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MeffMMttWer Anzeiger Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. Der.Hohenstein-Lrnstthaler Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn» und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.50, bei Abholung in den Geschäfts stellen Mk. 1.25, durch die Post bezogen (anher Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriefträger entgegen. Al« Extrabeilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt". — Anzeigengrbühr für die 6gespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Reklameteil die Zeile 30 Pfg. Die Lgespaltene Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. Anzelgen-Annahme für die am Abend erscheinende Nummer bis vormittags 10 Uhr, größere Anzeigen werden am Abend vorher erbeten. Bet Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt, jedoch nur bei alsbaldiger Zahlung. Die Aufnahme von Anzeigen an vorgeschriebenen Tagen und Plätzen wird möglichst berücksichtigt, eine Garantie jedoch nicht übernommen. — Für Rückgabe unverlangt eingesandter Manuskripte macht sich DGGGGTDTDGGGTGGGGTTGDGTVGDGDGGGDDGDTDDGG die Redaktion nicht verbindlich. GDDDDDDDDDDGDDDGGGGGDDDDTGDDGDGGGGKTGGGE, Nr. ^38 Fernsprecher Nr. 151. Dienstag, den 18. Juni 1912. Geschäftsstelle Bahnstraße 3. Zg. JührgÜNg SSSSSSSlISSSSSSMSSSSSSSSSISSSSSSSSSWSSSS Am 1. April 1912 ist teilweise das Hausarbeitgesetz vom 20. Dezember 1911 (Reichs-Gesetzblatt 1911 Seite 976) in Kraft getreten. I. Neben den sonstigen reichsrechtlichen Vorschriften gelten die Vorschriften dieses Gesetzes für Werkstätten, in denen, k) jemand ausschließlich zu seiner Familie gehörige Personen gewerblich beschäftigt, b) eine oder mehrere Personen gewerbliche Arbeit verrichten, ohne von einem den Werk stattbetrieb leitenden Arbeitgeber beschäftigt zu sein. Ausgenommen bleiben Werkstätten, in denen ausschließlich für den persönlichen Bedarf des Bestellers oder seiner Angehörigen gearbeitet wird. Die unter » und d bezeichneten Personen, so weit sie nicht nach Vorstehendem ausgenommen sind, gelten als Hausarbeiter i. S. des Gesetzes. Als Werkstätten i. S. des Haüsarbeitgesetzes gelten neben den Werkstätten i. S. o. tz 105 b Abs. 1 der R. G. O. Räume, die zum Schlafen, Wohnen oder Kochen dienen, wenn darin gewerbliche Arbeit verrichtet wird, sowie im Freien gelegene gewerbliche Arbeitsstellen. II. Gewerbetreibende, (Fabrikanten und andere), die außerhalb ihrer Arbeitsstätte in Werk stätten vorbezeichneter Art gewerbliche Arbeit verrichten lassen, sind verpflichtet, a) ein Verzeichnis derjenigen Personen, welchen sie Hausarbeit übertragen oder durch welche außerhalb der Arbeitsstätte des Gewerbetreibenden die Uebertragung erfolgt, unter An gabe der Betriebsstätte dieser Personen zu führen. Das Verzeichnis ist auf Erfordern des unterzeichneten Stadtrates, sowie den Gewerbeaufsichtsbeamten jederzeit zur Ein sicht vorzulegen oder einzureichen, b) sofern die Beschaffung eines Ausweises darüber vorgeschriebcn ist, daß die Räume, in denen die Arbeit verrichtet wird, den an sie gestellten Anforderungen genügen, Haus arbeit nur fiir solche Werkstätten auszugeben, für welche ihnen dieser Ausweis vorgelegt wird. o) Die entsprechende Verpflichtung liegt solchen Personen ob, welche, ohne daß sie eine Arbeitsstätte besitzen, für Gewerbetreibende außerhalb deren Arbeitsstätte Arbeit an Hausarbeiter übertragen, ß 13 des Gesetzes. III. Mit Geldstrafe bis zu 30 Mk. und im Unvermögensfalle mit Haft bis zu 8 Tagen wird bestraft, wer es unterläßt, den für ihn nach Abschnitt II unter a bis o begründeten Ver pflichtungen nachzukommen. - ' Hohenstein-Ernstthal, den 10. Juni 1912. Der Staötrat. Gememde-Sparkaffe Oberlungwitz — im Rathaus, Fernsprecher 161 Amt Hohenstein-Ernstthal — Haltestelle des Auto-Omnibusses täglich geöffnet von vormittags 8—12, nachmittags von 2—5 Uhr, expediert auch schriftlich. Tägliche Verzinsung aller Einlagen mit 3 2 Die Geheimhaltung der Spareinlagen wird garantiert. Heimsparkassen werden un entgeltlich ausgegeben. Mousseline, Zephir, Leinen, Batiste rc. NIusan weiß, mit eleganten Einsätzen, von 95 Pfg. an. z Knaben-Wasvksnrtigs ! alle Größen. Blusen, Hosen einzeln. ! SporlLrtiksI us^sn! Sbunte Oberhemden, Westen, Westengürtel.! S Größte Auswahl! Billigste Preise! 8 l MdeWrenhW Karl Seidel,i »Lugau, ob. Hauptstr. 4. Inh. Paul Seidel.! Tagesgeschichte. Der Kaiser begab sich am Sonnabend abend mit den Prinzessinnen Eitel-Friedrich und Viktoria Luise nach Hamburg, wo er an Bord der Jacht „Hohenzollern" Wohnung nahm; nach mittags wohnte der Kaiser den Rennen in Horn bei. Für den heutigen Montag hat sich der Kaiser beim Generaldirektor Ballin zum Frühstück angesagt. Nachmittags begibt sich der Kaiser nach Brunsbüttel, wo er an der Unterelbregatta des Norddeutschen Regatta- Vereins teilnimmt. Am Mittwoch trifft der Kaiser in Kiel ein, wo die Segelwettfahrten bereits begonnen haben. U. a. wird der Kai ser die amerikanischen Millionäre R. Morgan und Allison V. Armour sowie den amerika nischen Botschafter in Berlin Leishman als Gäste bei sich sehen. In Verbindung mit der Kieler Woche findet gleichzeitig auch eine Flugwoche statt. Der Begegnung unseres Kaisers mit dem Zaren, die nicht schon vor, sondern erst nach der Nordlandreise um die Mitte August in den finnischen Schären als Erwiderung des Pots damer Besuches des Zaren stattfinden wird, legen Petersburger Blätter nicht nur hohe politische Bedeutung bei, sondern bringen sie auey mit bestimmten schwebenden Fragen, wie einer Intervention im Tripoliskriege, der chinesischen Anleihesrage usw. in Zusammen hang. Das geht offenbar zu weit und kann nur aus Vermutungen beruhen, da sich keine der unterrichteten Stellen über die Punkte äußern wird, die zwischen den beiden Kaisern auf der Zarenjacht „Standard" in acht Wochen zur Erörterung gelangen werden. Daß ge legentlich der Zusammenkunft von Politik die Rede sein wird, geht daraus hervor, daß sich die beiderseitigen Minister des Auswärtigen v. Kiderlen-Wächter und Sasonow in der Be gleitung der Monarchen befinden werden. Auf etwaige Sonderabmachungen käme es auch weniger an; die Hauptsache ist, daß die Be gegnung aller Welt die Fortdauer der deutsch russischen Freundschaft bekundet. Angesichts des deutschen Botschafterwechsels halten es Londoner Blätter für geboten, Frankreich der Sorge vor einer deutsch-eng lischen Annäherung zu entheben. Die „Times" sagen: „Wir werden keine alten Freundschaf ten opfern, um neue einzugehen; wir werden unsere Oberherrschaft zur See durch keine Macht bedrohen lassen. Diese Bedingung ist fundamental, und wir sind überzeugt, daß jeder intelligente Deutsche, der imstande ist, die Ereignisse leidenschaftslos zu verfolgen, an erkennen wird, daß unser Standpunkt gerecht fertigt ist. Baron von Marschall braucht sich daher nur zu überlegen, was für uns aus führbar ist und was nicht." Die preußischen Abgg. Borchard und Leinert unter Anklage. Deu beiden sozialdemokratischen