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WeWll-GnsWer Anzeiger Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. Der.Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.50, bei Abholung in den Geschäfts stellen Mk. 1.25, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäft,- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiscrl. Postanstalten und die Landbriefträger entgegen. A> Silage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt". — AnzeigengebUhr für die 6gespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Reklametcil die Zeile 30 Pfg. Die 2gejpaltene Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. 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Die Kauzlerrcde im Deutschen Reichstage über die auswärtige Lage hat, von dem radikalen Flügel der Sozialdemokratie abgesehen, allgemein befriedigt. Nicht nur die Vertreter aller bürger lichen Parteien des Reichstags, nicht nur die bürgerliche Presse Deutschlands, sondern auch die des gesamten Auslandes begrüßt die Rede wegen der dankenswerten Klärung, die sie verbreitet hat. Die starke Betonung der Bündnistreue Deutsch lands gegenüber Oesterreich-Ungarn und Italien war notwendig geworden, nachdem der französische Ministerpräsident Poincaree vor einigen Wochen das Einvernehmen der Mächte der Tripleentente so uuchdrucksvoll hervorgekehrt hatte. Es war auch geboten durch die böswilligen Ausstreuungen über angebliche Zerwürfnisse zwischen den Drei- bundstaäten. Ganz im Einvernehmen mit der Politik Bismarcks, der den Dreibund nicht nur gegründet, sondern der auch wiederholt betont hatte, daß ein starkes Oesterreich-Ungarn ein Lebensbedürfnis für Deutschland sei, hob auch Herr v. Bethmann Hollweg hervor, daß Deutsch land entschlossen an die Seite seiner Verbündeten treten würde, sollte deren Existenz bedroht werden. Der Kanzler nannte in seiner Rede weder Rußland noch Serbien, Angriffe des sozialdemo kratischen Redners auf Rußland wies später der Staatssekretär v. Kiderlen-Wächter entschieden zurück; aber jedermann wußte, wer und was ge meint war. Dabei unterließ es der Kanzler nicht, immer aufs neue hervorzuheben, daß eine all- seitige befriedigende Einigung unter den Groß mächten sicher zu erwarten wäre, und daß nach dem bisherigen Verlauf der Aussprachen der Ausbruch eines europäischen Krieges in das Ge biet der gänzlichen Unwahrscheinlichkeit gehöre. Wenn der deutsche Reichskanzler aber erklärte: ; Sollten sich, was nicht zu hoffen ist, unlösbare Gegensätze ergeben, so ist es Sache der im ein zelnen Falle interessierten Mächte, ihre Ansprüche zur Geltung zu bringen, so gab er damit die Möglichkeit zu, daß Oesterreich mit der Waffe in der Hand Serbien zur Respektierung seiner For derungen nötigen könnte. Diese Erklärung aus dem Munde des deutschen Reichskanzlers wird hoffentlich in Belgrad nicht ungehört verhallen, trotz des verblendeten Hochmuts, der dort die Gemüter beherrscht. Sollte es Serbien gleich wohl zum äußerste« kommen lassen, und in dem Kriege Rußland sich auf Oesterreich stürzen, dann würden gemäß dem Bündnisverträge Deutschland und Italien mit ihrer gesamten Wehrkraft dem bedrängten Bundesgenossen zur Hilfe eilen; denn dann würde Deutschland nm seine eigene Stellung und Sicherheit in Europa fechten. In diesem Zusammenhangs war die spätere Erklärung des Staatssekretärs v. Kiderlen von hoher Bedeutung, daß während der Balkankrise Deutschlands Be ziehungen zu England besonders vertrauensvoll waren. Rumänien steht an der Seite des Drei bundes. Der Gesamteindruck der bedeutungsvollen Neichstagssitzuug vom 2. Dezember war im hohen Maße erfreulich Er hat dem deutschen Volke die Gewißheit gebracht, daß das Reich den