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.'M UIHmtz -Zkitms Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhnt in Dippoldiswalde, 52. Jahrgang Dienstag, den 9. Februar 1886 Nr. 15. Mk NttlliWkim- des KoD>ißm-GMr». Es ist unbestreitbar eine erfreuliche Thatsache, daß ein Theil unserer Mitbürger wegen ihrer politischen Bestrebungen seit dem 1. Oktober 1878 unter einem Ausnahmegesetz stehen und daß die Neichsregierung zu der Ueberzeugung gekommen ist, daß das Ausnahme gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie bis zum 31. September 1891, also auf weitere 5 Jahre verlängert werden soll. Indessen dürfen wir bezüglich der Wirkungen dieses Gesetzes uns keinen falschen Humanitätsanwandlungen hin geben und uns durch die scheinbare Gutartigkeit der Sozialisten nicht milde gegen sie stimmen lassen. Sie mögen nach noch so vielen Beschönigungen suchen, so bleiben die Sozialisten doch eine Partei der Revolution auf allen Gebieten, und wenn man sich gewissenhaft darüber Rechenschaft ablegt, was Revolution heißt, und zu welchen Folgen sie führen kann, so wird man auch die Vorbeugungsmaßregeln billigen, welche jene soziale Revolution zu verhindern geeignet sind. Oder sollen wir vielleicht warten, bis die sozialrevolutionären Theorien in blutige Praxis umgeschlagen sind? Oder kann ein ernsthafter Mann daran glauben, daß die Reformen (?) der Sozialdemokraten friedlich durchzu setzen seien, wie die sozialdemokratischen Wortführer verkünden? Das wäre dieselbe Weisheit, als wenn Jemand die Grundmauern eines Hauses umstürzen und den Bewohnern desselben weiß machen wollte, das Haus werde dadurch fester stehen!!! Um Uebrigen muß bezüglich der Sozialistenaffaire in Deutschland betont werden, daß das Sozialistengesetz durchaus nicht die drakonische Strenge enthält, die ihm seine Gegner andichten. In der Hauptsache bezweckt das Sozialisten gesetz weiter nichts, als die Fernhaltung sozialdemo kratischer Rädelsführer aus einigen Großstädten, die Unterdrückung der aufreizenden sozialdemokratischen Zeitungen, sowie die Verhinderung ausgeprägter sozial demokratischer Versammlungen, weil man auf diese Weise der Verführung der untersten Volkskreise am wirksamsten vorzubeugen hofft. So ist den Sozial demokraten die Theilnahme an den öffentlichen An gelegenheiten durchaus nicht versagt, wie das Vor handensein von 24 sozialdemokratischen Abgeordneten im Neichtage beweist. Dort können sie ihre Weisheit zum Besten geben und ihre famosen Anträge stellen. Im Reichstage reden die Sozialdemokraten allerdings mit einiger Zurückhaltung, da sie keine ihnen blind lings folgenden Massen vor sich haben. Der gefähr liche Einfluß an gewisse ihnen blindlings folgenden Volksmassen, die Gelegenheit zur verführerischen Auf forderung an die rohe, wilde Begehrlichkeit, soll ja ober gerade den Sozialdemokraten entzogen werden und zwar so lange, als bis sie sich als ehrliche Ar beiterpartei konstituiren, die auf dem Boden der be stehenden Gesellschaftsordnung Reformen für die Ar beiter erstrebt. Deshalb muß einfach die Verlänge rung des Sozialistengesetzes als eine politische Noth- wendigkeit anerkannt werden. aufwärts ins Weißeritzthal und weiterhin nach Alten berg, wo es gleichfalls an Komfort für Wanderlustige nicht fehlt. — Unsere Teiche sind bei allem Witterungs wechsel fortwährend der Sammelpunkt munterer Schlitt schuhfahrer, die bei Sonnen- und — Fackelschein, mit und ohne Musik ihrem kräftigenden Sport obliegen. Gestern sollte sogar Doppelconcert stattfinden, so daß Stadt- und Feuerwehrkapelle abwechselnd elektrisirende Weisen aufspielen wollten, allein ein um Mittag sich einstellender Schneefall, mehr ein Schneegeriesel, ver hinderte die erwartete Belustigung. Möge der frische Winter seine Zeit richtig aushalten, er hütet Gesundheit und Frohsinn besser, als ein flauer und unentschiedener Vorfrühling. — Bekanntlich ist der Hilfslehrer Herr Wagner an hiesiger Stadtschule wegen Krankheit seit Anfang