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V4.tz«hroa»p. M.«» Eoimtag. 2 MS« 1950 »raptanlckirtft: Nachricht«, Lrr«dni Frrnlprechrr- Sammet,lummer: >t»44i Rur ür Rach grwrdch«! Rr. »vv>> EckirtNleitung u -auvtne,cht»««stelle: Lrciden - N. » Mar.enltraße »«/«» Be«Uk,»aebtI»r vom ». bl« I». Mar, lWO de, täglich zwetmaligcr ttusleiiung irrt -au« l.7» Ml. Potlbe,ug«vret» jür Monat MLr, n.4» MI. etnjcht. v« Ptg. Pollgebühr »ohne Poit,ufte>tung»gebühr>. Ltiuei,mmmer Id Ptg. außerhalb Dresden» 40 Ptg. Anzetgenvreüe: Die «„»eigen werden nach Goldmarl berechnet' die eiwvatitge so mm breite Zette SS Ptg., tür auswärt» 4« Psg. stamltten- an»eigen und Slellengciuche ohne Rabat« ld Ptg., äußert,alb SS Pta. die so mm breite Reklame,etie 40" Pta., außerhatb SSO Pta. Oltertenarbüdr SV Pta AuSwSrttae «ut'rSge gegen Var»u«be»ahlun Druck u. Serlag: Lievich » Retcharbi, Dresden Potttcheck-rtta >o«8 Dresden Rachbrua nur mit beuli.Que .enangabe Lresdn. Rachr-l,Ul ttlig. Unverlangte Lchnittlücke werden nicht autbewahri bei Klnbtnbttrg WrteifWerbespttchWg Rolopstr M Rettung »es KablnM vrabtmolcknng nnuvrvr SorUnvr Sokrlktleltung Berlin. 1. März. Reichspräsident v. Hindenburg empfing heute vormittag nacheinander den Führer der ZentrnmSiraktion. Dr. Brüning, und den Führer der Deatschen Bolkspariei. Dr. Scholz. Wie an zuständiger Steile verlaute«, hat der Reichspräsident gegenüber beiden Herren der Meinung Ausdruck gegeben, dah dem Gedanken eines NotopierS zuzustimmen sei, weil es im Sinne der Volksgemeinschaft liege, wenn die sestbeloldetcn Kreise des Volkes ein Qpier für die Erwerbslosen brächten. Zwar lügt man in der Wilhelmstrake Hinz«, dab der NeichsprSstdent weit davon entfernt sei. sich in den Streit der Parteien einzumischen, und lediglich seine Meinung als Staatsbürger geändert habe. Vs besteht jedoch kein Zweifel darüber, bah sine solche MetnnngSSntzernng Hinb?nb»rgs »in hochpolitischer Akt ist. durch de« eine Regie» r»naSkrtse verhindert werden soll. Die Deutsche Bolks Partei ist dadnrch in eine sehr schwierige Lage gekommen. Praktisch bedeutet die Stellnnanahme Hindenburgs einen Besehl. und es wird schwer sekn angesichts dieses Vorganges, den Widerstand gegen die Politik der Linken ivrtznirtzeir. Ans Gründen der Rechtlichkeit Müllen icdoch verschiedene Gesichtspunkte hervorgcbobcn werden, einmal handelt es sich bei dem Rotopfcr darum, das? IW Millionen schien n»»d diese IW Millionen Desizit. die infolge der sozialdemokratischen Finauzmibwirt^chaft vor allem entstanden sind nnn plötzlich auf Kosten anderer Bevölkernngstcile gedeckt werden sollen. Man könnte einer solchen Absicht dann zultimme». wen» eine wirk liche Sanierung der Reichsanstalt lür Arbeitslosenversicherung unmittelbar daran geknüpft sei. aber »ach Lage der Dinge ist an eine Sanieruna nicht gedacht und deshalb wird immer wieder von .seit zu Zeit eine neue Aktion zur Ausfüllung der Defizitkallcn der RcichSanstalt notwendig werden. Vs würde damit ein gefährlicher Präzedenzfall geschaffen sein «nd für die Linke geradezu ein Freibrief ent stehen. dnrchgreiscnde Sanierungen hinauszuschiebcn und das Loch in der stalle durch Notovseraktioncn zn stopfen. Unter diesem Gesichtspunkte ist das Eingreifen des Reichspräsidenten, das wohl auf starken sozialdemokratischen und Zentrumsdruck zurückznsühren ist. zwar ein Zeugnis der tiefen sozialen