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Dresdner Journal : 03.03.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-03-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186003038
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600303
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600303
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-03
- Tag 1860-03-03
-
Monat
1860-03
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 03.03.1860
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.VäL Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. Adoaneuuatopretftr KSrsteR! 5 xbtt. 10 x^r io i h» ^ootomä» '/«Mrs. i 1 ,, tt) „ „ „ I I»»«»- «l--e>»eiieb t» ve»ä«: Id Issse. I Stowpoleu- Dluevla, -iummon»: 1 b>Ar. ) ^bl»^ blnmm > »nscraUnpreyh: >, , Vitr <ird NilUto ,!oer -«»pollx»«» Loll«: 1 Kpe. 4'»t«e ,,k:intz<»«uä»'- äl« L«U«: 2 kkssr. «rschtt»«: D^tzi!>-t>, mit -4u»a»h», äae 8oo»- uaä k>lert»z«, Lbouä, kör ä«a kcö,,«l«o 1°«L. Sonnabend, -en 3. März. —— Dres-mrZMmal 1860. Laseratennu^chw» «wwllrts: l-vtpvtU: jH , Ovmiolirioolr äo» Urqoäsor ^oeumal»; ebeiikbielbot: 11. UV»««»; Htm»»: K r'ooi.»ll; lorlla: Ovoeivv ieke öoebb-, Unr«-vv: Nromoo: So«r.or-r«; praubNirt » U.r ^»rorv'vebe tt»tbh»o>IIu»x; Isto: Xvoe.» Lävnun»; kori«: v. l.uvcürici (28, ra« ä— öoo» ««/»«,); ?r»x: k». 1'iiLi.ics'» LueNöooäloo^. sserausgebrr: ilövixl. kirpe6Ition 6«« Droväoor ^»orool», Or«oä«o, >l»rioo»tr»»l« Kr. 7 Amtlicher Theil. Dekan»t»ach«ng. Di« fernerwette öffentliche AuSloosung der planmäßig für den 1. Oktober 1860 zur Zahlung auS-rsetzten Zproceuttarn landschaftliche« Obligationen vom Iah» 1836, 4prvcenttgen StaatSschuldrukassenscheine vom Jahre 1847 und llprocentigen Staat-schuldeulafsiascheinr vom Jahre ^1855 so wie der den 1. Juli 1860 »ahlbar werdenden 4procentigrn sächsisch-schlrfisLen Eisenbahn-Aktien soll de« 20. März diese» Jahre» und folgend« Lage von Vormittag» 10 Uhr an, im hiesigen Landhaus« vor genommen werden. Dagegen nimmt die Auszahlung der besage der Zie hungslisten bezlehendlich vom 20. uud 21. September v. J. im Termin Michaelis 1859 auSgeloostrn, am 1. April dieses Jahre- fälligen Kapitalien der Z8i> landschaftlichen Obligationen v. I. 1830, der 43b Staatsschuldenkassenschrine v. I. 1847, der 3A> StaatSschuldenkassenscheine v. I. 1855, ingletchen der mit dem Buchstaben 8. bezeichneten, in der Be kanntmachung vom 1. September 1859 angegebenen, auf 42 Thlr. lautende« ««zinsbaren Kammerkrrdit- kassenfcheine nicht minder der am 1. April 1860 fälligen Zinsen von vorgedachten landschaftlichen Obligatio- t ne» und StaatSschuldenkafsenfcheine, bereits .' >- am 16. März diese» Jahre« ihren Anfang und könne« von diesem Tage an die zahl bare» Kapitalien und Zinse«, gegen Rückgabe der be treffenden Scheine »nd ZinScoapon» bei der hiesigen StaatHchuldenkafse sowohl, als auch bei dem Haupt- Steweramte zu Leipzig in Empfang genommen werden. Endlich wird »och bemerkt, daß von den unzinSba- ren, auf 42 Thlr. lautenden, mit lil. 8. bezeichneten Kammerkreditkafsenschrinen, Nr. 9741. 9904. 10077. 10342. 10452. 10478. , 10608. 10586. 10597. 10600. 10606. 10616. »io 11464. für da» Termin 1. October 1860 zur Zahlung ausge setzt find. Dresden, am 1. März 1860. Der Landtag« - Ausschuß zu Verwaltung der .