Landtags abgeordneten Borchardt und Leinert ist jetzt die Anklageschrift wegen Hausfriedensbruches und Widerstandes gegen die Staatsgewalt zu gegangen. Sie enthält dem „Vorwärts" zu folge nichts weiter als eine Schilderung der Vorgänge im preußischen Abgeordnetenhaus am 9. Mai d. I. Die Frage, ob Borchardt befutgt war, nach der Ausschließung durch den Präsidenten noch im Saale zu verweilen, und ob die Schutzleute sich in rechtmäßiger Ausübung ihres Amtes befanden, enthält die Anklageschrift nicht, ebensowenig wie eine Prüfung der Frage, ob das Vorgehen mit den § 8 105 und 106 des Strafgesetzbuches in Einklang steht. Darüber wird das Gericht zu urteilen haben. Wasteln modernerlStaat kostet,^ ist aus der Tatsache ersichtlich, daß die ge samten Ausgaben für das Reich und die Bundesstaaten 1911 auf 9236 Millionen Mark beziffert wurden, davon entfallen allein auf das Reich 3153 Millionen Mark. Davon wur den durch Steuern und Zölle in den Bundes staaten zusammen nur 997 Millionen Mark, ini Reiche 1733 Millionen Mark aufgebracht. Als die besten Einnahmequellen erwiesen sich die Eisenbahnen, die insgesamt 2866 Millio nen Mark einnahmen. Auch die Post, Berg werke, Domänen, Forsten usw. haben große Einkünfte. An Domänen besitzen die Bundes staaten 796 067 Hektar, an Forsten 5 017 616 Hektar. Von den fundierten Staatsschulden, die zu Beginn des Rechnungsjahres 1911 sich auf 14 880 Millionen Mark bezifferten, ent fällt der Löwenanteil auf Preußen mit 8922 Millionen Mark; dann folgt Bayern mit 2166 Millionen Mark. Auch an den schwebenden Schulden (991 Millionen Mark) hat Vreußen mit 610 Millionen Mark den Hauptanteil. Das Reich hat 300 Millionen Mark schwebende Schulden. Oesterreich-Nngarn. Die nach so beispiellosen Kämpfen endlich erfolgte Durchsetzung der österreichisch-ungari schen Wehrvorlagen, die eine erhebliche Ver mehrung der Stärke des Heeres bei gleichzei tiger Herabsetzung der Dienstzeit auf zwei Jahre bringen, ist nicht nur von den natio nalen Kreisen der habsburgischen Doppel monarchie, sondern auch bei uns im Reiche freudig begrüßt worden. Unter den obwalten den Verhältnissen ist es nun einmal eine ge bieterische Notwendigkeit, daß die Angehöri gen des festesten Bundes, den es in der Welt gibt, des deutsch-österreichischen Zweibundes, stark sind. Frankreich. General Liautey, dem die Regierung, wie Poincaree in der Kammer sagte, volles Ver trauen schenkt, hat sein Aktionsprogramm dem Ministerium mitgeteilt. Es besteht in der Hauptsache in der Organisation des von Frankreich okkupierten Gebietes und namentlich in der starken Befestigung der Hauptstadt Fez, um die eine Sicherheitszone gezogen werden soll. Die Opposition der Pariser Kammer wird der Regierung gleichwohl wegen des Marokkounternehmens das Leben noch heiß ge nug machen, das bewiesen gelegentlich der jüngsten Marokkointerpellation die scharfen Kri tiken an der Kriegsleitung, der Sorglosigkeit, die Duldung zügellosester Grundstücksspekulation und maßloser Alkoholeinfuhr sowie andere schöne Dinge vorgeworfen wurden. Auch die Richtigkeit der Kriegsberichte, von denen der jüngste volle Ruhe im östlichen Marokko mel dete, wurden angezweifelt. England. Die Londoner Frauenrechtlerinnen werden immer unverschämter, so daß man ihr Ver halten nur noch als krankhaft bezeichnen kann. Es war am Geburtstag des Königs, an dem sich wieder ein reicher Ordenssegen über An gehörige aller Parteirichtungen ergoß, als der Premierminister Asquith den üblichen Emp fang veranstaltete. Zu diesem war auch eine elegant gekleidete Dame im Alter von etwa 30 Jahren erschienen. Sie reichte dem Pre mierminister die Hand und sprach ein paar Worte zu ihm. Asquith beugte sich leicht vor, um besser hören zu können, als die Dame plötzlich mit beiden Händen die Epauletten sei nes Ministerrockes ergriff und sie herabzureißen versuchte. Der Premierminister versuchte, sich von der Suffragette loszumachen sie klam merte sich aber mit beiden Händen krampfhaft an die rechte Epaulette. Frau Asquith kam ihrem Mann zu Hilfe; doch erst als Diener herbeieilten, gelang es, die Dame zu entfer nen. Einige Minuten später faßte ein junger Mann von etwa 20 Jahren den Premiermini ster roh am Arm und schrie ihm ein paar Worte ins Gesicht; in demselben Moment je doch hatte ihn schon Sir Henry Lunn beim Kragen und rannte mit ihm in vollem Galopp aus dem Saal hinaus, wo das Unter hausmitglied John Ward, ein wahrer Riese, ihn in Empfang nahm und kräftig an die Luft expedierte. Asquith hatte vor einigen Tagen im Unterhause die bevorstehende Ein bringung der Wahlreform angekllndigt. Auf eine Anfrage aus dem Hause wegen des Frauenstimmrechts erklärte er, er sei persön lich ein Gegner des Frauenstimmrechts, wolle sich aber den Beschlüssen der Mehrheit des Hauses nicht widersetzen. Amerika. Am heutigen Montag findet in Chikago der Parteitag der republikanischen Partei statt, welcher den Präsidentschaftskandidaten dieser Partei zu nominieren hat. Expräsident Roose velt weilt persönlich am Orte des Kongresses, um nach dem rechten zu sehen. Er wurde da zu im letzten Augenblick durch die Tatsache be stimmt, daß der von Jnteressenpolitikern be herrschte Parteiausschuß, der in der vorigen Woche zur Erledigung der Proteste gegen die Primärwahlen tagte, skrupellos fast sämtliche Proteste zugunsten Tafts entschieden hatte. Roosevelt, der dies Verfahren als Betrug und Diebstahl gebrandmarkt hatte, wurde bei sei ner Ankunft in Chikago von seinen Anhän gern stürmisch begrüßt. Man erwartet auch, daß bei der Abstimmung viele Republikaner von Taft zu Roosevelt abschwenken werden unter dem unmittelbaren Einfluß der Persön lichkeit des letzteren. Sollte Roosevelt nicht als Kandidat der republikanischen Partei auf gestellt werden, dann wird diese zweifellos zer fallen, und es wird eine unabhängige Kandi datur Roosevelt proklamiert werden. OertlicheS nud TüchstfcheS. *— Sommers Anfang bringt uns schon diese Woche. Das Jahr hat in seinem Laufe den Höhepunkt erreicht, mit den rei chen, gesegneten Wochen der Erntezeit geht es wieder abwärts, dem Herbst zu. Sommerliche Stimmung herrscht schon heute, wenn auch hier und da ein Ausflug verregnet sein mag. So unliebsam einzelne Gegenden von Unwet tern überrascht sein mögen, für das Gesamt gebiet des Reiches steht doch alles Verhältnis mäßig günstig. Eine Freude ist es heute, Wiesen und Felder zu betrachten, mit dem Bilde von heute das des Vorjahres zu vergleichen, das so harte Sorgen brauste. Ein freudiges Bewußtsein waltet vor, daß der alte deutsche Gott doch immer noch lebt, immer wieder hilft, und auch aus den Augen der ost be drängten Hausfrau leuchtet wieder heitere Da seinssreude. Der Sommer bedeutet für uns die Ueberwindung mancherlei Umständlichkei ten im Leben wie in der Lebenstätigkeit. Wer mit dreißig Jahren in des LebensSommer eintritt, dem schwellt Hofsnungsseligkcit und Kraft die Brust, wer im Winter mit kargem Verdienst zu schaffen hatte, der erwartet vom Sommer den Segen der Ernte.