Einstellung Hindenbnrgs, das aber ans der anderen Seite von der Linken sicherlich nicht im Sinne des Reichspräsidenten ausgewertet werden dürste. Demgegenüber verlautet über die Gestalt, die das Not- opserprojekt anncl,men soll, jetzt noch folgendes: Es soll ein Zuschlag von etwa Prozent aus die Einkommen steuer der Beamten und Festangestellten erhoben werden. Die ursprünglich vorgesehene Grenze von etwa 7W Mark Monatseinkommen lost wesentlich herabgesetzt werden, so dah selbst schon Monatseinkommen von S5V Mark vom Rotopsrr ersaht würden. Für Gehälter bis z« LA» Mark würde demnach ein Zuschlag nicht erhoben werden. Rach vor sichtigen Schätzungen würde die fehlende Summe vv« IW Millionen, die aus diele Weise erzielt werden soll, nur nm ei« geringes überschritten werben. Ob der Plan, die durch das Rotopfcr hcrcinzuholende Summe im nächste« Jahr durch ent sprechende Steuersenkungen sozusagen znrttckznzahle«, ausrecht- erhalten werden kann. Ist eine Frage, die im Moment noch ganz ungeklärt ist. Anscheinend wird man diese Fra-" erst bei Ansstcllnug des nächsten Etats der Beantwortung zusühren. Die ReMIaMntlibi, der BolkSparlri telegraphisch einberufen Berlin, 1. März. Im Anschluh an den Empfang ihres Parteivorsitzenden Dr. Scholz beim Reichspräsidenten hielt der Fraktionsvorstand der Deutschen Volkspartei heute mittag eine Sitzung ab. in der Dr. Scholz über seinen Be such Bericht erstattete. Als Ergebnis dieser Besprechung wird mitgeteilt, dah sich an der Haltung der Deutschen Volkspartci zum Notopfer nichts geändert habe. Der Fraktionsvorstand hat beschlossen, die Rcichstags- fraktion aus den morgigen Sonntag nachmittag Uhr tele graphisch einzuberusen. Erfolg verpflichtet Da sagt man immer, das? die Länderpolitik mangels grober Ereignisse langweilig geworden sei. Und doch zeigt sie auch in kleinen Verhältnissen immer neue Seilen. Eben hat sich in Sachsen die politische Buhne mit gewaltigem Ruck gedreht. Alle Bindungen sind gerissen, neue knüpfen sich an. In und zwischen den Parteien hat ein grobes Tauziehen be gonnen. Die einen wollen nach links, die anderen »ach rechts. Während aber sonst bei solche» Kraftproben auch in der poli tischen Arena die stärkeren Bataillone den Ansschlag geben, isl cs in der Sachienpolitik gerade umgekehrt. Je kleiner die Partei, um so gröber ihr Einslnb. Der Parlamentarismus als volksgewollte Mchrhcits Herrschaft hat hier mit einem sonderbaren Salto mortale seine» Sinn ins Gegenteil ver kehrt. Fünf Nationalsozialisten ans der einen Seile und vier Demokraten ans der anderen halten das Schicksal des Landes In der -Hand. Und weil sie incht zuiammcnpasse» und sich gegenseitig nicht leiden mögen, drehen wir uns mit unserer Kris« im Kreise. Dabei ist nicht wegzirlcugncn, dab die politische Unduld samkeit aus der linken Seite »och gröber ist als auf der äubersten rechten. Wenn die Nationalsozialisten gegen einen demokratischen Innenminister Einspruch erheben, dann gehen die Demokraten noch weiter und halten es mit ihrer Würde nicht vereinbar, mit de» ..Nazis" — wie sie im Vvlks- mund heiben — irgendeine Regiernngsgeineinschaft einzu gehen, auch wenn sie noch so lose ist. Obwohl unsere „linken" Sozialdemokraten i» Sachsen, mit denen sich die Demokraten koalitionsmäbig verheiraten wollen, in Ton und Gebärde gewib nicht zarter sind als die in ihren Augen unmög lichen .Hitlerleute. Man versteht cS, dab alte Parteien mit einer stolze» Traditio» neu ansstrebeiidc Bewegungen als politische Parvenüs mibachle» und sich ihnen gegenüber in Reserve Hallen. Aber mil diesem vornehmen Sich-cin- ander-nicht Kennen oder gar mit einem politische» Boykott kommt man an den Problemen nicht vorbei, die der National sozialismus der Gegenwart sie»!. Er Er ebenso wie die Deinvkratlc ans varlamciilarischcm Boden ans dem Bolks- willcn erwachsen, und wenn er jetzt an seinem 10. Geburts tag trotz starker Rückschläge sich in stürmischem Fortschritt eins Stellung erobert hat, die sich zunächst in einigen Ländcr- parlamenten — später vielleicht auch im Reichstag — in wachsendem Einslub answirkt. dann sollte man sich nicht mit Schimpfen begnügen, sondern den Ursachen dieser Er scheinung nachgehcn und daraus für sich Lehren ziehen. Mit der Redensart, das; in Zeiten wirtschaftlicher Not, wie wir sie jetzt durchleben, der Weizen des Radikalismus blüht, ist noch nichts erklärt. Wir beobachten das, bei den letzten Wahlen in Ländern »nd Gemeinden die Sozialdemokratie stationär geblieben und das; der Kvmmnnismiis trotz des RadauS. den er ans den Straben macht, zahlcnmäbig zurück- gcgangen ist. Nur der NechtsradilalismnS bat Fortschritte gemacht, und zwar in so starkem Mabe, dab er die Partei demokratie längst überflügelt hat. Warn»; hat der demo kratische Gedanke, der nach dem Kriege das deutsche Volk begeistern konnte, seine Zugkraft verloren, und warum zün den auf einmal die Parolen der .Hakcnkrcnzler? Es mus, doch etwas darin liegen, was der Stimmung »nd den viel leicht iinbcivubtcii Bedürfnissen der Massen entgegenlommt. Wo steckt das Geheimnis dieses Erfolges? Wenn man eine »alionalsozialistische Werbeveriammlung aufmerksam beobachtet, dann wird einem manches darüber klar. Da dränge» sich Männer und Frauen aus den ver schiedensten Ständen und Bernsen, nicht nur jugendliche Hcis;- spvrne, sondern lebcnSgcrcistc Menschen aller Altersstufen, und laben sich hinrclbe» von Empfindungen, die in zehn jähriger Trlbiitknechlichnst sab in Vergessenheit geraten sind, die aber tics in jedem deutschen Herzen schlummern. Solche verschüttete Gefühle des Patriotismus auch in der marxistisch vernebelten Prolctarierseelc wnchznrüttcln, ist eine Kunst, die hier mit Erfolg geübt wird. Dabet sind die aubenpvlitischen Gedankengänge gewib keine Realpolitik. Sic gehen nicht von den vorhandenen Möglichkeiten ans und schieben oft übers Ziel. Aber sie finden günstigen Boden, weil sie den Funken des W Verstandes gegen die Vergewaltigung von auben zur lodernden Flamme entfachen, im Gegensatz zu der stumpf sinnigen ErfüllnngSpvlitik. die sich resigniert in Deutschlands Sklavenrolle fügen will Und ebenso zündet der mit manchen Ucbcrtrribitiigc» betonte Gedanke der Wehrhaftigkeit. Die auch in Acnbcrlichkcitcn sestgchaltcnc Erinnerung, bah wir im Grunde doch ein waftenstarkcs Volk sind. daS lm Lause seiner Geschichte nicht gewohnt war, jedes Unrecht willenlos über sich ergehen zu laben. Undel immer starken Widerhall. Wieder im Gegensatz zur demokratischen Ideo logie, die sich nur allzu leicht einem knochenerwelchenden Pazifismus hingibt Hier wird der tolstoianlschen Auffassung unserer Politik, dah man dem Bösen keinen Widerstand Maffenftucht aus -ein Sowjetreich Soldaten und Bauernscharen »urchdrechen die polnische Grenze Warschau, 1. März. Wie die „Expres, Porannn" meldet, hat gestern nacht bet Lnninicc eine aus 20 Soldaten be stehende Abteilung der Sowielgrcinwache unter der Führung ihres Kommandanten die Grenze überschritten und sich beim polnischen Pollzctkommando in Luntnice gemeldet. Die Soldaten erklärten dort, das; sie sich schon seit längerer Zeit mit der Absicht getragen hätten, die Reihen der Noten Armee »u verlassen. Die Soldaten würden in Sowsetruhland völlig ungenügend ernährt. NeberdicS hätte man sie neuerdings gegen die Bauern geführt, die sich gegen die Enteignungen verteidigen wollten. Da die Soldaten daraufhin -um Teil den Gehorsam ver weigerten »nd nicht gegen die Bauern kämpfen wollten, habe man die Disziplin derart verschärft, dah sie zu Sklaven herabgewürdigt würden. Ein Teil der polnischen Prelle bringt ferner Alarm- nachrichtcn über massenhafte Grcnzüberschrcitungcn weisi- rnssischcr Bauern ans Sowiclrubland »ach Pole». Die Bauern flüchten aus ihrer -Heimat wegen der von den Sowjet behörden durchgcsührtcn Kollektivierung der landwirtschaft lichen Betriebe. Dt« Sowsetgrer. ,wachen seien aus das Dreifache verstärkt worden, um Grenzüberkchreilnngen zu verhindern. Wer bei einem solchen Versuch ergriffen werde, würde von den Lowtetwacken unbar»,herzig ntedergeschossen. In Polen rechnet man damit, dob die Zahl der Flüchtlinge weiter anstetgrn werde. In polnischen Regiernnaskreiien wirb an gesichts der schweren Wirtschaftslage der Plan erwogen, ein Konzentrationslager kür die Flüch,singe zu schaffen NrberdteS soll auch die Nansen-Expedition kür diese politischen Flüchtlinge interessiert werden. Die WotwodschaftSbchürden der Grenzbezirke sind übrigens von der Regierung an gewiesen worden, Delegierte an die Grenze zu entsenden, um genauere Informationen einzuholen. Aus Moskau wird ferner berichtet, dab die Sowjets wie gegen die Religion, so folgerichtig auch gegen alle Kunst ver gingen, die sich ihrem Programm nicht durchaus fugen will. Sv hat der Stadtsowjet von Moskau das theatralische Studio der bekannten Schauspielerin Icrmolvwa schlichen lallen. Be gründung: die Schauspieler haben sich seit Bestehen der Republik nur einmal an dem Umzug am Jahres tag der b o l s ch c w i st i s ch c n Revolution beteiligt: sic haben Stücke von nicht ausgesprochen kvmmunisttschcm Eharaktcr gespielt: sic haben die bolschewistische Ideologie vernachlässigt. Die Petersburger Isaakökathedrale, die schon lange in ein Museum iimgcwandelt wurde, wird der Schauplatz eines historischen Experiments werden. Man wird in ihr nächstens den berühmten Pcndclversuch wiederholen, den Foucault vor 70 Jahren im Pariser Pantheon vornahm. Es ist nicht recht cinzuschen, was hierdurch erreicht werden soll» wenn nicht die demonstrative Herabwürdigung einer Kirche zum Ex- perimcnticrsaal. MWonarmorö in China London. 1. März. Fünf von Banditen verschleppte Mitglieder einer katholischen Missionsstation des -lingtak- bczirkcs sind nach In der römisch katholischen StatGn In Hong kong enigcgangenen Mittcllnngen ermordet worden ES handelt sich dabei »m den Bischof Versiglta einen Pater und drei chinesische Nonnen Die Banditen hatten zuerst versucht. Lösegeld für die Gefangenen zu erhalten und als ihnen das mihlunaen mar hatten sie kurzerkand alle süns Personen ermordet Der Bischof stammte ans Ma«'and und batte in China 2ü Jahre MtssionStättgkett hinter sich.