Dezember v. I. beurlaubt. Die dadurch in den Klaffen IVa und V u entstandene Lücke ist bisher theils durch Kombination mit den parallelen Klaffen, theils durch Ueberstunden einzelner Lehrer übertragen worden. Da ein solcher Zustand sich für einen längeren Zeit raum nicht wohl durchführen läßt, so beantragte der Schulausschuß die Anstellung eines Vikars. Da Schul- amtskandidalen nicht zu erlangen waren (was den besten Beweis liefert, daß von einem Ueberfluß an Lehrern durchaus nicht die Rede sein kann), so hat sich, wie wir zu unserer Freude hören, Herr Lehrer «wer. Schneider hier bereit finden lassen, einen Theil der Vakanzstunden in Klaffe IV rr zu übernehmen, wo durch wenigstens bei dieser Klasse die durchaus nicht ersprießliche Kombination mit Klasse IVb reduzirt wird. Der Genannte hat heute sein Vikariat begonnen. — Es empfiehlt sich bei Annahme von Einmark- Stücken aus den Jahren 1879, 1881 und 1882 eine genaue Prüfung, da jetzt sehr sauber nachgeahmte falsche Einmark-Stücke mit diesen Jahresbezeichnungen kursirrn, die sich fast nur durch ihren etwas bläu lichen Schein und leichteres Gewicht von den echten unterscheiden. Rabenau. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat Januar des Jahres 1886 328 Einzah lungen im Betrage von 11504 M. 08 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 116 Rückzahlungen im Betrage von 5958 M. 32 Pf. Sparmarken, ä 10 Pf., wurden 740 Stück verkauft. Dresden. Noch niemals seit der Justizreorgani sation vom I. Oktober 1879 ist die Thätigkeit des hiesigen kgl. Landgerichts in Bezug auf abzuurtheilende Kriminalfälle eine derart beschränkte gewesen, wie jetzt und dieser erfreuliche Umstand hängt zweifellos mit dem gegenwärtig in schönster Blüthe stehenden Bauwesen der Residenz zusammen. In den früheren Jahren hatten die Strafkammern des kgl. Landgerichts gerade in den ersten Wochen bez. Monaten nach Jahresschluß mehr wie sonst zu thun, um die Masse Derjenigen, die das ständige Kontingent der Ange klagten aus den Städten, insbesondere Dresden bildeten, abzuurtheilen, wobei es sich nur allzu ost um solche Individuen handelte, die irgend eine Miffe- that begehen, um mindestens während des Winters sorgenfrei in der Strafanstalt leben zu können. Schon seit längerer Zeit feiern einzelne Strafkammern an den üblichen Sitzungstagen ganz oder die Ziffer der Hauptverhandlungen ist eine sehr beschränkte und man kann mit größter Bestimmtheit annehmen, daß in erster Linie die großartigen Arbeiten an den in An griff genommenen Theil des Badergassendurchbruches, an welchen jetzt etwa 300 Mann beschäftigt sind und die große Menge von Neubauten, auf denen nur bei strenger Kälte die Arbeit eingestellt wird, wodurch so manchem der Verführung leicht zugänglichen Arbeiter lohnender Verdienst geschaffen wird, als Ursache des sehr erfreulichen Rückganges der schweren Kriminal fälle zu betrachten sind. — Nach der jetzt vorliegenden Zusammenstellung erweist sich der Schiffspark Sachsens im Vergleich zu anderen Binnenländern als ein außerordentlich be trächtlicher. Derselbe besteht aus 526 Dampfern und Frachtschiffen und wird voraussichtlich in den nächsten Jahren weitere Vermehrung erfahren. Der Umfang des Frachtverkehrs auf der Elbe beläuft sich per Jahr auf 140 Millionen Centnern, also per Monat auf 14 Millionen, täglich sind demgemäß ca. 2'/» Mill. Centner Frachtgut als schwimmend anzusehen. — Zum Gebrauche böhmischer oder sächsischer Heilquellen sind aus den Mitteln der unter Ver waltung des Ministeriums des Innern stehenden Sächsischen Stiftung vom 26. Juli 1811 an arme Kranke für das laufende Jahr eine Anzahl Unter stützungen bez. Freistellen zu vergeben. Die Unter stützungsgesuche sind längstens bis zum 15. März d. I. einzubringen. Zur Begründung eines solchen Gesuchs sind erforderlich: ein ärztliches Zeugniß, welches die Nothwendigkeit des Kurgebrauchs nachweisen muß; der Nachweis der sächsischen Staatsangehörigkeit des Kranken; eine amtlich bestätigte Angabe des Alters, der Familien-, Erwerbs-, Vermögens- und sonstigen Verhältnisse des Kranken. — Es ist bekanntlich eine seit Jahren immer lauter werdende Klage der Handwerker und Fabrikanten, daß die in den Staatsgefängnissen hergestellten Arbeiten ihnen eine Konkurrenz bereite, mit der sie nicht be stehen können und die ihnen hauptsächlich durch die aus den Gefängnißarbeiten gespeisten 50-Pfennig- Bazars großen Schaden zufüge. Eine diesbezüglich beim Landtag eingereichte Petition wurde vom Re gierungskommissar kürzlich nun dahin beantwortet, daß von den 4414 Gefangenen, welche im Jahre 1884 in den sächsischen Anstalten detinirt waren, nur 2975 mit gewerblichen Arbeiten beschäftigt waren, die anderen aber mit Landwirthschaft. Da nun die Zahl der freien gewerblichen Arbeiter in Sachsen circa 500,000 betrage, so kommen auf 1000 freie gewerb liche Arbeiter nicht mehr als 5—6 Gefangenarbeiter. Dieses Verhältniß von 6 pro Tausend ergebe also den Maßstab der so sehr beanstandeten Konkurrenz. Die 2. Kammer hat denn auch die eingegangene Petition auf sich beruhen lassen. Leipzig. Seit einigen Tagen steht im Pferde bahndepot zu Plagwitz bei Leipzig, und zwar in einem eigens erbauten Füllungshause, die neue Natron maschine, welche demnächst auf der Linie Thonberg- Lindenau zur Verwendung gelangen soll. Die in der Werkstatt der Halle'schen Maschinenfabrik hergestellte Maschine hat das Aeußere eines kleinen Pferdebahn wagens. Alle beweglichen Theile der Maschine sind vollständig verdeckt, auch tritt keinerlei Dampf aus, so daß, wenn sie in Bewegung, ein Scheuen anderer Pferde nicht zu befürchten ist. Zur Bedienung der Maschine genügt ein Mann, der seinen Standpunkt unmittelbar vorn an der Bremse hat. Da sich die Maschine vor- und rückwärts fahren läßt, so sind aus diesem Grunde alle Ventile und Hebel, wie auch die Bremsvorrichtungen doppelt angebracht. Die Bremse selbst ist in einfachster und zugleich schnellwirkendster Weise konstruirt, so daß das Anhalten der Wagen keine längere Zeit in Anspruch nehmen wird, als wie dies jetzt bei dem Pferdebetrieb der Fall ist. Die Verbindung mit dem am Ende des Zuges befindlichen Schaffner wird durch ein elektrisches Läutewerk her gestellt. Die Fahrgeschwindigkeit wird die nämliche der Pferdebahnwagen sein. Chemnitz. Die Handels- und Gewerbekammer Chemnitz hat sich gegen das Branntweinmonopol und für eine hohe Fabrikatsteuer ausgesprochen. Hainichen. Der Kaffenbericht, welchen der Kassirer des Vereins für Geschworenenentschädigung in der kürzlich abgehaltenen Generalversammlung lieferte, zeugt für den vortrefflichen Stand der finanziellen Verhältnisse und die gedeihliche Entwickelung der ge- oLokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der Kreis-Ausschuß der Kreis- hauptmannschast Dresden hat in seiner Sitzung am 5. Februar das von der Stadt Dippoldiswalde auf gestellte und eingereichte Anlagen-Negulativ ge nehmigt. — 8. Februar. Unserer neulichen Aufforderung an Touristen, sich unser Weißeritzthal im Schmucke des Winters anzuschauen, konnte leider wegen des plötzlichen Umschlags der Witterung keine Folge ge geben werden. Jetzt aber ist Alles wieder in bestem Stande; in blendend weißer Decke prangen abermals Wald und Flur und der Schlitten gleitet mit Leich tigkeit über die glatte Bahn. Jägerhaus-Naundorf, Post-Schmiedeberg, Klöß-Kipsdorf, Kempe-Bärenburg warten auf Besuch und bieten angenehme Rast; darum Amtsblatt , für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadtratye zu Dippoldiswalde und Irauenstein „Atzelßerttz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis »ierteljiihrlich 1 M. 2b Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welch« bei d« bedeutenden Auslage de« Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, «erden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complieirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt,' im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. KWWMWWMlW