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MrrundSreiMgster Jahrgang Sonnabend 56 15 Jnli 1882 Amtsblatt der Königlichen Gerichtsbehörden und der städtischen Behörden zu Mtsnitz und Königsbrück. Buchdruckeiei von Ernst Ludwig Förster in Pulsnitz. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Paul Weber in Pnlsnitz. Der Stadtrat h. Schubert. Königlich Sächsisches Amtsgericht. I. St. Feine, Nfdr. Hafenbefestigungc» Alexandriens zu demoliren, denn die selben repräsentier» keine wirkliche Gefahr für die eng lische Flotte. Zweifellos bedeutet eben das Bombarde ment der englischen Panzerflotte weiter nichts, als den ersten Schritt einer kriegerischen Einmischung Englands in die egyptischen Angelegenheiten und über Nacht kann uns der Telegraph die Kunde bringen, daß englische Truppen in Alexandrien gelandet sind, wie denn auch bereits 10,000 englisch-indische Truppen im rothen Meere angelangt sind, um sich allem Anscheine nach des Sucz- kanals zu versichern. So ist denn die eghptische Frage in ihren Brennpunkt eingetreten und angesichts des Um standes, wie Arabi Pascha mit seinen fanatischen Schaaren Egypten vertheidigen und welche Haltung der Sultan, Frankreich und das übrige Europa zu der Einmischung Englands in die egyptischen Angelegenheiten einnehmen werden, muß die Affaire im höchsten Maße kritisch er scheinen. Arabi Pascha hat erklärt, daß er Egypten bis auf den letzten Mann vertheidigen werde, doch ist vor läufig nicht anzunehmen, daß er den Engländern oder anderen eindringenden Truppen mit seinen schlecht orga- nifirtcn Heerhaufen großen Widerstand entgegensetzen wird. Einige Nachrichten melden sogar, daß die Bedui nenstämme gegen Arabi Pascha als einen Fellah niederer Abkunft feindselig gesinnt waren und leicht seiner Fahne nicht folgen würden. Danach stände in Egypten ein Zustand der trostlosesten Anarchie bevor, dem man schon im Interesse der Menschlichkeit und um das Land vor Verarmung zu retten, auf irgend eine Art endigen müßte. Die Frage, ob England in Egypten im Gegensätze zu den Großmächten handelt^ ist vielleicht dahin zu beant worten , daß die Großmächte vorläufig stillschweigend England gewähren lasten, aber nöthigenfalls ihre eigenen Interessen und diejenigen Europas vertheidigen werden, und da kommt dann vorzugsweise Frankreich ins Spiel, welches sich sein afrikanisches Prestige unmöglich von England entreißen lasten kann. Heftig poltert jetzt auch der Sultan gegen England, welches in Egypten seine Souveränität verletze und hat auch der Sultan seinen ncuernanntcn Premierminister Said Pascha mit einer energischen Wahrnehmung seiner Rechte betraut. Die türkischen Protestnoten dürsten aber wohl zu spät kommen, um dem englischen Löwen seine Beute streitig zu machen, zumal der Sultan ohnehin große Bedenken getragen hat, sein Heer für Vie Herstellung der Ordnung in Egypten ins Feld ziehen zu lassen. Bekanntmachung, Abputz des Schulhauses und Anstrich der Fenster betr. Der Abputz des Schulgebäudes Cat. Nr. 331, sowie der Anstrich der fämmtlichen Fenster und Thürcn desselben soll nach den in hiesiger Rathsexpedition zur Einsicht ausliegende» Kostenanschlägen und Bedingungen a» den Mindestfordernden vergeben werden. Hierauf Reflectirende wollen sich daher Mittwoch, den IN. Jnli 1882, Vormittags N Uhr, im EkesSou-zimmer des hiesigen RathhauseS eiufinden und ihre Gebote eröffnen. Auswahl unter den Licitanten bleibt Vorbehalten. Pulsnitz, am 13. Juli 1882. Das BomSarSement Alexandriens und die Lage in Egypten. Am Dienstag sind die eisernen Würfel gefallen, welche die rgyptische Frage zu einer gewaltsamen Lösung treiben. Wegen angeblicher Bedrohung der englischen Panzerflotte durch die verstärkten Hafenbefestigungen Alexandriens ließ der englische Admiral Seymour nach vorher erfolgter vergeblicher Aufforderung an die eghptische Regierung, die Befestigungen zu übergeben, am Dienstag früh 8 Uhr das Bombardement beginnen. An Lem Bombarde ment bethciligten sich die englischen Panzerschiffe „Pene- lop", „Monarch",„Jnvincible", „Inflexible", „Alexandra", „Sultan", „Temeraire" und „Superb", sowie mehrere Kanonenboote, da nun die englischen Kriegsschiffe mit den modernsten und schwersten Kanonen und stärksten Panzern ausgerüstet sind, so konnte der Erfolg nicht zweifelhaft fein, denn die egyptischen Forts sind zu weit läufig gebaut, besaßen auch vielfach veraltete Kanonen und waren auch die jüngsten Höhenbefestigungen wahr scheinlich sehr ungeschickt angebracht. Zwar antworteten die egyptischen Batterien den englischen Kanonen sofort und die Artilleristen Arabi Paschas zeigten sich sehr rührig, die Ueberlegenheit der englischen Panzerschiffe, von denen immer zwei oder drei gegen ein egyptisches Fort kämpften, mar zu übermächtig und schon am Nach Mittage gegen ö Uhr waren die Batterien des großen Forts Marabut am Hafeneingange, sowie die Batterien bn Forts Leuchtthurm, PharoS, Mex und andere aus Hinteren Befestigungen aufgepflanzte Kanonen zum Schweigen gebracht. Die Panzerschiffe setzten inzwischen Bombardement fort, da noch die verdeckten Batterien und das große Fort Napoleon, welches die Stadt beherrscht, waren und dürste dies inzwischen auch § n sein, da die eghptische Artillerie der Uebrrmacht Panzerschiffe nicht Stand zu halten ver- w Verluste der Engländer waren übrigens, wenn 'Nan bedenkt, daß sie sich meisteMheils in den beenden, n cht unbedeutend, denn die of- . Verlustliste weist bis jetzt 11 Todte und 37 Verwundete auf, u»d Verluste der Eghpter mögen bei Weitem großer sei», ^nml drei kleinere Forts durch dir englischen Bomben in h» Lust gesprengt wurden. Alle Welt fragt sich nun angesichts dieses Bombarde- wrnts, was dasselbe zur Lösung der egyptischen Frage ^tragen soll. Das Bombardement wäre als isolirte Laffenthal Englands offenbar ganz zwecklos und könnte "Ht einmal den Zweck haben, lediglich die schwachen Geschäftsstellen Mr Königsbrück: bei Herrn Kaufm. M. Tschersich. Dresden: Annoncen-Bureaus Haasen st ein <L Vogler u. Jnvalidcndant. Leipzig: Rudolph Mosse- von uns unbekannten Firmen und Personen nehmen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarken oder <^tltlvll^i^tl ^bbls bbPosteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls ausgenommen, mag der Betrag beiliegen oder nicht. LxpKlIiiiON li68 ^Mi8dIsHk8. Erscheint: Mittwoch« und Sonnabends. Abonnementspreis: (einschließlich des jeder Sonnabend-Nummer beilieaenden SonntagsblatteS) Vierteljährlich 1 Mt. 25 Pfg- Inserate Werden niit tO Pfennigen für den Raum einer gespaltenen Corpus- -eile berechnet u. sind bis spätestens Dienstags und Freitags Vormittags V Uhr hier aufzugeben. Zeitereignisse. Pulsnitz. Um mehrfachen Wünschen zu genüge», die in Fol .e der ain 5. Juli hier abgehaltenen Jahres versammlung des Pulsnitzer Zweigvereins »der evang. G.-A.-Stistung laut geworden sind, sei hierdurch Ztz 2 und 3 der Satzungen des Frauenvereins zur ev. G.-A.- Stistung der Parochie Pulsnitz zu weiterer Kenntniß- nahme gebracht: § 2. „Der Fraueiiverein stellt sich zur besonderen Aufgabe: u) die Unterstützung von Confirman denanstalten, b) die Unterstützung von Wittw-n und Waisen würdiger ev. Geistlicher und Lehrer (bez. dieser selbst), die an evang. Gemeinden in der Zerstreuung angestellt waren (bez. sind), o) die Ausschmückung von Kirchen und Bet sälen solcher hilfsbedürftigen Gemeinden. K 3. Mitglied des Pulsnitzer Frauenvereins zur ev. G.-A.-Stiftung kann jede consirmirte ev. Christin der Parochie Pulsnitz sein, weiche sich verpflichten will, alljährlich ein Mal einen ganz beliebigen Geldbeitrag zur Vereinskaffe zu zahlen oder auch weibliche Arbeiten für bedürftige evang. Glaubensgenossen in der Zerstreuung zu liefern, sich an solchen Arbeiten zu bctheiligen oder irgend welche zweckentsprechenden Geschenke zu geben." — Zu den räthselhastesten und zugleich betrübendsten Erscheinungen der Gegenwart gehört die furchtbare Zu nahme der Selbstmorde, wie sie namentlich in Sachsen im Verlauf des letzten Jahrzehnts beobachtet worden ist. Ist doch die jährliche Zahl der Selbstmorde in Sachsen in dem Zeiträume von 1872 bis 1880 in grausiger Pro gression von 687 auf 1171 gestiegen, d. h. 400 auf 1 Million Einwohner, während z. B. in Bayern nur 100, in Oesterreich 130, in den verschiedensten Provinzen Preußens als niedrigste Zahl (Rheinland) 65, als höchste (Sachsen) 235 aus eine Million kommen. Leipzig und Dresden sind die selbstmordreichsten Städte der Welt, selbst Paris nicht ausgenommen. Hier liegt ein Problem der schwierigsten Art vor, dessen Aufhellung dankbar zu begrüßen wäre. In der Hauptsache dürsten, nach den Ergebnissen der Selbstmordstatistik, die Ursachen dieser betrübenden Erscheinung auf dem socialen Gebiete zu suchen sein, so daß man es hier mit einer religiös-so zialen Frage zu thun hat und nur im Zusammenhang mit durchgreifenden sozialen Reformen eine Hebung dieses zur Epidemie gewordenen Schadens erhoffen kann. Kamenz, 11. Juli. Die in letzter Str. d. Bl. ge brachte Notiz, die Exlrazüge zum Chemnitzer Kreisturn- feste betreffend, bedars insofern einer Berichtigung, als auf den Stationen Kamenz, Pulsnitz und Großröhrsdorf keine direkten Tourbillets ausgegeben werden, dagegen Von dem unterzeichneten Königlichen Amtsgerichte soll -en 2S September 1882 das dem Viehhändler Friedrich Wugust Danner hierselbst zugehörige Haus-und Gartengrundstück Nr. 52 des Dr.-KatMetH und Folium 311 des Grund- und Hypo- tekenbuchs für Königsbrück, welches Grundstück am 3. Juli 1882 ohne Berücksichtiguna der Oblasten auf j- 8800 Mark — Pfg. gewürdert worden ist, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf dem an hiesiger GerichtsMue aushängenden Anschlag hierdurch bekannt ge macht wird. Königsbrück, am 6. Juli 1882. MockerMM für Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend