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MMe Llbjeitung. Amts-und Anzeigeblatt für das Kömgl. Gerichtsamt und den Stadtrath zn Schandau und den Stadtgemeinderath zn Hohnstein Die „Sachs. Elb-Zcitnng" erscheint Wlittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstalten, sonne durch dir Orpedition dirs. ^!l. für > Mark vierteljährl. zu beziehen. — Inserate für das Mittwochsblatt wrrdcn bis Dienstag früh i> Uhr, für das Sonnnbendsblatt spätestens bis Freitag früh st Uhr cr' tcn. — Preis für die ge spaltene CvrpuSzcilc oder deren Naum Il> Pf., Inserate unter 5 Zeilen werden mit 50 Pf. berechnet, (tabellarische oder evmplicirte nach llebereinknnft.s — Jnserategtir die t5lbzeitung nehmen an in Hohnstein Herr Bürgermstr. Hesse, in Dresden und b'eiozig die Llnnvnccn-BüreauS von Haasenstcin L Vogler, W. Saalbach, Jnvalidcndank und Rud. Mosse. 80« Schandau, Mittwoch, den 25. Oktober 1870. Politische Wcltschau. O Im dcutschcn Bnndcörnthe werde» die Arbeiten, welche sich auf den Etat beziehe», eifrig ge fördert. Die bei dem BnndcSrath eingclanfcnen Pe titionen wegen Verlängerung der Eiscnzöllc über de» 1. Jannar 1877 hinaus sind dem Ausschuß für Zoll- uud Stcucrwcscn überwiesen. Der letztere hat eines seiner Mitglieder mit einem Referat betraut und wird au der Hand desselben, sobald cS vorlicgt, die Bcrath- »ng darüber beginnen. Bis jetzt ist der Antrag, den Petitionen gemäß die Aufhebung des beschlossenen Ge setzes hcrbciznführcu, von irgend einer Regierung noch nicht gestellt worden. In fortschrittlichen Preisen herrscht jedoch die Ansicht, daß cö mir der Reichstag noch in der Hand hat, das Gesetz über die Aufhebung der Eiscnzöllc wirklich zur Ausführung gelangen zu lassen. In den preußischen Ncgicruugskrciscu scheine man zu dem Gcgeuthcil entschlossen und damit wäre anch die Majorität im Bimdcörathc für die Forder ungen dcr Schutzzölluer gesichert. — Auch dem Bi schof von Limburg ist nunmehr vom Obcrpräsi- dcntcn von Hessen-Nassau die Aufforderung zngcgan- gcn, sein Amt uicdcrzulegcu. Zwei Erzbischöfe, ciu Fürstbischof, zwei Bischöfe sind bereits ihres Amtes entsetzt worden. Vielleicht wird binnen Kurzem die katholische Kirche iu Preußen ihrer Spitze gänzlich bc raubt sein. Und doch will mau sagcn, daß die Jahre des Kulturkampfes fruchtlos geblieben seien! Dcr in voriger Woche stnltgcfnndcnen Wiederer öffnung des österreichischen Neichtzraths ginge» mau uigfachc Erörterungen darüber voraus, ob die Negier ung dcö Kaiscrthnmö sofort über den Ausgleich mit Ungarn und die Oricntsragc iutcrpcllirt werden solle oder nicht? Eine Diskussion dieser Angelegenheit dürste zunächst im Forlschrittsclub stattfiudeu. lieber die Abmachungen mit Ungarn sollen de» Mitglieder» bei der Häuser die gcwüuschtcn dctaillirtcn Milihciluugcu iu kurzer Zeit zu gehen. Die entsprechende Form hier für zn finden, tann keine Schwierigkeiten bieten. Was die Oricnlfragc anbclaugt, so scheint eine größere Anzahl von Abgeordneten bereit zn sein, Aufklärungen über den Stand derselben zu 'verlangen, und die Vcr- fassungspartci dürfte dcr selbstständigen Einbringung cincr Interpellation kaum aus dem