Frieden will und den Krieg nicht zu scheuen braucht; daS Ausland aber hat aufs neue er fahren, daß der Dreibund fest zusammcnhält, und daß derjenige sich in die denkbar größte Ge fahr begibt, der den Frieden Europas freventlich zu brechen wagt. Sie BaldauereiWifft. Die Uneinigkeit der Balkaastantea ist weit früher vingetreten, als es selbst Ken ner vorausgesehen hatten. Um Saloniki, des sen Besitz jeder der beiden Konkurrenten be ansprucht, ist zwischen Bulgarien und Griechen land ein heftiger Streit entbrannt. Der Kon flikt soll sich bereits derartig zugespitzt haben, daß die bulgarischen Unterhändler versuchen, Griechenland durch den Abschluß eines Sepa ratvertrages mit der Türkei zuvorzukommen. Die türkische Neuerung, der dieser Famiften- streit der beiden Waffenbrüder nur willkommen sein kann, setzt derweilen in aller Stille ihre Rüstungen in Asien sort, um den Verbünde ten auch dann nicht bedingungslos ausgelie fert zu sein, wenn im Falle des Scheiterns der Einigungsverhandlungen griechische und serbische Truppen die Bulgaren vor Tscha- taldscha unterstützen und vereint mir ihnen den Einzug in Konstantinopel zu erzwingen suchen sollten. Griechenland, das zu den Kriegskosten bis her nicht entfernt soviel beigetragen hat wie Bulgarien und noch über verhältnismäßig mr- verbrauchte Truppen verfügt, möchte durch sei nen Widerstand gegen einen Waffenstillstand Bulgarien zur Fortsetzung des Krieges und damit zur vollen Erreichung seiner ehrgeizigen Pläne zwingen. Griechenland ist daher nicht geneigt, die Blockade der türkischen Häfen wäh rend des Waffenstillstandes aufzugeben, wäh rend das durch die Kriegsverluste stark er schöpfte Bulgarien im Interesse einer baldigen Wiederherstellung des Friedens dazu bereit ist. Ferner wird d'.e griechische Armee in kürzester Frist einen entschiedenen Vorstoß gegen Janina in Epirus unternehmen, wo die Türken zur zeit die Bergkette von Pesta besetzt halten. Müssen sie die Höhen aufgeben, dann werden sie sich in die Außenbefestignngen von Janina zurückziehen, die seinerzeit auf Veranlassung des deutschen Generalfeldmarschalls v. d. Goltz angelegt wurden und den Griechen vielleicht ähnliche Schwierigkeiten bereiten werden, wie die gleichfalls von Deutschen angelegten Be festigungen des Berges Tarabosch. Eine Tat beS Wahnwitzes ist die Beschießung der albanesischen Haupt- und Hafenstadt Valona durch ein griechisches Kanonenboot als Protest gegen die von Oester reich-Ungarn und Italien bereits anerkannte Unabhängigkeit Albaniens. Albanien hat mit der Proklamierung der Unabhängigkeit sich in den Schutz der europäischen Großmächte ge stellt, die Griechenland daher durch sein unbe greifliches Bombardement in schwerster Weise herausgefordsrt bar. Mit der von Bulgarien gewünschten Aufhebung der Blockade der bul garischen Küste des Schwarzen Meeres erklärte sich die Türkei in Baktschiköj sofort einversta«'- den gegen die Bedingung, daß gleichzeitig auch die Blockade der epirotisch^lbanesischen Küste eingestellt würde. Bulgarien wünschte die Einstellung, Griechenland vollzog sie nicht nur nicht, sondern reizte auch noch ohne feden praktischen Sinn und Zweck die Albanesen aufs heftigste. Der österreichisch-serbische Gegensatz dauert fort. Serbien hat nicht nur trotz des immer dringlicher erhobenen Einspruchs Oesterreichs cksriatische Häfen besetzt und die Besetzung bis zum heutigen Tage ausrecht erhalten, sondern es hat auch bereits seine Bevollmächtigten für die Verhandlungen über den Friedensschluß bestimmt, in den: eine besondere Klausel die Abtretung des Küstenstriches von San Gio vanni di Medua bis Durazzo an Serbien ent haften soll, Die Unterzeichnung des Wafseustillstandsvertrages