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Dresdner Journal : 10.06.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189606108
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960610
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960610
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-06
- Tag 1896-06-10
-
Monat
1896-06
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 10.06.1896
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Hans Richter in Wien übertragen worden, während als Dirigenten die Herren General musikdirektor Felix Mottl m Karlsruhe und Siegfried Wagner fungieren werden. Mit der Bühnenleitung ist Musikdirektor Julius Kniese betraut Als Solorepetitoren und zur musikalischen A sistenz auf der Bühne sind 6, für die Regie und als Inspizienten sind 3 Herren engagiert. Das etwa 30 Mann starke technische Personal steht unter der Leitung der Obermaschinenmeister Kranich (Dresden) und Parcival de Pry (Prag). Als „Mannen" in der „Götterdämmerung" fungieren 20 Hosopernsänger, 8 Opernsänger und l Hofsänger, als „Frauen" l 2 Opern sängerinnen. Das Orchester ist größer wie bei früheren Festspielen, nämlich >2l Mann stark Die einzelnen Instrumente sind in folgender Zahl vertreten: Pioline 33, Biola 12, Cello 13, Kontrabaß 8, Flöte 5, Oboö.und Altoboö 6, Klarinette 4, Baßklarinette 1, Fagott 4, Kontrafagott 1, Horn 8, Tenor- und Baßtuben 4, Trompeten 4, Baßtrompete 1, Posaunen 5», Kontrabaß posaune 1, Kontrabaßtuba 1, Harfen 7, Pauken 3 Da« Künstlerpersonal ist auch Heuer wieder international Die Dekorationen sind entworfen und auSgeführt worden von dem Hofmaler Brückner in Coburg: die Kostüme sind nach Entwürfen von Han« Thoma in Frankfurt a M. und Arpad Schmidhammer in München unter Leitung de« Hrn Schmidhammer auSgeführt worden von I. Scholz, Inspektor am Stadttheater in Leipzig. * Der im Königreich Preußen bestehende Aus schuß zur Untersuchung der Wasserverhältnisse in den der Überschwemmungsgefahr besonders ausgesetzten Flußgebieten trat am 5 d. Mts. im König!. Preußischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten zu einer Sitzung zu sammen. Nachdem der Ausschuß, um seinen sämtlichen Mitgliedern durch den Augenschein ein Bild von den that- sächlichcn Verhältnissen an den wichtigsten norddeutschen Strömen zu verschaffen und ihnen Gelegenheit zu geben, die Wünsche und Meinungen der Stromanlieger zu hören, seit 1892 die Ströme Oder, Elbe, Weser, Weichsel und Memel bereist hatte, glaubte er auf Grund dieser Reisen sowie der inzwischen vorgenornmenen Verhand lungen sich soweit informiert zu haben, uin den ersten Teil der ihm gestellten wichtigen Aufgabe erledigen zu können Dieser Teil betraf die Beantwortung folgender Fragen: „Welches sind die Ursachen der in neuerer Zeit vorgckominenen Überschwemmungen? Hat namentlich das System, welche« bei der Regulierung und Kanalisierung der preußischen Flüsse bisher be folgt worden ist, zur Steigerung der Hochwassergefahr und der in neuerer Zeit beträchtlich gesteigerten Ueberschwemm- ungsschäden beigetragen, und welche Änderungen sind be jahendenfalls zu empfehlen?" Die Feststellung de« durch eine Unterkommission vorbereiteten Beantwortungsbericht« ergab eine erfreuliche Uebereinstimmung der Ansichten der sämtlichen Mitglieder de« Ausschuss«« Der Bericht, welcher auch die Ergebnisse der sämtlichen Bereisungen zusammcn- faßt und zugleich eine Würdigung der gegen das bisher befolgte FlußregulicrungSsystemerhobenenEinwändeundditVorschläae zu besten Abänderung enthält und dem e«ne ausführliche Darstellung des System« der Regulierung und Kanalisier