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Voigtländischer Anzeiger. Fünfundsechszigster Jahrgang. Verantwortliche R e d a c t i o n: 0r. G. I Ü h U. Druck und Verlag von Moritz Wieprecht tn Plaue». Jährlicher AbonnementSpreiS für dieses Blatt, auch bei Beziehung durch die Post, I Lhlr. 6 Ngr. — Die Znsertton-grbühren werden mit 1 Ngr für die gespaltene CorpuS-Zeile berechnet, größere Schrift nach Verhältniß deS Raume«. — D»n»nstag. 04. 1 Joni 1851. A « i t « n Ae « Sachfen. Sicherem Vernehmen noch beabsichtigt I. K. H. die Prinz.ssin Albert in ter dießjährigen Saison Bao Elster zum Gebrauche der Eur mit Ihrem Besuche zu beehren. Nach den desfallstgen vorbereitenden Anordnungen zu schließen, darf I. K. H. etwa zum 1. Juli dort erwartet werden und wird wahrscheinlich das Haus „zum Marienbrunnen" zur Wohnung derselben erwählt werden. Aus Dresden wird gemeldet, daß bei der beginnenden schönen Jahreszeit diese Stadt aufs Neue ihre Anziehungs- . kraft für zahlreiche Gäste aus der Fremde bewahre. Unter den Notabilitäten, welche jetzt einen längeren Aufenthalt dort zu nehmen beabsichtigen, nennt man den russischen Gesandten am Berliner Hofe, Baron v. Budberg. Es ist für denselben eine Wohnung sür diesen Sommer gemielhet. In Chemnitz war am 25. Mai zum ersten Male ein Theil der Stadt, sowie eine grüß, re Anzahl Gasthöfe, Schank- wirthschaften u. f. w. mit Gas beleuchtet. Ebendaselbst hat am 22. das Silbrrjubiläum des dösigen Handwerkervereins stattgefunden. Dem Begründer desselben, Herrn Heinrich Bleyer, ist die goldene Verdienstmedaille von Sr. Maj. dem Könige verliehen worden. Aus Bamberg wird gemeldet, daß die Abgeordneten der deutschen Mittelstaaten zu einer Conferenz zum größten Theil bereits dort eingetroffcn sind und daß am 25. bereits die Berathungen begonnen haben. Das R-sultat derselben werden wir, sobald es bekannt wird, mittheilen. In Weimar hat am 26. Mai eine Conferenz der Minister der 12. Curie des deutschen Bundes, mit Ausnahme deS meiningschen, stattgesunden, zu welcher auch der thüringsche Gesandte in Berlin, Herr Graf v. Beust, und der Bundes« tagsgefandte, Herr Geheimrath v. Fritzsch, zugezogen sind. Dem Vernehmen nach handelt es sich dabei um Vereinbarung gemeinschaftlicher Erklärungen in Bezug auf die Aufforderung zum Beitritt zu dem preuß.«österr. Vertrag. Baden. Nach Berichten aus Karlsruhe ist der Staats- rath Brumer, früher Direktor des katholischen Oberkirchen ratHS» nach Rom gesendet worden, um die Verhandlungen mit dem päpstlichen Stuhl fortzuführen. Es scheint demnach, als ob die Antwort des Papstes auf die vom Grafen Lei. ningen übergebene Denkschrift so ausgefallen ist, daß sie eine Basis für weitere Verhandlungen abgeben kann. Urber die Verhaftung des Erzbischofs von Freiburg wird aus Freiburg Folgendes gemeldet: Gestern Abend (22.) wurde vom UntersuchungSgericht gegen den Erzbischof der persönliche Verhaft erkannt und sofort auf die schonendste Weise durch Zurückhaltung desselben in seinen Appartements vollzogen. Dem Vernehmen nach soll diese Maßregel dadurch geboten worden sein, daß der Erzbischof, nachdem wegen der Ordonanz vom 5. Mai, die Verwaltung der kirchlichen Stiftungen betreff., gegen ihn die Criminaluntersuchung bereits eingeleitet war, fortfuhr, weitere Anordnungen zu deren Vollzug zu trrffcn und mit seinen Mitschuldigen zu colludiren. Der gerichtliche Act kam nicht unerwartet und hat somit auch hier wenig Aufsehen erregt. Ein Zusammenlauf eines Hau fens müssiger, junger Leute beiderlei Geschlechts auf dem Münsterplatze nach Bekanntwerdung der Haftsverfügung wurde durch die gewöhnliche gemeinschaftliche Polizei, und Mili> tairpalrouille augenblicklich auseinander getrieben und der Platz in kurzer Zeit gesäubert. Unsere Stadt erfreut sich fortan der bisherigen Ruhe. — Die Geistlichkeit hat gestern Abend den Gebrauch der Glocken in beiden katholischen Stadt. Pfarreien eingestellt, und heute sind nur stille Messen (ohne Sang und Klang) gelesen worden. Bei dem heutigen Bitt gang in der Flur war weder der sonst übliche Gesang noch das Geläute zu hören. Dagegen wurde in den bekanntlich zur Stadt gehörigen Pfarreien Herdern und dem Wiche der Gottesdienst und Flurumgang wie gewöhnlich gehalten. Der Gemeindevorstand lst eingeschritten, damit das in allen christ lichen Gemeinden übliche Morgen-, Mittag' und Abendläuten fortan stattsinde, zumal die Domkirche und die Glocken un bestrittenes Eigenthum der hiesigen Kirchengemeinde sind. Diesen Mittag ertönen auch die Glocken wieder; die ver suchte Demonstration blieb also ohne Erfolg. Am 22. Mai hatte in Freiburg von Seiten des unter der Leitung von vr. Alban Stelz stehenden Gesellenbunbes eine Demonstration zu Gunsten deS Erzbischofs vor dessen Palast statt, die jedoch bald auseinander getrieben wurde. Das Mainzer Journal läßt sich vom 22. Mai auS Baden schreiben, das badische Militair habe Marschbefehl erhallen und beantwortet die Frage: Gegen wen? in einer Weise, als bereite man sich gegen eventuelle unruhige Auftritte unter der katholischen Bevölkerung vor. Ferner meldet dasselbe Blatt: Die gro-herzogliche Regierung habe eS für nöthig gefunden, außerordentliche Commissare mit den ausgedehnte, sten Vollmachten in die verschiedenen LandcSkreise abzusenden. Bereit- sei Ministerialrath Fieser in dieser Eigenschaft nach dem Uaterlande gereist. —