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Sächsischer Landes-Anzeiger : 17.07.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-07-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188507175
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18850717
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18850717
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-07
- Tag 1885-07-17
-
Monat
1885-07
-
Jahr
1885
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 17.07.1885
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.1t°R«S.—S.2al,MW. AbonnementSpreiS: Der unparteiische — jeden Wochentag Abend (mit den» Datnm des folgenden Tages) zur Versendung gelangende — Landes«Anzeiger »nt Beiblättern kostet bei de» Ansgabestellen in Chemnitz und den Vororten SO Pfennige monatlich; -ei der Post 60 Pfg. (10. Nachtrag 4526b.) Verlag: Alexander Wiede, Buchdruckcret, Chemnitz. Sächsischer M-es-AMMr mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Freitag, 17. Juli 1885. JnsertionspreiS: Raum einer schmalen Korpuszeile IS Pfg.) — Reklame (lspaltige Petitzeile) 30 Pfg. — Bei Wiederholung großer Annoncen Rabatt- Bei Bestellungen von Auswärts wolle man Jnsertionsbetrag (in Briefmarken) beifügen (>e 8 Silben Korpusschrift bilde» ca. 1 Zeile). Annoncenannahme! nur bis Vormittag- Expedition und Redaktion: Ehemnih, Theaterstrabe Nr. 48. Telegramm-Adr.: Wiede'- Anzeiger, Chemnitz; KciWtrr! „Tägliches Unterhaltungsblatt" und himmM Wricks Siimtiigstitatt „Lustiges Bilderbuch". Amtliche Bekanntmachungen sächsischer Behörden. Im Handelsregister für de» Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 2790 die Firma A. Benzin in Chemnitz und als deren Inhaberin Frau Amalie Agnes verehel. Benzin geb. Schußler daselbst, Inhaberin eines Kleiderhandelsgeschästs, eingetragen. Chemnitz, am 14. Juli 1835. Das Königliche Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 2083 verlautbart, daß die Kaufleute Herr Oskar Gustav JustuS Wessel und Herr Ernst Friedrich Böckclmann in Chemnitz in die Firma Gunst L Rosenkranz daselbst als Mitinhaber eingetreten sind, daß letztere nunmehr Gunst, Wessel L Böckelmann firmirt, sowie, daß die bereits eingetragenen Prokuristen, Herr Carl Johannes Emil Lehme, Herr Emil Max Merker und Herr Julius Leister auch die neue Firma in der Weise zeichnen können, daß stets zwei Procuristen der Firma ihren Namen bcizusügen haben. Chemnitz, am 14. Juli 1885. DaS Königliche Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Foiium 2791 die am IS. Mai 1885 errichtete Firma Hering L Göpel in Chemnitz (untere Actienstraße Nr. S) eingetragen und zugleich verlautbart, daß die Metavwaarensabrikanten Herr Johann David Hering und Herr Gottfried Moritz Göpel daselbst Inhaber der Firma sind. Chemnitz, am 14. Juli 1885. Das Königliche Amtsgericht. Im Genossenschaftsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts ist heute aus Folium 55 der Verein „Eigner Heerd" in Chemnitz als „juristische Person" eingetragen worden Chemnitz, am IS. Juli 1885. Das Königliche Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute aus Folium 1380 vcrlautbart, daß Frau Marie Lina verw- Kuntze gcb. Uhlig in Chemnitz die Firma Aug. Kuntze daselbst aus dem Nachlasse des bisherigen Inhabers derselben, Herrn Friedrich August Kuntze's, zur Fortführung übernommen hat. Chemnitz, am 14. Juli 1885. Das Königliche Amtsgericht. Im Handelsregister für den Landbczirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute aus Folium 362 die