Wege gehe», wenn wirklich, wie gerüchtweise verlautet, die unter dcm Sammelnamen „Rechtspartei" znsammcuzufasscndc Opposition des Abgeordnetenhauses als eine ihrer er sten Kundgebungen cS betrachten sollte, an die Regier ung eine Interpellation über die orientalische Krisis zn richten. Mit traumhafter Schnelligkeit erscheinen nnd ver schwinde» die kaum fixirbarcu Bildcr der politischen Eamora odscmra, dcr orientalischen Frage. Die WaffcnstillstandSvorschläge dcr Türkei sind abgclchut worden, nnd zwar von Rußland, was man ohne Mühe Vorhersagen konnte. In England hat die Stimmung seit unserm letzten Berichte eine mehrfache Schwank ung durchgcmacht. Die „Times," welche zuerst ge waltig mit dcm Säbel klirrte und dauu den Fürsten Bismarck um Hilfe anricf, ist hcutc wieder ziemlich ruhig. Am Schlüsse eines Artikels über die Situation läßt sich das Blatt, wie folgt vernehmen: „Englands Jutcrcssc ist weniger unmittelbar, als dasjenige Deutsch lands, Oesterreichs und Frankreichs, und wir können selbst den Ausbruch eines Krieges mit Glcichmuth ab. wartcn. Aber cs dürfte einen Punkt geben, bei wel chem Rücksicht gegen die Wohlfahrt und den Ruf des britischen Reiches eine entschlossene Haltung erheischen würden und es ist unsere Pflicht, den Gang dcr Er. cignissc mit hinrcichendcr Vorbereitung zu beobachten." Die Gerüchte über gewisse Bündnisse tauchen wie der und zwar mit größerer Bestimmtheit auf. Aus Wien wird geschrieben: „Zu wohluuterrichteteu Krei sen glaubt mau, daß ciu Bmiduiß zwischen Rußland und Ocsicrrcich auf dcm Punkte des Abschlusses stehe. De» Bedingungen dieses Bündnisses zufolge würde Rußland zn einer militärischen Jutcrveuliou in dcr Türkei schreiten, im Falle die letztere Macht eine» kurzen Waffenstillstand verweigert, während Österreich einstweilen Neutralität beobachten würde (?). Rußland würde in diesem Falle nicht in den von ihm besetzten türkischen Provinzen bleiben. Sollten die Ereignisse iudcß zum Sturz des otlomauischcu Reiches führen, so würde Rußland in Uebercinsliniiuung mit dcm vor- hcr mit Ocsicrrcich gctroffcucn Abkommen letzterer Macht solche GcbiclSauödchnungen bewilligen, als sic auf Grund ihrer allgemeinen wie ihrer Handcls- iutcresscu beanspruchen dürfte." — Die „Morning Post" bemerkt über dasselbe Thema: „Wenn cS seine Nichtigkeit mit der Nachricht aus Wie» hat und bis jetzt ist sie noch nicht dcmcntirt worden, ist die orien talische Frage ans dem Punkte, eine neue und arlar- mircndc Umwandlung zu crfahrcu, dcr Plan ist augen blicklich der, daß Rußland die oltomanischc Regierung d. h. das otlomanischc Reich stürze» soll, und daß da»» dcr aktive »ud der passive Nävbcr sich i» das Wrack in einem harmouischcii, liebenden und gegen seitig gefälligen Geiste nnd im Einklänge mit einem geheimen Abkommen thcilcu sollen. Dahin also sind die orientalische Frage nnd die internationale Mora! des 19. Jahrhunderts gekommen! . . . Wenn Oester reich wirtlich ciu Thciluchmcr dicscs Pakts ist, Hal cö mir in Uebcrcinslimmuug mit seiucu Ucbcrlicfcrun- gen gehandelt; aber cs ist zn spät, Oesterreich zn be wegen, zu pnusircu, ehe cö die Strafe zn seinem eige nen Verderben