ung der preußischen Flüsse angeschloffen ist, wird nunmehr dem oben genannten König!. StaatSministerium und durch diese« Allerhöchsten Ort« vorgelegt und gleichzeitig wird die Genehmigung zu dessen Veröffentlichung nachgesucht werben Wenngleich der Ausschuß in seinem Berichte auf die allgemeinen Maßregeln, welche zu einer Verminderung dcr Hochwasser- und Üherschwemmungsgcsahren beizutragen geeignet sind, schon eingegangen ist, so hat er doch die Erörterung der besonderen Maßregeln, welche in dieser Beziehung für jedes einzelne Flußgebiet zu empfehlen sein werden, bis dahin aussetzen zu wüsten geglaubt, bi« die übersichtlichen hydrographischen wasserwirtschaftlichen Darstellungen der einzelnen Ströme und ihrer Nebenflüsse vorliegen werden Für die Verhältnisse des Oder gebiets «vird diese Darstellung in den nächsten Monaten abgeschlossen werden Der Ausschuß hat daher auch für dieses Gebiet in der Sitzung vom 5 ds MtS auf Grund seiner CkschästSordnung bereits einen aus neun Personen bestehenden Unterausschuß zur Vorberatung der ein schlägigen Fragen für datz Odergcbiet cinzusetzen beschlossen Nach dem Stände der Vorarbeiten ist zu hoffen, daß die hydrographischen wasserwirtschaftlichen Beschreibungen für die Elbe nach Jahresfrist, für die Weichsel und die Memel im Jahre 1898 und für die Weser in dem darauffolgenden Jahre vollendet sein werden Zum Schluffe seiner Sitzung trat der Ausschuß sodann noch in eine Besprechung der Frage über die Einsetzung einer wissenschaftlichen ReichSzentralstelle für Gewässer kunde und Wasserwirtschaft ein. * Uber die Andreesche Nordpolcxpedition ent nehmen wir noch der „Köln Ztg " nachstehende Mitteil ungen: Am 7. Juni hat, wie bereit« gemeldet worden ist, in Gothenburg der Dampfer „Virgo" die Anker gelichtet, nm die Teilnehmer der Ballonrrpedition, Oberingenieur S A Andree, Meteorolog Vr Ekholm und Amanuensi« an der Stockholmer Hochschule Etrindberg, nach Spitz bergen zu bringen Da für die Vorbereitungen zur Ab fahrt de« Ballons, zum Bau der Ballonhalle re zahl reiche Kräfte nötig sind, beträgt die Zahl der Reisenden an Bord der „Virgo", tue bei ihrer Abfahrt von Gothen- burg in kostbarem, von schwedischen Frauen gespendetem seidenen Flaggenschmuck prangte, gegen fünfzig. Auch Lachambre, der Erbauer des Polarballons, begleitet die Erpedition bis Spitzbergen Inzwischen wird erst noch Tromsö angelaufen und dann dcr Kurs unmittelbar auf die Nordküste von Spitzbergen gehalten, wo bei der nor wegischen Insel oder im Falle von EiShinVernissen bei der Amsterdaminsel gelandet wird, was ungefähr am 19. Juni erfolgen kann Etwa einen Monat später tritt dann der Ballon seine Reise an Noch nie ist einer Polarcxpedi- tion in Schweden, da« schon so manche Erpedition in die Polargebiete gesendet hat, ein so außerordentliches Inter esse entgegrngebracht worden, wie dieserAndreeschen Erpedition Kurze Zeit nach Austauchen des Planes dieser Erpedition im vorigen Jahre wurden durch wenige Gönner — unter diesen wieder König Oskar, in dem Kunst und Wissenschaft einen unermüdlichen, unschätzbaren Förderer haben — die beträcht lichen Kosten aufgebracht, und außerdem wetteiferte man im ganzen Lande, der Erpedition behilflich zu sein; von allen Seiten gingen ihr Proviant in jeder Form und Ausrüstungsstücke aller Art in so reicher Menge zu, daß die Andreesche Erpedition, aufs denkbar beste gerüstet, ihre Reise angetreten hat Dieses allseitige Interesse ist auch sehr erklärlich: denn der Weg, dcr bei dieser Nordpol forschung eingeschlagen wird, ist ganz neu und noch nie mals versucht worden Zwar hatten schon vor einer Reihe von Jahren zwei Franzosen, der Astronom Hermite und der Lustschiffer Besancon, eine Nordpolsahrt im Luft ballon geplant und da« veranschlagte Kapital von 560000 Frc« war bereits aufgebracht, doch mußte der Plan wegen mangelnder wissenschaftlicher Grundlage in der Ausarbeitung wieder aufgegeben werden Inzwischen hat die Ballontechnik außerordentliche Fortschritte gemacht und Andree selbst in einem wesentlichen Punkte, der Möglich keit einiger Lenkbarkeit de« Ballons,lo zuverlässige Erkahrungen 132. 