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SchönlmM Tageblatt und Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr- Srscheint täglich ^H4 H ^H4 Alle Postanstalten, die Expeditton und di« LvllwtNvUklltk "nt^tltttt. di« LS- MmL »- b«- 12 u„ 2° M >»t»s voi-üerübhenoen ^-ages. —§xs-— Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Sonnabend, den 5. Znui 188» .«128 im »Waldenburg, 4. Juni 1880. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Am Berliner Hofe ist wegen Todesfalles der Kaiserin von Rußland eine vierwöchige Hoftrauer angesetzt worden. Eine Bekanntmachung des Hausministers im „Reichs-Anz." publicirt auf Befehl des Kaisers die Verlobung des Prinzen Wilhelm mit der Prin zessin Augusta Victoria von Augustenburg. Fürst Bismarck und Fürst Gortschakoff sind, nachdem sie sich lange gemieden, am 1. d. wieder einmal beisammen gewesen. Am Dienstag Nach mittag besuchte Fürst Gortschakoff unseren Reichs kanzler und wurde dann von unserem Kaiser in Audienz empfangen. Am 2. d. abends erschien Fürst Bismarck nach seiner Rückkehr von Schloß Babelsberg auf der russischen Botschaft und stattete dem Fürsten Gortschakoff eine Visitte ab. Der Fürst Gortschakoff macht, wie man liest, den Ein druck sehr großer Hinfälligkeit. Am 3. d. hat der russische Reichskanzler sich zunächst nach Frankfurt a. M. begeben, wo er übernachten und dann nach Baden-Baden reisen will. Der Papst soll nach dem „N. W. Tagebl." ein versöhnliches Schreiben an den Kaiser gerichtet haben; er habe gebeten, die Lösung der kirchlichen Wirren nicht hinauszuschieben, sowie seine Bereit willigkeit erklärt, auf Zeit discretionäre Vollmachten zuzugestehen. Die Kirchengesetz-Commifsion lehnte am 3. d. den Antrag Bruel ab. Zedlitz beantragt: Die Berufung ist einzulegen, wenn Derjenige, gegen welchen die disciplinarische Entscheidung erging, sie beantragt und der Antrag von vornherein nicht un begründet erscheint. Der Antrag Zedlitz's wird gleichfalls abgelehnt. Der Minister erklärt, der Antrag Brüels sei unannehmbar, der Antrag Zed litz unerwünscht. Reichensperger frug, ob die Re gierung die Verweigerung der Absolution noch als strafbares Zuchtmittel betrachte? Der Cultusminister v. Puttkamer antwortete, das Obertribunal habe mehrfallsig entschieden, daß die Verweigerung der Absolution ein kirchliches Zuchtmittel sei. Das Centrum stimmte für den tz 2, um, wie Windthorst sagte, Schlimmeres zu verhindern, behalte sich jedoch ein Schlußvotum vor. Wegen der Unaussührbarkeit der Einverleibung eines Theiles von St. Pauli hat der Reichskanzler die Vorlage betr. Verlegung der Elbzollgrenze gemacht, um Hamburg zu bewegen, selbst den An trag auf Anschluß an den Zollverein zu stellen. Nach Aeußerungen an maßgebender Stelle würde Hamburg gut thun, bald in den Zollverein einzu treten; jetzt würde vielleicht das Reich noch einen Theil der enormen Kosten für den in Hamburg nothwendig werdenden Bau der Docks und En- trepots übernehmen, während ein längeres Besinnen Hamburg in die Lage bringen dürfte, mit seinen eigenen Mitteln die für den Zollanschluß erforder lichen Bauten zu bestreiten. Die Annahme der Vorlage, über welche der Bundesrath wohl Anfangs nächster Woche in die erste Lesung eintreten wird, steht im Bundesrathe außer Zweifel. Sitzungszimmer, Rathhaus 1. Etage rechts, vorgenommen werden und daß be- hufige Anmeldungen zu jener Zeit ebendaselbst beim Jmpfarzte, Herrn vr. wkä. Funkhänel, vorzubringen, sowie daß die Impfscheine der bereits geimpften, im vorhergehenden Kalenderjahre geborenen Kinder bei genanntem Jmpfarzte zu produciren sind. Waldenburg, den 3. Juni 1880. Der Stadtrath. Bekanntmachung. Di- ,m ,eden Donnerstag Vormittag Mon. — — also das erste Mal Donnerstag, den «». vles. »Waldenburg, 4. Juni 1880. Römische Vorsicht. Wenn wir in unserem gestrigen Leitartikel sagten, man pflege vollendeten Thatsachen gegenüber sich anders zu verhalten als in der Luft schwebenden Aussichten, so wird dies heute gewissermaßen schon bestätigt. Die ultramontane „Germania" stellt m Abrede, daß die auch von uns mitgeth-ilten Aus lassungen der „Voce della Verita" (Stimme der Wahrheit) und des „Osservatore Romano" (römischer Beobachter) als Ausdruck der maßgebenden Anschauungen anzusehen seien. Es hat dies den Anschein, als wolle man sich für alle Fälle den Rücken sichern. Denn seither waren sowohl die „Voce" wie der „Osservatore" über die iin Vatikan vorherrschenden Ansichten stets sehr gut unterrichtet, und wenn sie schließlich abgeleugnet werden, so wird wohl anzunehmen sein, daß in der Zwischenzeit in der Meinung der Curie selbst ein Umschlag einge treten ist. Das dritte päpstlich-officiöse Organ, die „Aurora" äußert sich mit größter Zurückhaltung über die kirchenpolitische Vorlage: „Bei aller uns bezüglich des Gegenstandes auferlegten Reserve halten wir es dennoch für gestattet, zu bemerken, daß man aus der Discussion in der deutschen Presse den Schluß ziehen kann, Bismarck wolle aus der angeblichen Pacification der Kirche eine Sache der ausschließlich inneren Ordnung und mit einem derartigen Garantie gesetz ein so einseitiges Geschäft machen, daß es sich auf eine persönliche Dictatur ohne die mindeste Bürg schaft für den anderen Theil reducirt." Hieraus will nun die „Germania" schließen, daß man in Rom vorerst die weitere Entwicklung der Sache abwarten wolle, ehe der Papst ein ent scheidendes Wort für angezeigt halte. Wahrschein lich wird auch die Centruinspartei ganz in derselben Weise eine abwartende Stellung einnehmen und vorerst keine Entscheidung treffen, vielleicht wird sie sich auch der Stimmenabgabe enthalten. Diese abwartende Stellung wird auch von dem römischen Korrespondenten der „Germania" ange kündigt, indem er schreibt: „Da die Vorlage nicht Gegenstand der Unterhandlungen zwischen dem hohen Stuhl und der preußischen Regierung ist, so kann jener sich einstweilen einer Kundgebung in dieser Hinsicht enthalten. Vermuthlich wird von höchster kirchlicher Stelle erst nach Feststellung des Gesetzes die Entscheidung darüber ausgesprochen werden, welche von den neuen Einrichtungen annehmbar resp. zu toleriren, und welche mit dem katholischen Gewissen vereinbar sind." Hiernach ist es also durchaus nicht unnütz, die kirchenpolitische Vorlage im preußischen Abgeordneten hause ein- und durchzubringen, denn gesetzt, die Curie ändere ihre Stellung und suche aus dem neuen Gesetze Nutzen zu ziehen, wird ihr derselbe von Bismarck nur gewährt werden, wenn sie sich zu Concessionen herbeiläßt, d. h. wenn sie die unver äußerlichen Rechte des Staates respectirt. Die Zahl der Auswanderer aus Deutsch land nach überseeischen Ländern betrug den Nach weisen des Kaiserlichen statistischen Amts zufolge im ersten Vierteljahr 1880 über Bremen 6838, Ham burg 4475, Stettin 17, Antwerpen 1732, zusammen 13,062, wovon 12,869 nach den Vereinigten Staaten gingen. Gegen denselben Zeitraum des Vorjahres, wo über jene 4 Häfen nur 4487 deutsche Aus wanderer befördert wurden, hat sich mithin die Aus wanderung fast verdreifacht. Für den April dieses Jahres liegen die Nachrichten über Bremen noch nicht vor; in Hamburg wurden im April 5998 deutsche Auvwanderer eingeschifft (gegen 2004 im April 1879), in Stettin 75 (49), in Antwerpen 1297 (648). Frankreich. Die bonapartistischen Blätter vom 31. Mai erschienen mit schwarzem Rand; am 1. Juni war es ein Jahr, daß der Sohn Napoleons III. im Zululand so elend umgekommen ist. Eine am 1. Juni in Paris abgehaltene Gedächt- nißmesse für den kaiserlichen Prinzen in der Kirche Philippe du Roule war sehr zahlreich besucht. Der Prinz Napoleon, Prinzessin Mathilde, fast alle bonapartistischen Notabilitäten waren anwesend, doch wurde das Fehlen Rouher's und Cassagnac's sehr bemerkt. Eine weitere Messe wird am 7. Juli in der Kirche Saint-Augustin stattfinden. Die Feier verlief ohne die geringste Störung. Seitens der Polizei waren die nöthigen Vorkehrungen ge troffen worden. Der Prinz Napoleon wurde lebhaft begrüßt. Der Schwager des Polizeipräfecten Andrieux von Paris, Köchlin, hatte Rochefort infolge eines Schmähbriefes, den Letzterer an den Polizeipräfecten wegen einer angeblichen Verletzung seines Sohnes durch Polizisten gerichtet hatte, zum Duell gefordert. Dem Windbeutel Rochefort war dies natürlich sehr willkommen, konnte er doch damit von sich reden machen. Die Strafe für seinen Vorwitz blieb aber nicht aus; denn bei dem stattgefundenen Duell wurde Rochefort durch einen Degenstich schwer verwun det, Köchlin dagegen blieb unverletzt. Belgien. Die dunklen Umtriebe der vatikanischen Politik kommen bei der Affaire des suspendirten Bischofs Dumont von Tournai wieder so recht zum Vor schein. Bischof Dumont erklärt in einer Zuschrift an die „Tribüne" von Mons, seine persönliche Sicherheit sei aufs Ernstlichste bedroht; man wolle sich seiner Briefschaften bemächtigen und er sei wie geknebelt. Bischof Dumont citirt ein Schreiben des verstorbenen Lütticher Bischofs Montpellier, worin derselbe die „Verfolgung seines College« von Tour nai als eine höllische Jntrigue bezeichnet," während der Bischof von Namur den päpstlichen Nuntius in Brüssel offen anklagt, daß derselbe eine Mission verfolge, welche, statt die Bischöfe zu schützen, sie verrathen habe. Rußland. Nach langen Leiden ist die russische Kaiserin am 3. d. in der achten Morgenstunde endlich ge storben. Die Kaiserin Marie Alexandrowna war die Tochter des verstorbenen Großherzogs Ludwig II. von Hessen. Geboren am 8. August 1824,