und dcr Erschüttcrnng Europas bctrill? Kau» Oesterreich nicht cinschcn, daß cö durch das Einschläge» des augcdculcleu Verfahrens Deutsch land wie Rußland in die Hände spielen würde? Kanu cö iu dicscm köstlichcn Plan nicht dcn Fiugcr BimarckS wie dcn Gorlschnkoffö crkcnucn? . . . . Wir würden nns freuen, zn finden, daß das Gerücht von dcm bevorstchcndcu Abschluß des Bündnisses dcr Begründung culbchrt. Aber wcuu Oesterreich solch' verführerische» Vorschläge» Gehör geschenkt hat, be wegt es sich ans untcrmimrtcm Boden und nach mid nach wird die unvermeidliche Explosion ihre Kraft weit mehr gegen dieses selber als gegen irgend eine andere Macht vcrthcilcn. Für dcn Augenblick dürfen wir vielleicht hoffen, daß daö Wiener Gerücht ledig lich den Zweck hat, dcn Pnls Europas zu fühle» »ud daß es nicht dic absolute Existenz irgend eines defini tiven Bündnisses zwischen Oesterreich und Rußland audcute; abcr cö würde unwcisc sein, dcn Abschluß cincr solchen Allianz als unwahrscheinlich oder unmög lich zu bewachtem" Eine audcre Wiener Depesche besagt Folgendes: „In hohen politischen Kreisen er klärt man zuversichtlich, daß Graf Aiidrassys Oppo sition daö hauptsächlichste uud fast einzige Hindcrniß gegen eine Allianz zwischen Oesterreich uud Rußland ist. Dcm Vernehmen nach begünstigt Kaiser Franz Joseph selber eine solche Politik in hohem Grade und cö würde keine Ucberraschung verursachen, wenn der Graf seine Entlassung einrcichcn sollte. In diesem Falle würde cr wahrscheinlich durch Graf Bcust er setzt werde», der während seiner jüngsten Anwesenheit iu Wie» ciu gründliches Einvernehmen mit Rußland iu der orientalischen Frage begünstigt haben soll. Die ser Stand dcr Augclegciihcitcn ist selbst in St. Pe tersburg bekam» uud cs heißt, Fürst Gortschakoff warte mir, der österreichischen Unterstützung gewiß, seine Zeit ab, uni durch dieselbe Konstantinopel zu erreichen, ohne auf irgend welche» ernste» Widerstand, zu stoßen. ES kann nicht Wunder nehmen, wenn auch Ita lien au dcr Beute des sich vorspicgcludcu Krieges theilzuuehmcu wünscht, wenigstens iudircet durch eiueu Ausgleich mit Oesterreich. Dcr mimslcriellc „Bcr- aglicre" veröffentlicht einen Artikel, in dem cr dic ncscr Tage von frcmdcn Zeitungen wiederholten Ge rüchte von angeblichen Absichten Italiens auf daö Tren- liuü bespricht. Dcr „Bcrsaglicre" tadelt lebhaft die „Opiuionc", weil sic durch eiucu Artikel dic Ursache dieser Gerüchte gewesen sei, indem sic dic cveuluclle Auucxivn dcö Trentins im Falle limftigcr Tcrritorial- verändcrungcn im Orient befürwortet habe. Diese Haltung dcr „Opinione" sci nur ciu Wahlmanövcr, um dem jctzigcu italicnischcn Kabiuct zu schadcu und gcgcu dasselbe dcn Argwohn nnd das Mißtrauen dcr Diplomatie zu erregen. Daö einzig Sichere hinsichtlich dcr diplomatischen Situation dürfte das sein, daß dic Großmächtc jetzt ans Lord Dcrby's früheren Vorschlag, betreffend dcn Abschluß ciucs bediugungöloscu scchs- wöchcutlichcu Waffenstillstandes, nm während dieses Zeitraumes eine Basis für einen Fricdcusvcrtrag zu finden, znrückgckommcu sind. Es sind nun 3 Woche» her, daß auf dcm serbi sch cn Kriegsschauplätze