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TtSnigltch Sächsischer Staatsanzeiger. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- nnd Mittelbehörden. Zeitweise Nebenblätter: Landtag-beilag«, Synodalbeilage, Ziehungslisten der Verwaltung der K. S. Staatsschulden und der K. S. Land- und Landeskulturrentenbank.Verwaltung, Übersicht der Einnahmen und Ausgaben der LandeS-Brandversicherungsanstalt, Übersichten deS K. S. Statistischen Landesamts über Lin- und Rückzahlungen bei den Sparkassen, Grundsätzliche Entscheidungen de» K. S. Landesversicherungsamt-, BerkaufSliste von Holzpflanzen auf den K. S. Staatsforstrevieren. Sir. 119. > Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat Doenges in Dresden. Dienstag, 27. Mai 1913. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 16, sowie durch die deutschen Postanstalten 8 Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint: Werktag- nachmittags. — Fernsprecher: Expedition Nr. 12S5, Redaktion Nr. 4S74. Ankündigungen: Die Ifpaltige Grundzeile oder deren Raum im Ankündigungsteile 30 Pf., die Sspaltige Grundzeile oder deren Raun» im amtlichen Teile 7ü Pf., unter dem Redaktionsstrich (Eingesandt) 1bv Pf. Preisermäßigg. auf Geschästsanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Da» englische KLnigSpaar tritt heute nachmittag die Rückreise nach England an. * Dem Reichstag ist der Entwurf eine» Gesetze» gegen den Verrat militärischer Geheimnisse zugegangen, der wesentlich schärfere Strafbestimmungen Vorsicht. In Johannisthal stürzte heute früh der Flieger Michaelis mit einer Sportsliegertanbe ab und wnrde schwer verletzt. * Eine Rote des französischen Finanzministerium» bringt zur Deckung Ve» Fehlbetrags im laufenden Jahre eine Erhöhung indirekter Abgaben, die insgesamt rund I7Ü Mill. Frr». ergebe» soll, in Vorschlag. * In der gestrigen Sitzung der griechische», serbische» und monttttegriulsche» Delegierten wurde beschlossen, Staatssekretär Grey zu ersuchen, nunmehr offiziell eine Konferenz der Kriegführenden eiuznberufen. Die bul- garifche» Delegierten hatten an der Sitzung nicht teil- genommen. Die griechische Regierung beschloß, Saloniki zu einem Freihafen mit sehr ausgedehnter Freizone zu machen. * In de» griechisch-bulgarischen Kämpfen am PaugäuS- gebirge hatte» die Griechen nach »tätlicher Feststellung 59 Date, darunter 3 Offiziere, und 137 Verwundete, dar unter 3 Offiziere. * Der Abschluß eine» Vertrage- zwischen den Bereinigten Staaten und Nikaragua über den Va» eine» Kanal» durch Nikaragua soll bevorstehe». Da» erste Bismarck-Denkmal in Amerika ist im Riverview-Park zu Chicago enthüllt worden. Amtlicher Teil. Gesamtministerium. Se. Majestät der König habe» Allergnädigst geruht, dem Oberrechnungsrevisor Krüger den Titel und Rang als Rechnungsrat zu verleihen. Juflizministerinm. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Ortsrichter Franz Louis Schubert in Reichenbach b. Siebenlehn das Ehrenkreuz zu verleihen. Finanzministerium. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Steiger Lichtenberger bei den staatlichen Erz- bergwerken bei Freiberg das Ehrenkreuz zu verleihen. Ministerium de» Innern. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der Polizeidirektor vr. Wagler in Leipzig das ihm von Sr. Majestät dem Kaiser von Österreich, König von Ungarn verliehene Offizierskreuz des Franz-Joseph^Ordens annehme nnd trage. Herr Amtshauptmann vr. Edelmann in Flöha ist vom 9. Juni bis mit 7. Juli beurlaubt. Chemnitz, am 26. Mai 1913. 3831 Der Kreishauptmann. (BehördlicheB«kanntmachungenerscheinenauchim AnküudigungSteile.) Nichtamtlicher Teil. Deutsches Reich. Das engttsche Königspaar in Berlin. Berlin, 26. Mai. Der König und die Königin von England, die am gestrigen Sonntag den Ober bürgermeister Wermuth in längerer Audienz empfingen, sprachen sich hierbei überaus erfreut und befriedigt über den Aufenthalt in Berlin und über den Verlauf der gimDen Festlichkeiten au» und waren voll des Lobes über di« Schönheiten der Stadt. In, Anschluß hieran über wies der König der Stadt Berlin den Betrag von 10000 M. mit dem Wunsche, ihn für wohltätige Zwecke zu verwenden. Heute vormittag fuhr das englische Königspaar nach Neu-Strelitz, wo um ^1 Uhr die Ankunft erfolgte. Um ^2 Uhr war Frühstücks täfel im Gelbe» Saale des Großherzogs. Residenzschlosses. Während der Tafel brachte der Großherzog auf die Majestäten einen in herz lichen Worten gehaltenen Trinkspruch aus und gedachte dabei besonders des heutigen Geburtstages der Königin. Nach der Tafel fand Eercle statt. Um 4 Uhr traten die englischen Majestäten die Fahrt nach Berlin an, wo sie um 6 Uhr eintrafen. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin, die Großherzogin Luise von Baden und die Prinzen Oskar und Joachim speisten heute abend bei den eng lischen Herrschaften in deren Gemächern. Abends wurde im Königl. Opernhause auf Allerhöchsten Befehl „Kerkyra" gegeben. Der Kaiser erschien in englischer Feldmarschall- uniform mit der Königin von England und der König von England in der Uniform der 1. Garde dragoner mit der Kronprinzessin. Die beiden Mon archen saßen nebeneinander. I» der Pause hielten die Majestäten in dem großen Foyer Eercle. Der König und die Königin von England reisen morgen nachmittag 5 Uhr 35 Min. vom Lehrter Bahn hofe über Blissingen nach London ab. Potsdam, 27. Mai. Heute vormittag um 10 Uhr sand im Lustgarten Vie Parade der Potsdamer Garnison in Gegentvart des Kaisers, der Kaiserin, der Königs. Prinzen und Prinzessinnen, deS Königs und der Königin von England statt. Reichstag. Die Heeresvorlage in der Budgetkommission. Berlin, 26. Mai. Die Kommission fuhr heute in der Beratung des Ergänznngsetats zum Militär etat bei Kap. 24 Titel 2 fort, Sanitätsoffiziere und Veterinärofsiziere. Der Berichterstatter beantragte die Genehmigung. Ein sozialdemokratischer Abgeord neter erklärte sich mit der Schaffung ärztlicher Garantien für die vermehrten Truppen einverstanden. Indessen sei der Fehlbetrag noch immer groß. Den Ärzteinangel be klagte auch ein fortschrittlicher Abgeordneter. Es seien 53,37 Proz. aller Stellen unbesetzt. Redner nannte als erste Ursache die bestehenden konfessionellen Vor urteile, worunter die jüdische Ärzteschaft leide. Der preußische Kriegsministcr erwiderte: Der Mangel rühre daher, daß der Abgang an Sanitätsoffizieren, auch Stabsoffizieren, stark sei. Dem solle durch Erhöhung der Stellen an der Kaiser Wilhelm-Akademie abgeholfen werden. Beim letzten Termine habe sich eine drei- bis fünfmal höhere Zahl gemeldet, als angenommen werden konnte. Für den Mobilmachungsbedars liege keine Ge fahr vor. Fälle von vorschriftswidriger Krankenbehand lung durch Sanitätsoffiziere seien ihm nicht bekannt. Die Vorwürfe, die gegen vas Verhältnis zwischen Offizier- und Sanitätsoffizierkorps erhoben worden seien, weise er zurück. Ein Zentrumsredner fragte an, ob es nicht möglich sei, den studierenden Medi zinern finanzielle Unterstützung zu gewähren unter der Bedingung, daß sie sich später als Sanitätsoffiziere zur Verfügung stellte» unter Anrechnung von fünf Jahren auf das pensionsfähige Dienstalter, damit der Sanitätsoffizier nicht mehr hinter dem Leutnant zurück stehe. Der Kriegsminister führte auS: Die Frage sei in Fluß und werde verfolgt, sei aber wegen der Folgen für andere Bernfe nicht unbedenklich. Ein nationalliberaler Redner erklärte, in größeren Garnisonen bestehe vielfach Anlaß zu Klagen, z. B. bei einem bestimmten Garderegiment. «piona-egesetzentwurf. Berlin, 26. Mai. Dem Reichstag ist heute der Entwurf eines Gesetzes gegen den Berrat militärischer Geheimnisse zugegangen. Bon den Neuerungen, die der Entwurf den Vorschriften deS geltenden Rechtes gegenüber bringt, sind besonders hervorzuheben: Mili tärische Geheimnisse im Sinne des neuen Gesetzes sind, wie bisher, Schriften, Zeichnungen und andere Gegen stände, außerdem aber jetzt auch Nachrichten, deren Ge heimhaltung im Interesse der Landesverteidigung er forderlich ist. Der Verrat eines militärischen Geheim nisses wird mit Zuchthaus nicht unter zwei Jahren (früher Gefängnis bis zu fünf Jahren), bei mildernden Umständen mit Gefängnis von einem bis zu Lehn Jahren bestraft. Hat der Verrat eine bedeutende Gefahr für die Sicherheit des Reiches zur Folge gehabt und konnte der Täter dies vorausseheu, so kann, was neu ist, auf lebens langes Zuchthaus erkannt werden. Das gleiche gilt, wen» das Geheimnis dem Täter in seiner Eigenschaft als deutscher Beamter oder deutsche Militärperson zu gänzlich war. Die im bisherigen H 4 vorgesehene Ge fängnis-oder Festungshaft ist von „bis zu drei" auf „bis zu fünf Jahren" erhöht worden. Die Verabredung oder Borbereitnng eines Verbrechens gegen die Sicherheit des Reiches wird, wenn es nicht zur Vollendung oder zu einem strafbaren Versuche gekommen ist, mit Zuchthaus bis zu fünf Jahren, bei mildernden Umständen mit Gefängnis nicht unter drei Monaten bestraft. Neu sind die 88 7 »»d 8, welche die Anknüpfung von Beziehungen zur Mitteilung militärischer Geheimnisse an das Ausland mit Gefängnis bestrafen. Nach K 8 wird derjenige, der an einem militärisch wich tigen Orte unrichtige Angaben über seine Personalien macht, mit Gefängnis oder Festungshaft bis zn einem Jahr oder mit Geldstrafe bis zn 1000 M. bestraft. Eines verschärften Schutzes bedürfen die militärischen Geheimnisse auch gegen fahrlässige Preisgabe. Deshalb wird künftig derjenige, der fahrlässig ein militärisches Geheimnis in die Öffentlichkeit gelangen läßt, ohne Rück sicht darauf unter Strafe gestellt, ob er das Geheimnis auf amtlichem Wege erlangt hat oder nicht. Da fast jede Untersuchung wegen des Verrats militärischer Geheimnisse durch vorzeitige Veröffentlichungen erschwert oder beein trächtigt wird, so macht der Entwurf solche Veröffent lichungen bis znr Eröffnung des Hauptverfahrens von einer Erlaubnis der zuständigen Behörde abhängig. Die Frage der Gcldnebenstrafen wird einheitlich geregelt. Dabei ist das Höchstmaß für die Berbrechensfätte erheblich erhöht worden. .: .. Am Balkan. Auf Dem Wege zum Frieden. Der Stand der Verhandlungen. London, 26. Mai. In der heutigen Sitzung der griechischen, serbischen und montenegrinischen Friedensdelegierten entschied man sich dahin, offiziell eine Konferenz der Kriegführenden einzuberufen und hiermit Staatssekretär Grey zn betrauen. Die bulgarischen Delegierten nahmen an der Sitzung nicht teil, wurden aber von ihrer Entschließung unter richtet. Sitzung der Botschaftervereinig um g. London, 26. Mai. Wie das Nentersche Bureau erfährt, dauerte die heutige Sitzung der Botschafter- vereinignng 2^ Stunden. Wie versichert wird, ist der Wnnsch allgemein, daß die Friedenspräliminarien schleunigst nnd ohne Änderungen unterzeichnet werden. Außer mit der Frage des Friedens hat sich die Bot- schaftcrvereinigung mit dem albanischen Statut beschäftigt. Italien und Griechenland in der albanischen Frage. Berlin, 27. Mai. Der „Tag" erfährt aus Paris, 26. Mai: Auf folgender Grundlage wurde, wie man hier versichert, dank der Vermittlung Deutschlands un d Frankreichs, ein Einvernehmen zwischen Griechen land und Italien erzielt: Griechenland begnügt sich mit einer über Ftelia nicht hinausreichenden Küsteilgrenze und verpflichtet sich, längs des Kanals von Korfu keinerlei Befestigungen anzulegen. Dagegen erhebt Griechenland Anspruch auf die ihm bisher von Italien verweigerten namhaften Gebietserweiterungen in Nord epirus und die Zusicherung der wohlwollenden Unter stützung Italiens bei der endgültigen Regelung der ägäi schen Jnselfrage. Die Verbündeten unter sich. Griechen und Bulgaren. Saloniki, 26. Mai. Die griechische Regierung . hat in Sofia gegen die Beschießung der zwischen Orfano und Kawalla kreuzenden griechischen Kriegs schiffe durch bulgarische Truppen Einspruch erhoben. Athen, 26. Mai. Amtlich. Die Verlustliste der Griechen in den Kämpfen mit den Bulgaren am PangäuSgebirge betrug an Toten 3 Ossiziere und 56 Soldaten und an Verwundete» 3 Offiziere und 134 Soldaten. Zwei noch i» SerreS befindliche griechische Eska dronen sind nach Lumgaza zurückbesohlen worden. Belgrad, 26. Mai. Das Regierungsorgan „Samou- prava" gibt dem tiefen Bedauern über den blutigen zweitägigen Kampf zwischen bulgarischen und grie chischen Truppen Ausdruck und erklärt, Serbien habe nur den Wunsch, daß die beiden Verbündeten alles auf bieten mögen, um der Gier entgegenzutreten, durch welche die teuere» Errungenschaften deS letzten Krieges bedroht werden. Serbien und Bulgarien. Belgrad, 26. Mai. Ministerpräsident Paschitsch ließ heute vormittag den Parteiführern da» schriftliche Exposö über die serbisch-bulgarische Grenzfrage t