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MMAIMDU NsMa/e M Fa«Srv/rMaK Die »Sachsen-Zeitung" erscheint täglich nachmittags 5 Uhr für den folgenden Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in den Geschäftsstellen und Ausgabestellen 2,50 Mark im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,75 Mark, bei Postbestellung 2,50 Mark zuzüglich Abtrag- gebühr. Einzelnummern 15Pfg. Alle Postanstalten und Post- boten sowie unsere Austräger und Geschäftsstellen nehmen —— .... jederzeit Bestellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. MMMm, Swmle, ÄMFMp v. Kp-eSe? Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 30 Goldpfennig, die 2 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 60 Gold pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile der Zeitung 100 Goldpfennig. Nachweisungsgebühr 20 Gold pfennig. 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Es kann fest-gestellt werden, dah auch im Lande die Kommunisten etwas gewonnen, die Sozialdemokraten aber verloren haben. Auch die Demokraten blitzten nicht unerheblich ein. Die Wahl- deteSigung war überall stark und lebhaft. In Dresden allein Volten 62,8 Proz. gegen 26,27 Proz. im Jahre 1921. Der weitaus grötzte Teil der Nichtwähler setzte sich aus bürger liche« zusammen. Der gewaltige Ruck nach rechts, der sich am gestrigen Tage, an dem das sächsische Volk zum ersten Male ein heitlich Gemeindewahlen vornahm- zeigte, beweist, datz in Sachsen nicht nur Ruhe und Ordnung, sondern auch Vernunft und Ein- sicht Wiederkehr««. (Weitere Meldungen siehe 3. Seite.) Der englische Geuerulkousul lehnt die Begleitung frauzöfischer Offiziere «d. (Eigener Fern sprech bienst der „S a chf« n - A1 §.") London, 14. Ian. Der englische Generalkonsul, der gestern München verlassen Hal, um sich nach Heidelberg zu be- geden, hat ausdrücklich die Begleitung französischer Offizier« und Beamten abgelehnt, die ihm von der französischen Gesandtschaft in München angedoten wurde. Der englische Beamte wird zu nächst m Heidelberg die Aussagen der ausgewiesenen deutschen Beamten entgegennehmen, dann wird er sich nach der Pfalz be- geben, mn schließlich das Ergebnis seiner Untersuchung mit dem englischen Vertreter in der Rheinlandkommission in Koblenz zu besprechen. Untersuchung über deutsche Geheim- orgauisatioue«. (Eigener Fernsprechdien st-er „Sachse n-Zt g.") London, 14. Ian. Die englische Enquete ist gestern von Frankreich mit der Ankündigung beantwortet worden, dah es von zwei französischen Offizieren in der britischen Zone eine Untersuchung anstellen lassen werde über die in Köln tätigen deutschen Eeheimorganisatwnen, die eine Gefährdung der inter- allnerten Besatzungstruppen darstellen. Von englischer Seite wird die Ankündigung mit einer halbamtlichen Feststellung be antwortet, wonach bereits 3V französisch« und belgische Beamte in Köln leicht in der Lage wären, auf Grund der Intervention der französischen Spione in der britischen Zone über die Frage jederzeit zu berichten. Kein Reichskommissar für Thüringen. (Eigener F«r»spr«ch-ienst der .Sachs e n° A t-.") Berlin, 13. Ian. Die Verhandlungen Mischen der Reichsrogierung und der thüringischen Staatsregierung sind, wie der „Montagmvrgen" erfährt, endgültig zum Abschluß gelangt. Das Reich verzichtet endgültig auf di« Entsendung eines Reichs- kommissars sowie auf die übrigen geplanten Exekutivmatznahmen, dagegen ist die thüringische Regierung verschiedene Verpflich tungen eingegangen. Sowohl die Reichsregierung wie die thüringische Staatsregierung werden die gegenseitigen Verein barungen im Laufe des Montag der Oeffentlichkeit übergeben. Vegi»» der SachverstS»Vigen-U»ter- smhrmße« Die amerikanischen Delegierten haben die Akten geprüft. Paris, 13. Ian. Die amerikanischen Vertreter in dem Ausschub -er Reparationskommission für die Währungs- und Budgetfragen, General Dawes und Owen Poung, haben, nach dem „Petit Parisien^, in -cn letzten Tagen die ihnen von der Reparationskommission zur Verfügung gestellten Akten über die deutsche Budgetordnung, über die Wirtschafts- und Finanzlage, über die Bilanz der Reichsbank und der Rentenbank eingehend geprüft. An dieser Prüfung hat auch der offizielle Beobachter der Vereinigten Staaten in der Reparationskommission, Logan, teilgenommen. Gestern haben die beiden amerikanischen Sach verständigen mit den bereits in Paris angekommcnen englischen Sachverständigen Sir Robert Kindersley und Sir Charles Stäup verhandelt. Die belgischen und die italienischen Sach verständigen treffen heute in Paris ein. Morgen vormittag 11 Uhr hält -er Sachverständigenausschuß seine erste Sitzung ab, und es ist wahrscheinlich, datz er auch am Nachmittag tagen wird, um über die Arbeitsmethoden zu verhandeln. Da die amerika nischen Sachverständigen zu einem raschen Abschluß der Ver handlungen gelangen wollen, wird das erste Komitee des Aus schusses täglich zwei Sitzungen abhalten. Eine Erklärung des amerikanischen Delegierten Robinson. Paris, 13. Ian. Der amerikanische Delegierte für den Ausschuß zur Erforschung der deutschen Auslandsguthaben, Robinson, hat -er Presse eine Erklärung übermittelt, in -er er hervorhebt, er habe bis jetzt keine Mitteilung über die Enquete zu machen, die ihn nach Paris geführt habe, und er habe auch nicht die Absicht, dies in Zukunft zu tun. Er begebe sich ohne Vorurteil an die Arbeit, mit dem Wunsche, die Tatsachen unpar teiisch zu erforschen, und in der Hoffnung, -atz man nach auf merksamer Prüfung -es Gegenstandes nach nationalen und inter nationalen Gesichtspunkten zu soliden Schlüssen gelangen werde. l aurraucyr. Was wrever vem Sowjetrußland trotz allem theoretischen Kommunismus durchaus nicht unangenehm wäre. Dieses Nufdämmcrn des russischen Ostens ist auch eine der Hauptkräfte, die Frankreich zu seiner Bündnispolitik den Staaten der Kleinen Entente gegenüber veranlaßt. Man weiß auch hierin nicht, wie sich das Verhältnis Eng lands zu Rußland jetzt unter der neuen Arbciterregierung entwickeln mag. Daher „baut man vor". Neulich hat der auswärtige Volkskommissar des Sowjets, Tschitsche rin, fast drohende Worte gegen Frankreichs Haltung Ruß land gegenüber gesprochen, aber die russisch-englische An näherung stark hervorgehoben. Da will man von Paris aus neue Schanzen aufbauen, um sich von einer Über raschung aus dem Osten zu sichern. So ist die Kleine Entente zurzeit der Drehpunkt der europäischen Konünentalpolitik; aber nicht die Institution als solche, sondern die kleineren und größeren Staaten, die sic in sich vereinigt. Aber auch in ihr sind die großen macht- politischen Gegensätze schon sichtbar, die den Kontinent zer- klüften und die langsam aber unaufhaltsam zu einer kla ren Auseinandersetzung drängen. * Italienisch-jugoslawisches Bündnis? Als sensationelles Ereignis von der Konferenz der Kleinen Entente in Belgrad wird gemeldet, daß ein italienisch-jugoslawisches Bündnis in Sicht, wenn nicht schon abgeschlossen sei. Ein solches Bündnis wäre geeignet, die ganze politische Lage Europas zu ändern. franrölis» belgische kiMruoge». Kein« Veröffentlichung der Noten. Bei der Übergabe der französischen Antwortnote an den deutschen Geschäftsträger von Hoesch hatte dieser eine Aussprache mit dem politischen Direktor des französischen Außenministeriums, Peretti della Rocca. Die Aussprache nahm nahezu 50 Minuten in Anspruch. Im wesentlichen betonte Peretti in dieser Unterredung, daß die französische Note mit Rücksicht auf den technischen Eha- rakter des von Deutschland überreichten Memorandums auch einen rein technischen Charakter habe, daß es jedoch der Wunsch Frankreichs sei, die Aussprache auch auf allge« meinem Gebiete fortzusetzen und alle Fragen zu diskutieren, die Deutschland zur Sprache bringen wolle. Peretti legte Gewicht auf Lie Erklärung, daß mit der französischen Note kcincsivegs die Tür zu weiteren Verhandlungen verschlossen worden sei. Das französische Schriftstück, das nicht zur Veröffentlichung bestimmt ist, umfaßt 14 Seiten und beant wortet Punkt für Punkt die deutschen Forderungen. Wie aus Len Anspielungen einiger Blätter hervorgeht, enthält die französische Note, was im übrigen schon seit mehreren Lagen vermutet wurde, im wesentlichen eine Ablehnung der deutschen Wünsche. In politischen Kreisen wird die Auffassung verbreitet, daß die in der mündlichen französi schen Erklärung besonders stark betonte Bereitschaft Frank reichs zur Fortführung der Aussprache mit Deutschland vor allem dem Wunsche des Präsidenten Millerand entspreche. Was Belgien sagt. In der belgischen Antwort, Lie ebenfalls überreicht ist, erklärt die belgische Negierung vor allein hinsichtlich des Personenverkehrs, daß für Ansässige des nicht be setzten Gebiets zum Eintritt in das besetzte Gebiet ein mit Lichtbild versehener Ausweis genügen werde, von gewisse« Ausnahmen abgesehen. Die Inkraftsetzung der Verord nung über die Einführung der Rentenmark und die Zulassung von Notgeld mache Belgien von einer Änds- rung der Haltung des Deutschen Reiches in der Frage der Rheinisch-Westfälischen Bank abhängig. Die an der Ost- grenze der besetzten Gebiete errichtete Zollschranke bleibe bestehen; aber die bereits in Gestalt von Einschrän kungen und Lizenzen gewährten Erleichterungen blieben in Kraft. Was die Sicherheit von Personen und Gütern be treffe, so hätten die belgischen Behörden es niemals abge lehnt, die Frage einer Verstärkung der Polizei zu prüfen, sobald dies für notwendig gehalten würde. Die belgische Note sagt zu, daß den bürgerlichen Rechten der veutschen Staatsangehörigen kein Eintrag getan werden solle. * Auch in Berlin wird von zuständiger Stelle erklärt, nach Vereinbarung zwischen den beteiligten Negierungen sei eine Veröffentlichung der französischen und bcwM'en Antwortnoten weder in Berlin, noch in Paris und Brüssel beabsichtigt. englische floMolle in Rr Platz, rzranrrercy gibt nach. Pariser Blätter geben zu, daß die französische Negie rung in der Frage der von England verlangen Unter suchung in der Pfalz so weit gegangen sei, sich bereit -u erklären, daß der englische Generalkonsul in München Clive diese Untersuchungen vornimmt, aller« dmgs unter der Voraussetzung, daß er hierbei von einem französischen Offizier begleitet werde. ZiiWWe VZmmerung. Zu dem ganzen Institut der Kleine» Entenre haben ihre Gründer und Teilhaber selbst kein gerade über mäßiges. Zutrauen. Wenigstens erklärt« der rumänische AußenMlmster Duca dem Vertreter des „Temps" in Buka rest, man solle der begonnenen Belgrader Konfe renz keine besondere Wichtigkeit beilegen; sie bedeute mrr «ine der penodtschen Zusammenkünfte zwecks Gedanken austausch. I» der Hauptsache werd« man sich mit der Krage der ungarischen Völkerbrmdanleihe beschäftigen. Angarn ist nämlrch das einzige, sozusagen negative Band, das die ganze Kleine Entente zusammenhält, und das geflochten wurde durch das Interesse an der Ausrecht- «rhaltung des Friedens von Neuilly. Der hat Bul garien in Ketten und Banden geschlagen und ist der andere Brennpunkt jener Ellipse, "ls die man die Politik der Kleinen Entente ansehen mag. Neuilly und Trianon -- beide „Friedensschlüsse fangen aber schon an, nicht mehr ganz feste Punkte zu bleiben, uni» brmgen damit jene Politik schon etwas aus der gewohnten Bahn. Außerdem werden jetzt gerade allerhand politische Be rührungslinien an diese Entente gezogen, nämlich von der Großen Entente her. Frankreich hat bekanntlich schon die Tschechei durch seinen Bündnisvertrag — er soll in den nächsten Tagen angeblich veröffentlicht werden — für sich und seine antideutsche Einkreisungs- Po l i t i k gewonnen, hat außerdem I u goslawien den goldenen Köder der Anleihe zMucken lassen. Auf der andern Seite „bereinigt" aber Iralien sein Mittelmeer- Verhältnis mit England, das ihm soeben gegen Kon- «Kiouen in Abessinien frei« La«d im ältlichen Mittelmee»- vr«en gcgeoen yar, wgar angevltch mit tym Mammen dem-" nächst Flottenmanöver veranstalten will. Charakteristisch für die Mächtekonzentratisneu ist, daß auch Spanien an diesen gemeinsamen Manöver« teilnehmen soll. Die Kleine Entente kommt also stark »in Druck" zwischen den französischen und den englischen Machtgruppierungen, wo bei für England der politische Hebel Italien ist. Daher be deutet die ungarische »Völkerbuudanleihe" einen englische« Stoß in den franzofenfrermdlich eingestellten Siidosten Europas hineiu, nnd Herr Benesch, der tschech"Kowa- kische Außenminister, wird deshalb unmittelbar nach der Belgrader Konferenz nach London eilen, um an den Be ratungen über jene Anleihe teilzunehmen. Trotzdem wird es dieser Konferenz nicht an Beratungs stoff fehlen. Das »große Unbekannte" bei allen politischen Kombinationen und Techtelmechteleien in Europas Süd osten dämmert nämlich immer stärker über dem Horizont empor. Und das ist Rußland. Die offiziös bediente Prager Presse mag wohl rech! haben, wenn sie erklärt, daß das Hauptinteresse der Belgrader Konferenz sich auf die russische Frage konzentrieren werde. Die Negierungen der Kleinen Entente hätten ihre Ansichten darüber schon aus getauscht und sie würden sich wahrscheinlich in Belgrad über die Politik einigen, die man nach dieser Richtung hin ge meinsam befolgen würde. Denn der russische Einfluß wächst — nicht politisch-militärisch, aber wirtschaftlich. Man weiß nicht, was sich schließlich dabei Herauswachseu wird und das Verhältnis Rumäniens zu Rußland ist ja so un befriedigend wie möglich. Denn Rußland hat niemals die Abtrennung Beßarabiens anerkannt. Ebenso unbefriedi gend ist bekanntlich auch die Stellung des der Kleinen En tente befreundeten Polens zu Rußland. Und in Bul garien bereitet sich auch allerhand vor; man weiß nicht, ob nicht eines schönen Tages der frühere Zar Ferdinand dort