nahezu ununterbrochene Waffenruhe geherrscht hat. Anfänglich war diese zwar nicht vertragsmäßig, abcr praktisch fcstgcstclltc Ruhe ciu Ergcbniß der physische» Ermattung beider Heere; daun scheinen politische Einflüsse besonders maßgebend geworden zu sein nnd hcnte stehen dic Diiigc so, daß die türkische Armee, trotz dcr moralischen Erfolge in den Schlachten vom 28. nnd 30. September, fast al lein die üblen Folgen jener äußerlich aufgedrmigcncn Waffenruhe zu trage» hat. Dic crstc Schwächung, welche dic türkische Opera!iouönrmec gcgcn Serbien erfuhr, bestand in dcr Dctachirnug anschulichcr Truppcn« körpcr gcgcn BoSuim uud Montenegro. Die Pforte war zwar bemüht, diesen Ausfall durch Nachschübe auö Sofia uud Konstautiuopel zu decke», doch waren diese keineswegs ausreichend genug, um mit Ucber- macht eine Offensive gegen dic Fronten Krnschcwatz- Dcligrnd Alcxiuatz zu unternehmen. Die Nachschübe hörte» auch bald auf, nicht so sehr deshalb, weil nichts mehr uachzuschicben war, als vielmehr aus dcm Grunde, weil die Pforte in Folge dcr lctztcn politi schen Eonstellationcn mid Anzeichen gezwungen war, Trappen auch »ach andere» Pmiktcu des viclnmstürm- ten Reiches vorsichtshalber z» diölocirc». Tagesgeschichte. Sachsen. Sch an da». Freunden dcrTurnerci dürfte cs vielleicht von Interesse sein, zu crfahrcu, daß die hiesige Turugcmciudc ihr bisheriges, den Vcrcino- vcrhältuisscu nur Mangelhaft gcuügcudcs Wintcrturn- loeal seit voriger Woche mit ciucm neuen, der ver schlagenen, von Herr» Bier dcm Vcrciu bcrcitwilligst überlassenen Veranda dcö Elb-Salon vertauscht hat. Es kann dieser Wechsel nur ein vorthcilhafter genannt werden, denn daö letztere Local, cbcnso geräumig als freundlich und vor Wind nnd Wetter wohl verwahrt, eignet sich zum Turubclricb in so vorzüglicher Weise, daß cs den bisher so tief empfundenen Mangel einer Turnhalle fast vergesse» macht, und alle» Turnfrcnn- dcu zu recht fleißiger Benutzung nugelcgeutlichst em pfohlen werde» kann. Gewiß wird Niemand diese Stätte unbefriedigt verlassen. Dcr biöhcr so rührige Verein abcr möge dadurch nicht crlahmen, auf dcr bereits betretenen Bahn rüstig weiter zu schreiten nnd endlich doch zn dcm längst crschntcu Ziele, einem ei genen „Heim" zn gelangen. Gut Heil! X — Die heutige Nummer enthält eine Verordnung dcö k. Ministeriums des Jimern, die Abhebung der bei der Kassenverwaltung dcö crwühutcii Ministeriums angewiesenen Kosten für Landarme betreffend. — Dcr KraukcnuMerslütznugSvereiu sächsischer Leh rer veröffentlicht dcn 25. Jahrcöbcricht. Gcgründct wnrdc cr im Jahre 1851 von dem damaligen Kantor Fischer in Döhlen. Schon im 1. Jahre stieg die Zahl dcr Mitgliedcr bis auf 1207 uud bewegte sich in dcr Zahl von 1400 biö I600. Die Beitrüge waren zu nächst auf monatlich 25 Pf. feslgcsctz, erwiesen sich abcr zur Gewährung der statutarisch bestimmte» Un terstützung atü unzureichend und wurden auf 30 uud im Jahre 1800 auf 40 Pf. monatlich erhöht. — Die verheerendsten Krankheiten waren sletö Brust- nnd Halsleidcu. Dic Zahl der gewährten Uiiterftütznugen in dcn 25 Jahren beträgt 4180 mit 134,264 M. 60 Pf. — Die 25. Jahreörcchmmg weist eine Go-