^^^UlL('^..GF4tchT»fch ulde Pfotenhsm-r. Nichtamtlicher Thril. N-derstedt. Telegraphisch« Nachrichten. Tage»geschicht«. Dresden: Die hohen Gäste. In halt de» neuesten Gesetzblattes. — Wien: Zur Lin derung deS NothstandeS. Unterstützung evangelischer Pfarrer und Lehrer. Keine Einstellung politisch Ver dächtiger in Strafcompaanirn. — Pesth: Sammlun gen für die ungarische Akademie nicht verboten. Noth- stand. — Verona: Lombardische Deserteure. Brr» rätherischr Correspondenz entdeckt. EmigrationScomitö. — Berlin: Kammerverhandlungen, — München: General Graf Isenburg -j-. — Altenburg: Neue» Papiergeld. — Frankfurt: Zur Gewerbcfrage. — Paris: Tagesbericht. Thouvenel'S Depesche vom 31. Januar. Vermischte». — Mailand: Kohlen ankäufe. Brrhaftnnge«. Lombardische Sträflinge. — Flore«;: Eid der Nationalgarde. Zeitung-verbote. — Palermo: RrvolutionSaufruf an die Sicilianrr. — Madrid: Sturmwetter. — London: Ordens verleihungen. — Flensburg: Von der Ständever sammlung. — Ehristiania: Verhandlungen des F e uillet o u. K. Hoftheater. Freitag, 2. März. Di« gestrige Vorstellung brachte neu einstudirt Kotzebue » Schauspiel „Der arme Poet", jene» beängstigende Machwerk, welche» von der zwingenden Erregung weichlicher Rüh rung Profession macht. DaS gemüthreiche deutsche Publi cum hat über diese veraltete, abgespielte Virtuosenrolle nun bereits genug Thränen vergossen, und man sollte sie endlich ruhen lasten. Herr Dawison charakterisirte die kindliche, fast schwachsinnige Naivetät, Gutmüthigkeit und vertrauensvolle innere Zufriedenheit de» armen alten Lorenz Kindlein außerordentlich wirksam, fein und inner lich; di« Srelrnmalerci in den Uebergängen zu den Schiußmomrnten und diese selbst mit ihrem über strömende» Vaterglück wurden von ihm ergreifend und mit überwältigende« Ausdruck gezeichnet. Frau Kriete (Obsthändler!»), Fräulein Berthold und Herr Wal ther unterstützten dir Darstellung gut, wozu namentlich die beiden Erstgenannt«« am meisten Gelegenheit hatten. E» folgte (al» Neuigkeit) ein Lustspiel in einem Act« au» dem FranzSfischen -e- Rosier: „Brutus, den Cäsar lo»!" ES bietet mit d«n französischen Vorzügen einer äußerst gewaudte«, für da« besoudere seenischc Amüsement geschickt berechneten Mach« und eine» pikant und scharfsinnig zu wirksame« Wechsel der Stimmungen und Situationen führenden Dialogs auch die üblichen '-achlheile: durchaus unmögliche Menschen, psychologische Unwahrheit, Ueb«rtreibung und ein« frivole, in leicht fertige Komik gezogene Behandlung ernster Verhältnisse und Seelrnzustände. Dazu ist e» etwa» gedehnt. Uebsr jene verletzenden Eigenschaften kann nur dir eSpritvolle, rasch und leicht poiutirende und spannende Ausführung hinweghelfen, welche für die» graziöse, witzig gefügte Schachspiel de» Dialog« französischen Darstellern national Storthing. — Serajrwo. Rüstungen in BoSuien. — Nrw-?)»rk; Au» der neuesten Post. Eraennmlßea, Brrsrtznngen re. 1« »ffentl. Viraffe. Telegraphische Nachrichten. Wir«, Krrttag, r. März. Eß grht da» G« richt, die Bildung eine« verstärkten Reichtratht sei sanctiouirt. Der Kaiser habe die Prinzen vvd Würdenträger de» Reich» daz» defigvirt. Äusser- de» solle« dia Lande-Vertretungen der 18 Kron länder circa 