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Sächsische Elbzemmg Ständige Wockenbeilsgen: .Unterhaltung und Wissen", Nichterscheinen einzelner Nummern infolge hlhercr GcwaU, Gtteik, Slnssperrung, BetrieieftSrung usw. berechtigt nicht zur Kürzung des Bezugspreises oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeitung - . 7. > Unterhaltungsbellage", Ygg Leben lM Bild Kus der Welt der Frau", Illustrierte Sonntagsbeilage 2 Tageblatt für die Mrrtzält die amtlichen Bekanntmachungen für sen St^dttar, da, «mk,geriqi da, Ha»»tzoLamt Bad Schandau und da« Finanzamt Sebnitz. — Bankkonten Etadtbank — Stadtgirokaffe Nr. 18 — OMchMche »enoftenschaftidank Zweigniever. lafsung Bad Schandau — Postscheckkonto: Dreien »»827 Fernsprecher: Bad Schandau Nr. 22 — Drahtanschrift: Elbzeitung Bad Schandau Erscheint täglich nachm. 8 Uhr mit Aurnahm« der Sonn- und Feiertag«. — Bezug,- prei, l>» NM.) halbmonatlich in, Hau, gebracht SO Pfg., für Selbstabholer 80 Pfg. 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Oktober 1927 71. ^akryang -f» linteWU kr „PmchO WM" Belm Abendessen von der Katastrophe überrascht Der italienische Dampfer „Principcssa Mafalda" ist, wie schon in unserer gestrigen Rummmcr gemeldet wurde, WO Kilömctcr von Bahia entfernt auf einen Felsen aus gelaufen, explodiert und gesunken. Rn Bord befanden sich nahezu 1200 Personen, darunter 968 Passagiere. Das Unglück ereignete sich um 7 Uhr abends südamerikanischer Zeit, als gerade die meisten Passagiere sich beim Abend essen befanden. Durch die cintrctcndc Dunkelheit wnrdc das Ncttnngömcrl ausserordentlich erschwert. Die Passa giere stürzten sich auf die Boote und Planken, andere sprangen in Schwimmwesten über Bord. Der Dampfer gab sofort Hilfc(S. O. S.)-Nnfe, ans die vier grosse Schiffe sofort hcrbciciltcn. Zuerst traf der französische Dampfer „Formosc" ein, der 120 Schiffbrüchige aufnahm. Weiter hin kam der deutsche Dampfer „Athena" zu .Hilse, der -100 Passagiere an Bord nehmen konnte. Als dritter hals das englische Schiff „Empire Star" den Passa- gieren der sinkenden „Mafalda". Die Scheinwerfer des brasilianischen Kreuzers „Nio Graudc do Sul" ermög lichten cs, in weitem Umkreise nach den noch überlebenden Schiffbrüchigen bis nach Mitternacht zu snchcn. Bergungsarbeiten bei Nacht. Das Nettungswcrk gestaltete sich außerordentlich dramatisch, da die „Mafalda" in sehr kurzer Zeit unter» ging. Sofort nach der Explosion legte sich das Schiff zur Seite. Alles lief zu den Rettungsbooten, so daß die Offiziere mitderWassclNdcrHand für Ordnung sorgen mußten. Nach eine»: alten Secmannsbrauch müssen zuerst Frauen und Kinder bei einem Schiffsunter gang in die Rettungsboote gebracht werden, dann die männlichen erwachsenen Passagiere, darauf die Schiffs- besatzung und dann erst der Kapitän. Die Passagiere bestanden zum größten Teil aus italienischen Auswanderern, die im fernen Amerika eine neue Heimat finden wollten. Auch der berühmte Tenor Gigli soll sich auf dem Dampfer befunden haben, um in Buenos Aires Konzerte zu geben. Soweit bisher bekannt ist, waren keine Deutschen an Bord der „Mafalda". * Wettere Einzelheiten zu dem Untergang der „Mafalda". Widersprechende Meldungen über die Zahl der Opfer. London, 26. Oktober. Ueber den Untergang des italie nischen Dampfers „Principessa Mafalda" werden noch folgende Einzelheiten -bekannt: Die Katastrophe ereignete sich gegen 7 Uhr abends, als die Passagiere beim Abendessen versammelt waren. Das Schiff ist -anscheinend sehr schnell untergcgange», so daß ein Teil der von Panik ergriffenen Passagiere, nicht mehr s» der Lage war, die Rettungsboote zu erreichen, um die sich -zwischen den übrigen Passagieren ein wilder Kampf entspann. Eine -ganze Anzahl Passagiere sprang mit Schwimmgürtcln versehen über Bord. Der Bordfunker versah seinen Dienst bis zum letzten Augenblick und sandle Hilferufe nach -allen Seiten aus, die auch von zahlreichen Schiffen aufgcfangen wurden. Alle Gereitete», bekanntlich 720 an der Zahl, sind nach Rio de Janeiro gebracht -worden. ich Von den 068 Passagieren bcnutitcn 52 die erste und 80 die zweite