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Memuer Anzeiger Zeitung sm' Vjnrand, Skisersdors Klein- und Grohölsa, Oderuanu-orf, Hainsberg, Somsdorf, Cotzmannsdorf, Liibau, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher PMikatiouskrast für amtliche Bekanntmachungen Sonnabend, den 4. Juni 1910. Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf., für auswärtige Inserenten 15 Ps. Reklamen 20 Ps. Annahme von Anzeig en sür alle Zeitungen. Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspcets einschließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,50 Mk. Aernsprecher: Amt Deuben 2120 Jahrgang. 9tummer 65. Kernsprecher: «mt Deuben 2120 Hus Nad untl fern. Rabenau, den 3. Juni 1910 — Wie verlautet, hat das Kohlensyndikat beschlossen, in der am 16. Juli stattfindenden Äeiralssitzung die Preise für Koks und Koks kohlen für das Winterhalbjahr 1910-1911 fest- lusktzen. DiePreise für Koks werden um 2 Mark pro Tonne erhöht. — Der hiesige Gewerbeverein hatte als Ziel seines diesjährigen Ausfluges den Pfaffenstein in der sächsischen Schweiz gewählt. Die Partie erfreute sich einer bisher noch nicht screichten Teilnahme, hatten sich doch 63 Per- Ionen am Bahnhof Rabenau eingefunden, die Kit dem Zug 8.49 Uhr dem Ziele zusteuerten, ^egen 11 Uhr traf man in bester Stimmung ln Königstein ein. Nach einer kurzen Rast im »Deutschen HauS" ging es über Pfaffendors "ach dem Pfaffenstein zu. Im dortigen Keiler- iche» Restaurant erfuhren die Ausflügler eine lobenswerte Verpflegung. Bei einem vom Ver- "n gespendeten Fäßchen „Böhmisch" verflog die Zeit gar schnell. Die großartige Nundsicht, bie man vom Turme des Pfaffen steins aus genießt, entschädigte reichlich die gehabten wichen des Aufstieges. Der Rückweg erfolgte über den sogen. Kuhstall nach Königstein, von "w aus man per Schiff bis Dresden fuhr. U>t dem letzten Zeige trafen die Teilnehmer, dollbefriedigt von dem genußreichen Ausflug, >n Rabenau ein. — Bei dem schweren Gewitter am Don nerstag abend schlug der Blitz in Unter- Nadenau zwei mal ein und zwar in den Transformator bei der Fabrik von Hünich u. Toinp, und in eine Linde beim Erlerschen Grundstück. Ein Scheunengebäude der kürzlich ium Talsperrenbau bei Malter angekauften Welchen sogen. „Rothen Mühl e" bei Dip poldiswalde brannte infolge Zündung durch ^litz total nieder; alle übrigen Gebäude wur den gerettet. Der Schaden ist nicht bedeutend. — Dieälteste Bewohnerin des Plauen sch. ^rundes Frau verw. Gerschler, Polschappel, hat l'tzt ihre» 91. Geburtstag begangen. Sie ist geistig wie körperlich noch ungemein frisch. Von 2l Familienmitgliedern ist sie noch allein am lieben. — Hcrr Pastor Jentzsch in Deuben 'll sür eine in Chemnitz zu besitzende Pfarr- lülle, mit welcher die SuperinNntur Chemnitz H verbunden ist, zur Wahl vorgeschlagen. — Mit einem Familienab^nd verbunden land am Mittwoch in Hainsberg die HauplversammlungdesZweigvereins desE v a n- geljschen Bundes Plauenscher Grund üalt. In einer kurzen Ucbersicht über das ünflossene Vereinsjahr (1. Mai—30. April) bemerkte der Vorsitzende, daß trotz vielfacher Abgänge die Mitgliederzahl (320) ein wenig ^'wachsen sei. Zu danken ist es dem treuen Serben der Vertrauensmänner. Die Rechnung, ke von den Herren Güterkassicrer Gerber- Hainsberg und Ingenieur O-Hmigen geprüft Korden war, wurde von Elfterem an Stelle des verhinderten Schatzmeisters, Herrn Fabrik besitzer Teubner-Niederhäslich, vorgetragen und don der Versammlung für richtig gesprochen, ä» den Vorstand wiedergewählt wurden die Herren Fabrikbesitzer Teubner und Zipfe-Deuben Kkie Herr Lehrer Tzschaschel. Ein jehrzah!