4« Mitglieder mittelst Vorschlag» von je drei. Candidaten (wovon die Regierung je «inen ernennt) hineinmLhlev. Dieser verstärkte Reichs rath soll periodisch einberufen werden, um den Staatshaushalt sestzuftrlleu, Gesetzvorlagen zu prü fe« «>d Eingabe« der Landesvertretvngen ent gegen zu nehme«. Der erste Zusammentritt wird schon i« nächsten Monat erwartet. Ber«, Don«rrstag, 1. März. Brnedetti, der gewesene Protokollführer bei der Pariser Ton- frrenz, soll mit einer französischen Mission in Be treff Savoyens nach Bern beauftragt sei». — Die Sesammtunterschriften der savoyischen Ge meinden für Anschluß an die Schweiz betragen bi» beute 8065. sP Florenz, Do«ner»tag 1. März. Ei« Decret der Regierung beruft die Wähler auf den 11. u. 12. d. M. ein, um sich durch allgemeine geheime Abstimmung über die zwei ihnen vorzuleaenden Kragen: Annexion an Sardinien oder Bildung eines brsondern Königreichs, ausznsprechrn. London, Kreitag, 2 März. Der gestrige „Morning-Herald" meldet, angeblich aus zuver- lässiaer Quelle, der König von Sardinien habe am 26. Januar von de« französischen Minister de» Auswärtigen, Herrn Thouvrnel, eine Depesche folgende« Inhalts erhalten: Der Kaiser Napoleon »erde auf keinen Kall die Bereinigung Toscana» mit Sardinien, sondern nur, gegen Abtretung Sa voyens an Krankreich, die Annerion Parma», ModenaS «nd der Romagna (?) zulaffen. London, Donnerstag, 1. März, Nachts. In der heutige» Unterhausfitzung antwortete Lord John Russell auf eine Interpellation Stewart s: Der österreichisch« Gesandte stelle die Existenz eines Ler- tr oßs zwischen Oesterreich und Rußland iu Abrede. (Wie wir schon gestern gemeldet, hat auch da» „Jpurn. de^ÄH, B^lkkähytua! ^ts chspistvuz »eines solches ofsicäell Lord John' Russell hat heute die Reformbill eingebracht. Das Wahlrecht soll hiernach in den Grafschaften von einem Census von 1V Pfd. St., in dru Burgstecken von einem solchen von 6 Pfd. St. abhängig gemacht werden. Kuraflecken, welche weniger als 7066 Einwohner zählen, verlieren einen Repräsentanten, wodurch 1s Sitze im Unter haus« verfügbar »erden. Paris, Donnerstag 1. März, Nachmittags 2 Uhr*). Se. Majestät der Kaiser hat die ge setzgebende Versammlung so eben eröffnet. Die Thronrede lautet: „Meine Herren Senatoren, Meine Herren Deputaten! „Bet Eröffnung ber letzten Session suchte Ich Ihre Gemüther, vertrauend aus den Patriotismus Frank, reich«, vor übertriebenen Befürchtungen eines wahr- scheinkichen Kriege« zu wahren. Heute liegt es Mir am Herzen, Ihnen gegen die durch den Frieden selbst trweckten Beunruhigungen Vertrauen einzusiößen. Die- srn Frieden, Ich will ihn aufrichtig, «nd Ich werde nicht« vernachlässigen, um ihn aufrecht zu erhalten. *) Düse« circa lbvOWort« enthaltende Telegramm ist uns über Berlin in drei Abteilungen zugegangcn, von dcmn die erste, 424 Worte umfassend, hcme (Freitag) Bormittag ^lO UHr hier eintraf eigen ist. Schon die deutsche Uebcrsctzung raubt solchen französischen Stücken zu sehr das ihrem nur künstlich und äußerlich aufgebauten Inhalt nothwcndige sprach liche LebenSclement. Gespielt wurde von den Herren Sontag, Jauner und Fräulich Ulrich nach Kräften gut, wobei sich der Erstere am meisten durch treffende Färbungen der Rede auSzeichnete. Gesund