Klasse. Die restlichen 827 waren Zwischcndcckpassagiere, vorwiegend Auswanderer nach Argentinien. Gleichwohl kann die „Principessa Mafalda" nicht als -Auswandercrschiff ange- sprochcn werden. Von dem Londoner Büro der „Navigazionc Generale Jta- liana" wird erklärt, -daß -auf dem Schiff alle modernen Sichcr- hcilsvor-kehrungen getroffen -waren und daß es nur durch Zu sammentreffen einer Reihe außerordentlich unglücklicher Um stände möglich war, daß eine so große Anzahl von Personen -bei dem Untergang -cs Schiffes ihr Leben verlor. Eine Mitteilung aus Bahia -besagt, daß das Unglück sich oberhalb von Abrolhos im Staate Bahia ereignete, -in beträchtlicher Entfernung von dec Küste. London, 26. Oktober. Die bisher hier vorliegenden Be richte über den Untergang der „Principessa Mafalda" geben noch immer lein klares -Bild- über die Zahl der Todesopfer. Während verschiedene Meldungen von etwa 500 Vermißten sprechen, besagt ein Funksprnch des französischen Dampfers „Formosa", daß nahe zu alle Passagiere und die Mannschaft gerettet worden seien. Ein -weiterer Junkspruch eines der am Nettungswerk beteiligten Schiffe bestätigt, daß der Untergang auf eine Kessclexplosion zu- , rückzuführen ist. Dagegen steht noch nicht fest, ob die Explosion durch das Auslaufen des Dampfers auf ein Felsenriff oder durch Ucberflutung des Maschinenraumes infolge eines -Schrauben bruches verursacht wurde. Vor dem Büro von Lloyds wartet eine große Menschenmenge ans neue Meldungen über die Kata strophe. Der Schisfsvcrsichcnmgsmarkt in London erleidet durch -de» Untergang der „Principcssa Mafalda"" beträchtlichen Schade». Der Schiffskörper war mit 80 000 Pfund Sterling in Italien versichert. Italienische Gesellschaften waren Rückversiche rungen in London cingcgangen. Auch die Ladung des Dampfers ist -mit einer bedeutenden Summe versichert gewesen. Agram. Die hiesige Vertretung der „Navigazionc Gene rale Jtaliana" gibt bekannt, daß unter de» Passagieren der „Principcssa Mafalda" sich 3-1 Jugoslawen befanden. Die letzten aus Ncwyork und anderen Orte» vorliegenden Meldungen über die Zahl der Opfer bei dem Untergang der „Principcssa Mafalda" lassen noch immer -keine Schlüsse auf de» wirklichen Umfang dcr Katastrophe zu. Fest steht bisher nur soviel, daß der französische Dampfer „Formosa" Gerettete an Bord genommen hat, Ler deutsche Dampfer „Altona", der kurz nach der „Formosa" an dcr Unglücksstelle eintraf, soll 200 Ge rettete -an Bord genommen haben. Während eine scheinbar offi zielle Meldung »och vor kurzem von nur 58 Tote» sprach, liegt jetzt eine Ncwyorkcr Meldung vor, wonach 146 Todesopfer zu be klagen seinen. Wie weiter gemeldet wird, sollen sämtliche Passa giere der ersten Klasse gerettet sein. Nach anderen Berichten befinden sich unter den Toten 30 Mann der Besatzung, die zur Zeit dcr Kessclexplosion im Maschinenraum tätig waren. Es muß darauf hingcwicscn werden, daß anscheinend nur zensierte Nachrichten durchgelassen werden. Wie ein Gerücht be sagt, soll der italienische Botschafter die brasilianische Negierung um Zensur gebeten haben, bis endgültige Klarheit über das Un glück herrscht Wie weiter aus Nom ergänzend gemeldet wird, sollte die „Principcssa Mafalda" schon in nächster Zeit durch das neu erbaute Motorschiff „Augustus" ersetzt werden. Ein Tele gramm aus Rom besagt ferner, daß sich unter den Passagieren dcr ersten Klasse mehrere -Argentinier befanden, die von den Feierlichkeiten in Genua nach ihrer Heimat zurückkchrcn wollten. * Trie st, 26. Oktober. Das Blatt „Jl Piccolo", das in seiner heute mittag erschienenen Extraausgabe Lie Nachricht von dem Untergang Ler „Principessa Mafalda" brachte, wurde noch vor der Ausgabe von dcr italienischen Sicherheitspolizei beschlag nahmt, trotzdem -das Blatt nur das offizielle Stcfani-Commnni- quä abdrucktc. Das breite Publikum hat die Nachricht von dem Unglück erst aus den Nachmittags-blättern erfahren. Nur noch 34 Vermißte? Nach neueren Meldungen aus Nio de Janeiro wurde dcr größte Teil dcr aus der „Principcssa Mafalda" befindlichen Per sonen gerettet. Man rechnet sogar nur mit 34 Vermißten. Der 12 OOO-Tonucu-Dampfer gehört zu den modern sten Schiffen, die die italienische Handelsflotte besitzt - Die Niesendampfer Voit 20 000 Tonnen und darüber ver kehren fast nur auf dem nördlichen Atlantik zwischen Europa und den Nereiuiateu Staate«. Die Größe von Das Nnglücköschiff „Principcssa Mafalda". 12 000 Tonnen ist bei Dampfern, die nach SUdamerlla fahren, ziemlich selten. Die „Mafalda" besaß eine außer» ordentlich luxuriöse Ausstattung in den Sälen und Ka binen. Natürlich faßte das Zwischendeck die meisten Passagiere; hier befanden sich die Auswanderer. Unter den Zwischendcckpassagieren sollen übrigens die meisten Toten zu beklagen sein. Dcr Dampfer war 150 Meter lang, 17 Meter breit und fuhr mit einer Geschwindigkeit von 18 Seemeilen. Oie letzten (Schiffskatastrophen. Ein derartiges Unglück, wie jetzt bei Bahia, hat sich in der Geschichte der Schiffahrt seit 13 Jahren nicht er eignet. Damals ging dcr Dampfer „Empreß ofIre - land" bei Nacht und Nebel im St. Lorcuzstrom (Kanada) unter. Dabei sind über 1000 Personen ertrunken. Un vergeßlich wird dcr Untergang des englischen Schiffes „Titanic" bleiben, das auf seiner Jungsernreise von Liverpool nach Newhork auf einen Eisberg stieß. Die „Titanic" hatte 2000 Passagiere an Bord und war im Jahre 1912 der größte Handclsdampscr dcr ganzen Welt. Uber 1600 Passagiere ertranken, weil sich nicht genügend Rettungsboote an Bord befanden. U. a. ertrank auch der amerikanische Multimillionär Astor, der sich gerade auf seiner Hochzeitsreise befand. Uber dem Dampfer „Ma falda" schwebte schon immer ein Uuglücksstcrn. Das Schwcsterschisf des Dampfers ging schon beim Stapellauk unter. Vor sieben Jahren wurde bereits gemeldet, daß die „Mafalda" auf eine Mine ausgelaufen wäre. Die Nachricht wurde später dementiert, aber jetzt ist der Untcraang des schönen Schiffes traurige Gewißheit gc- worde«. Nationale SeSanftenIorigireit Saftei» unü Skalen. Unsere vom Reiche abgctrennten Volksgenossen führen einen geradezu verzweifelten Kampf gegen die Unwissenheit nnd Gleichgültigkeit, mit dcr sich dcr Durchschnittsdcntsche wappnet, wenn er gezwungen ist, sich mit den verhängnis vollen Folgen des Versailler Vertrages zu befassen. Es soll hier gar nicht von den vielen die Rede sein, denen Politische Fragen gefühlsmäßig so fern liegen, daß sic nicht begreifen können, welches schweren Vergehens gegen ihr Volk sie sich schuldig machen, wenn sie unberührt von den Vorgängen in der großen Welt in ihren egoistischen Tagessvrgen anf- gehen. Viel schlimmer noch ist cs, wenn diejenigen Personen, Remter und Behörden, welche die Aufklärung der Bolksmassen berufsmäßig betreiben nnd für die Entwicklung der öffent lichen Meinung mit verantwortlich sind, in dieser Hinsicht versagen. Denn Irrtümer und Unwahrheiten, sind sie erst durch die Druckerpresse gegangen, wirken fortzeugend Böses bis ins Unabsehbare, auch wenn ihre Quelle längst mit be wiesener Widerlegung verstopft worden ist. Immer wieder ist es der deutsche Osten, von dem man nichts Genaues weiß, von dem viele auch gar nichts wissen wollen. Während man in Danzig und Memel das Letzte au Besitz und seelischer Spannkraft hingibt, um der Väterscholle das bodenständige Deutschtum zu erhalten, setzt man im Reiche den Erfolg von vornherein aufs Spiel, indem man dem Gegner durch Unachtsamkeit und sträfliche Gleichgültigkeit willkommene Waffen in die Hand drückt. Sv erschien vor wenigen Wochen in einer großen nationalgerichteten Berliner Z'-ituug eine Karte der polnischen Festungen, auf der Danzig als „an Polen abgetretene Festung" bezeichnet war. Die Entgleisung ist um so unbegreiflicher, als Danzig schon seit den neunziger Jahren nicht mehr Festung ist nnd bei den Verhandlungen über das Munitionslager auf der Westerplatte der Umstand, daß die Stadt auch gegenwärtig nicht den Charakter eines befestigten Platzes hat, die wichtigste Verteidigungswaffe der Danziger Regierung bildete. Nicht »linder beschämend ist die Blöße, die sich die Herausgeber einer Denkschrift znr Einweihung des Tannenbergdenkmals (!) gaben, als sie eine Karte mit der