189«. Mittwoch, den 10. Juni, abends. Amtlicher Teil Heschke. Nichtamtlicher Teil und habe dem wüsten Treiben ein Ende gemacht. Echo» nach ' Vertrages sür eine möglichst kurze Zeit, durchführbar gewefen sein, daß einsichtige Leute etwa hätten erwarten kön nen, aus dein Munde des österreichischen Ministers andere Klänge zu vernehmen, denn allen Einsichtigen ist es eben klar, daß die Verhältnisse gar nicht anders liegen können, als wie sie Graf Goluchowski geschil dert hat; aber es giebt eben auch weniger einsichts volle Leute. Deren Geflüster von der Lockerung der deutsch-österreichischen Beziehungen wird nunmehr hoffentlich auch verstummen Über die auSwäitiße Politik Osterrrich- UngarvS hat gestern der Minister des Auswärtigen, Graf Goluchowski, im Budgetausschusse der österreichi schen ReichsratLdklegaüon sich in ausführlicher Weise geäußert. Über die Rede des leitenden Staatsmannes unserer befreundeten Nachbarn, der es an umfassenden Kommentaren gewiß nicht fehlen wird, und an der vor allem die große Offenheit ansfällt, mit der sie sich über die Beziehungen Oesterreich-Ungarns zu den anderen Nationen und über die Beziehungen der Na tionen unter einander ausspricht, wird durch den Tele graphen folgendes berichtet: Die Wirren in Makedonien sowie die nicht minder be denklichen Vorkommnisse in Kleinasien hätten in der letzten Zeit hauptsächlich die europäische Diplomatie beschäftigt; beide Fragen seien geeignet gewesen, einen Vrand zu entfachen. Zuerst verein zelt auftanchende Wirren in Ma cdonicn hätten sehr bald einen Wider hall in Bulgarien gesunden, wo eine weitverzweigte Organi sation den Ausbruch einer saft alle Balkanstaaten umfassenden Bewegung leicht zur Folge hätte haben lönnen; erst aus die Initiative Oesterreich-Ungarns sei eine Kundgebung sämtlicher Signatar möchte des Berliner Vertrages erfolgt eben gewollten gelingen wird, sie verkünden, nicht behauptet Dresden, am 5. Juni l89t>. Ministerium des Innern. Jni Auftrage: Mer;. Anküudiftnnfttu aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung, und es werden die Gebühren im Ankündigungs- teile mit 20 Pf. für die kleingespaltene Zeile oder deren Raum berechnet; für Ankündl'gungell unter „EingesandteS" sind die Gebühren auf 50 Pf. für die Zeile fcstgestellt. Lönigl. Erpedition des Dresdner Journals. Wekcrnntrncrchung. Mit Rücksicht aus die bisherige verschiedenartige Schreibweise des Namens der ländlichen Ortschaft Brösgen im Bezirke dcr Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde wird hiermit bestimmt, daß die vor stehende Schreibweise künftighin allgemein anzu- wenden ist. Die beste» Absichten des Sultans scheiterten an dem unbesieg baren Widerstande der vielfach korrupten türkischen Verwaltung Gerade in den« Momente, wo die größte Einigkeit unter den drei Aktionsmächten notwendig gewesen wäre, trat eine Spaltung über die Mittel ein, die angcwendet werden sollten Die Gegensätze hatien sich soweit zugespitzt, daß die Gefahr eines einseitigen Eingreifens und somit das Ausrollen der panrcn orientalischen Frage immer drohender wurde In der Erkenntnis dieser Gefahr