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WMMckMGM > früher Machen- und Kachnchtsblatt zugleich WD-Anzeiger siir HohnSorf, Nödlitz, Bernsdorf, Niisdors, St. kgidien, Heinrichsort, Marie« nn!> Miilse«. Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. — 40. Jahrgang. ——— Nr. 27. - Sonntag, den 2. Februar 1890. Dieses Blatt erscheint t «glich (anher Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. , WWIIM i > > Tagesgeschichte. *— Lichtenstein, 1. Februar. Ein höchst schmerzliches und herzzerreißendes Unglück hat gestern eine hiesige hochachtbare Familie betroffen. Das 8jährige Töchterchen derselben spielte am Geländer des dasigen Schloßbassins, indem es sich über das selbe beugte; dabei verlor es den Halt und stürzte in die kalte Tiefe. Obgleich Hilfe bald zur Hand war und das unglückliche Kind aus dem Wasser gezogen werden konnte, so war doch das Leben aus dem kleinen Körper bereits entflohen. *— Die größte Wohlthat, die je ein Parlament dem Geschäftsgehilfen- und Arbeiterstande zu teil werden ließ, ist das Neichsgejetz über die Jnvaliditäts- und Altersversicherung, das der letzte Reichstag am 22. Juli 1889 annahm, und das voraussichtlich am 1. Januar 1891 in Kraft tritt. Zu dem Gesetz selbst sind nun zwar eine ganze Reihe von Kommentaren geschrieben, die aber von den eigentlichen Interessenten des Gesetzes zum großen Teil unberücksichtigt bleiben. Es ist aber für die Versicherungsbercchtigten von größ ter Wichtigkeit, daß sie die Bedingungen genau kennen, deren Erfüllung notwendig sind, um den Wohlthaten dieses Gesetzes teilhaftig werden zu können. Im Ver lage der Albanus'schen Buchdrnckerei und Verlags handlung in Dresden ist in Plakatform ein Anschlag für Fabriks-und Geschäftsräume erschienen, auf denen in gedrängter Kürze die wichtigsten Bestimmungen über den Beitritt zur Jnvaliditäts- und Altersversicherung zusammengestellt sind. Da cs nun auch Pflicht der Arbeitgeber ist, für das Wohl ihrer Geschäftsgehilfen und Arbeiter mit Sorge zu tragen, ist es empfehlens wert, durch Aushängen dieser Plakate die Interessenten stetig an den Beitritt zu dieser so wohlthätigen Kasse zu mahnen. Die Albanus'sche Buchdruckerei in Dres den liefert 1 Stück dieses Auszugs zu 20 Pf., 10 Stück für 1,50 Mk. Der Erbe des Hauses. Roman von Hermine Franken ft ein. ' ——— (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) „Um Gotteswillen, Blanche," rief Sir Arthur, ihre Hand ergreifend. „Du bist krank. Deine Hand brennt wie Feuer! Ich muß augenblicklich nach dem Doktor schicken." „Nein, Onkelchen, nein!" entgegnete Blanche in einem Tone, welcher zu ihrer sonstigen fröhlichen Stimme in scharfem Widerspruche stand. „Ich bin nicht körperlich krank, es ist mein Gemüt." „Dein Gemüt!" sagte Sir Arthur verwirrt. „Willst Du etwa sagen, daß Du Kummer hast?" Das junge Mädchen nickte ernst. „Welcher Kummer kann Dich so angreifeu, meine Blanche?" fragte der Baronet, sie zu sich auf die Ottomane hinabziehend. „Dein Aussehen erschreckt mich. Sage mir, was geschehen ist, das Dich so bekümmert. Sage mir es, als ob ich Dein Vater wäre, an dessen Stelle ich heute vor Dir stehe." Blanche rang jammernd die Hände. „Ach, Onkelchen," sagte sie mit erstickter Stimme, „wie kann ich Dir es sagen? Ich habe nicht geglaubt, daß es so schwer fein wird. Ich kann nicht — ich kann nicht!" Sir Arthur legte seinen Arm sanft um den schlanken Leib des Mädchens. Mit der anderen Hand unter ihrem zuckenden Kinn, zwang er sie sanft, ihr bleiches, kummervolles Gesicht zu erheben, aus dem alle Heiterkeit gänzlich verschwunden war und dessen Grundsteuer fällig! — Noch vor seinem Scheiden hat der Januar Das gebracht, was er bisher versäumt hatte: einen Schneefall, der die Erde in ein prächtiges, glänzendes weißes Kleid hüllte und bei Jung und Alt große Freude hervorgerufen hat. Der Anblick beim Morgengrauen am 31. Januar war ein über raschender. Die Zweige der Bäume und Sträucher waren mit der weißen Schneemasse sanft bedeckt und gewährten einen herrlichen Anblick. Die äußerst milde Temperatur, die bisher geherrscht und nicht wenig zu den vielen Krankheitserscheinungen beige tragen, wich einer kühleren. Unter großem Jubel wurden die Schlitten von unserer Jugend hervorge sucht, um das lang entbehrte Vergnügen einer Schlittenfahrt zu genießen. Hoffentlich kommt der Nachwinter in nicht zu großer Strenge, denn der Frost hat bereits eine verheerende Wirkung auf die ersten jungen Triebe, welche sich während der letzten frühlingsmilden Tage an Bäumen und Sträuchern zu bilden begannen, ausgeübt. Eine Nacht hat genügt, um dieselben zu zerstören. Nach allen Witterungsanzeichen dürfte der Frost noch schärfer werden. Ein anhaltender Frost nebst Schnee würde freilich namentlich von Forst- und Landleuten freudig begrüßt werden, weil damit dem Ueberwuchern der Raupen nnd sonstigem Ungeziefer energisch vorge beugt wird. — Aus verschiedenen Teilen Norddeutschlands werden Schneefälle und Schneewehen berichtet. Bis her sind nur einige Zugverspätungen aufgetreten, und wir wollen hoffen, daß der Winter nicht spät doppelt nachholt, was er bisher versäumte. — Falsche Einmarkstücke mit der Jahreszahl 1874 und dem Münzzeichen L (Dresden) sind zur Zeit im Umlanf. Die Falsifikate sind von mangel hafter Prägung und fühlen sich fettig an, auch sind sie leichtwichtiger wie die echten Münzen. Auf den seltene Schönheit wie aus weißem Marmor gemeißelt schien. „Jetzt sage es mir, kleine Blanche," sagte er im Tone sanfter Festigkeit und zärtlichen Befehls. „Du zerreißt mir das Herz." „Ich werde Dir das Herz erst zerreißen müssen, wenn ich Dir Alles sage," schluchzte Blanche. „Ach Onkel! Es ist wegen — wegen Hugs." „Nun, mein Kind, Ivas ist so schrecklich wegen Hugh?" Er wartete mit scheinbarer Ruhe, jedoch mit ängstlicher Hast auf ihre Antwort. Was für ein schreckliches Ding hatte sie im mitzuteilen? Einige Augenblicke lang herrschte tätliches Still schweigen zwischen ihnen — ein Stillschweigen, daß nur durch Blanches Schluchzen unterbrochen wurde. Es schien, als ob Blanche in dieser letzten Minute alles, was sie gesagt hatte, zurücknehmen und ihrem Vor munde vorenthalteu würde. Sie rang von neuem bitterlich weinend die Hände. „O, ich kann nicht! Ich kann nicht!" ächzte sie. „Du wirst mich hassen, weil ich Dir so Schreckliches mitteile. Ich kann es Dir nicht sagen." Eine plötzliche Röte flammte in Sir Arthur's Wangen auf. Seine Augen begannen zu leuchten. „Ist es — ist es, daß Du aufgehört hast, ihn zu lieben?" fragte er zitternd. Auch Blanches Wangen röteten sich. Sie atmete kurz und schwer auf. Eine plötzliche Verwirrung