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Nr. 2S. Freitag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Amte- m» Mrstt-->«ll der Künstlich" Verichk-Amlw M SI«dIr«tze z, Kipp-Idi»»alde. MnenKN, nnd AUndkr,. 13. April 18««. . Preis Weißeritz-Ieitung. M Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne kn Dippoldiswalde. Ein deutsches Parlament. Es ist eingetreten, was von Vielen belächelt und nicht geglaubt wurde, was wir in dem kurzen Leitar tikel der vorigen Nummer unseres Blattes als die neueste Wendung in der Streit- und Kriegsfrage zwischen Preußen und Oesterreich bezeichneten: In der am 9. April auf den Antrag Preußens in Frank furt staltgehabten außerordentlichen Bundes tagssitzung ist von Preußen ein Antrag eingebracht worden auf Einberufung einer aus directen Wahlen und allgemeinem Stimmrecht hervor gehenden Versammlung von Vertretern -er deutschen Ration, behufs Vorlage eines Bundesreformpro- jectes. Herr v. Bismarck ist mit einem Male schwarz- roth-golden angelaufen und eilt, gedrängt von der furchtbaren Noth seiner Lage,, gen Frankfurt am Main, um das spröde Material flüssig zu machen, dasselbe zu neuem Leben zu erwecken, ihm neue, frische Formen zu geben. Allein die Hölle lacht ob dieses Gebahrens. Graf Bismarck und ein deutsches Parlament! Wohl hat dies Wort auch heute noch die alte Zauberkraft, und im rechten Sinne und von dem rechten Manne gesprochen, wird es immerdar, wie das Erlösungswort im Mährchen, die verrosteten Schlösser Deutschlands in tausend Splitter sprengen. Aber kühl bis an das Herz hinan bleibt das deutsche Volk, wenn die verrotteten Junker aus Bran denburg dies Wort, indem sie es aussprechen, enthei ligen, entweihen. Denn Thorheit wäre es, zu hoffen, die preußische Regierung würde gegenüber einem deut schen Parlamente eine andere Taktik einschlagen, als sie im Innern seit vier Jahren verfolgt. Graf Bismarck und alle seine Parteigänger sind heut noch ganz dieselben Leute, wie vor 18 Jahren. Die schwarz-roth-goldenen Farben, die Friedrich Wil helm IV. getragen, werden auch heut noch von ihnen in den Schmutz getreten; „die schwarz-roth-goldene Affenschande" ist auch heut noch die innerste Herzens empfindung sämmtlicher Feudalen. Lug, Trug, Heuchelei und Rechtsverachtung ist auch heut noch ihre Losung. Die ganze Ostentation ist daher nichts weiter, als ein elender Schachzug; ein Strafparlament, als Schreckmittel für die deutschen Mittelstaaten, in ganz ähnlicher Weise, wie 1849 und 1850 die Bun desreform und daS deutsche Parlament gegen Oestreich und die Mittelstaaten war. Darum nur immer festgestanden, du herrliches deutsches Volk! Der AuferstehungStag deutscher Frei heit und Einheit wird von einem ganz andern Manne eingeläutet werden, als von dem Herrn v. Bismarck. Von jenem Manne, der es begriffen haben wird, daß auf bundesmäßigen Wege Deutschland nie zu einigen ist; von jenem Manne, der den Muth haben wird, das historische Recht in Deutschland zu zertrümmern, um das Volksrecht an seine Stelle zu setzen. Dann wird die Stunde des deutschen Parlamentes geschlagen haben, Deutschlands schönster und herrlich ster Tag nach Jahrhunderte langem Leiden, Jammer und Elend anbrechen, — Germania'- Auferstehungstag. Dippoldiswalde. Wir erfahren, daß ein am 8. d. Mts. im nahe gelegenen Dorfe Paulshaip vorgekommener schneller Tod des 2 jährigen Kindes der dort wohnhaften unverehelichten Lohse der Behörde Anlaß zu gerichtlichen Erörterungen gegeben hat, in Folge deren und auf Veranlassung der Staatsanwalt schaft am 11. die gerichtsärztliche Sektion des Kinder leichnams stattgefundeu hat. Es hat sich hierbei her ausgestellt, daß fortgesetzte Entziehung der Nahrung, verbunden mit Mißhandlungen, welche mehrere Brüche rc. im Gefolge hatten, die schreckliche Todesursache dieses armen Kindes geworden ist! Die unnatürliche Mutter ist in gerichtlichem Gewahrsam, ein anderes Kind derselben aber fremden Leuten zud Pflege übergeben worden. — Unser Jahrmarkt, der vom Wetter unge mein begünstigt wurde, war sehr besucht, aber trotzdem hörte man Klagen, daß die Geschäfte für die Verkäufer nicht gut gegangen wären. — Am Jahrmarkts-Dienstag, 10. April, früh gegen 4 Uhr, weckte die Sturmglocke die Bewohner unserer Stadt. In dem 1 Stunde von hier gelegenen Dorfe Hermsdorf war gegen 3 Uhr Nachts in der Schirrkammer des ehemal. Heimann'schen Gutes Feuer auSgebrochen, das schnell um sich griff und die Scheune und Wirtschaftsgebäude dieses Gutes, sowie alle Ge bäude des benachbarten Ulbrich'schen und das Wohn haus des Püschel'schen Gutes in Asche legte. Aus Dippoldiswalde ist eine Spritze nicht abgesendet worden, weil das Feuer zu spät bemerkt worden und Hülfe nicht mehr möglich gewesen sei. — Die diesjährige Holz flöße, geleitet durch Hin. Oberförster Matusch in Bärenfels, hat am Freitag begonnen und Sonntag Mittag ist die ganze Quantität (ca. 1000 Klaftern) am Bestimmungsorte in Dresden angelangt gewesen. Man nimmt wohl an, daß von 1000 Klaftern gegen 20 — 25 Klaftern heim Flößen verloren gehen.