- ^iches und dankbares Publikum, das der Saal ^uin zu fassen vermochte, hatte der interessante Ertrag von Herrn k. Dr. Zweynerl-Dresden, b>r über die vüleröiterte Frage frei sprach: M Jesus gelebt? Er stellte zunächst fest, daß Verneinung dieser Frage durchaus nichts "eues sei. Schon im 18. Jahrhundert hat man getan, in ähnlicher Weise dann die deutschen Louern und Strauß, vor allem vor 10 Jahre» Bremer Pastor Kalthoff. Trotzdem vor 5 nohren der bekannte bedeutende Theologe Jülicher gemeint habe, an dec Geschichtlichkeit Person Jesu werde in Zukunft kein wissen- kosllich denkender Mensch mehr zweifeln dürfen, ü dies doch neuerdings von dem vielgenannten Professor der Philosophie Drews geschehen, der Mus nur als eine Personifikation von religiösen Erstellungen verschiedener vorchristlicher Welten «Uten läßt. Man hätte von seiner Meinung ^ensowenig viel Aufhebens gemacht, wie von der seiner ähnlich gesinnten Vorgänger, wenn er sich nicht die Organisation der Monisten zu nutze gemacht hätte. Der Redner ging nun auf die verschiedenen Einwände Drews und seiner Kritik ein. Z. B- schließt Drews aus dem Schweigen des jüdischen Schriftstellers Josephus von Jesus, daß dieser nicht wirklich gelebt habe. Aber Josephus muß als guter Israelit den verhaßten Gegner lotschweigen. Hingegen läßt sich das Zeugnis des römischen Schriftstellers, das so klar wie nur möglich von den geschichtlichen Perlen Jesu redet, nicht bei Seite tun, indem man es für unecht er klärt. Die Philologen, die als Fachmänner hier gelten müssen, sind einmütig für die Echt heit. Am wichtigsten aber sind die biblischen Schriftstellen, vor allem die paulinischen Briefe, die alle etwa um das Jahr 60 herum ent standen sind. Die Evangelien sind zwar nicht für Geschichtsforscher, sondern zur Erbauung geschrieben und verklären das menschliche Bild Jesu. Aber sie enthalten so deutliche Emzel- züge seines Lebens, daß darin die Person Jesu für einen unbefangenen Leser über allen Zweifel steht. Man lese nur in einem Zuge einmal das Markusevangelium und achte auf Dinge Wie Kap. 3, N. 20—22 oder V. 31—35 usw. Wie könnte das erfunden werden. Voc allem bleiben die Worte Jesu unerfindbar. Wenn Paulus über das geschichtliche Dasein Jesu nur wenig Andeutungen macht, so kann das kaum anders sei». Denn davon hat er seine» Lehrern bei seiner persönlichen Anwesenheit reichlich erzählt. Er selbst lebt und webt im himmlischen Christus, wie er dort voc Damaskus in sein Leben eingetreten ist. Die Kritik würde seine Angabe» gewiß sofort als unglaubwürdig hinstellen, wenn er viel vom Leben Jesu er zählte. Denn sie würde ihm vorhalte», daß er Jesu ja nichl persönlich gesehen habe. Ueberhaupl war es dem Vortragenden darum zu tun, mannichfaches Licht in die Irr- und Wirrgänge der Kritik und des menschlichen Denkens überhaupt fallen zu lassen. In inter essanter Weise führte er aus, wie ein Berliner Professor schon vor vielen Jahren einmal ÜI scherzhafter Weise nachwies, daß Luther gar keine geschichtliche Person sei und sein könne. Dieselbe Methode, die er scherzhaft hatte, wird ytzt von der Kritik allen Ernstes auf die Per son Jesu angewendel. Zum Schluß wies er noch auf die sür den Christen beweiskräftigen Tatsachen der feststehenden christlichen Kirche, der christlichen Sitte und des eigenen christ lichen Lebens hin, um zu betonen, daß den verzweifelten Anstrengungen der Kritik gegen über der Christ ruhig sein kann: Jesus hat gelebt. — Sehr passend fügte sich hieran die dramatische Aufführung „Aus der Diaspora", die ebenfalls einen ernsten Gegenstand vehan- delle, wie eine junge Katholikin durch Bekannt-, schäft mit einer evangelischen Freundin sich von der katholischen Kirche losjagt und wie ihr auch die Mutter und andere unter Käm pfen folgen. Die Darstellung, von jungen Mädchen aus Hainsberg ausgeführt, konnte im Hinblick auf den Stoff nicht gut besser sei». Jede hat Vorzügliches geleistet. Auch die, wie immer ausgezeichnete» Gesänge des Kirchen chores harmonierten mit dem Ganzen des Abends, der bei allen einen tiefen Eindruck hinterlassen hat- Kleine Notizen. — Beim Zubereiten des Mittagessen goß ein im Sonnenbergviertel inChemnitz wohnhaftes 12jähriges Mädchen Petroleum ins Feuer. Die^Oetkanne explodierte und setzte die Kleider des Kindes in Brand, das so schwer verletzt wurde, daß es hoffnungs los ins Stadtkrankenhalls emgeliesert werden mußte. — Seinen Verletzungen erlegen ist der Landwirt Boch in Mittweida, welcher in vergangener Woche infolge Scheuwerdens seiner Pferde schwer verunglückte — Um sie wegen einer ihm zugefügte» Beleidigung zur Rede zu stellen, begab sich in Raschau ein 19 Jahre alter Arbeiter in die Wohnung einer Arbeiterfrau. Während der Auseinander setzung hat sich der Rohling an der Frau derart tätlich vergriffen, daß sie nach kurzer Zeit ver storben ist. Der Täter ist verhaftet und die Untersuchung eingeleitet worden. — In Werdau wohnende Tschechen haben sich nachts empörende Rüpeleien zuschulden kommen lassen. Sie belästigten auf der Straße jüngere Handwerker von auswärts und schlugen ohne jede Vecanlnffung auf sie ein. Einem der Ueberfallenen, der nicht flüchtete, wurde die Uhr mit Kette, Hut und Schirm gewaltsam entrissen, außerdem ist der Anzug des jungen Mannes an mehreren Stellen zerschnitten wor den. Die Tscheche» sind inzwischen ermittelt worden und sehen ihrer Bestrafung entgegen. — Noch gut abgeIaufen ist die Vorwitzigkeit eines Schuljungen in Schönbach. Er näherte sich vom Dach aus der elektrischen Leitung (zum Glück Schwachstrom) und konnte, als er an den Drähten hing, erst durch einen Monteur aus seiner unangenehmen Lage be freit werden. Nachteilige Folgen scheint der Junge nicht davongetragen zu haben. — Die 5. Strafkammer des Landgerichts Dresden verurteilte de» schon schwer vorbe straften Asphaltierer und Dachdecker Zaphe und den Handarbeiter John, die in der Nacht zum 25. Mäcz in die Villa des Kriegsministers Freiherrn von Hausen in Loschwitz ein gebrochen und Gegenstände im Werte von zirka 1000 gestohlen hatten, zu je drei Jahren Zuchthaus, 5 Jahren Ehrenrechtsverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht. — Der Generaldirektor der Staatsbahnen Geh. Nat von