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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.05.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-05-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110503024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911050302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911050302
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-05
- Tag 1911-05-03
-
Monat
1911-05
-
Jahr
1911
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BezugS-PreiL An;eigzn-Prcis »Ich »u V»K : innerhalb De»tscht<l«d» and dar daatjcha» Kslontrn vi-rttlia-rl. S.« MI., «aaaU. l.A Ml. aaalchl. PoltdeftrllaelL. Faraar in Belgien, Dänemark, de« Dana«Konten, Italien, ^lliemdnrg. Nlrdeilnnde, Skar» wegen. Oesterreich-Ungarn, Ruhland, Schweden. Echwaig ». Spanien. 2» alle» übrigen Staaten nur direkt durch dia Selchästaftell« da» Blatte» erhältlich. Da» Leipziger Tageblatt erichetnt 2mal täglich. Sonn- a. Feiertag» nur »argen»- Sbonnement»»Bnnahn«: I»h«»>ri»gili« d, bei »nleren Trägern. Filialen. Spedtteare» und Snnahmeftellen. lowtr Postämtern »nd Briesträgern. Ein,«laerkanf»pr«i» SV1- Abend-Ausgabe. MpMerTaMalt Handelszeitung. Ämtsbkatt des Rates und des Nolrieiamtes der Stadt Leipzig. für Inserat« aus Leipjtg unv Umgebung di« ispaltige Petitieile 2LBs , bie'/icklome- »eile l Ml., von an»wart» R> PI.. Reklamen lUrv Mk.. 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Jede neue Nummer der so geschickt geleiteten ..Sozialistischen Monatshefte" überschüttet die Marx- odoxen. wie man die starrgläubigen Dogmatiker der Sozialdemokraten wohl kurz nennen kann, mit Hohn und Spott ob ihrer überlebten Anschauungen. Jüngst ist der Streit über die Haltung der zielbewussten Ge nossen gegenüber der städtischen Budgets ent brannt. Dem Berliner Stadtverordneten und wieder holten Reichstagskandidaten Dr. Arons ist es vom „Vorwärts" sehr angekreidet worden, daß er für die Bewilligung des Etats der Stadt Berlin durch die iozialdemokratischen Stadtverordneten der Reichs hauptstadt eingetreten ist. Diesem als „Partei marodeur" vcnn sozialistischen Hauptorgan gebrand- markten Revisionisten springt nun Eduard Bern- stein bei, indem er sich über den „erneuten Fetischismus", der sich in den Urteilen des „Vor wärts" über die Haltung von Arons erkennen lasse, weidlich lustig macht. Solange die sozialdemo kratischen Erundsähe nicht bis auss Tüpfelchen durch geführt seien, müßten folgerichtig unter allen Um ständen auch alle Einzeletats abgelehnt werden. Wenn aber einmal einzelne Etats die Zustimmung der Genossen fänden, dann sein „Nein" bei der Ab stimmung über den gesamten Haushaltplan nicht ver ständlich: „Sobald wir uns selbst aber das Nein als unter allen Umständen einzuhaltendes Gebot vorschreiben, wird es für uns eine die Be wegung lähmende Bleikugel am Bein, in seiner Wirkung auf die Gegner aber zum lösch- papiernen Dolch, dessen Schwingen nur Lächeln Hervorrufen kann . . . Welche Logik ist es, zu sagen: Wenn du für einen Gesamtetat stimmst, weil du dadurch die Annahme eines schlechteren verhinderst, so bist du ein braver Parteigenosse, aber wenn du für einen Gesamtetat stimmen willst, weil von deinem Ja die Annahme eines besseren an Stelle eines schlechteren abhängt, so bist du Parteimarodeur, und die Sozialdemokratie braucht auch eine Ir-x Arons." Noch ärger treibt die Verhöhnung der Autorität der Parteigewaltigen der Revisionist Max Mau renbrecher. Er erklärt schlankweg: „Unsere Radikalen wissen selbst nicht, was sie wallen: sie vermögen nicht mit klaren Worten zu jagen, wohin sie uns führen wollen." Der gewissen hafte Genosse, der sich etwa die Frage erlauben sollte, mos denn nun eigentlich zur Verwirklichung der So zialdemokratie zu geschehen habe, „gilt als Idiot oder als Denunziant, oder als Spitzel, oder als sonst was": er hat „vom Wesen unserer Partei keine Ahnung", und im übrigen wird, nach marxistischer Anschauung, „da? Proletariat schon wissen, was es zu tun Hot". Dann fährt Maurenbrecher fort: „Zwei, drei, auch fünf Jahre lang glaub, man sol chen Reden: schließlich merkt man doch langsam, daß hinter alledem nichts anderes steht als ein Nichts. Sic haben kein Programm, und deshalb können sie uns keins sagen Sic wissen nicht, was sie Dss Grüne Auto. Roman von August Weißt. tos (Nachdruck verboten.) Als die erste Progranunhälste abgespielt war, sah der Baron, wie die Gräfin ihre Loge verließ. Er stand eilig auf. ..Kommen Sie." Die drei Herren schlenderten durch den Logengang, als würden sie eine kleine Promenade machen An dem kleinen Tischchen hinter der Loge Nr. 2 soupierte die Gräfin mit ihrem Manne. So war eine Begegnunq selbstverständlich. Sphor benützte die Gelegenheit, die Gräfin zu begrüßen und oem Paare die beiden Freunde vorzustcllen. Die Gräfin war nicht so frisch wie sonst. Sie sah ermüdet, fast krank aus. Ihre Augen flackerten nervös, und die weiße Schminke, die sie aufgelegt hatte, konnte die dunklen Ringe unter den Augen ebensowenig verdecken wie die rötlichen Flecken, di« das Fieber auf ihre Wangen gezeichnet hatte. Sie schien auch keinen Appetit zu haben, denn sie tändelte nur so mit ihrer Gänseleber pastete. trank aber hastig zwei Gläser Champagner nacheinander. Nur mit sichtlichem Zwang nahm sie an den Vorgängen wie am Gespräche teil. Die drei Herren hatten sich, auf hie liebenswürdige Aufforderung Lampobellos hin, zu dem Paar gesetzt, und der sonst so schweigsame Graf begann, offenbar durch die Umgebung und den Champagner angeregt, eine rlotte Konversation. Neber das VarietS schwatzte er, über die schönen Fronen, die er im Saale sah, über das Nachtleben: den französischen Champagner lobte er, speziell die Marke, die er trank und die ihm wirklich sehr zu munden schien, denn sein Glas wurde jeden Augen blick leer. Hauptmann Fernkorn und Baron Sphor hatten viele Fragen an ihn zu stellen, um sein« Aufmerksam keit von Doktor Martens, der der Gräfin gegenüber Platz genommen hatte, abzulenken. Plötzlich hielt der Graf mitten im Gespräch inne. Er schaute verwundert auf feine Frau, die schein bar ihrr Umgebung vergessen hatte und schreckens- star. auf einen Herrn blickte, der sich über die Brüstung einer Loge beugte und interessiert herübersah Was hast du denn?" fragte der Graf. Die Gräfin zuckle bei der Ansprache zusammen, strich sich über Augen und Stirn und sagte bloß: tun sollen, und deshalb machen sie Worte. Sie müssen sich und andere über die gänzlicheLeere ihres Innern Hinwegtäuschen. Stimmen zählen. Wähler vermehren, Organisationsziffern steigern, ist kein Pro gramm." Diese Verachtung d«r Stimmenzahlen richtet sich natürlich direkt gegen Bebel, dessen Ham burger Rede ja in einem Appell an die Genossen aus klang. lieber auf die Häufung d«r Wählerstimmen, als auf die Vermehrung der parlamentarischen Man dat« bedacht zu sein. Maurenbrechers Spott gipfelt in dem Satz: „Der Radikalismus ist tot. Er träumt von der Macht und weiß keinen Weg, sie zu erobern." Mit solchen offenen Bekenntnissen hat der boshafte Revisionist den vollen Anspruch auf ein Scherbengericht während des nächsten Parteitages er worben. Schroffer als je klaffen innerhalb der So zialdemokratie die Gegensätze, und wenn sic auch bei der nächsten sozialdemokratischen Heerschau im Spät sommer dieses Jahres zum soundsovielten Male aber mals überbrückt werden sollten, so hat doch, angesichts der schwerwiegenden Meinungsverschiedenheiten im