gab da- österreichisch- ungarische Kabinett seine bishelige Zurückhaltung aus Seiner Initiative sowie der Friedensliebe der anderen Mächte ist eS zuzuschrcibr», das; die Frage ikrcn akuten Charakter verlor. Sämtliche Mächte nahmen das Prinzip der offenen Aussprache und der dadurch zu erzielenden Einmütigkeit an. Seit diesem Augenblicke trachteten die Mächte nunmehr auf dem einmal be tretenen Terrain zu verbleiben und sich gegenseitig zu überwachen, damit keine dem Prinzipe der Einmütigkeit und der Alt eines solidarischen Vorgehens untreu werde. Wir dienten dem Jutereffc des Fliedens, als wir gleichzei ig den festen Entschluß bekundeten, den «tutu« guo auf der Balkan- Halbinsel aufrechtzuerhalten. Anderseits glauben w r den Dank und die Erkenntlielleit der Türkei beanspruchen zn können; möge tiefe Erkenntlichkeit darin bethätigt werden, daß die Türkei sich um die Herbeiführung erträglich'r Zustände ihrer Provinz n aufrichtig b mühe und Volkehrungen treffe, welche das Beitiauen Europas in ihre Lebensfähigkeit recht- fertigen können, sonst werden ehre besten Freunde, zu welchen auch wir gehören, sie vor t cm schließlichen Niedergänge nicht behüten können." — Ter Minister ging sodann aus die Besprechung des Verhältnisses zu den verschiedenen Mächten über „In dieser Hinsicht gebührt der erste P atz unserem älirsten Alliierten, dem deutschen Kaiserreiche. Es ist beinahe müßig, jedecmal die In timität, das gegenseitige Vertrauen und die innige Verständigung hervorzuhebcn und zu betonen, die zwischen uns und unseren Bundesgenossen herrschen. D eses Verhältnis be ruht auf einer so festen Basis, es entspricht so sehr den Inter essen und Bedürfnissen beider Staaten, es enthält eine so mächtige Garantie für die Erhaltung des Friedens und ist so tief in die weitesten Volksschichten beider Länder eingewurzelt, daß es beinahe zur zweiten Natur geworden ist und daß der Bestand dieses Verhältnisses auch in der weiten Zukunft gesichert erscheint Wenn ich nichts destoweniger unseren Beziehungen zu Deutschland hier einige Worte widme, so thuc ich rS, teils um jenen entgegenzutreteu, die gern das Gras wachsen hören und in ihrer fruchtbaren Phantasie Symptome einer Abschwächung oder gar einer nahen Auslösung unseres BundesverhältnisieS erblicken wollen, teils um jenen zu erwidern, die mit Voreingenommenheit die Grundlagen unserer Politik angreisen und dabei bemüht sind, eine andere Gruppier ung zu beantragen Ten ersteren rate ich, sich zu beruhigen. Unser Verhältnis zu Deutschland ist fester denn je Gegenseitig empfinden wir das Bedürfnis, hinsicht lich aller Fragen, welche das internationale Gebiet tangieren, in steter Fühlung zu bleiben, und in voller Uebereinstimmung mit dem deutschen Kabinette trachten wir, allen Ausgaben gerecht zu werden, die sich dcr Dreibund vor gezeichnet hat. Den anderen antworte ich, daß ich nicht dar über streiten will, ob die Kombination, dcr wir angehören, besser oder schlechter ist, als die von ihnen erdachte. Eines ober weiß ich sicher, daß die Dreibundgruppe sich vor trefflich bewährt hat, und wir sind genug bescheiden, um uus mit dem Vortrefflichen zu begnügen. — Ebenso intim und verirauenSvoll ist unser Verhältnis mit Italien." Nachd-m sodann der Minister den tiesempsundencn Anteil nnd d e aufrichtigsten Sympathien für die italienifchrn Soldaten in Afrika ansgedrucki hatte, fuhr er fort: , In er freulicher Weise gestalten sich auch untere Beziehungen zn Ruß land. Rußland hat so kategorisch die Erhaltung dcs rtatus guo und das unverbrüchliche Festhalten an den be stehenden Verträgen als das Ziel seiner Politik be