und lebenswahr wirkte dagegen rin neu ein- studirteS Lustspiel von Johanne v. Weissenthurn: „DeS MalerS Meisterstück", hübsch erfunden und charakte- terisircnd, komisch in den Situationen, höchst unterhaltend und belebt im Dialog. Herr Dawison gestaltete darin das Künstler - Faktotum, den Farbenreiber Girolamo, zu einem meisterhaft gezeichneten Genrebilde voll ursprüng licher Kraft und Frische, voll Temperament und südlicher Beweglichkeit; der Künstler gab eine italienische Voll- blutSnatur, einen echten Galantuomo der Straße mit einer bewunderungswertheil Naturwahrheit, einem der Wirklichkeit getreuen Colorit. Dieser frappant voll endeten Leistung schloffen sich die übrigen Mitwirkcnden, die Herren Sontag u. Jauner, Frau Schubert und Frl. Berthold, sehr lobenswerth an. Namentlich erfreute Frau Schubert durch die sehr ergötzliche Komik, mit wel cher sie Tante Eusebia au-stattrte, und Herr Sontag durch die hübsche Charakteristik de» MalerS Waldaurr. Im zweiten Acte waren noch einige Stockungen im raschen Zusammenspiele zu beseitigen. C. Danck. Au» Aegypten.*) Mair» (Fortsetzung au« Sir. üll.> Wir kommen in breitere Straßen, links und rechts sind Buden,, in denen die kostbarsten Maaren, Waffen, *) Aut de« gleichnaougen Werk» von iudw. Aug. Frankl. Wien bei Zamarsn und Dilrmarsch- Ich kann Mir zu Meinen freundschaftlichen Beziehun gen zu aüen Mächten Europas nur Glück wü»schrn. Die einzigen Punkte der Erde, auf welchen unsre Waffen noch eirgagirt sind, befinden sich im üutzerfteu Osten, aber der Muth unsrer See- und Landtruppen, unterstützt durch die loyale Mitwirkung Spanien«, wird ohne Zweifel bald einen Fri»de»«vertrag mit Cochin china herbetführeu. Was China anbelangt, so wird eine ernste Expedition, in Verbindung mit den Streit kräften Großbritanniens, diesem Reiche die Strafe für seine Lreulofigkeit angedethe« lassen. Za Europa nei ge« sich, wie Ich hoffe, die Schwierigkeiten ihrem Ende zu »nd Italien ist nahe daran, sich frei zu constituiren. „Ohne auf die lauge» Verhandlungen zurückzukom men, die sich seit so vielen Monaten hinziehen, werde Ich Mich auf einige hauptsächlich« Punkte beschränke». Der herrschende Gedanke in dem Vertrage von Villa- franea «ar, die fast vollständige Unabhängigkeit Be netten« für de» Preis der Restauration der Erzherzoge zu erlangen. Da diese TranSactton ungeachtet Meiner lebhafteste» Vorstellungen gescheitert ist, so habe Ich Mein Bedauern hierüber in Wien und in Turin a«S- gedrückt, denn indem die Situation sich verlängerte, drohte sie ohne Abschluß zu bleiben. Während sie der Gegenstand loyaler Erörterungen zwischen Meinem und de« österreichische» Gouvernement war, veranlaßte sie England, Preußen und Rußland zu Schritten, deren Gefammtheit klar beweist, daß die Großmächte den Wunsch hege«, zu einer Versöhnung aller Interessen zu gelangen. Um dies« Dispositionen zu unterstütze«, war Frankreich daran gelegen, diejenige Eombinatto» aufzpstellen, deren Annahme feiten Europa« die meiste Chance hatte. Indem Ich durch Mein« Armee Ita lien gegen die fremde Intervention sicher stellte, hatte Ich das Recht, die Grenze» dieser Garantie zu bezeich ne«. So habe Ich nicht angestanden, dem Könige von Sardinien zu erklären, daß, indem Ich ih» die voll- ständige Freiheit seines Handelns ließe, Ich ihm nicht in yiner Politik folgen könne, welche den Rachthetl hä«e, in de« Augen Europas so zu erscheinen, al» woge sie alle Staaten Italien« absorbiren, »nd welche mit neuen Umwälzungen drohte Ich habe dem Könige gerathen, günstig auf die Wünsche der Provinzen zu antwvrten, welche sich ihm anboten, aber die Autono. mir Toscana« aufrecht zu erhalten und die Rechte be helligen Stuhles i« Prineip zu achten. Wen« auch dieses Arrangement nicht alle Welt zufriedenstellt, so hat,«» doch den vortheil, die Prineipie» vorzudehal- ten^ di« Besorgnisse zu beruhige« und au« Pt»»«nt ZS- W-ht Biß. 9,0AW00 Sßet« Z» maHe». „Angesicht« dieser Umbildung von Rordttalie», welche einem mächtigen Staate alle llebergänge über die Alpen giebt, «ar es Meine Psiichl, für die Sicherheit unsrer Grenze» die französischen Abhänge de» Gebirges z« reela- miren Diese Zurückforderung eines Territorium« von so geringer Ausdehnung hat Nichts, wa« Europa denn- ruhigen und wa« einer Politik der Uneigennützigkeit, wie Ich sie schon mehr al« einmal proelamirt habe, ein De menti geben könnte, denn Frankreich will z« dieser Ver größerung, so gering sie auch sei, weder durch eine mili tärische Besetzung, noch durch »ine brrvvrgerusene Insur. rcetton, noch durch heimliche Manöver gelangen, sondern indem e« frei die Frage den Großmächten verlegt. Sie werden ohne Zweifel in ihrer Billigkeit begreifen, wie Frankreich sicherlich unter ähnlichen Umständen in Bezug auf jede derselben es begreifen würde, daß der wichtige territoriale Umschlag, welcher statt haben wird, uns das Recht auf eine durch die Natur selbst angedeutete Siche rung giebt. „Ich kann nicht mit Stillschweigen die Erregung eines Theiles der katholischen Welt übergehen; sie hat schnell so unüberlegten Eindrücken nachgegeben und sich in so leidenschaftliche Aufregungen gestürzt. Die Vergan genheit, welche eine Garantie für die Zukunft sein sollte, ist so sehr verkannt worden, dir geleisteten Dienste sind Gewänder, Teppiche, Perlen, Korallen, Muscheln, Tiger- und Löwen-, Hyänen- und Gazellcnfelle, Nasenriirgc und Elfenbein, bunte Pferdegezicme und Kamcelsättel ver kauft werden. Die Kaufleute sitzen in den Buden mit gekreuzten Beinen, sie neigen und beugen sich, wenn sie eben un beschäftigt in dem Koran lesen, wie die Juden beim Gebete; oder sie rauchen aus einem weit vor ihnen hin gestellten Nargileh, an dem ein dünner, drathumwundener Sasianschlauch wie eine rothe schimmernde Schlange an gebracht ist. Ein kleines Kohlenbecken steht im Hinter gründe der Bude, eine Kanne mit Wasser darüber, um den Käufer gleich mit frischem Kaffee zu bewirthen. Da bei geschieht eS, daß der Kaufmann dem Käufer auch die Pfeife vom Munde weg gastfreundlich reicht. Manche der Kaufleute, die eben nicht beten oder nicht rauchen, oder nicht mit Käufern beschäftigt sind, geben sich, von der Gluth deS TageS ermattet, dem Schlafe hin, wäh rend ein Knabe gewöhnlich den Laden bewacht. Zwischen den Buden der Kaufleute sind andere, in denen das Handwerk thätig ist, und eS bringt auf den Europäer, der an den Anblick rüstig frischer Arbeit ge wöhnt ist, eine fast komische Wirkung hervor, wen» er einen edeln Moslem sicht, mit ehrwürdig weißem