eigenen Lager, die Sozialdemokratie am allerwenig sten ein Recht darauf, kleine Differenzen innerhalb anderer Parteien aufzubauschen und von einer Zer fahrenheit dieser Parteien zu sprechen. Deutsche Arbeiter suk weltsusstellungen Aus Reiseberichten von Arbeitern badischer Be triebe über die Weltausstellung in Brüssel 1910 hat der Vorstand der Großherzoglich Badischen Fabrik inspektion, Oberregierungsrat Dr. Bitt mann, kürzlich unter dem Titel „Deutsche Arbeiter" eine interessante Zusammenstellung veröffentlicht (Verlag Friedrich Gutsch. Karlsruhe), die in mehrfacher Hin- sicht die Beachtung auch weiterer Kreise verdient Unter seiner Leitung besuchten auf Anregung und zum ^keil aus Mitteln des badischen Ministeriums Les Innern 127, teils von den Gewerkschaften und Arbeitervereinen, teils von den Arbeitgebern vor geschlagene Arbeiter aller Berufe, darunter über die Hälfte organisierte, im Oktober vorigen Jahres die Ausstellung, und sämtliche Reiseteilnehmer haben über ihre Brüsseler Eindrücke schriftlich Bericht er stattet. Die Aufzeichnungen der auf der Welt ausstellungsfahrt gewonnenen Eindrücke lassen, wie die Ständige Ausstellungskommission für die deutsche Industrie mitteilt, auf jeder Seite erkennen, mit welchem Ernst und Eifer die Arbeiter den Zweck ihrer fünftägigen Reise behandelten. Allgemein rühmen sie die Bedeutung der deutschen In. dustrie. wie sie in Brüssel zutage trat, erkennen aber auch die wettbewerbenden Länder an. ver zeichnen mit Befriedigung di« Bildungseinrichtungen Deutschlands und des Auslandes, studieren mit größtem Interesse die Arbeiterhäuser der verschiedenen Nationen und die belgische Heimarbeitausstellung, machen aber auch über die Zustände im Arbeiterviertel Brüssels ihrem Herzen Luft. Ueberall klingt aus diesen bemerkenswerten Kulturdokumenten das Hohe lied der Arbeit und vornehmlich deutscher Arbeit heraus. Daneben fehlt es aber auch nicht an ernsten Mahnungen im Interesse des sozialen Friedens. „Von solchen Ausstellungen kehrt man — so schreibt ein Schriftsetzer — nicht nur innerlich reicher zurück, auch manches schroffe Urteil über das Wirtschaftsleben und die Beziehungen zwischen Arbeitgeber und Arbeiter korrigieren sich." „Es ist „Mir ist nicht wohl, gehen wir nach Hause! Aber gleich!" Ohne die zustimmende Antwort des Gatten adzu warten, stand sie auf und ging zur Loge vor. um ihren Mantel zu holen. Sphor kam ihr zuvor und legte den kostbaren Abendmantel galant um ihre Schultern. Doktor Martens, der Violetta unausgesetzt beob achtet hatte, war natürlich die plötzliche Verändrrung, die in ihr vorgegangen war. nicht entgangen. Ihre Augen waren anfangs gelangweilt über das Publikum hingeglitten, bis sie plötzlich den Blick aus fing. den ein junger, eleganter Fremder auf sie herüberwarf. In diesem Augenblick war sic unter der Schminke tief erbleicht. Ihre Augen hingen seitdem wie festgebannt an dem Fremden, der aufgestanden war, als er sah. daß die Gräfin zur Loge ging, und nun durch das Pro- menoir langsam herüberkam. „Hast du schon gezahlt ?" drängte die Gräfin. Der Graf blickte unwillig zu ihr aus. „Hast du schon gezahlt?" fragte sic nochmals. ..Aber geh', so bleib' doch noch ein bißchen!" Den Grafen traf ein zorniger Blick Sic griff noch dem Fächer und antwortete hastig: „Nein, ich muß nach Hause! Du kannst bleiben, wenn du willst' Baron Sphor wird die Freundlich keit haben, mich zum Wagen zu führen " „Gewiß. Gräfin. Wenn Sie gestatten —" Der Baron bot ihr seinen Arm an Campobello ergriff die Hand seiner Frau. „Ich möchte wirklich noch ein wenig " „Bleib' nur. bleib!" unterbrach die Gräfin ihren Mann hastig, der Anstalten machte, sich zu erheben. „Der Baron wird schon so freundlich sein." Violetta nickte den drei Herren flüchtig zu und wandte sich rasch ab. um zur Haupttreppe zu gelangen. Da stand drei Schritte vor ihr der Fremde. Ein sehr eleganter, junger, hübscher Mensch in tadellosem Salonanzug. Er hatte die Arme über die Brust gekreuzt und blickte die Gräfin ernst und forschend an „Gehen wir — durch die — andere Tür!" stam melte die Gräfin und kehrte dem Fremden den Rück n. Doktor Martens verließ seinen Platz und stellt; sich seitwärts, nm die Situation genau zu überblick.!'.. Die Gräfin hatte den Arm des Barons '.ihr.'n gelassen und schritt rasch, eilig fast, auf die Seiten tür zu. unsere Pflicht — so läßt sich ein Spinner hören —, mit aller Kraft nicht nur das Errungen« festzuhalten, sondern nach größerer Vollkommenheit auf allen Gc bieten zu streben. Arbeitgeber und Arbeiter müssen Hand in Hand dafür sorgen, daß unser Vaterland einer sicheren und glänzenden Zukunft entgegengeht." „Wir deutschen Arbeiter — sagt ein Steindrucker — haben alle Veranlassung, auf die Würdigung unserer Arbeit durch fremde Rationen stolz zu sein. Es gilt jetzt wieder, an die Arbeit zu gehen, um durch weitere Steigerung der Leistungsfähigkeit der heimatlichen Industrie bleibenden Erfolg zu sichern." Die Lage in Marokko. Das Auf und Nieder dauert fort. Während im Gharbgebiet bei der Bevölkerung sehr große Ergeben heit herrscht, haben sich die Chlotlcutc gegen Raisuli empört. Die französischen Instrukteure scheinen we nig Glück zu haben: ihre eingeborenen Soldaten sind desertiert. Die Nachricht von der Ankunft sranzö sischer Truppen hat sehr böses Blut bei den Einge dorcnen gemacht: man proklamiert sogar den „heili gen Krieg". Folgende Telegramme liegen vor: Tanger, 3. Mai. (Tel.) Aus Alkassar wird vom 1. Mai gemeldet, daß ein Teil der Chlotleutc sich gegen Raisuli empört und seinen Kaid ab gesetzt habe. Man glaubt. Laß der frühere Pascha dieser Gegend. Rmik i. an dessen Stelle Rai suli getreten ist. di« Empörung angestiftet habe. Die Reiter des Kaids Bendaham. die bei S u k e l A r b a gelagert hatten, sind heute früh zurückgekehrt. — Im Gharb gebiet zeigt die Bevölkerung gegenwär tig eine große Ergebenheit, die ebenso maßlos ist, wie die aufrührerischen Gelüste in der jüngsten Zeit. Die Bewohner zahlreicher Dörfer verlangen Waffen, um die Beni Hassen zu bekämpfen. Rabat, 3. Mai. <Tel.) Leichte Kolonnen, die bei El Knitra lagern, verkündeten, daß in der Um gegend von Mehedia alles ruhig ist. Ein Ma rineoffizier nahm auf dem Sebuflusse Messun gen vor, um zu ermitteln, ob Schiffe bis El Kni - t r a hinauffahren können. Marseille, 3. Mai. (Tel.j Einige dreißig Osfi ziere und 1300 Mann verschiedener Waffengattungen sind mit bedeutendem Kriegsmaterial nach Casa blanca abgegangen. Tanger. 3. Mai. <Tel.) Briese aus Alkassar melden, daß die eingeborenen Soldaten in jenem Di strikt, dl« unter französischen Instrukteuren stehen, g e meutert haben, desertiert sind und sich weigern, unter den Franzosen Dienst zu tun. Die Nachricht, daß französische Truppen von Casablanca und Rabat nach Fez ausgebrochen sind, hat alle Stämme im Gharbgebiet in Aufregung versetzt. Die Stämme proklamieren den heiligen Krieg. politische Nachrichten. Ausstand in Kamerun? Berlin, 3. Mai. lTel.) Die in den Tagesblatrern verbreitete Nachricht von einem Ein ^edorcne n Ausstand in der Bimbia-Gegend («üd-Kamerun) ist amtlich bisher nicht bestätigt worden. Dem Reichskolonialamtc liegt lediglich ein kurzer Bericht Les Gouvernements vor. der aus einem Tele gramm der Station Dume vom Ili. März d. I. be ruht. Danach ist der Leiter des Dumebezirks am 9. Februar auf Hilferuf des Kaufmanns Greve von der Firma Pagenstecher nach Betugge im 'Norden des Bezirks gerückt, wo anscheinend die Haltung der Ein geborenen unsicher geworden war. Der Häuptling Betugge und zwei Helfershelfer sind sest genommen und zu ll>, b und 7 Jahren Kette n haft verurteilt worden. Der Bezirksleiter ist am 20. Februar wieder nach Dume zurückgekehrr und be trachtet die politische Lage im Bezirke zur Zeit der Absendung des Telegramms als ruhig. Auch der Gouverneur', der inzwischen den Südbezirt bereist Hal. hat durch ein Telegramm vom lb. März die Lage im Süden des Schutzgebietes als ruhig bezeichnet. Es ist nicht ausgeschlossen, daß die jüngsten Privatmel düngen auf Gerüchte zurückzuführen sind, die mit dem geschilderten Vorgänge im Zusammenhänge stehen. Erster allgemeiner deutscher Hansaroq Die Ortsgruppenversammlung des Hansabundes hat. wie erinnerlich, am 23. Februar d. I. die Ab Haltung des ersten allgemeinen deutschen Hansatages für den l?. Juni 1911 einmütig beschlossen. Die Anmeldungen zu dieser Tagung sind bereits zahlreich eingegangen, so daß diese voraussichtlich im größten Berliner Lokal, dem Sportpalast, Potsdamer Straße 72. statlfinden wird. Nähere Mitteilungen über die Veranstaltung erfolgen noch besonders, vor allem werden in nächster Zeit die zwöls vom Hansa bund geplanten E x t r a z ü g e veröffentlich! werden. Eintrittskarten sind für Mitglieder und Freunde des Hansabundes fauch Damen> kostenlos bei der Zentral Verwaltung Les Bundes. Berlin XIV 7, Dorotheen- straße 36, erhältlich. Der neue deutsch-schwedische Handelsvertrag, der an die Stelle des am 30. November ö. I. ab laufenden alten Vertrages treten soll, ist. wie wir bereits in der heutigen Morgennummcr berichteten, von beiden Seiten unterzeichnet worden und wird demnächst wohl veröffentlicht werde». In dem neuen Vertrage sind ganz bedeutende Vorteile für die deutsche Industrie erzielt worden. Nur i n d e r Frage des P f l a st e r st e i n z o l l e s hat die deutsche Regierung nachgebcn müssen. Die Frag? lag so. Laß entweder aus die Forderung bezüglich des Pflastersteinzollcs deutscherseits verzichtet wurde, oder das ganze Vertragswert scheiterte. Da die tar fver tragliche Regelung der Handelsbeziehungen zu Schw? den, die sich nun schon verschiedene Jahre hindurch -bewährt hat, an sich für die deutsche GZchäftrwel- Vorteile bietet, außerdem der neue Tarifvertrag gegenüber dem neuen schwedischen Zolltarife für di' verschiedensten deutschen Erwerbszwmg' bedeutende Erleichterungen im Gefolge habe» wird, -o mu-'te di? d utsche Regierung die Entscheidung im Jnlercsse der Allgemeinheit fällen, wenn dadurch auch ein einzelner Lrwerbszwcig in sein?» Erwartungen enttäuscht wurde. Bundesrat und Reichstag werden schon in naher Zeit Gelegenheit erbalren, sich mit dem V?r trage zu befassen. Aussperrung auf der Hamburger Lultanwcrst. Hamburg, 3. Mai. lTel.) Die Direktion der Vulkan werft ließ gestern an den Landungs brücken, wo die Arbeiter zur Werft hiniibcrsohren. c-nc Bekanntmachung anschlagen, nach der rille die jeniqen Arbeiter ihres 'LZetriebes, die am 1. M a i nicht zur Arbeit erschienen waren, entlassen seien und am 3. Mai ihren Lohn abheben könnten. Es handelt sich anaeblich nm eine Aussperrung non zweitausend Mann. Sphor folgte ihr auf dem Fuße Als sie den ersten Treppenabsatz erreicht hatte, warf Violetta einen scheuen Blick nach rückwärts. Sic sah. wie der Schatten eines Mannes auf die Glastür fiel. Violetta stieß einen leisen Schrei aus und stürmte die Treppe hinunter. Gleichzeitig hört« man die Tür oben gehen. Der Fremde beugte sich über das Geländer. Da er Violetta noch auf den letzten Stufen er blickte. eilte er ihr rasch ins Foyer nach. „Bleiben Sie bei mir. mir ist ganz schlecht", flüsterte die Gräfin Sphor zu und hängte sich schwer in seinen Arm. „Ich will nur den Wagen rufen lassen." „Nein, lassen Sie mich nicht allein! Sphor winkte einem Dien-r und beauftragte ihn, den Wagen der Gräfin vorfahren zu lassen. In den Minuten, di-- vergingen, bis der Portier meldete, Laß der Wagen t>ereitstche. umklammerte Violetta krampfhaft den Arm Sphors und starrte un verwandt zu Boden. Plötzlich trat der Fremde, der dem Paare gefolgt war. auf die Gräfin zu und sagte mit einer leichten Verbeugung gegen Sphor in italienischer Sprache: „Pardon, aber wenn lch nicht irre . . ." Weiter kam er nicht. Die Gräfin war beim ersten Worte aufgejchnellt und richtete sich, fest auf Sphor gestützt, in ihrer ganzen Größe auf. Alles Blut war aus ihrem Antlitz gewichen. Ihre Stimme klang rauh und heiser, als sie dem Fremden, ohne ihn anzublickcn. in die Rede fiel: „Sie irren bestimmt, mein Herr, ich kenne Sie nicht!" „Wirklich nicht?" gab der Fremde bedeutungsvoll zurück." Nun mengte sich Sphor ins Gespräch: „Pardon. Sic hören, die Dame kennt Sie nicht. Ich bitte also, sic nicht weiter zu belästigen!" Der Fremde zögerte einen Augenblick mit der Antwort. Er blickte P oletta sest an. gleichsam in der Er Wartung, daß sie sprechen werde. Da sie schwieg, antwortete er in höflichem Tone: ..Jede Belustigung liegt mir fern. Ich bitte um Entschuldigung, daß ich gestört habe. Der Fremde zog sich mit einer artigen Verbeugung, die wieder nur Sphor aalt, zurück und wartete, bis dieser die Gräfin zum Wagen geführt hatte. Als ter Baron in das Foyer zurückkehrte, trat ihm der Fremde in den Weg. „Cartelane", stellte er sich vor. „Sphor", erwiderte der andere mit einer V?r beugung. „Verzeihen Sie nochmals die Störung von vor hin", begann Cartelane in etwas gebrochenem, abei doch sehr gut verständlichem Deutsch. „Aber ich glaubte in der Dame, die Sie zum Wagen geleitet haben, eine alte Bekannte wiedcrzufinden. und wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir sagten, wer die Dam? war." „Pardon, ich habe doch Len 'Namen richtig vcr standen? Cartelane, nicht? Vielleicht Oberleutnant Ernst von Cartelane?" „So heiß-' ich. aber woher wissen Sie das?" fragte der Italiener erstaunt. „Haben Sie vielleicht kcr Baron-.n Sternberg vor ungefähr vierzehn Tagen einen Brief geschrieben, worin Sie von Ihrem Freunde Castellmari sprachen?" „Allerdings, mein Herr, Sic sehen mich überaus verwundert, oaß die erste zufällige Wiener Bekann' schäft mir jemand zuführt, der meine Briefgeheimnisse kennt." „Gcben Sic doch dem Herrn lieber Auskunft, wer die Dame war!" unterbrach das Gespräch Doktor Martens, der unmittelbar nach der Gräfin die Gesell schäft verlassen hatte und über die Houpttrepp? »ns Foyer geeilt war. Sphor vermittelte die Bekanntschaft der beiden Herren und fuhr dann fort: „Sie glauben gar nicht, wie ich den Zuiall preise, der mir Sie in den W<eg geführt hat. Sic müssen nämlich wissen, daß wir alle nur den lebhaften Wunlcki haben. Näheres über jene Frau zu erfahren." „Da kann ich Ihnen leicht dienen. Ich kenne sic sehr genau." „Ist sic vielleicht eine Amerikanerin namens Eibjon?" ..Sie wurde von einem Minenbcjitzer dieses No mens vor einigen Jahren adoptiert. l*>eb»rrig ist sie aus Italien und war ehemals Kunstreiterin." „Dann", ries Doktor Martens erregt, „ist sic viel leicht jene Artistin, zu der Lastellmari in Beziehungen stand?" „Ja. di« ist sie." „so haben wir endlich die viclgcsuchte Mara Cincinnati!" „Ich halte einen Irrtum meinerseits für ausge schlossen. Ich habe sie im ersten Augenblicke wieder erkannt", erklärte Cartelane. „Auch ich", ergänzte Doktor Martens, „könnte so fort einen Eid oblegen, daß sie es ist. Man muß nur gesehen haben, wie sic erschrak, als sie Herrn
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