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Nr. iSL Zehnter Jahrg. Dienstag 11. Juli 18V3. Erscheint: «glich früh 7 Uhr. Anserate »«den angenommen: bi» Abendüv,Sonn tag» bi« Mittag» 12 Uhr: Martenstraße 13. Unzeig. in dies Blatte, da» jetzt in LIMO Ixemplare» erscheint» studen eine erfolgreich, Verbreitung. Kbsunement: vierteljährlich 2üNgv bet unentgeldlicher Li»< serung in'» Hau«. Durch die Königl Pos vierteljährlich 22 Ngr Sinjelnr Nummer» t Ngr. Tageblatt sür Ulltcrhalttmg und Mitredacteur: Theodot Drobisch. Druck uud Sigeuthum der Heraurgeber: Mtpsch Brich ardt. — Berantwonlicher Redacteur: Julius Nkichardt. Inseratenpreise: tzür den Raum ein« gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Eilige saudt" die Zell» r Ngr. D»«»den de« 11 Juli — Allerhöchstem Befehle zu Folge wirb wegen erfolgten Ablebens I. k. H. der verwiltweten Großherzogin Sophie von Baden am köuigl Hofe eine Trauer auf zwei Wochen, dom S. bis mit 33. d. M., angelegt. — Zu Ehren des hohen Namcnsfestes Ihrer Majestät der Königm, welches zugleich auch da- Ihrer königl. Hoheit der Prinzessin Amalie ist, fand g-stern früh hier große Re- veille durch Militärmustkchöre der Garnison statt — Se Excellenz der Herr Etaatsminister vr. v. Behr ist von seiner Urlaubsreife zurückgekehrt und hat die Leitung der Geschäfte de- Justizdeparttments wieder übernommen. — Auch Se. Excelle-z der Herr Kriegsminister, Generalleutnant v. Rabenhorst, ist von Marienbad wieder zurückgr kehrt. — Ee. Majestät der König unternimmt morgen eine dreitägige Besichtigung der Forsten der sächsischen Schweiz, und wird da- jedesmalige Nachtlager in Schandau gehalten werben. — — Der Großherzog Leopold und die Großherzogin von ToScana werden aus Böhmen am königlichen Hofe zu einem mehrtägigen Besuche in nächster Zeit erwartet. — — DaS Ministerium des k. Hauses hat beschlossen, den Mitgliedern LeS Sängerfestes, während dessen Dauer zu den jenigen Sammlungen sür Kunst und Wissenschaft, zu welchen der Eintritt nur gegen Bezahlung eines Enlreegeldcs oder gegen Lösung von Karten erlanbt ist. unentgeldlich zu gestatten. Die die Sammlungen besuchenden Sänger sind durch Vor zeigung der Festkarte zum Einlrilte legitimirt. — DaS von Herrn Gürtlermeistrr Dämm gefertigte Bundesfestzeichen, wel che» vo» allen Festtheilnehmern auf der linken Brich zu trag«« ist, zeigt auf silbernem Schilde von antik gefälliger 'Form den deutschen Adler mit dem Dresdner Stadtwappen auf der Brust, versehen mit der Umschrift: „Erstes deutsches Sängerbundes fest 1865. Dresden" Ein schwarzrothgoldnes Band mit grün- weißer Einfassung zu einem Knoten verknüpft, hält das Zeichen. — Gestern Morgen hatte in der auf der Leipzigerslraße gelegenen Wollsortiersabrik eine Arbeiterin das Unglück, an der sogenannten Dachluke herab auf die Straße zu stürzen und sich neben einer Gehirnerschütterung eine bedeutende äuß re Kopfverletzung zuzuziehrn. Die Arbeiterin heißt Täschner, wohnt auf der Alaunstraße und wurde in da» Krankenhaus gebracht. — — Der Knecht eines Lohnkutschers in Neudorf zog vor gestern Vormittag ein Pferd au- dem Stalle auf die Straße, um es hier zu putzen, und befestigte eS an einem vor dem Hause fiependen Baume. Als kurz darauf eine Mutter mit ihrem dreijährigen Kinde, das sie auf dem Arme trug, dort vorüberging, schlug LaS Pferd unglücklicher Weise aus und traf da» Kind mit dem Huf vor die Stirn. Ein zufällig dazu gekommener Arzt nahm dasselbe in Behandlung und ließ es noch lebend in die elterliche Wohnung bring«. — — Die Verwaltung der Berlin-Görlitzer Eisenbahnge sellschaft hat den Bau einer Zweigbahn von Sprrmberg nach Radebcrg ins Auge gefaßt und beschlossen, die erforderlichen Vorarbeiten anfertigen zu lassen Die Berlin-Görlitzer Bahn würde durch Vollendung dieser Zweigbahn zu einer zweiten Verbindung zwischen Berlin und Dresden werden. — — Wer Pech habe« soll, purzelt im Grase, fällt auf den Rücken und bricht die Nase. Dies erfuhr gestern ein Diener in bekannter Livree, der auf de« Bautzner Platze mit eine« kleinen Handwagen daherkam, worin sich kostbare Por- eellaingegenfiäude. als Vasen und dergl., befanden. Im Be griff nach der Altstadt zu fahren, rennt ein im schnellen Trabe daberrollender Landwagm hinein und zertrümmert «ne« Therl der kostbaren Gegenstände. Der Besitzer des LBäglrinS hieb nun nicht schlecht auf seinen Andalusier koS, um nicht elwa hier Ersatz leisten zu müssen Dienstmänner und andere Personen, denen RechtSgefühl innewohnte, gaben jetzt Proben ihrer Schnellfüßigkeit; der Ausreißer wurde ein geholt und zur Polizei gebracht. — In der zweiten Etage de» Bazargebäude» in der Badergaffe ist eine reiche Auswahl von Fahnen, Staudarten und Schildern in allen Landesfarben, Adler, FestonS, Häuser- und Saaldecorationen, Figuren der Germania, Porste und Rußra in alle« Größen und Stellungen, Lyra« und Will kommengrüße mit Denlsprüchen, aus der kunstgeübten Hand der Dekorationsmaler Mrbert und Schulze aufgestapelt. Eben so findet man in dem Hause Kreuzflraße Nr. 6 im Parterre de» Bäckermeister Rotzsch Sängerbrodchm — eine von einem Kranz umgebene Lyra vom feinsten Kuchenteig, um bei dem gewiß zu erwartenden bedeutenden EvthusiaSmu» auch den Mag« nicht leer ausgehen zu lassen. In der ersten Etage der Krau vr. Alipvi sind die zarten und duftige« Gegen- st»«de, die da- beneiden«»,rthe LooS Hab«, unsere reizenden Kestjungfraurn zu schmück«, als Eichenkränze, Marfchallstäbe, außerdem auch noch eine reiche AuLwahl von Blumenlörb- chen, Lyra-, Kränzen in den deutschen und Landerfarben, Fahnen u. dergl, in geschmackvoller Zusammenstellung, vor handen. Steigen wir noch ein Paar Stiegen höher, so bietet sich uns in der dritten Etage die beste Gelegenheit, für un fern Häuserschmuck zu sorgen, denn Fahnen in allen Landes farben wehen uns hier entgegen in den billigsten wie in den theuersten Stoffen. Wie wir hören, soll dieses industrielle Haus bei dem bevorstehenden Sängerzuge in einem ganz be sonderen Schmucke prangen. Auch die schwarz-roth-goldenen Gürtelbänder und die grün und weißen Busenschlrifen, wir sie den Festjungfrauen zu tragen vorgeschrieben und proben mäßig bei Ag Schütte! in der Wilsdrufferstraße vorräthig sind, wollen wir beiläufig nicht unerwähnt lasten. — Der Bau der Festhalle ist vollendet und wurde gestern von den Zimmermeistern dem Bauausschuß übergeben. Ä a der Bau noch 4 Tage vor der festgesetzten Zeit beendet ist, fällt den betreffenden Zimmermeistern eine Gratifikation von 500 Thlr. zu. — Wir brachten vor mehreren Tagen eine den Leip ziger Nachricht« entnommene Erzählung unter dem Titel „Eine gute Carriere". Es war darin von einem 16 Jahre alten hübschen, aber armen Mädchen aus Zielrnzig die Rede, in das sich, während es in der Heimath die Schweine gehü tet, ein in Dresden wohnhaft gewesener preußischer General- Lieutenant, als er sich dort gerade auf Besuch befunden, so sterblich verliebt haben sollte, daß er seine Angebetete gehei- rathet, nach Dresden mitgebraHt und ihr nach seinem vor Kurzem erfolgten Tode seine hiesige prachtvolle Villa und rin bedeutendes Baarvermögen hintrrlafsen habe. Auch ihre Ellern und Geschwister, hieß es, wären mit namhaften Le gat« bedacht worden. D,e Erzählung bedarf, wie un» mit gelheilt wird, einer hauptsächlichen Berichtigung. Wahr daran ist, daß eS hier ein« mit einer Villa angesiffenen, sehr be jahrt« Partikulier au- einem der vornehmsten Geschlechter de- Königreich- Preußen gegeb« hat, der vor Kurzem hier verstorben und einige Jahre vor seinem Tode drei Geschwister, und zwar zwei Schwestern und ein« Bruder, die aus einem Dorfe im Großhe-zogthum Pos« stammen, bei sich ausgenom men hat. Die ältere, beiläufig nicht erst 16, sondern noch ein Mal so alte Schwester, fungirte in seinem Haus« als Wirtschafterin und scheint diejenige gewesen zu sein, für die er sich besonders interesfirt hat. Man kan« dies wenigstens daraus abnehmen, daß sie die Erbin seiner Villa und in der Hauptsache auch seines anderen Vermögens geworden ist. Die jüngere Schwester vertrat die Stelle eines Stubenmädchens und ihr Bruder die eines Dieners. Es bestätigt sich, daß auch sie beiderseits mit namhaften Legaten bedacht worden sind. Ihr Dienstherr hat sie und ihre ältere Schwester damit reichlich belohnt für die Anhänglichkeit und Ausdauer, mit der sie ihn währmd seiner langwierig« Krankheit bis zum Tode gepflegt Hab«. Allein daß die Letztere sich bis zur Gemahlin de- Verstorben« emporgeschwung«. ist unbegründet, und ihr angebliches Avancement bis zur verwittweten Excellenz von dem Erzähler, falls er nicht selbst darin falsch berichtet wurde, nur erfunden, um aus einer schon oft dagewesenen Vererbung des Vermögen- einer Dienstherrschaft auf die Dienstboten eine pikante Geschichte zu machen. — — Dem Vernehmen nach ist der hier wohnhafte bekannte vr. Wolffsohn, aus Odessa in Rußland gebürtig, sehr schwer erkrankt, man spricht leider sogar von einen, unheilbaren Nebel, das ihn betroffen haben soll. — — Der als Justizminister der österreichischen Monarchie in Aussicht genommene Ritter vou Raull ist eine in den hie sigen höher« Kreis« wohlbekannte Persönlichkeit. Derselbe war von Seit« Oesterreichs zu derjenigen Commission delegirt, die seit länger als über Jahresfrist in Dresden tagte, um ein deutsche- Obligationmrecht zu entwerfen. Ritter von Raull präsidirte dieser Commission und befindet sich nach der vor Kurzem beendeten erst« Lesung zur Zeit in Wien anwesend. Behuf- der zweiten Lesung werden sich die Mitglieder der Commission bekanntlich im Herbst hier wieder versammeln. — — Vorgestern hat sich der hier wohnhafte Zimmer mann Röhn mit einer Kreiselsäge, die er beim Brettschneid« im Gebrauch gehabt, au» eigner Fahrlässigkeit den Daum der linken Hand fast vollständig abgeschnitt« — — Au» Weimar schreibt man, daß am dortigen Hvf- thrater, und auf den ausdrücklich« Wunsch de« Großherzogs al» Festvorstellung an dessen Geburtstage, am S4. vorigen Monats, Shakespeares Lustspiel „Wie eS euch gefällt" in der Bearbeitung, welche Hofrath vr. Julius Pabst für das Shakespeare-Jubiläum in Dresden lieferte, zum ersten Male und zwar mit dem günstigsten Erfolg« zur Aufführung ge bracht wurde. Sowohl der Bearbeitung wie der ausgezeich neten Seenirung und Darstellung wird nach Berichten von dort ungetheiltes Lob gespendet: als vorzüglich und jeder groß« Bühne würdig wird die Leistung des Fräul. Knaufs in der ebmso schwierigen als reizenden Rolle der Rosamund» bezeichnet. Die Waldlirder, von vr. Julius Rietz componirt, entsprechen durchaus dem romantisch« Geiste der Dichtung. Ohnrrachtet der bei solchen Festvorstellungen waltenden In lette gaben die Zeichen des Beifalls allgemein sich kund, uird wird die Vorstellung als eine solche bezeichnet, die in der Shakespeare-Galerie des Weimarschen Hostheaters sich eine dauernde und ehrenvolle Stelle erwerben werde. — Die hiesigen Schützen, welche das große Bremer Schützenfest besuchen wollen, werden nächsten Sonnabmd früh j5 Uhr von hier abreisen. — Der Umzug der Büreaus der K. Zoll- und Steurr- Direction, welche bisher im Postgebäude placirt warm, ist nun erfolgt, und hat diese Miltelbehörde ihren Sitz jetzt in den dazu ermietheten Lokalitäten am Johannisplatz aufge schlagen. In die von ihr verlassenen Räume wird die Tele» graphen-Direction einziehen, sobald die vorzunehmenden bau lichen Aenderungen, Restauration rc. vollendet sind. Man verhofft, daß dies in ca. 14 Tagen geschehen sein wird, und sonach die Telegraphen-Büreaus noch vor dem Sängerfeste mehr nach Mitte der Stadt kommen. — Die Vollblutzuchten von Shorthorns und Southdownü des Herrn v. Magnus bei Pommritz, welche derselbe nunmehr seit 10 Jahren mit so glänzendem Erfolge fortgezüchtet und die ihm auf allen großen Ausstellungen in Hamburg, Breslau, Stettin u. s. w. Ehrenpreise und Prämien verschafft Habens» soll« Ende September oder Anfang October meistbietend ver» kauft werden. Zur Auktion werden ungefähr gelang«: öS sprungfähige Böcke, 70 im Februar und März d. I geborene Lammböcke, 70 Mutterschafe, 50 Mutterlämmer, 8 bis 10 Shorthorn-Bullen verschiedenen Alters, 8 bis 10 Shorthorn- Kühe in Milch oder tragend, 13 bis 16 weibliche Ehorthorn- thiere verschiedenen Alters (Fersen und Kuhkälber) und eine Anzahl Halbblutthiere aus milchreichen Müttern von einem Shorthorn-Bullen. — In Oberpfannenstiel ist ein Kind kurz nach einer in der Schule empfangmen körperlich« Züchlizung verstorben. — s Oeffentliche Gerichtsverhandlungen vom 10. Juli. Eigentlich standen heut fünf Einspruchsverhand lungen zur Aburtelung an, es fiel aber eine, und zwar di» vierte aus. Es handelte sich bei dieser viert« Verhandlung um Nöthigung, der« Friedrich Max Lange beschuldigt war. Der erhobene Einspruch war aber rechtzeitig zurückgenommm worden. In der Oberschänke zu Leppersdorf befand« sich eines Tages viele Gäste. Es war am 28. Februar 1865. Auch der sogenannte Tag- und Nachtwächter Johann Gott lieb Großmann war da und zwar in seiner Amtsuniform, in derselben, in welcher er auch heut zum Termin erscheint, auch der Tischler Rosenkranz war Gast zur selben Stunde. Die beiden Genannten mußten schon früher einmal in Streit und Mißhelligkeit« gerathen sein, heute — am 28. Februar — ging die Hechelei aus's Neue los, heut« lam'S zum Ausbruch. Den Rosenkranz schien die AmtSuniform des Tag- und Nacht wächters in's Auge zu fallen und im Laufe des Gesprächs sagte er zu dem Uniformirten: „So ein Kaulsackl So er« lackirter Affe! So ein Siion, der Litzen und Treffen trägt, von so einem Tag- und Nachtwächter lasse ich mir nichts sagen!" Großmann zeigte das an und Rosenkranz wurde « 5 Thaler Geldbuße verurtheilt. Rosenkranz, schon vor 2 Jah ren wegen thätlicher Beleidigung bestraft, versuchte zu docu- mrntiren, daß er sein« Bruder mit den oben ertMhntm Schimpfwort« gemeint habe, der als Corpora! bei den Schütz« stehe. Aber diese Ausreden nützten ihm nichts. Heute blieb's beim Alten. — Heinrich Otto Jähnig aus DreSdm empfing im Juni 1864 von dem Zimmergesell« Vetter fünf Leih» hauSscheine zum Versatz und zahlte demselben 6 Thaler da für. Vetter konnte die Scheine nickt zur rechten Zeit ein lösen und erhielt von Jähnig einen Brief, worin dieser ihm anzeigte, er solle die Scheine am 25. des nächsten Monats bei der Witwe Lehmann einlös«. Die Lehmann erklärte ihm jedoch, die Schein« bereits bis auf einen verwerthet zu haben, indem sie die Sachen einzelöst und verkauft habe; den übrig gebliebenen Schein aber könne er gegen Erlegung von 13 Ngr. Entschädigung zurück erhalt«. Vetter sah sich dadurch be nachteiligt und erhob Anklage geg« Jähnig wegen wider rechtlicher Verpfändung fremden Eigenthum» und wurde Letz- t rer deshalb zu 5 Wochen Gesängniß verurtheilt. Der Ver urteilte fand im heutigen Einspruchstermin bei der Königl. Staatsanwaltschaft insofern Unterstützung, als dieselbe die Handlungsweise des Angeklagten für eine ganz berechtigte hielt, indem die Nichteinlösung der Scheine von beiten des Vetter eine Nachlässigung wäre, die ihm den Verlust selbst bereitet und er außerdem für die Schrine nicht mehr erhalten, als er selbst gegeben. Der Gerichtshof sprach den Angeklagt n frei. — Am 18. April »lese« Jahre- fuhr der Fuhrmann Gottlieb Raphael auS Hel bigsdorf in anscheinend betrunkenem Zustande im Trabe durch