Bart«, wie man sich nur die Gestatt eine» Patriarchen denke» mag, der — eine Hose flickt, oder al« Schlosser, sitzend, langsam träge den Hammer schwingt, und so vorsichtig ruhig, daß die neben ihm stehende gläserne Pfeife ja nicht umgeworscn werde. Alle diese Budenstraßen sind, um dir Sonnenstrahlen abzuhallen, mit Strohmatten überdeckt, so daß in ihnen, rin schattiges Dunkel herrscht, und den Besuch dieser Bazare, welche die Stadt in allen Richtungen durch streichen, wenigstens in der Morqenzrit nicht drückend macht. so sehr vergesse» worden, daß Ich einer sehr tiefen Urberzeugung, eine» sehr absoluten Vertrauens bedurfte, um inmitten der Agitationen, die man zu erregen suchte, die Rude zu bewahre», die allein uns in Wahrheit auf recht erhält. „Die Lhatsachen sprachen indeß laut für sich selbst. Seit I» Jahren halte Ich allein in Rom die Macht be helligen Vater» aufrecht , ohne daß ich einen Tag auf gehört hätte, in ihm den geheiligten Charakter de» Over- bauptes unserer Religion zu verehren. „Andererseits sind die Bevölkerungen der Romagna, plötzlich sich selbst überlassen, einem natürlichen Zug« ge folgt und baden in dem Kriege gemeinsame Sache «tt unS ,n machen gesucht Sollte Ich sie beim Frieden ver gessen und sie von Neuem auf unbestimmte Zeit de« Chancen einer fremden Oecupation aussetzrn? Meine ersten Anstrengungen waren dahin gerichtet, sie mit ihre« Souveränen zu versöhnen »nd da Mir dieses nicht glückte, bade Ich wenigstens versucht in den aufgrftandrnen Pro vinzen das Prineip der weltlichen Macht des Papstes ;» schützen. Nach allem Lvrangegangenen sehen Sie, daß, wenn auch noch nicht Alles bereitet.ist, man dennoch eine jetzt nabe bevorstehende Lösung hoffen darf. Der Augen blick scheint also gekommen zu sei», zu weit gebenden vor- gefaßten Meinungen ein Ziel z« sctzen und die Mittel aufzusuchen, um dereinst in Frankreich eine neue Aera des Friedens zu inauguriren. Die Arwee Ist bereit« unc HSo.vtw Mann vermindert worden, und diese Verminde rung würde ohne den Krieg mit China, dir Okkupation Noms und der Lombardei noch beträchtlicher gewesen sein. „Meine Regierung wird Ihnen sofort eine« Ueber- blick der Maßregeln »orlegen, welche den Zweck Haden, die Production zu erleichtern, durch billige« Lebensunter halt das Wohlbefinden Derer, die da arbeite», zn ver größern und unsre Handelsbeziehungen ,» vervielfältige». „ver erste auf diesem Wege zu tbuend« Schritt »ar die Feststellung des Zeitpunkte» der Ntederreißung jener unübersteigliche» Schranke«, die, während sie «nter dem Namen der Einfuhrverbote viele fremd« Erzengnisse von unser« Märkten ausschloffen, die ander« Nationen zu einer leidigen Erwiderung gegen un« zwangen. „Aber etwa» noch Schwierigeres hielt ««» znrück. ES »ar die geringe Neigung zu einem HandelSver trage mit England. Auch die Verantwortlichkeit für diese große Maßregel habe Ich entschsoffrn ans Mich genommen Eine sehr einfache Ueßerlegnng zeigt be« Borthetl derselbe« für die beiden Länder. Da» eine wie das andere hätte sicherlich nach Merlans von eint gen Jahre« nicht verfehlt, in feine« eigene« Interesse die Initiativ« der v^geschiagenen Maßregeln M er- greifen. Aber alSdann hätte die Ermäßigung der Ivll- sätze «icht gleichartig, sie hätte auf der eine» wie auf der andern Sette ohne Ersatz stattgefnnden. Der Vertrag hat also mehr gethan, al» de» Zeitpunkt heil samer Modifikationen beschleunigt, und «nrrläßliche Reformen herbeigeführt. Der Charakter der gegen fettigen Zugeständnisse zielt dahin, da» vündniß der beiden großen Völker zu befestige«. „Damit dcr Vertrag srinc besten Wirkungen äußern könne, rusc ich Ihre wirksamste Unterstützung zur Annahme dcr Gesetze auf, w«lä»e sein, llinsührung erleichtern sollen. Znöbesondere lenk« ich Ihre Aufmerksamkeit auf die Oommunicationswege, welche allein, durch ihre Sntwickelung, unö in den Stand setzen können, den Kampf mit dem ausländischen Gewerbfleiße zu be stehen. Da aber die Augenblicke des Uebergangs immer peinlich find, uud es unsre Pflicht ist, der den Interessen so schädlichen Ungewißheit ein linde zu machen, so »erlange ich von Ihre» Patriotismus die schleunige Prüfung der Gesetze, die Ihnen werden vorgelegt werden. „Durch Befreiung der Urstoffe von allen Zöllen und Herab setzung derjenigen, welche auf den, «inen Gegenstand allgemei nen Verbrauch« bildenden Lebensmitteln lasten, finden sich die Hilfsquellen des Staatsschatzes merklich vermindert. Richtldestv- weniger werden die Einnahmen uud Ausgaben de« Jahres 18kl im Gleichgewicht stehen, ohne daß es nöthig wäre, an den Oredit zu appelliren, oder zu neu,« Steuern seine Zuflucht zu nehmen. Wir würden zu müde werden, all' die Pracht und Seltsamkeit der Waaren zu betrachten, wenn nicht fort und fort neue Gestalten und Scenen in den Straßen unsre Aufmerksamkeit anzögrn. Zwei Damen begegnen unS, sie sitzen auf hohen, schneeweißen Eseln, die von zwei Eunuchen, an der völligen Bartlosigkcit al» solche kennbar, an rothen, silberfunkelnden Zügeln geführt werden. Sie machen sich leicht Platz, denn jeder Moslem weicht Frauen mit bescheiden abgcwendetem Antlitz aus. Die Damen tragen einen von der Stirn herabhängenden undurchsichtigen weißen Schleier, in welchem nur für die Augen Aus schnitte sind. Ein weiter Mantel von schwarzer Seide, der an der Stirn befestigt nach rückwärts fällt, verhüllt die ganze Gestalt und theilweise noch da« Thier, auf dem sic reitet. Die Damen halten mit beiden Händen diesen Mantel vor der Brust zusammen, und so, ganz fr<i sitzend, da der Sklave die Zügel führt, bewegen sich die Gestalten wie Masken auf nnsern Redouten. Im Gegensätze zu diesen morgcnländisch verhüllten Geheimnissen überraschen uns nicht selten Fcllahweiber, in blauen bis an die Knöchel reichenden Hemden, ihre Brüste sind unverhüllt, das zigeunerhaft, eigentlich ägyptisch-braune Gesicht ist am Kinn und an der Wange blau tätowitt, eben so dir Lippen, aus denen, wenn fie zu sprechen beginnen, die weißesten Zähne glänzen. Die Augen sind schwaz^ geschminkt und rin silberner Nasen ring giebt der Frau den Eindruck deS wild Barbarischen. Ein schmuzig weißer Schleier hängt, an der Stirn be festigt, nachlässig den Rücken herab, denn sie kann ihn nicht mit den Händen vor das Gesicht ziehen, weil sie auf dem Kopf« einen Korb trägt, den sie mit beiden Armen festhält, was der ganzen Gestalt das Ansehen eines zweihenkeligen Kruges giebt. Manches dieser Weiber läßt ihr Kind aus der Schul-
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