zeichnet, daß wir keinen Grund haben, seiner Politik zu miß trauen." Redner weist diesbezüglich aif die Stellungnahme Rußlands in einer dcr lrtzten Phasen der ori ntalischen Krisis hin. „Als nämlich die rcvclutionäre Bewegung in Konstantinopel einen immer gcsahrdrohendercn Cha rakter gewann, entstand die Frage, ob Europa dem Sultan zur Wiederheistellung der Oidnung verhelfen sollte, was mittelst einer genau umschriebenen Aktion sämtlicher Mächte, unter Aushebung gewisser Bestimmungen des Pariser Dresden, 8. Juni. Mit Allerhöchster Ge nehmigung Sr. Majestät des Königs ist dem Berg arbeiter Hermann Wilhelm Meutzner in Rothenfurth für die von ihm am 9. April dieses Jahres unter eigener Lebensgefahr bewirkte Errettung eines Knaben vom Tode des Ertrinkens in der Freiberger Mulde die silberne Lebensrettungsmedaille nebst der Befuqniß zum Tragen derselben am weißen Bande verliehen worden. Daß außer Osterreich-Ungarn und Deutschland, den gewissermaßen notorischen Friedensfreunden, auch die anderen großen Nationen von den friedlichsten Gesinnungen erfüllt sind, wird man mit Freuden ver nehmen. Besonders der große Nachdruck, mit welchem Rußlands friedliche Tendenzen betont werden, muß angenehm wirken. Daß es trotz der allgemeinen Friedensliebe nicht au Frage« fehlt, die jederzeit zu „breuneuden" werden können, kann natürlich auch Graf Goluchcwski nicht verhehlen. Tic Worte über die Türkei, die erst noch das Vertrauen in ihre Lebens fähigkeit zu rechtfertigen habe und deren beste Freunde sie bei der Foridauer der bisherigen korrupten Verwaltung nicht vor dem Untergänge würden bewahren können, — diese Worte lassen deutlich er/ kennen, an welchem Punkte das Sorgenkind der euro päischen Diplomatie zu suchen ist. Was werden sollte, wenn am goldenen Horn es zu einem Zusammen bruch der Verhältnisse kommen würde, das ist jedenfalls die ungemütlichste Frage bei den jetzigen international« n Beziehungen Denn dann würde sicher der Fall eintreten, daß eine Macht sich den prädominierenden Einfluß im Orient zu sichern bestrebt sein würde Und das darf Österreich Ungarn nach den Worten des Grasen Goluchowski nicht dulden. Am ausfallendsten au der ganzen Rede ist wohl der überaus scharfe Ton, dessen sich der Minister dem serbischen Staate gegenüber bedient. „Innere Zer rüttung", „Wandeln auf unsicher« Wegen" sind einem anderen Staate gegenüber so ungebräuchliche Wendungen der diplomatischen Sprache, daß man mit Sicherheit auf eine sehr ernste Stimmung der österreichisch ungarischcn Regierung Serbien gegenüber zn schließen gezwungen ist. Jedenfalls ist es das einzige Ge scheidte, was Serbien angesichts dieser Sprache thun kann, wenn es die ihm erteilten Mahnungen beher zigt und nicht etwa nun erst recht Großmachtspolitik treiben will. Ter Rede des Grafen Goluchowski, die mit leb haftem Beifalle ausgenommen worden ist und auch in der österreichisch ungarischen Presse, wie gemeldet wird, allseitige Zustimmung gesunden hat, ist sogleich eine ziemlich eingehende Debatte gefolgt, die insofern noch bemerkenswert erscheint, als aus eine Anfrage aus dem Hause die Stellung der österreichischen Politik den englisch-deutschen Differenzen gegenüber zur Sprache kam Ter Minister er widerte iu dieser Beziehung, daß Österreich Ungarn sich in diese Differenzen überhaupt nicht eiu- zumischen habe, so sehr es auch wünsche, daß diese beiden großen Staaten miteinander iu gutem Ein vernehmen lebten: ebensowenig habe bisher ein An laß vorgelegen, zu einem angeblichen Interessen gegensätze zwischen Rußland und Eng land irgendwie Stellung zu nehmen In Er widerung auf eine Frage des Delegierten Wurmbrand führte Gras Goluchowski ferner aus, daß die Hervor Hebung des festen, zielbewußten Auftretens des Drei bundes in der Thronrede nicht so gedeutet werden könne, als ob mit den Verbündeten Österreich Ungarns ein spezifisches Programm betreffs der öster reichisch ungarischen Orientpvlitikbestände. Der Dreibund sei zur Erhaltung des Friedens bestimmt, und es sei selbstverständlich, daß Oesterreich Ungarn sich mit seinen allernächsten Freunden über Schritte zur Erhaltung des Friedens verständige. Eine Fest stellung über eine vositive Orientpolitik, welche sich auf die Wahrung der Interessen einzelner Teilnehmer bezöge, würde aber dem defensiven Charakter des Bündnisses zuwiderlausen, wenn auch jeder Teilnehmer nicht nur betreffs der Erhaltung des Friedens, sondern überhaupt in Bezug auf feine wenigen Wochen hake eine eisprießliche Wirkung der Aktion konstatiert werden lönnen Nicht minder habe sich eine vom Standpunkte des europäischen Friedens angestrebte und zuletzt erzielte Einmütigkeit dcr Mächte in der armenischen Frage be währt „Wir wollten", so fuhr der Minister fort, „uns ur sprünglich an der von England, Frankreich und Rußland inicenieiten Aktion trotz dcr Sympathie sür die christliche Be völkerung in Kleinasien nicht beteiligen, da wir neben anderen Ursachen von einzuleitenden diplomatischen Schritten keine er sprirßliche Wirkung erhofften, vielmehr sür die Armenier Unheil rorahnten. Thatsächlich blieben die bewilligten Reformen ein toter Buchstabe und süh ten anderseils zn den bekannt.n Greuelthaten. wäre. Rußland erklärte damals, es hege die größten Bedenken gegen diese Weise des Vorgehens a S gegen ein gefährliches Präcedenz und könne keiner Vorkehrung zuslimmen, welche den Bestimmungen des Pariser Vertrages zuwiderlause Wir haben uns dieser Auffassung angeschlossen und nahmen von dieser Er klärung mit Befriedigung Kenntnis als von eincr neuen Bürg fchast für die Fortentwickelung friedlicher Zustände Solange die rufsi che Regierung ans dem eingeschlogenen Wege verharrt, kann sie aus unsere unbedingte loyale Unterstützung zählen, denn Österreich-Ungarn strebt nichts anderes an, als die Konsolidierung der Zu stände im Orient, die Erhaltung der Türkei, die Unabhängigkeit, die Erstarkung und die freie Entwickelung der einzelnen Balkanstaaten, freundschaftliche Beziehungen zu denselben und endlich den Ausschluß dcs prädominierenden Einflusses irgend einer Großmacht zum Nachteile der übrigen Wir ei blicken im Aufgeben des intransigenten Standpunktes Ruß lands gegenüber Bulgarien, in der Anerkennung der Wah! dcs Kürsten, die wir seit dem ersten Augenblick als legal und den Beringungen des Berliner Vertrages konform anfahen, in den, Bestreben., alles zu vermeiden, was den Verdacht der Ein mischung in die inneren Verhältnisse des Fürstentums auskommen lassen könnte, nnd schließlich in seiner bei jeder Gelegenheit be tonten Achtung für Verträge, den Beweis, daß es an der Forderung friedlicher Zustände aufrichtig Mitwirken will. Unserseits werden wir fortsahren, unentwegt an den bishengcnPrinzipien sestzuhalten. Wir sind mit unserem Besitzstand vollkommen zu frieden und streben nicht nach Erweiterung desselben. Österreich betreibt kiine Kolonialpolitik; es hieße unsere Inter essen verkennen, wenn wir eine ausgreifende Richtung ein- fchlagen sollten, die für uns nachteiliger und gefährlicher wäre als Kolonialpolitik; dagegen erwarten wir von unsern Nachbarn Achtung und steundschastl chcs Emgegenkommcn" — Der Minister gedenkt dann speziell Rumäniens; er hebt die be sonders korrekte Haltung di.ses Königreichs