di« theuerste» Principien und Hauptwerke der heili gen Allianz Umstürzen lasse« und damit bewiesen, daß r- dieselben nicht für ewig halt«. So werd« e» auch jetzt die Aenderung bezüglich Savoyen» begreifen. ES fei England gewesen, welche» 1815 die gänzliche Ent nahme Savoyen» von Frankreich durchgesetzt habe, wie es England gewesen sei, welche» den Gedanken der spä tem heiligen Allianz gegen Frankreich schon 1805 aus gesprochen. England habe in einer officiellrn Mitther- lung vom 19. Januar 1805 an da» russische Eabinet, in dem eS die Mittel untersuchte, welche nach dem Siege über Frankreich al» eine starke Barriere gegen spätere Au-brüche de» französischen Ehrgeize» dienen könnten, vor Allem auf die Nothwendigkett hingcwirscn, dem Kö nige von Sardinien eine möglichst starke Stellung gegen Frankreich zu gewähren, sodann auch Oesterreich in Italien stark zu machen und demselben Zusammenhang mit Tos cana und Sardinirn zu geben, um ihn, die Hilfeleistung nach beiden zu erleichtern. Die Verträge von 1815 hät ten diesen englischen Gedanken zur Ausführung gebracht, und die vielberusenen Hilssvertragr, welche später Oestrr- *) Soll wohl heißen: Wilhelm IN. reich mit den italie»isch«n Staaten abgeschlossen, seien daher auch ganz im Geiste jener englischen Politik dc- Hasses gegen Frankreich gewesen. Europa sei also auf jene englischen Gedanken von 1805 später eiugegangcn. E» habe dafür sorgen wollen, daß da- Alpenthor nach Frank reich hinein offen bliebe und Sardinien mit einem Fuße nach Frankreich hinein eine Stellung nehme. Schon nach dem ersten Pariser Frieden sei dies zur Ausfüh rung gekommen, aber noch habe Frankreich einen Theil seiner natinlichen Grenzen in Savoyen behalten. Im zweiten Frieden habe England auch die Abtrennung de» Reste» von Savoyen von Frankreich durchgesetzt. Die- sei nicht nur rin Act falscher Politik, sondern auch eine Ungerechtigkeit von Europa gewesen, da 1814 allerdings Frankreich besiegt gewesen und al- Besiegter Alles über sich habe ergehen lassen müsse», während 1815 Europa als Alliirter de- Königs von FrankreiH ausgetreten sei. Frankreich habe deshalb ein Recht der Revindication auf Tas, wa- ihm 1815 noch genommen sei. England habe Sardinien als «in« starke Vormauer gegen Frankreich con- stituirt sehen wollen. Nun wohl, die» Werk habe heut« Frankreich selbst vollendet, eS habe Sardinien stark ge macht und erhalte deshalb eincn neuen Grund dafür, da- kleine Gebiet zurückzuforderp, da- ihm von Natur gehöre und ihm nur zu dem jetzt anderweit erfüllten Zwecke abgenommen sei, Sardinien zn verstärken. Im dritten Artikel wendet sich der „Nord" gegen di« Einwürfe, welche Lord John Russell am 28. Februar im Unterhause und in seinen Depeschen gegen die savoyische An nexion erhoben hat. Lord I. Russell erinnere an die von Frankreich beim Beginne des Krieges proclamirte Uneigen nützigkeit. Aber al» der Kaiser dies gesagt, habe er nicht daran gedacht, daß Souveräne in Italien depossedirt werden würden. E- sei nicht seine Schuld, daß die Dinge in Mittelitalien zum größten Behagen Englands! — so gekommen seien und eine ganz andere Siluation her- deigesührt hätten. Denn wenn Sardinien blos die Lombardei erhielte, so würde der Kaiser ihm haben ohne Bedenken die Alpenschlüffel lassen können; aber einem Äaate von 10 Millionen Einwohnern gegenüber habe der Kaiser sich wohl daran erinnern muffen, daß Sar dinien von England zum „Kerkermeister" der Alp«n 1815 bestellt gewesen fei. Lord John sage: Frankreich hab« »on eine« jungen Staate von 10 Millionen Einwohner« nickt- zu fürchte«. Aber der junge unfertige Staat werd« Llwr uud seskr wyrd«« und nicht» ttnu« verbürge», daß « sich Nicht ei»«» Tage» mit Oesterreich Mgeee FraNü reich alliire, bei welcher Eventualität die Passage über die Alpen mitten nach Frankreich hinein den Weg biete« würde. Hätten die englischen Staatsmänner 1815 schon «inen so großen Werth darauf gelegt, daß Sardinien stark ge macht würde: wie könne man eS Frankreich verdenken, daß es sich vorsehe, wenn Sardinien noch viermal so stark würde? Russell habe auch pathetisch geäußert, daß Sardinien einen Flecken in seinen, Wappenschild erhalt«, wenn es die Wieg« seiner Dynastie fortgäbe. In diesem Punkte böte die Geschichte der Revolutionen Antworten genug. Der „Nord" wolle nickt näher darauf eingehrn. Die engliscke Depesche sage auch, Sardinien würde von Frankrrick stets bedroht sein, wenn dieses „rittlings" ans den Alpen sitze. Dies sei nicht richtig. Es handle sich nicht darum, Frankreich auf die italienische Seite der Alpenabhänge zu bringen, sondern nur von Sardinien die französischen Abhänge zu nehmen. Die hohen Alpen würden die Grenze bilden. Ohnehin könne im Fall eine» Eonflicts Sardinien nicht Savoyen gegen Frankreich hal ten. Bei dem ersten Eonstict würden die Sardinier über die Alpen zurückgehen müssen — und deshalb seien ja auch mehrere für die Truppenpassage günstige sapoyisckr Gcbietstheile neutralifirt worden —, und dagegen die Franzosen auf die Alpen eilen. Es sei besser, diese stets gegebene Thatsache zum Rechle zu machen. Endlich werde auf die erneuten Befürchtungen hin gewiesen , die Frankreich» Annerionslust erregen müsse, denn, sage man, dasselbe Schauspiel könne ja über kurz oder lang am Rheine aufgeführt werden, «ine Verdäch tigung, die bei den deutschen Zeitungen schon ihre Früchte !... ' Hi-i Feuilleton. Der Geisterbeschwörer Dunglas Home. (Schluß «ul Nr. sl.) Aehnliche Gcenen wiederholten sich unendlich oft; fvlckrr waren folgende Stückchen: Unter den auf dem Tisch« ruhenden Hände» -er Experimentatoren sah man »och andere fremde Hände erscheinen, welche keiner der gegenwättigen Personen angehvrten, für Augenblicke ver schwanden und an andern Stellen wieder zum Vorschein kamen; «» waren Hände von jeder Größe, jedem Alter und jedem Geschlecht«. Eine davon (eine kleme Kinder hand) legte sich auf die Knie der Gräfin M., welche vor Schreck mit eine« Schrei zurückfuhr und die Augen wegwendete. Ihre Nachbarn,, die Gräfin L., sagte laut: „Ich sürchte mich nicht!" und faßte nach der Hand, «elche sich aber ihrem Griffe entzog. Eben so erzählte die Herzogin von V., daß ihr eine solche Hand ihr Schnupftuch gebracht habe; dieselbe sei ihr jedoch beim Zufaffen zwischen den Fingern entglitten. Ein leichter Barögrshawl war auf de« Tisch geworfen worden. Alle Zuschauer sahen und unterschieden ganz deutlich unter dem feinen Gewebe dir Gestalt einer menschliche« Hand, welche über die ganze Breite de» Tische» wrgkam und sich auf die Hand einer Dame legte. Später legte man auf den Tisch ein Blatt weiße» Papier uedst zwei Bleistiften. Al»bsld kam eine ganz deutlich sichtbar« Hand unter der Deckt hervor, nahm da» Papier ohne die Bleistifte, trug e» unter den Tisch und brachte e» fast augenblicklich wieder zum Vorschein. Anfang» sah um» Nicht» darauf und Jemand erlaubte sich sogar darüber eßwe laute Bemerkung ; der Geist erwidert« jedoch mit Hilf, de» Alphabet«: „1 ui türkt." Al» «un jetzt da- Papier an der Lampe näher betrachtete, konnte man die deutlich mit Punkten bezeichneten Namen lesen: palton — tlorienne. Die erwähnten Hände — schreibt Graf L. weiter — waren, wie man mir versicherte, Hände von Fleisch und Knochen, deren Berührung und Druck man deutlich füh len konnte; eS gab darunter große, kleine, warme, kalte, feuchte, klebrige; viele zeigten nach dem Himmel und auf mehrer« beschriebenen Papterstückchen waren Kreuze gezeichnet. Der Graf C. hatte da- „Medium" gefragt, ob er nicht seine tief betrauerte Tochter Wiedersehen könnte, die er als Kind von 12 Jahren verloren. Home gab ihm feine gewöhnliche Antwort: „Fragen Sie die Geister!" Alle waren voller Erwartung und der geängstigte Later wollte wissen, warum die Erscheinung (la manise-ilslion) so lange zögere und ob rr ganz darauf verzichten müsse. „Nein, noch einen Augenblick Geduld!" erwiderte Home. Unmittelbar nach diesen Worten sagte der Graf, er ver spüre auf seinem Knie rin eigenthümlicheS Gefühl von Kälte und eine« lästigen Druck. Home bat ihn, sich zu überzeugen, ob er Nicht» sähe. „Nein, gar Nichts!" antwortete der Graf. — „Sehen Sie näher und länger hin! Erblicken Sie Richt-?" — „Ja, jetzt sehe ich eine kleine weiße Hand ; eS ist die ihrige!" — Mehrere Per sonen kamen näher und sahen sämmtlich bei aufmerk samem Hinschauen, wenn auch etwa- undeutlich, eine Kinderhand oder vielmehr da- Schattenbild einer solchen, den« sie vermochten die Finger nicht zu unterscheiden. Der Graf C. drückte den Wunsch au», diese theure Hand küssen zu können; dir übrigen Herren bemerkten nun, wie seine Augen einen ihm allein sichtbaren Gegenstand verfolgten, der sich bis zu seinem Munde erhob; fit be merkten, wie dieser Mund zwei Küsse daraus drückte, und waren ergriffen von dem wehmüthigen Ausdrücke, welcher sich jetzt über die GesichtSzüg« drs Grafen ver breitete Diese Geschichten mit fremden Händen stehen leider mit einem Umstande in Verbindung, der nicht sehr ge eignet ist, ihren übernatürlichen Charakter zu bestätigen. Al» nämlich die Dicnstleute in einem Salon, wo diese Experimente vorgenommen worden waren, die Möbeln wieder in Ordnung brachten, fanden sie — einen Kinder handschuh. „Dieser Handschuh wurde der Herzogin von B. übergeben; sie zeigte ihn mehrer» Personen, welche darauf in die Wirklichkeit der Erscheinungen Zweifel setzten." Noch mehr — Home machte nicht nur mit den Händen, sondern auch mit den Füßen Fehler. Di« Broschüre beschreibt einen Austritt, der schon vor längerer Zeit auch von einem andern Augenzeugen er zählt worden war. „Die Erscheinungen gingen eben mit dem gewöhnlichen Erfolge vor sich, als der Graf K. an gemeldet wurde, einer der geistreichsten in Paris lebenden Polen, bekannt al« Dichter, Philosoph und Schriftsteller. Als Home den Namen hörte, fuhr er auf seinem Stuhle zusammen, wechselte die Farbe und schien ganz außer Fassung; indrß erholte er sich anscheinend und man ver sucht-, die Experimente fortzusetzen. Aber e» ging nicht n'ailnil p»!»); die Gegenwart de» Grafen lähmte offenbar die Thätigkeit de» „Medium-". Der Graf fühlte eine Berührung an seinem Unterschenkel, griff rasch mit der Hand hin und erfaßte — den Fuß de» Herr« Home! Dieser stottert« einige Entschuldigungen und sagte, di« Geister hätten seinen Fuß nach dieser Richtung getrieben. In kurzer Zeit wurde er abermals blaß und begann zu zittern. Die Dame vom Hause hatte Mitleid mit seiner Angst und ließ ihn von zwei Herren auf da» Zimmer de» HauSlehrrrS führen. Hier stellten sich die heftigste« RervenzufSUe ein, so daß man Herrn Home nach Haufe schaffen mußte. Am nächsten Tage kam er, um Abschied zu nehmen; er war auffallend verändert und schien sehr unglücklich." Die sämmtlich von Augenzeugen herrührenden Mit- theilungcn geben eine ungefähre Idee von den durch Herrn Home's Talent vorgeführtcn Erscheinungen. Es sind hierbei nur drei Möglichkeiten denkbar: Entweder man glaubt an die Mitwirkung von Geistern, oder man nimmt Sinnestäuschungen bei den Theilnehmern an, oder man beschuldigt das „Medium" eines geschickten BetrugS. Dem gebildeten Leser kann es .nicht sckwer fallen, die richtige Wahl zu treffen. Wir halten eS für Pflicht der Presse, diesen modernen Geistrrspuk rückhaltlos der Ocfientlichkeit preiszugeben; unter der verlockenden Firma von thierischem Magnetismus, Mesmerismus, Spiri tualismus, SomnambuliSmu» re. finden leider ähnliche Betrügereien immer wieder in hohen und nieder» Kreisen der Gesellschaft nicht nur Eingang, sondern auch blinden Glauben. Vr. M. , -j- Au- Berlin schreibt man: „Die Berliner Künst ler klagen viel über die Ungunst der ZeitverhäUniffe. Der Andrang unverkaufter Gemälde nach den AuS- stellungSlocalen ist größer als je. Um allen Anforder ungen genügen zu können, hat sich der Vorstand de» preußischen Kunstvereins zu dem Beschluss« genöthigt ge sehen, den in seinem Locale ausgestellten Gemälden nur acht Wochen Zeit zu gewähren. Seit langer Zeit ist nur rin einzige» Genrebild von Eamphausrn an einen Kaufmann in Stettin verkauft worden. Die Künstler sind daher gegenwärtig fast nur auf den Verkehr mit Kunsthändlern beschränkt." * Zur Förderung de- deutschen Theater» in den Vereinigten Staaten hat Herr Börnstein in St. LouiS einen Preis von >50 Dollars (375 Fl.) guf da beste deutsch-ainertkanische Theaterstück (?) gesetzt.
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