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Verordnungsblatt der Ureishauptmannschaft Vnnl;en als ttonjistorialbehördc der Oberlausttz. Am 1 sölnt 1 der Amtsballptmaimschaften Bautzen und Löbau, des Landgerichts Bautzen und der Amtsgerichte Bautzen, Schirgiswalde, Herrnhut und Bernstadt, des Hauplzvllamts Bautzen, ungleichen der Stadttäte zu Bautzen und Bernstadt, sowie der Stadtgemeindernte zu Schirgiswalde uud Weißenberg. Organ der Handels- nnd H e w e r b e k a m m e r zn Zittau. Erscheinungsweise: Täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Tchriftlcitung und Geschäftsstelle: Banpen, Innere Lauensiraße 4 Fernsprecher: Ar. 51. — Drahtnachricht: Amtsblatt, Banpen. Bezugspreis: Monatlich 1 Mark. Einzelpreis: 10 Pfennige. Anzeigenpreis: Die OgespaUene Pemzeile oder deren Raum 15 Pfennige, in geeigneten Fällen Ermäßigung. Schwieriger Sap entsprechend teurer. Reklamen: Die ^gespaltene PeMzeile 50 Pfennige. Nr. 147 Mittwoch, de« 29. Juni 1919, abends. 12'» Iahrbanü Tas Wichtigste vom Tage. Der Kaiser hat dem aus seinem Amte scheidenden Pariser Botschafter Fürsten Radolin die Brillanten zum Kreuz der Komture des Hohenzolleruschen Hausordens verliehen und dem bisherigen Finanzminister v. Rhein- baben ein sehr anerkennendes Handschreiben nebst seinem Porträt in Oel zugehen lassen. * Das L u f t s ch i f f „D e u t s ch l a » d" ist am Diens tag zwischen 5^- und 5)4 Uhr bei Iburg im Teutoburger Walde gelandet. Es ist mit der Gondel in Bäumen hängen geblieben und hat Beschädigungen erlitten, sodaß es ab montiert werden muß. Die Vorexpeditio» für die arktische Lust schiff-Expedition des Grafen Zeppelin, an der sich Prinz Heinrich von Preußen beteiligt, bricht Sonnabend von Kiel nach Spitzbergen auf. Der ö st e r r e i ch i s ch e M i n i st e r p r ä s i d e n t hat sich im Parlament gegen die Erfüllung der s l o v e » i - schon H o ch s ch u l w ii n s ch e als Gegengewicht gegen die zu errichtende italienische Rechtsfakultät ausgesprochen. * Die Ir l ä n d e r wollen das englische Budget ab lehnen, falls die Liberalen in der Angelegenheit der V e t o r e s o l u t i o n e n infolge der Abmachungen mit den Konservativen den früheren Standpunkt verlassen. Der französische Ministerpräsident er zielte in der Kammer nach bewegter Debatte ein Ver - trauensvotum mit 40!) gegen 110 Stimmen. * Im spanischen Senat erklärte der Minister präsident Canale ) as, er sei entschlossen, die reli giöse Frage auf geradem Wege und energisch zu lösen und sein Programm durchzuführen, koste es, was es wolle. Er habe keine Verpflichtungen übernommen, außer gegen über dem Könige, dem Vaterlande und der Mehrheit des Parlaments. * Griechenland scheint in dem Zerwürfnis mit Rumänien vollständig nachz u g e b e n. Die An stifter des Angriffs auf den rumänischen Dampfer „Im- peratul Trajan" im Piräus sind nämlich dem Athener Zuchtpolizeigericht überwiesen worden. * W e t t e r a u s s i ch t für Donnerstag: Auf heiternd, wärmer, vorwiegend trocken. ' Aussildilict-es siehe an ar derer Stelle. Ter neue Ministetschub. Eine große Ueberraschung brachte der gestrige Diens tag: Wieder sind zwei Minister gefallen, und es scheint fast, als ob noch ein dritter ihnen folgen solle. Freiherr v. Rheinbaben hat — nach der „Kreuzzeitung" an geblich völlig freiwillig — seinen Abschied eingercicht, Freiherr v. Schoen wird nicht mehr Staatssekretär des Aeußern sein, und man munkelt davon, auch T i r p i tz, der Marinesekretür, sei in Ungnade gefallen. Das meiste Interesse häuft sich natürlich auf den scheidenden F i n a n z m i n i st e r. Er war wohl nicht so bedeutend, so schöpferisch wie sein Meister und Vorgänger Iohannes v. Miquel, aber seine Fähigkeit auch als Finmiz- mann ist, von Herrn v. Ewinner abgesehen, auch von seinen Gegnern anerkannt worden. Hat doch selbst ein Eugen Richter ihm sein Lob nicht vorenthalten, und der lobte in finanziellen Dingen nur selten. Ueber seine Bedeutung als Finanzminister ragte er aber noch rein als Staats minister hinaus. War er auch seinem innersten Wesen nach von allerstrengster konservativer Richtung, so wäre es doch falsch, ihm seiner ganzen persönlichen Veranlagung nach als einen Parteimann hinzustellen. Zn nationaler Beziehung aber war er der festeste Halt des preußischen Staats mini st e r i u m s. Besonders in der Polenfrage hat er eigentlich die Leitwege gezeigt, daBülow seinem ganzen Wesen und seinen Vorkenntnissen nach in der inneren Po litik persönlich einen Halt gebrauchen konnte. Gerade des halb erscheint aber in diesen Tagen der Abschied des Finanzministers von größter Bedeutung. Es sind in letzter Zeit Gerüchte aufgekommen, die ein Zuriickweichen dcx preußischen Regierung in der Polenfrage ver muten lassen. Die Verabschiedung des Landwirtschafts ministers v. Arnim ist damit in Zusammenhang ge bracht worden. Sollte das eine Folge der neuen Partei- konstellation sein, der sich Bethmann Hollweg bis lang so überaus willig gefügt hat? Das wäre ein höchst bedenkliches Symptom. Besteht einmal das Enteignungs recht in besonderer Form für die deutschnationalen Zwecke des Ostens, so darf sich auch kein Reichskanzler scheuen, es, wenn es nötig wird, anzuwenden! Wie verlautet, wird Rheinbaben Oberpräsident oer Rheinprovinz. Dort ist er von seiner Tätigkeit als Re gierungspräsident in Düsseldorf her sehr beliebt, auch, was man in diesem Falle betonen muß, in den Kreisen der rheinischen Großindustriellen. Die Fähigkeiten dieses tüchtigen Mannes werden also, wenn auch nicht in so wichtiger Stelle mehr, dem Staate erhalten bleiben, und er wird nicht in die Dienste irgend eines Großunternehmens treten, wozu ihm schon längst Angebote genug gemacht sind und was für ihn bei seiner Vermögenslage verlockend genug erscheinen könnte, wenn eben ein solcher Schritt seiner Charakteranlage nicht völlig widerspräche. Zu seinem Nachfol g e r ist bereits der Oberbürger meister von Magdeburg, vr. L e n tz e, ernannt, der schon längere Zeit Mitglied des preußischen Herrenhauses war und der bei dem bekannten Rededuell zwischen Rheinbaben und dem Direktor der Deutschen Bank, v. Gwinner, energisch die Partei des Finanzministers ergriff. Daraus geht schon hervor, daß der Rücktritt Nheinbabens keines wegs eine Folge jener Herrenhausdebatte war. Wohl aber mag bei Bethmann Hollweg ein gewisser Konkurrenzneid gegen Rheinbaben gewirkt haben, der gerade von seinen politischen Gegnern immer als Kandidat für den R e i ch s k a n z l e r p o st e n ausgeschrieen wurde. Die Herren frohlocke» jetzt natürlich um so lauter. Mit weniger Bedauern wird man Frhrn. v. Schoen von seinem Posten scheiden sehen. Als Gesandter in Kopen hagen und als Botschafter in Petersburg erfreute er sich eines guten Rufes. Als Staatssekretär des A e u - ßeren hat er sich nicht be w ü h r t. Er mag eure ion- ziliante Natur sein, ein führender Geist war er nie. Es mag sein, daß er nun als Nachfolger des Fürsten Radolin in Paris wieder seine guten Eigenschaften mehr hervorlehren kann, ebenso wie Herr v. Marschall als Diplomat auf seinem Konstantinopeler Posten gut ist, während er als Staatssekretär keine Lorbeeren ge pflückt hat. Um so größer sind die Bedenken, die sich gegen seinen Nachfolger, den Herrn v. K i d e r l e n - W ä ch t e r richten. Als Gesandter in Bukarest hat er sich kaum bewährt, zu dem wurden über sein Privatleben unwidersprochene Ge rüchte verbreitet, die man von einem Gesandten des Deut schen Reiches ungern hört. Als „Spätzle" — der neue Herr im Auswärtigen ist Süddeutscher — war er früher neben Herrn v. Holstein (Austernfreund) eine stehende Figur im „Kladderadatsch". Als Staatssekretär hat er schon einmal vertretungsweise gewirkt, aber er hat dabei alles andere als Ruhm geerntet, und in der Erinnerung der Zeitgenossen steht nur noch seine schwarzumsäumte gelbe Weste, die er bei seinem Auftreten im Reichstage trug. Ob Bethmann Hollweg gerade in diese m Mann den guten Berater für seine fehlenden Sachkenntnisse in diplomatischen Dingen ge funden hat, dürfte man billig bezweifeln. Herr v. Tirpitz soll nach einer zweifelhaften Quelle vom Kaiser in Kiel st a r l geschnitten sein. Der bekannte Werftprozeß in Kiel spielt dabei eine Rolle. Es wäre schade, wenn auch dieser tüchtige Mann ausgewirkt haben sollte. Wir haben wahrlich nicht einen solchen Ueber- fluß an starken und fähigen Persönlichkeiten, als daß man mit ihnen Kegel schiebe» könnte! Neue Militärfarderunacn. Im » ä ch st e » I a h r e läuft das Quinquennat ab. Wir werden also vor neuen Militärforderungen stehen: denn, daß es ohne Mehrforderungen ginge, der Gedanke wäre in Preußen-Deutschland einfach unmöglich. In einer Beziehung sind ja auch die Forderungen berechtigt. Gott sei Dank ist bei uns die Zahl der wehrfähigen jungen Männer bedeutend größer, als die der tatsächlich einge stellten. Dari» besteht eben gerade unser ungeheures Uebergewicht über Frankreich, das tatsächlich nicht mehr genügend geeignete Mannschaft hat, um seine Bestünde zu füllen. Was uns aber fehlt, das ist das Geld. Die Finanzreform hat ungeheure Opfer dem Volk gekostet und kostet sie weiter; erreicht ist aber damit nicht alles, was man wollte. Wir stecken trotz allergrößter Sparsamkeit noch immer in finanzieller Bedrängnis, und unser Reichs schatzsekretär muß die größten Rechenkunststücke vollbringen und den Daumen fest auf den Beutel halten, wenn der Etat balanzieren soll. Wenigstens aber macht sich die Hoff nung geltend, daß es dies kommende Mal mit den Militär forderungen gelinde abgehen wird. Einmal haben wir ja die allgemeine Weltfriedensstimmung, deren praktischer Wert allerdings nicht gering genug ver anschlagt werden kann. Sodann ist Rußlands Macht doch seit dem Kriege mit Japan und namentlich seit der Revolution ganz bedeutend gesunken. Auch die Beziehun gen zwischen Frankreich und Rußland sind merklich ab- gekaltet, seitdem man an der Seine ein Haar darin ges funden hat, sich für russisch-englische Vetternpolitik — ver gleiche Kreta — zu engagieren. Die guten Beziehungen zu O e st e r r e i ch und der große diplomatische Erfolg dieses Zusammenhaltens bei der bosnischen Frage ist ferner ein Moment, das hier in Betracht kommt, abgesehen davon, daß auch Italien setdem sich deutlicher entsann, Mit-> glied des Dreibundes zu sein. Was man ändern möchte, das soll daher im wesent lichen ein Beseitigen von Schönheitsfehlern sein. Die A u f st e l l u n g z w e i e r neuer A r m e e k o r p s, die von einigen Seiten erwogen wird, dürfte doch noch auf große Schwierigkeiten finanzieller Art stoßen. Woran manche denken, das ist die Ausfüllung der 11!) kleinen neuen Regimenter zu Vollregimentern von 3 Bataillonen. Es gibt spekulative Köpfe, die da meinen, diese Neubataillone würden zum Teil durch die 18 Iägerbntaillone ersetzt. Es scheint jedoch nicht, daß diese Absicht besteht, wenigstens werde» das 5. Garderegiment zu Fuß uud das 5. Garde- greuadierregimeut eigene Füsilierbatailleme erhalten, trotz- dem doch das Gardejüger- und das Kardeschützenbataillon hier zum Ersatz wären. Die Jäger bleiben also in ihrer alten isolierten Formation. Tatsächlicher Mangel besteht auch noch bei einzelnen Divisionen au Artillerie. Sie be sitze» »ur ei» Regimettt »»statt einer Brigade. Hier wird allerdings die Vorlage Wandel schaffen. Bei einzelnen bäuerische» Kavallerieregimentern fehlt auch noch die fünfte Schwadron. Es erschein: aber doch fraglich, ob dieser Fehler als wirklich dringlich angesehen wird. Ganz anders aber steht es mit der Entwicklung des Train s. In einem zukünftigen Kriege falle» gerade dieser Truppe die wichtigsten Aufgaben zu, namentlich seit der Entwicklung des Kraftfuhrwesens. Der Train war immer das Stief kind unserer Heeresverwaltung, deren Theorie ja immer zur Offensiv e n eigt e und dabei nicht genügend bedachte, daß man auch die Kraft der Offensive erhalten muß. Man spricht von künftigen Train-Regimentern zu zwei Bataillonen, die am besten später technisch der In spektion der Perkehrstruppen unterstellt würden. Bei den Pionieren steht eine Scheidung zwischen Feld- und Festungspionieren bevor, ähnlich der Trennung in der Fuß artillerie. Auch hier dürfte also eine Vermehrung statt- fiuden, und schließlich werden noch unsere technischen Truppen auch sonst Vergrößerung finden. Atan denke vor allen: an die noch garnicht übersehbare Weiterbil dung der L u f t s ch i f f a h r t und ihre Ausnutzung zu militärischen Zwecken. Der Speisezettel ist also doch schon reichhaltig genug, daß den: steuerzahlenden Bürger ein ge lindes Grauen erfassen könnte! Politische Nachrichte«. Tcutschf» Reich. Haftpflichtversicherungs-Verband der Gemeinden im Regierungsbezirk Dresden. Aus der Abwickelung der reich haltigen Tagesordnung der kürzlich im „Volkswohl"-Saale in Dresden abgehaltenen 1. Hauptversammlung des Verbandes ist folgendes hervorzuheben: Zunächst er stattete der Syndikus, Rechtsanwalt Or. Wauer- Dres den, eine» ei»gehe»den Bericht über die Entwickelung des Verbandes. Er betonte insbesondere, daß sich der Verband seit seiner Gründung am 1!'. November 100!» als durchaus lebensfähig und auf gesunder Grundlage ruhend gezeigt habe und auch für die Zukunft eine aufsteigende Entwicke lung erhoffen lasse. Gegenwärtig zählt der Verein 1045 Mitglieder, von denen 884 bereits versicherungsberechtigt und beitragszahlend sind, während die übrigen erst nach Ablauf ihrer bei Privatgesellschaften noch laufenden Ver sicherungsverträge zahlungspflichtig werden. Mit Ende des ersten Geschäftsjahres, am 81. Januar 1011, wird der Ver band über mehr als 400 versicherungsberechtigte und bei tragszahlende Mitglieder verfügen. In den Sitzungen des Vorstandes und des Verwaltungsrates sind in wesentlichen Fragen der Geschäftseinrichtung und Auslegung der Satzung, Erweiterung des Verbandszweckes und anderes mehr erörtert worden. Wegen Abschluß eines RUckoer- sicherungsvertrages hat der Dresdner Verband mit dem Leipziger, der die Kreishauptmannschaften Leipzig, Chem nitz und Zwickau umfaßt, Verhandlungen angebahnt, die erhoffen lassen, daß ein für beide Teile befriedigender Ver trag zum Abschluß gelangt. Durch eine Vereinbarung mit dem Leipziger Verband ist der Geschäftskreis des Dresdner Verbandes aus die Bezirke der Kreishauptmannschasten Dresden und Bautzen festgelegt worden. Schäden- fälle wurden dem Verbände bisher 3 gemeldet. Von den