bemächtigte sich hrer. „O, nein, nein!" flüsterte sie leise und zögernd, als ob sie es nicht wagte, zu schweigen. Avers ist über den Kopf der Reichsadlers der Perl rand verschwommen geprägt, während die Rändelung der Stücke zu scharf ist. — Die Lehrerseminare in Sachsen hatten am 31.Oktober des laufenden Schuljahres folgendeSchüler- zahl: Annaberg 154, Auerbach 133, Bautzen 138, Borna 138, Dresden-Friedrichstadt 253, v. Fletcher'- sches 140, Grimma I 151, Löbau 134, Nossen 125, Oschatz 131, Pirna 133, Plauen 137, Schneeberg 145, Waldenburg 130, Zschopau 149, Bautzen (kath.) 27, Grimma II 117, Lehrerinnen-Seminar in Calln- berg 59, in Dresden 86. — Eine Dame machte v o r ig e Woche im „Dresdn. Anz." bekannt, daß sie eine Köchin wünsche, die für ein besseres Haus tauge. Unter verschiedenen Kandidatinnen gefiel ihr ein Mädchen besonders, welche auch zum sofortigen Antritt engagiert wurde. Am Sonntage darauf bemerkte die Dame an der Köchin eine gewisse Aengstlichkeit und Befangenheit. Auf die Frage nach diesem Umstande erklärte die aufrichtige Köchin: „Ach, Madame, ich muß um Entschuldigung bitten, daß ich vorgestern beim An tritt vergessen habe, Ihnen zu sagen, daß ich Sonn tags Klavierstunde habe, zu der mich mein Liebster abholt. Nun sehe ich ihn drunten stehen und mir wütende Gesichter zuschneiden, weil ich noch nicht bei ihm bin. Was soll ich ihm denn sagen?" Die Dame erwiderte: „Sagen Sie Ihrem Schatze, es läge nicht in meiner Absicht, eine Köchin zu behalten, die musikalisch und verliebt genug ist, mir die Mittagsmahlzeit zu verderben! Also Adieu!" — Zwischen Studierenden der Königl. Tierarz nei-Hochschule in Dresden fand am Donnerstag Vormittag im Saale eines Gasthauses der Wilsdruffer Vorstadt ein Duell auf scharfe Schläge statt. Die Polizei hatte davon Wind bekommen und kam dazu, als bereits Blut geflossen war. Die Beteiligten „Du liebst ihn also? Du liebst ihn noch?" Das Mädchen antwortete nicht, senkte aber lang sam den Kopf. Sir Arthur las in dieser Bewegung eine schüchterne Bejahung seiner Frage. Die Farbe wich aus seinem Gesichte. Einige Augenblicke war er ganz stille. Dann sagte er in ernstem, bekümmerten Tone: „Sprich, Blanche! Du liebst Hugh noch! Was bekümmert Dich also derartig? Sage es mir." Blanche zwang sich, ruhig zu sein. „Ich will es Dir sagen, lieber Onkel, selbst wenn Du mich dafür hassen solltest," murmelte sie gebrochen. „Ich war die vergangene Nacht schlaflos. Ich lag stundenlang wach, ruhelos und ängstlich, an das Geld denkend, das in der Kasse lag! Und ich fürchtete mich vor Einbrechern. Endlich — es muß kurz nach Mitternacht gewesen sein, — hörte ich Schritte in der Halle —" „Ah!" „Ich — ich glaubte, es könnte ein Einbrecher sein! Ich fürchtete, man würde Dich ermorden, um zu den Kassenschlüsseln zu gelangen ! Und ich sprang auf, warf meinen Schlafrock über und eilte in die Halle, in der Absicht, Dich zu wecken! Ich war kaum in der Halle angelangt, als ich Jemanden aus Deinem Zimmer herauskommen hörte! Ich hatte nur Zeit, mich in der Nische hinter dem bronzenen Kreuzritter zu verbergen, in der Nähe meiner Thüre, als ein Mann aus dem Zimmer herauskam! Er hatte den Schlüssel zur Kasse in der Hand!" Sir Arthur betrachtete Blanche mit brennenden Augen. Das Mädchen fuhr mit gebrochner Stimme fort: