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«cd, Inem auS- .750 Lausitz gekommen und habe Gelegenheit gehabt, zu sehen, waS für ein braves, liebes Volk hier wohnt. Nachdem ich bei meinen Reisen in den Erblanden überall mit wahrer Liebe seitens meines Volkes empfangen worden bin, habe ich nicht daran gezweifelt, daß das Gleiche auch in der Lausitz der Kall sein wird. Wenn man die beiden Bezeichnungen Erblande und Lausitz vergleicht, so kann man wohl zu dem Schluffe kommen, daß Bautzen als einzige Provinzialhaupistadt dasteht, welche in unserem Vater lande di.'sen Titel wirklich verdient. Ich freue mich sehr, daß ich Gelegenheit hatte, unter dem Jubel meiner guten Bautzener hier in der Hauptstadt meines MarkgrafeniumS Oberlaufitz einziehen zu können. Ich freue mich, daß ich hier mit einem Jubel begrüßt worden bin, wie man ihn wirklich selten findet. Ich habe bet meinen Reisen in derletzienZeit nur an wenig Orten diese Herzlich keit gesunden, wie hier, und benutze mit Freuden die Gelegen heit, um Ihnen. Herr Oberbürgermeister, und Ihnen allen, meine Herren, die Sie die Vertreter der Stadt find, es aus zusprechen, daß, so lange ich nach Gottes Ratschluß die Krone trage, ich alles tun werde, was möglich ist, um der Stadt Bautzen zu weiterer blühender Entwickelung zu verhelfen." Hierauf nahm der Monarch die Vorstellung der anwesenden Herren entgegen. Bum Verlassen der Ratsstube begrüßten die Ratsbeamten den Landesherrn in den anstoßenden Zimmern und dem Vorsaale des Gebäudes. Vom Rathaus ging Se. Majestät durch ein Spalier junger Damen mit Blumengirlanden zu Fuß nach dem Petridom. Am Eingänge zum evangelischen Teile desselben hielt Herr Pastor Prim. l)r. Wetzke an der Spitze der evangelischen Domgeistlichkeit und des Kirchenvorstandes folgende Begrüßungsrede: „Allerdurchlauchtigster, allergnädigster König und Herr! In tiefster Ehrfurcht und mit freudig bewegten Herzen heißen wir evang. Geistliche der Stadt und Vertreter der Kirchgemeinde St. P.tri Eure Majestät an der Schwelle unseres Gotteshauses willkommen und bitten, unsere untertänige Huldigung gnädigst entgegen- nehmen zu wollen. Eure Kgl. Majestät find soeben an dem Standbilde Allerhöchst Ihres Vorfahren, des Kurfürsten Johann Georg I., vorüber geschritten, der einst unsere Lausitz für immer an die sächsischen Erblanbe argeschlossen hat. Seitdem ist unter dem starken Schutz und der milden, weisen und gerechten Regie rung der erlauchten Wettinerfürsten in unserem Heimatlande freie Reltgionsübung und konfessioneller F-irden fest gewurzelt und ge deihlich erblüht, wovon gerade diese Domktrche ein weithin be kanntes Wahrzeichen geworden ist. Mit dem gesamten Sachsen volke sind wir der frohen Zuversicht, daß diese Traditionen des Wettiner Fürstenhauses in dem Kgl. Sinne Eurer Majestät mit unverminderter Kraft weiterleben, ja gerade dort ihre sicherste Bürgschaft haben. Mit unbeg enztem Vertrauen, in freudig inniger Liebe schlagen unsere Herzen Eurer Majestät entgegen. Der allmächtige Gott segne Eure Majestät und Eurer Maj. Re gierung bis in ferne Zeiten." Der König, welcher den Geist lichen die Hand reichte, antwortete hierauf in huldvoller Weise, worüber vielleicht noch Näheres berichtet werden kann. zahlreiche alte Soldaten mit Ansprachen aus. Seitens des Vorstands des hiesigen Vereins „Deutsche Kavallerie", Herrn Karl Fiedler, wurde auf Se. Majestät ein begeistert auf- genommrnes Hurra ausgebracht. Darnach zog der Monarch unter Glockengeläuts und enthusiastischen Hochrufen der Menge in einem vierspännigen Galawagen mit Spitzenreitern in die Stadt ein. Als der Zug auf dem Markle an langte, bliesen Gardereiter in altdeutscher Tracht vom Altane des Gewandhauses schmetternde Fanfaren, zu denen Pauken töne erklangen. In der historischen RatSstube de« Rathauses er warteten Rat und Stadtverordnete Se. Majestät, um Höchst- ihm zu huldigen. Nachdem der Monarch den stimmungs vollen Raum betreten hatte, hielt Herr Oberbürgermeister l)r. Kaeubler die Begrüßungs- und HuldiqungS- rede: „Allerdurchlauchtigstcr Großmächtigster König! Aller- gnädigster König und Herr! Unter dem Jubel der Be völkerung haben Ew. Königliche Majestät soeben Einzug ge halten in die Hauptstadt der Oberlausitz, in unser altes Bautzen, und hier in den historischen, seit Jahrhunderten der Arbeit für das Gemeinwohl dienenden Räumen, hier, wo wir vor fast genau 2 Jahren Ew. Königlichen Majestät Erlauchtem Herrn Vater, dem nun in Gott ruhenden König Georg, gesegneten und liebevollen Andenkens ins Auge schauen durften, sehen die Gemeindekollegien den Erlauchten Königlichen Herrn vor sich, der als der nunmehrige Träger von Sachsens Königskrone, als der angestammte Herrscher unseres Sächsischen Vaterlandes zum ersten Male bei uns Einkehr hält. Ew. Königl. Majestät wollen unsern unter tänigen Willkommengruß und die Huldigung unserer Bürger schaft gnädig annehmrn. Sie ist keine leere Form, sie ist die Sprache ihrer Herzen! Wie wir zu unserm Erlauchten Königshause in alter Treue gestanden und mit ihm gefühlt haben in Freud und Schmerzen, so begrüßen Ew. Majestät wir heute freudigen Herzens. Wohl haben wir feiten der Stadtverwaltung im Sinne Ew. Majestät von kostspieligen Ehrenpforten Abstand genommen. Wir haben vielmehr dieser uns beglückenden Stunde ein unvergängliches Denkmal oufcichten wollen, welches der Nächstenliebe dient und daher den Grundstock für ein Kinderheim, eine sogenannte Krippe, geschaffen, welche Kindern in den ersten Lebensjahren liebe volle Aufnahme bietet. Und so redet nun der Schmuck der Häuser unserer Bürger, der deren freier Entschließung zu danken ist, und das, was Gewerbe und Industrie unserer Stadt aus sich selbst heraus in einem Huldigungszuge dar bieten wollen, eine um so beredtere Sprache, kündend, mit In der Kirche trug der Kirchenchor unter Leitung des Herrn Kantors Biehle nacheinemOrgelpräludiumden 8stimm. Spruch „Erhaben, o Herr" von Mendelssohn-Bartholdy vor. Nach Verabschiedung von der evangelischen Geistlich keit schritt der König durch die mit Tausenden gefüllte Kirche und ging durch das Gittertor in die katholische Abtei lung des Domes, wo er die Huldigung der katholischen Geistlichkeit mit Herrn Bischof l). Wuschanski an der Spitze entgegennahm. Der Cäcilienverein „Domchor" trug den 96. Psalm von L. Ebner: „Singet dem Herrn ein hohes Lied" vor. Se. Majestät der König verrichtete hier auf einem Betstühle vor dem Altar ein stilles Geb-t. Herr Bischof 0. Wuschanski richtete alsdann folgende Ansprache an Se. Majestät: „In Gottes Hand stehet die Herrschaft iber ein Land, er erwecket ihm zur rechten Zeit einen taug- ichen Regenten. (Zu Sr. Majestät gewendet:) Dieser Spruch des weisen Stroch spiegelt sich klar und deutlich ab n den bedeutungsvollen Ereignissen unsere- teuren Vater landes in der jüngsten Zeit. Gottes allmächtige Hand führte unsern hochverehrungswürdigrn König Georg herab vom i Der Besuch Geiuer Majestät des Königs in der Lausitz und iu Bautzen. Unser König iv Vavtzen. Die altehrwürdige Budissa, reich an Schönheit durch D ausgedehnte gärtnerische Anlagen, interessant und bedeu- D tungsvoll durch ihr Alter und ihr Städtebild, gelegen in- I mitten einer lieblichen Landschaft, prangte am gestrigen I Montag, der Ankunft Sr. Majestät harrend, in einem Fest- I gewande von auserlesener Pracht. Wehende Fahnen auf I den vielen Türmen der Stadt kündeten weit in das Land I hinaus, daß Bautzen einen stolzen Tag feierte; die Snaßen D waren mit stattlichen Birken, Tannen und Weymutskiefern I geschmückt, Fahne wehte an Fahne und eine Girlande reihte I sich an die andere. Ehrenpforten überspannten die Wege. I Die alten prächtigen Patrizierhäuser zeigten im Schmucke I ihrer Schausetten mit Teppichen, Ranken und sonstigen Ar- I rangements, daß gar vornehme Familien in ihnen ringe- I sessen sind und man freudig bereit ist, dem Landesherrn in I entsprechender Weise zu huldigen. Die Bauten neueren I Tatums standen den alten Baudenkmälern im Schmucke nicht I nach. Es gab wohl nicht ein einziges Schaufenster, das I nicht in charakteristischer Weise dekoriert worden war. Der I öffentliche Schmuck der Stadt beschränkte sich, abgesehen von i einigen Ehrenpforten und den Straßendekorationen, auf das I Gewandhaus, dos Polizeigebäude und das altertümliche I Rathaus, welch letzteres Ranken von Waldgrün, Fahnen, I Draperien und Wappenteppiche zierten. Im Inneren waren I beide Nepräsentationsgebäude mit Lorbeerbäumen, Palmen, I Bildwerken und sonstigen Arrangements in geschmackvollster I Weise geziert worden. Die Einzugüstraße wies während I des Einzuges Sr. Majestät einen lebenden Schmuck auf, der I an Anmut und Lieblichkeit nicht zu übertreffen ist. Kinder, l Knaben und Müschen jeden Alters und aus allen Beoölke- i runaskreisen in Heller Kleidung, mit Fahnen und Blumen- I gewinden der verschiedensten Art in der Hand, bildeten ein I tausendköpfiges, freudestrahlendes Spalier. Und dahinter I standen unübersehbare Menschenmassen. Auf dem geräu- I wigen Platze vor dem Bahnhofe, an dem das altbekannte I »Hotel Gude" durch sein Festkleid auffiel, stand eine Ehren- ! kompanie des 4. Kgl. sächs. Jnf.-Regts. Nc. 103 unter dem I Befehle des Herrn Hauptmanns Volkmann. Auch die Militärvereine des Bezirks Bautzen im Kgl. sächs. Militär vereinsbunde hatten mit ihren Fahnen und Standarten am Bahnhofe Aufstellung genommen. Den Weg vom Perron nach dem Bahnhofsplatze verschönte ein Spalier junger Damen in weiß und grün. Außerdem erwarteten die zum > großen Empfang gehörigen Herren auf dem Bahnsteige den Monarchen. Der Hofzug traf um 3 Uhr 46 Min., also mit ! 20 Minuten Verspätung, ein. Se. Maj. der König, welcher große Generalsuniform und das Band uno den Orden der Rautenkrone trug, und in dessen Begleitung von Dresden die Herren Oberstallmeister v. Haugk, Exzellenz General L la suite Generalmajor v. Altrock und Ordonnanzoffizier Hauptm. Richter mitgrkommen waren, nehm zunächst die Meldung des Garnisonältesten, Herrn Brigadekommandeurs Generalmajors von Laffert, entgegen und begrüßte die zum Empfang anwesenden Herren. Sodann trat Fräulein Marianne Kaeubler, die Tochter des Bautzner Ober bürgermeisters, an den Monarchen heran und sprach unter Blumenüberreichung im Namen der Stadt folgenden Will kommengruß: „Erlauchter König! Meiner Bürger Schar Schickt mich, mit Rosen grüßend, dir entgegen. Sie möchte Blumen streuen immerdar, Vor jedem Schritt auf deinen Lebenswegen. O, laß' sie jubelnd dir, o König nah'n! Willkommen uns: Gott segne deine Bahn." Der Monarch dankte freundlich und begab sich sodann auf den Platz vor dem Bahnhof, schritt die Front der Ehrenkom panie ab, ließ dieselbe defilieren und begab sich darnach , zu den Milttäiverrinen, die in Stärke von 49 Vereinen mit - 25 Fahnen und insgesamt 1120 Mann erschienen waren. Hier zeichnete Se. Maj. nach Entgegennahme des Front- rapportrs au- den Händen des Bezirksvorstehers Herrn > Hauptmann der Landw. Klemm beim Abschreiten der Front s wie inniger Freude unsere Bürger ihren König grüßen, der, als er das Szepter ergriff, mit wahrhaft Königlichen Worten auch der letzten seiner Untertanen in Güte und Menschlichkeit gedacht und in der kurzen seitdem verflossenen Zeit die Herzen seines Volkes im Fluge gewonnen hat. O, es ist etwas Köstliches um die Königslrone, wenn die Menschlichkeit ihr ihren Zauber verleiht, es ist ein Triumph des monarchischen Gedankens, wenn in dem blendenden Glanze der Majestät der Helle Edelstein eines gütigen Herzens erstrahlt! Um so freudiger gelobe ich Namens der gesamten Bürgerschaft, daß wir in der alten Treue stehen werden zu Ew. Majestät jetzt und immerdar! Ich bitte der alten Stadt Bautzen und ihren Bürgern die Königliche Huld erhalten zu wollen und knüpfe daran den tiefempfundenen Wunsch, Ew. Königliche Majestät wolle der Allgütige schützen und segnen und dem treuen Sachsenvolke erhalten, er wolle Ew. Majestät eine lange, reichgrsegnete Regierungszelt verleihen, zum Heil und Wohl unseres geliebten Vaterlandes. Wir alle bekräftigen dies durch den Ruf: Se. Majestät unser allergnädigster, all- verrhrter König Friedrich August lebe hoch! hoch! hoch!" Hierauf überreichteHerr Oberbürgermstr. vr Kaeubler in einem kostbaren Pokale den Wtllkvmmentrunk. Nach Annahme desselben geruhte Se. Maj. der König wie folgt zu antworten: „Ich danke Ihnen sehr, Herr Oberbürgermeister, für die freund lichen Worte, die Sie zugleich im Namen der hier versammelten städtischen Korporationen und auch — davon bin ich überzeugt — im Sinne der ganzen Bürgerschaft an wich gerichtet haben. Von jeher habe ich mit ganz besonderer Liebe an der Lausitz ge hangen. Ich bin ja durch meine früheren Stellungen als Divi sionskommandeur und kommandierender General sehr oft in die »ves «läut « ««» ltvn> Ltck« Utter. llr dea 16. briet, S. dche« 12 !l«s- Taz 44, ukler, :t. rd zu» stger vntter 4I,tt 3. HSl. grad. iü. «»dl. g«. « zu vei- 6, patt. bezieh dar >e, V-e» Kartell x. >se Lill» «iwauet Siri« re. Leute la mieten «1, II. 3 El rede--, »«, g'°ß >Sr, pv.iiu >en filir. fol Pi. «erb.« Preise vo, W I Sr. Rlj. «den MI-, Dl«S>,,, « '/.>« lldr et Mate,". «r. 124. 19VS. Dienstag, den 30 Mai «bendS. Bautzen, am 26. Mai 1905. sollen vergeben werden. Der Stadtrat. vr. Kaeubler, Oberbürgermeister. Str. Preislisten und Bedingungen sind, soweit der Vorrat reicht, auf dem Stadtbauamte gegen Erlegung von 1 Marl zu entnehmen Der Betrag wird bei Wiedereinreichnng dcS Angebots zurückgewäyrt. Verschlossene und mit entsprechender Aufschrift versehene Angebote sind bis Montag, den 5 Juni öS. IS.» mittag« l2 Uhr beim Stadtbauamte einzmcichen. Maler- «nd Anftreicherarbkite« im Hauptgebäude der Stadtkraukeuaustalt Verord«»«^sblatt der AreiSha»-t»a»schaft Ba»tze» zrzleich als Koasistorialbehörde der vberlaafitz Amtsökatt brr Amtshauptmamischaften Bautzen und Löbau, de« Landgerichts Bautzen und der Amtsgerichte Bautzen, Schirgiswalde, Herrnhut und Bernstadt, Les Hauptzoüamts Bautzen, ingleichen der Stadträte zu Bautzen und Bernstadt, sowie der Stadtgemeinderäte zu Schirgiswalde und Weißenberg. vrga« der Handel-- «nd G e w e rd e k a » « e r za Zittau. Verantwortlicher Redakteur i. V. Arno Zschuppe (Sprechstunden wochentags von 10—11 und von 3—4 Uhr). — Telegramm-Adresse: Amtsblatt Bautzrv Fernsprechanschluß Nr. 51. Di« Bautzener Nachricht« erschein«, mit Ausnahme der Sonn- und Festtag«, täglich abends. 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