am 11. Juli 1885 errichtete Firma M- M. Moßig öl Co. in Neustadt eingetragen und zugleich vcrlautbart, daß Herr Moritz Martin Moßig und Herr Ernst Louis Reinhardt daselhst, Besitzer eines Wirkereimaschinen-Fabrikationsgeschäfts, Inhaber der Firma sind. Chemnitz, am 14. Juli 1885. Das Königliche Amtsgericht. , Heute Freitag, den 17. Juli, Vormittags 9 Uhr sollen im Auctionssaale des Justizgebäudes hier 28000 Stück Cigarren, 8 Sack Tabak, 12 Sack Wall nüsse, 25 Packete Schnupftabak, 5 Kisten Primtabak, 2 Faß Syrup, 2 Faß Senf, 1 Faß Rum, 1 Faß Kirschsaft, 2 Faß Gurken, 5 Faß Schmierseife, 5 Kisten Riegelseife, 4 Kisten Käse, 3 St. Schweizerkäse, SO St. Romatour- käse, Sardinen, Delicateßheringe, 300 Fl. Sclterswasser, SO Fl- Jamaikarum, 30 Paar Holzpantoffeln, 1 Brückenwaage, 1 Tafelwaage, 1 Ladentafel mit Marmorplatte, 1 Eisschrank, Möbel, Betten, 1 Nähmaschine, Uhren, Pfand scheine u. V. m. zur öffentlichen Versteigerung gelangen. Der Gerichtsvollzieher bei dem König!. Amtsgericht Chemnitz. Gesucht wird der am 3. August in Röhrsdorf bei Chemnitz geb. Schul knabe Hermann Otto Bauer, Sohn des Strumpfwirker Hermann Emil Bauer, zuletzt in Stelzendors aufhältlich. Es wird im Betreiungssall um Nachricht gebeten. Chemnitz, am 14. Juli 1885. Das Königliche Amtsgericht. Telegramme des Landes-Anzeigers. Vom 15. Juli. Wien. Gegen den Bczirkshauptmann von Cpalato Baron Conrad ist seitens des dortigen Kreisgerichts die Einleitung einer strafgerichtlichen Untersuchung wegen Mißbrauchs der Amtsgewalt ein geleitet worden. Der Angeklagte ist ein Sohn des Unterrichtsmini- sters. Er soll bei den Reichstagswahlen für die Kroaten Partei ergriffen haben. Auch wurde eine Untersuchung gegen einen der Polenpartei angehörigen Bczirkshauptmann in Zloczaw eingeleitet. Wien. Der Professor der Nationalöconvmie, Lorenz von Stein, geht, siebzig Jahre alt, in Pension. Paris. Germain's Antrag, die Grundsteuer durch eine Erhöhung der Alcoholsteuer zu ersetzen, wurde heute von der Kammer mit dreihundertsünf gegen hunderteinundzwavzig Stimmen ver worfen. Paris. Heute wurde Büranger's Statue auf dem Square du Temple eingeweiht. Dabei wurden von Spuller sowohl als dem Sainepräfecten Poubelle Reden gehalten. Paris. Verschiedene Blätter der Radicaleu tadeln Brisson, weil er der gestrigen Einweihung der Statue Volta irr's fcruge- blieben ist. Auch ist mau in radicalen Kreisen nicht wenig erstaunt darüber, daß Louise Michel und Genoffen zum 14. Juli nicht begnadigt worden find. London. Den „Times" zufolge geht das Gerücht, daß die Russen mit einer größeren Macht nach Zulficar vorgerückt sind und dabei persisches Gebiet behandelt haben, als sei es russisches. Die britische Grenzcommission begiebt sich in die Nähe von Herat. In Askabad kommen russische Verstärkungen an. Der Umstand, daß die Russen unter dem Deckmantel friedlicher Versicherungen ihre Kriegs - rüstungen betreiben, verwirrt die Afghanen; dieselben find zwar be sorgt, aber entschlossen. Man glaubt, daß Oberst Alichanow ge willt ist, einen Krieg zu provociren, indem er den Czaren täuscht. London, den 16. Juli. Der „Daily Telegraph" behauptet in seiner heutigen Nummer, daß die Verhandlungen über die afghanische Frage eine ernste Wendung genommen hätten, weil Rußland Ansprüche auf eine Stellung erhebe, die ihm thatsächlich die Herr schaft über den wichtigen Zulfikarpaß geben werde. Dieses aber halte Salisbury unvereinbar mit dem zwischen Lord Granville und Gier- getroffenen Ausgleich. Rußland habe verlangt, diesen neuesten Streitfall der Grenzcommission zu unterbreite». England sei versöhnlich, aber fest. London, den 16. Juli. Die „Times" melden, daß alle Mächte außer Rußland i« eine neue egyptische Anleihe gewilligt hätten. Berlin, den 16. Juli. Nach einer Nachricht des Reuter'schen Bureaus aus Teheran sollen in den letzten vierzehn Tagen beträchtliche Bnstärkungen in Merw und Pulikhisti eingetrvffeu sein; vier Regi menter englische Infanterie sind von Kabul in Herat eingetroffen. Neue Schritte zum Ausgleiche im ckircheustreite. Der gewaltige Principienkampf zwischen dem Staate und der päpstlichen Kirche in Deutschland beziehentlich Preußen ist zwar rein negativ verlaufen, denn aus dem Gebiete der den preußischen Staat und die katholische Kirche bewegenden Principien hat man sich that sächlich auch nicht ein Haar breit genähert, wohl kann man aber mit Freude und Genugthuung feststellen, daß in der Praxis beide Gegner allmählich die Hindernisse zu beseitigen bestrebt sind, welche sich einem gedeihlichen Wirkender kirchlichen Institutionen entgegenstellten. Be kannt ist, daß seit einigen Jahren die verwaisten Bischofstühle von Trier, BreSlau, Fulda und Limburg mit neuen Oberhirten besetzt und daß außerdem eine große Anzahl katholischer Geistlicher von den staatlichen Anforderungen dispensirt und in ihre Aemter zurückgelasseu wurden. Au diese friedlichen Maßregeln reihen sich weitere, wonach der Papst Leo den früheren Erzbischof Paulus Melchers von Köln, besten Begnadigung und Wiedereinsetzung die preußische Regierung für unmöglich erklärt hat, nach Rom berief und in die Ernennung des Bischofs Krementz von Ermeland zum Erzbischof von Köln willigte. Als ein Act von großer Bedeutung für die fernere Entwickelung des Verhältnisses zwischen Staat und Kirche muß auch der Erlaß des Bischofs von Paderborn au die Geistlichen seines Sprengels be trachtet werden. Dieser Erlaß besagt, daß die Geistlichen die Studirenden der katholischen Theologie zur Absolvirung des Trienniums auf einer vom Preußischen Staate anerkannten Universität anhalten, also doch allmählich die Bedingungen geschaffen oder doch erleichtert werden sollen, welche die Staatsregierung für die Besetzung der geist lichen Aemter stellt. Es steht wohl auch zu erwarten, daß diese Mahnung des Bischofs von Paderborn auch von Seiten der anderen Bischöfe ergehen wird, um die Wiedcrbesetzung der noch verwaisten katholischen Pfarrstellen zu erleichtern und auf diese Weise die Schäden des Kirchenstrcites zu lindern. — Der heikelste Punkt im preußischen Kirchenkampfe scheint die Wiederbesetzung des Bischofsstuhles von Posen bleiben zu wollen. Diese Bischofsfrage fällt nach der lieber- zeugung der preußischen Regierung ganz und gar mit der polnischen Frage in Posen zusammen und wird voraussichtlich die preußische Krone nur einem solchen Candidatcn für die Erzdiöcese Posen ihre Zustimmung geben, der weit ab von der Polnischen Sache steht. Eine Art Primas der Polen wird sicher niemals Erzbischof von Posen werden. Diese wichtigste noch offene Frage im Kircheustreite kann ohne Zweifel nur durch den erleuchteten, friedliebenden Sinn der obersten Autoritäten von Staat und Kirche gelöst werden, wie dies auch bei der Neubesetzung der Erzdiöcese Köln geschehen ist. Die Einmischung der Agitation und gegenseitigen Verhetzung der unteren Regionen in dem gütlichen Ausgleich ist hoffentlich nicht mehr mächtig genug, um weitere friedliche Schritte im Kircheustreite zu verhindern. Die Zeit des Kampfes, des Zertrümmerns und Vernichtens zwischen Staat und Kirche ist doch Wohl nun endgültig vorbei, denn sonst würde man nicht die erwähnten friedlichen Marksteine erblicken. Wer es aber dennoch unternehmen sollte, diese unselige Zeit wieder heraus zubeschwören, der wird dem Fluche der Nation verfallen, die ein Recht hat, einig zu sein in allen ihren Gliedern. Politische Rundschau. Chemnitz, den 16. Juli. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm wurde am Dienstag bei seiner Ankunft im Schlöffe zu Coblenz nur von den obersten Spitzen der Civil- und Militärbehörden empfangen. Nach der Tafel unternahmen die Majestäten eine gemeinschaftliche Spazierfahrt im Glacis. Mittwoch fuhren der Kaiser und die Kaiserin durch die Rheinanlagen. Zum Diner waren die Spitzen der Behörden befohlen. — Durch Erlaß im Reichsanzeigcr übernimmt der Kaiser das Protectorat über die im nächsten Jahre in Berlin abzuhalteude große akademische Jubiläumskunstausstellung, die hundertste, und genehmigt, daß der Kronprinz zum Ehrenpräsidenten eines besonderen Eh.cncomitee's ernannt werde. — Ueber die Person des künftigen Statthalters von Elsaß-Lothringen werden Tag für Tag die verschiedensten Nach richten laut. Bis jetzt hat die überwiegende Aussicht noch immer Fürst Hohenlohe-Schillingsfürst. — Im Palais des verstorbenen Prinzen Friedrich Karl am Wilhelmsplatze in Berlin sieht es jetzt sehr einsam aus. Der Marstall ist erheblich reduzirt, die Pferde sind fast sämmtlich verkauft und namentlich von Officieren angekauft worden. Die persönlichen Adjutanten des verstorbenen Prinzen haben je eins von den besten Reitpferden als Geschenk erhalten. Die Beamten und Bediensteten mit Ausnahme derjenigen, welche bereits über zehn Jahre im Dienste sind und welche in demselben verbleiben, erhalten Pension oder Wartegeld. — Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" beschäftigt sich in einem längeren Artikel mit dem Herzog von Cumberlaud und constatirt wiederholt, daß an eine Welfenherrschast in Braunschweig nie und nimmer zu denken sei. Unter Anderem schreibt sie: „Uns ist der Plan nicht unbekannt, den die Führer der Welfenpartei an die Wiederherstellung ihrer Herrschaft im Herzoglhum Braunschweig knüpfen. Sie glauben im Besitze des HerzogthumS der preußischen Regier ung und dem Bundcsrath das Leben so sauer machen zu können, daß sie eS erreichen, sie mürbe zu machen, so daß die Preußische Regierung schließlich zu irgend einer Zeit, wo sie sich durch innere oder äußere Krisen gefährdet fände und von schwacher Hand geleitet wäre, sich zu einer Theilung Han- nover's verstehen würde, infolge deren der östliche Theil der Provinz mit Hauptstadt, vielleicht mit Ausnahme des Bremer und Stader Landes, an Braunschweig überlassen würde." — In EmS ließ bekanntlich vor einigen Tagen vor dem Wagen des Kaisers ein unter den Badegästen befindlicher Manu einen Krug mit Erde hinfallen Nach ärztliche» Feststellungen ist der Mann geisteskrank. Er leidet an religiösen Wahnvorstellungen und glaubt im göttlichen Aufträge gehandelt zu haben. Er habe den Kaiser warnen wollen, so giebt er an, vor einer großen, im Monat August 1886 hereinbrechenden Ueberschwemmung. Das Verfahren mit dem Kruge erklärte er, sei in der Bibel vorgeschriebe», wo es im neun zehnten Capitel von Jeremias heiße: „Gehe hin und kaufe Dir einen irdenen Krug vom Töpfer sammt etlichen von den Aeltesten des Volkes" rc. und: „den Krug sollst Du zerbrechen vor den Männern, die mit Dir gegangen find." -- — Der deutsche Eonsul in Kamerun, vr. Büchner, der Reisegefährte v,-. Nachtigall bis zum Kamerun, ist mit dem Dampfer „Ella Woermann" in Hamburg eingetrvffeu. vr. Büchner klagte bereits seit längerer Zeit über seinen Gesundheitszustand und sucht deshalb Deutschland zur Erholung auf. — Freisinnige Nationalliberale werden sich zuerst wieder bei der Reichstazsersatzwahl für den verstorbenen freisinnige» Abgeordnete« Mohr im Wahlkreise Homburg v. d. Höhe messen, da die National liberalen fest entschlossen sind, dem freisinnigen vr. Thilenins einen Gegcncaudidaten ihrer Partei gegenüberzustellen. Der Name desselben ist noch nicht bekannt. — Verschiedene Anzeichen weisen darauf hin, daß die sächsische Regierung, um das stricte Verbot der Sonntagsarbeit zu um gehen, Anweisung zu einer schärferen Handhabung der schon bestehenden SonntagSgesetze gegeben habe. Aus verschiedenen Städten meldet man ein Einschreiten der Polizei in Fällen, wo man so lange «in Auge zudrückte, daß das Verbot eigentlich vergessen worden war. — Das preußische VolksschullehrerpensionSgesetz, welches vom letzte» Landtage beschlossen ist und kürzlich die Geneh migung des Kaiser» erhalten hat, gilt nicht für die Lehrer der so genannten Mittelschulen. Wie es heißt, wird ein bezügliches Gesetz dem nächsten Landtage unterbreitet, das zugleich die Stellung der Mittelschullehrer endgültig regelt. Die Berliner Maurermeister haben in einer erneuten Ver sammlung abermals beschlossen, mit der Streik-Commission der Maurergesellen nicht zu verhandeln und die Lohnforderungen nicht zu bewilligen. Es arbeiten schon wieder über zweitausend Gesellen. — Schon längst ist bemerkt worden, daß die süddeutschen Hand werker fast durchgängig nichts von Zwangsinnungen wissen wollen, ja selbst den Innungen überhaupt große Theilnahmlosigkeit entgegeu- bringen. In letzterer Beziehung ist nun allerdings eine Besserung eingetreten, dagegen wollen die Meister jenseits des Mains von den obligatorischen Innungen trotz aller Aufforderungen auS Norddeutsch land nichts wissen. In diesem Sinne haben sich auch jetzt erst wieder die' fränkischen Bäckermeister auf ihrem Verbandstage in Würzburg ausgesprochen, sich dagegen für freie Innungen erklärt. — Die Kölner Handelskammer spricht sich in ihrem Jahresbericht nicht gerade günstig über die neuen Zollerhöhungeu auS. Sie schreibt: „Die günstigen Getreideernten haben allerdings eine Steigerung des Preises bisher ferngehalten: weniger günstige Ernten in den Getreidehaupt- productionsgebieten in Verbindung mit einem verdreifachten deutschen Ein gangszoll dürften jedoch über kurz oder lang ein gegenseitiges Resultat zur Folge haben. Der Export von Jndustriecrzcugnissen hat sich in einzelnen Branchen allerdings gesteigert, allein viele Exporteure mußten sich mit sehr bescheidenem Nutzen begnügen. ES steht daher zu fürchten, daß, wenn die wesentlich erhöhten Eingangszölle auf Rohstoffe und Holzsabrikate erst ihren vollen Einfluß,geltend gemacht und andere Länder ihre Repressivmaßregeln in Vollzug gesetzt haben werden, die deutsche Export-Industrie sich eines Rückschlages nicht wird erwehren können." — Der „Reichsanzeiger" bringt verschiedene Beispiele von der polnischen Agitation gegen das Deutschthum. Wir heben die folgenden Zeilen hervor: „Die Angabe der „Schlesischen Zeitung", daß Ende Mai die Orgel in der katholischen Kirche zu Laurahütte in einer boshaften und schmutzigen Weise zer stört und verunreinigt worden, beruht auf Wahrheit. Als Berüber dieses Frevels sind zwei Arbeiter, Kasprzyk und Nowak zu Laurahütte ermittelt und verhaftet. Wie der erstere von Beiden eingestanden, sind dieselben durch Zusicherung einer Belohnung von dreißig Mark zu diesem Werke gedungen worden, uni den für den ersten Pfingstfciertag in Aussicht genommenen deutschen Gottesdienst unmöglich zu machen." ' — Ein Posener Blatt polnischer Zunge will Einsicht in ein vertrauliches Rundschreiben eines westpreußischen LandratheS erlangt haben, durch welches die Verhaftung des Afrikareisenden Rogozinkski, falls dieser sich im Kreise sehen kaffen sollte, augcordnet wird. Die Sache ist wenig glaublich. Oefterretcb-Ungarn. Die ungewöhnliche Hitze hat die mimosenhafte Empfindlichkeit der nationalen Ehre der Prager Tschechen aufs heftigste erregt und sie haben eine neue großartige Verletzung des tschechischen Genius in Prag entdeckt, die zu rächen der „Pokrok" heute mit seiner spitzigsten in Galle getauchten Feder auS- rückt. Man höre! Die Prager Hausherren und Wohnungseigen- thümer begehen in dem „goldenen slavischen Prag" die Ungeheuerlich keit, an ihren Hausthoren Zettel mit der deutschen Aufschrift: „Hier ist eine Wohnung zu vermietheu" aufzuhängen. Der „Pokrok" meldet dieses Verbrechen an der tschechischen Nation nnd droht — ja womit droht ein tschechisches Blatt zunächst? — es werde, um das Uebel mit der Wurzel zu vernichten, die Namen jener Hausherren dem tschechischen Volke deuunciren und sie an den nationalen Pranger stellen, welche noch fernerhin daS Verbrechen begehen sollten, an ihren Haus thoren anzukündigen: „Hier ist eine Wohnung zu vermiethen." Das Ideal das „Pokrok" wäre wohl, wenn er schon so weit wäre, die Fremden in Prag auf einen Zettel aufmerksam machen zu können, welcher daS Curiosum ankündigt: „Hier ist ein Deutscher zu sehen." Schweiz. Unter den schweizerischen Arbeitern hat sich i« Betreff der Ausweisung der Anarchisten aus der Schweiz ein Zwiespalt erhoben. Während in Zürich eine angeblich vom Grütli- Verein eiuberufene Arbeiterversammlung dem Bundesrath wegen dieser Maßregel ein Mißtrauensvotum ausspricht, protestirt die Zofiuge» Section dieses Vereins mit aller Energie gegen den betreffenden Beschluß und weist mit Abscheu jede Gemeinschaft „mit solchen elenden feigen Lumpen und ihren Anhängern" von sich. „Wir ziehen eS vor," sagen die Zofinger, „unser Brot auf redlichem Wege zu verdienen und unsere Ziele mit ehrlichen und redlichen Waffen zu erkämpfen." Ja der Präsident der Zofinger Sectio» hat sogar beantragt, ein jedes Mitglied, welches irgendwie Sympathie für die Anarchisten zeigt, sofort aus dem Verein auszustoßen. In seinen Centralstatuten sei der Zweck desselben klar und deutlich vorgezeichnet. Bon Meuchelmord stehe nichts darin. Frankreich. Augenblicklich ist in Ostafien Alles still, wenigstens liegt keine bedeutendere Nachricht von dort vor. Mit den Anamiten wieder gut Freund zu werden, wird seine liebe Nolh haben, aber ewig kan« doch kein Krieg geführt werden und so werden auch die Franzosen, abgesehen von der Bestrafung der Rädelsführer, ein Auge zudrücken und fünf ein« gerade Zahl sei« lassen müssen. Nicht sehr verlockend ist freilich die Bevölkerung von Anam und ihr Charakter; sie ist ebenso hinterlistig, wie rachgierig und grausam. Das wird sich noch oft genug zeigen, so daß die Pariser Regierung noch Manche» wird vertuschen müssen. — Das Nativ nalfest und seine Feier am Dien-tag ist in Pari» wirklich ohne störenden Zwischenfall vorüber«
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