hervor, die Klug- yeit und staatsmännische Einsicht seines Herrschers, die Begab ung feiner leitenden Kreise und d e politische Reise dieses Staates, welche ihn zu einem wichtigen Faktor iu der europäi sch n Siaatengruppierung macht. „Unsere Beziehungen zum rumänischen Königreiche sind die allerbesten und erfreulichsten. Bei weitem nicht so zufriedenstellend ist die Lage in Serbien; dieses Land ist innerlich so zerrüttet und wandelt so unsichere Wege daß feine Freunde die Entwickelung der letzten Jahre nur bedauern können. Man hat in Belgrad Neigung, andere für eignes Verschulden verantwortlich zu machen, verkennt aber die daraus entspringenden Gefahren." Ter Minister warnt vor eincr Vorgangsweise, welche die öffent liche Meinung n Serbien irresühren könnte und nur schließlich geeignet wäre, das aufrichtige Wohlwollen sür die Serben sehr zu vermindern. Bezüglich Bulgariens bemelkt dcr Ministcr, es habe normale Bahnen betteten; die inneren Verhältnisse ließen jedoch manches zu wünschen übrig. „Wir sind indessen überzeugt, daß das Fürstentum die Sympathien Östeireich- Unarns rechtfertigen wird. Bulgari,« wird verstehen, feine Selbständigkeit zu wabren, die Ordnung zu erhallen und jede Aktion zu vermeiden, welche mit dem ftstcn Einschlusse Europas, kcine Konflagration im Balkan zn dulden, im Widerspruch steht " Ter Minister e, klärte sodann: „Mit Fi ankreich sahren wir fort, aus freundschaftlichstem Fuße zu stehen, was schon daraus erklärlich ist, daß in allen Fragen, die uns näher angehen, unsere spezifisch cstrrrcich sch-ungarischen Inteiessen mit den spezifisch frauzösischcn Jmeressen nirgends kollidierten Außerdem zeigt sich Frank reich so ausrichiig und loyal für den Frieden eingenommen, daß wir auch auf ein Zusammengehen in der Förderung einer friedlichen Lösung dec europäischen Fragen stets zählen können. Mit England verbindet uns eine traditionelle Sympathie und beiderseits ist das Bestreben vorhanden, dieselbe in den fortlaufenden Beziehungen zum Ausdruck zu bringen " Schließ lich besprach der Minister die Frage der Dongola - Erpedition und erklärte, Österreich - Ungarn hätte die An ge,egenkcit nur von finanzieller Seite zu prüfen, er hab« daher in Uebereinstimmung mit dem deutschen und italienifcken Kabinett aus da» englische Ansinnen wegen Entnahme der Kriegsfelder aus dem ägyptischen Reservefonds eine bejahende Antwort erteilt Wenn an manche Wendungen der Rede des Grafen Goluchowski sich eingehende Erörterungen knüpfen werden und von verschiedenen Seiten auch Verschiedenes aus seinen Worten herausgelcsen werden wird, so steht jedenfalls das Eine fest, — daß näm lich ein solches Verfahren an den Worten, die sich mit den Beziehungen Österreich-Ungarns zu Deutsch land befassen, schlechterdings nicht geübt werden kann. Diese Worte sind so klar und einfach, sie lassen so sehr nur einen, den vom Redner Sinn zu, daß es niemandem die erfreuliche Thatsache, die abzuschwachen. Damit foll gar Dresdner vet»»»ret»: Für Dresden vierteljährlich 2 Mart 50 Pf., bei den Koffer lich deutschen Postanstalten vierteljährlich » Mark: außer halb de« Deutfcheu Reiche« Poß- und Stempelzuschlag Einzelne Rummeru: lv Pf. Erscheine»: Täglich mit Ausnahme der Soun- und Feiertage abends. Fernspr Anschluß : Nr 12».». Journal. t>»tünd„«n,s«edührtn: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 20 Ps Unter „Eingesandt" die Zeile 50 Ps Bei Tabellen- und Zifsernsatz entsprechender Ausschlag. verausgcbcr: Königliche Expedition dc- Drcsdner Journals Dresden, Zwingerstr 20.1 Fernspr Anschluß: Nr 12V».
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