ist in Baktschiköj Konstantinopeler Meldungen zufolge am Dienstag nachmittag erfolgt. In Uebereinsttmmung damit war aus Sofia ge meldet worden, daß dort die Entscheidung der Bevollmächtigten über Waffenstillstand oder Fortführung der Feindseligkeiten zu der oben genannten Stunde erwartet wurde. König Fer dinand war zu der entscheidenden Sitzung persönlich in Tschataldscha erschienen. Die griechischen Intrigen sowie die Aussprache über die Forderung Bulgariens, die Zufuhr der Lebensmittel an die Tschataldscha-Armee au' der Eisenbahn von dem Adrianopeler Bahnhof aus bewerkstelligen zu können, da der Transport auf Ochsenkarren zu zeitraubend sei und es infolge einer Rinderseuche an Zug ochsen mangele, verzögerten den Abschluß des Waffenstillstandes. An diesen sollen sich die Friedensverhandlungen unmittelbar ««schließen.. Schatten. Der Bericht des österreichischen Konsuls in Prizrend, dessen Veröffentlichung unmittelbar bevorstebt, soll so schwere Rechtsverletzungen Serbiens gegen Oesterreich feststellen, daß ein außerordentlich ernster Schritt Oesterreichs in Belgrad zu erwarten ist. Die Blätter fordern, König Peter müßte gezwungen werden, in voller Gala auf der österreichischen Gesandt schaft in Belgrad zu erscheinen und wegen des Geschehenen um Verzeihung bitten. — Die „Köln. Ztg." sagt, wenn Oesterreich vor Ser bien die Segel streiche, verliere es als Bundes genosse für Deutschland an Wert. Ein Wort Rußlands genügte, um Serbien zum Einlenken zu bestimmen; aber Rußland bade dies Wort noch nicht gesprochen und England und Frank reich bemühten sich nicht, es ibm zu entlocken. TageSgeschichte. Der Kaiser ist am Dienstag mit der Kaiserin aus Süddeutsch- land und von dem Besuch der Großherzogin- Witwe Luise von Baden nach Berlin zurückgekehrt. Mittags fand zu Ehren des Kronprinzen Fer dinand von Rumänien, der auf der Rückreise von der Beisetzung der Gräfin von Flandern in Brüssel die Rcichshauptstadt besuchte, im Neuen Palais zu Potsdam ein Frühstück statt, an dem u. a. auch der Reichskanzler von Bethmann Holl weg und der Staatssekretär v. Kiderlen-Wächter teilnahmen. Am morgigen Donnerstag begibt sich der Kaiser für einige Tage nach Bückeburg zum Besuch des Fürsten Adolf zu Schaumburg- Lippe. Der Kaiser über Religion und Kirche. Die Aeußerungen des Kaisers bei seinen: Be such in der Schweiz gegenüber dem Professor Meyer-Zürich über seine Stellungnahme zu Reli gion und Kirche kamen in der Zweiten sächsischen Kammer zur Sprache. Der nationalliberale Ab geordnete Nitzschke hatte vor einigen Tagen bereits diese Aeußerungen erwähnt. Ihre Richtigkeit war aber vom Kultusminister angezweifelt wor den. Der Abgeordnete hatte sich darauf an Professor Meyer gewandt und von diesem fol genden Bescheid erhalten: Der Kaiser habe in der Tat gewünscht, daß die Prediger dem Volke nicht soviel Dogmen predigen, sonder« es dara« gewöhnen möchten, sich bei allem zu frage«, was Christus dazu sage. Anderseits betonte freilich auch der Kaiser, daß die Kirche die festen Formen nicht entbehren könne. Dies müsse man der Objektivität wegen hinzufügen, umsomehr, da damit auch die letzte Entscheidung im Falle Traub übcreinstimme. Ein neues Zeppelin-Lustschiff „Sachsen". Das in Friedrichshafen auf Stapel liegende neue Verkehrsluftschiff „Sachsen", das im Februar nächsten Jahres seine Rundfahrten durch die Sächsische Schweiz beginnen wird, soll nicht zur Ablieferung an die „Delag" kommen, sondern durch einen Neubau ersetzt werde«, da die Heeres verwaltung das Schiff abnimmtt Aus den Passa- gierkabine« wird ein Bombenraum und eine Telefnnkenstelle gemacht. Gleichzeitig liegt für die Marine ein Zeppelin von 26 000 Raum metern auf Stapel, der auf der oberen Plattform Maschinengewehre aufnehmen soll. Noch in die sem Winter finden Wurfübungen mit mehreren 1000 Kilogramm Sprengmitteln auf einem Schieß platz von einem Zeppelinschiffe aus statt. Die Massendesertioneu in Frankreich, die schon einmal das Parlament in Paris be schäftigt haben, haben nunmehr zur Einbringung eines Antrages geführt, wonach Deserteure und solche, die sich selbst verstümmelt haben, um sich dem Heeresdienst zu entziehen, ihres Wahlrechtes verlustig gehen sollen. Dieser Antrag, der einer Kommission überwiesen wurde, fand die volle Billigung des Kciegsministers Millerand, der bedauerte, daß die sozialistische Pariei zwar die Massendesertionen als Phantastereien hinstellte, aber kein Wort des Protestes gegen die Heeres- flucht finde. Die Pulverfrage in Frankreich geht nach einer Auslassung des Marincministcrs Delcassee nunmehr ihrer Lösung entgegen, sodaß keine Beunruhigung der Massen vonnöten sei. Da das verdächtige Pulver überall ausgeladen sei, böte das neu cingeschiffte Pulver jede Sicher heitsgarantie; infolgedessen sei die Ausrüstung der Flotte für jedes Bedürfnis ausreichend. Das indische Flottengeschenk an England, das drei Dreadnoughts und neun Panzerschiffe umfassen sollte, scheint in der Phantasie englischer l Flottenschwärmer entstanden zu sein, die durch die Verbreitung einer solchen Nachricht die in dischen Fürsten gewissermaßen zu dieser „Gabe" zwingen wollten, denn zahlreiche« indische« Ma haradschahs ist vo« dem Plane, England ein großes Flottengeschenk zu machen, nichts bekannt. Judien kann das Geld für andere Zwecke auch besser gebrauchen, denn die Folgen der letzten großen Hungersnot mache« sich dort «och immer bemerkbar. Rücktritt des gesamten japanischen Kabinetts. Die japanische Regierung ist zurückgetrctcn, nachdem der Kriegsminister schon vorher seinen Abschied gegeben hatte, weil seine Kollegen sich gegen den Plan, zwei Divisionen ständig in Korea zu stationieren, ausgesprochen hatten. Die Minister sträubten sich, um das Prinzip der strengen Sparsamkeit in allen Fragen aufrecht zu erhalten. Der Premierminister Saijom ver mochte nun keine« Ersatz für den zurückqetretcnen Kcicgsminist-r zu finden, da alle Offiziere sich mit diesem für solidarisch erklärten und in Japan nur ein Offizier Kciegsminister sein kann. Da die Armee nicht «achgab, blieb dem gesamten Kabinett nichts anders übrig, als zu demissionieren. Sächsischer Landtag Zweite Kammer. Dresden, 8. Dez. Das Haus setzt die Beratung des Volksschulgesclzes bei K 48 fort der von dem Schulvorstand und seinem Wirkungskreise handelt. Die Zwiichendeputation beantragt, daß der Unter richt an einigen der letzten Tage des Schul- ja rrs öffentlich stattftnden solle, an Steile der bisherige« Prüfungen. Ein Antrag Heitner besagt, daß der Vor sitzende des Schulvorstandes oder ein anderes Mitglied desselben die Kasse während des Unterrichts besuchen darf. Ministerialdirektor Dr. K rcts ch in a r bit tet um Annahme der Regierungsvorlage. Abg. Döbler (natt.) tritt für den An trag Hettner ein und Abg. Barth (lons.) bittet, alte, bewährte Schulbücher nicht aus der Schule zu entfernen. Abg. Koch (fortschr. Vp.) wendet sich gegen das Beaufsichtigungsrecht des Schuivor- stan)es. Dadurch werde der Unterricht gestört, und Mißhell gleiten ließen sich kaum vermeiden. Abg. S ch ö n 1 e l d (kons.) versteht, daß den Lehrern das Aufsichtsrecht des Geistlichen noch sympathischer ist, als das des Schuivor- standes; denn der Geistliche sei doch ein studier ter Mann und Pädagoge. Die Abstimmung ergab die Annahme der Me> r, eitsantnige und des Antrages Heitner. § 49 handelt von der Zusammensetzung des Schulvorstandes. Die Mehrheit beantragt Stres-