Kirchbach tritt am 30. Septbr. in de» Ruhestand; als sein Nachfolger ist Geh. Baurat Professor Dr. Ulbricht in Aus sicht genommen. — Die E r h ö h u n g der p r e u ß i s ch e n Zivilliste soll 4 bis 5 Millionen Mark betragen. Dresden. Gestern 6 Uhr früh stürzte sich das 1896 in Pötzscha geborene Mädchen Lina Fuchs vom Dache der Kinderpfleganstalt in der Marienhofstraße auf den gepflasterten Hof hinab und wurde als Leiche aufgehoben. — Vor der dritten Strafkammer des Land gerichts Dresden fand am Dienstag ei» sensa-; tioueller Erpressungs-, Kuppelei- und Freiheitsberaubungsprozeß statt, dessen Mittelpunkt ein bekannter Dresdner Großindustrieller, der Kgl. Sächs. Kommerzien rat Rudolf Bierling, bildete. Kommerzienrat B. stand seil 2 Jahren^mit der jetzt siebzehn jährigen Tochter des Kansmauns und Inhabers eines Wollwarengeschäfls August Emil Hoff mann in Beziehungen und dieses Verhältnis wurde nichl nur von den Ellern des jungen Mädchens geduldet, sondern geradezu gefördert. Auch die Mutter des Mädchens, die 1871 in Dresden geborene Anna Emilie Hoffmann, geb. Buck hatte gegen die Beziehungen ihrer noch nichl einmal den Kinderschuhen entwachsenen Tochter mit dem Kommerzienrat nichts einzu wenden. Beide Eltern standen wegen schwerer Kuppelei unter Anklage. Sie waren aber außer dem noch der Freiheitsberaubung und versuchten Erpressung beschuldigt. Der letztere hatte schon früher den Ellern des jungen Mädchens 12000 Mark zur Gründung eines Wollwarengeschäfts gegeben. Damit waren aber die Eltern noch nicht zufrieden. Sie wollten die Unschuld ihres Kindes teuer bezahlt wissen. Am 4. März d. I., als Kommerzienrat B- dem Mädchen, das erst jetzt das 17. Lebensjahr erreicht hat, aber- mats einen Besuch machte, sollte der Kommer zienrat wieder mit einer großen Summe heraus- cücken- Die Elteri» des verkuppelten Kindes sperrten de» Kommerzienrat ein, schlossen das Zimmer ab und verlangten weitere Barzu wendungen und das Versprechen auf Zahlung eines Betrages von 22 000 Mk. Kommerzien rat B. verweigerte weitere Zahlungen und er stattete Anzeige wegen verlachter Erpressung und Freiheitsberaubung. Diese Anzeige hatte zur Folge, daß gegen die Eltern des Kindes auch Anklage wegen schwerer Kuppelei erhoben wurde. Die jetzige Verhandlung fand unter Ausschluß der Oeffentlichkeit statt. Das Ge richt verurteilte den Angeklagte» Aug. Emil Hoffmann, der 1874 in Weimar geboren ist, zu 2 Jahren 6 Monaten Zuchthaus, fünf Jahren Ehrenrechtsverlust und zur Stellung unter Polizeiaufsicht; die mitangeklagte Ehe frau erhielt, da strafmildernd angenommen wurde, daß sie unter dem Einflüsse ihres Mannes gestanden, sechs Monate Gefängnis. Alls der Urteilsbegründung, die öffentlich er« folgte, ist folgendes hcrvorzuheben: Kommerzien rat B. habe mit Wissen der Eltern seit zwei Jahren Verkehr mit der Tochter des Ange klagten unterhalten, die dadurch große Vorteile sich verschafft hätten. In der Nacht vom 3. zum 4. März sei der Kommerzienrat in der Wohnung der Eheleute Hoffmann überfallen worden. Dieser Uebersall sei lange vorbereitet gewesen. Dem Kommerzienrat hätten die An geklagten die Kleidung weggenommen. Man habe ihm mit einem großen öffentlichen Skandal gedroht und versucht, eine Schuldanerkenntnis über 22 000 Mk. zu erpressen. Strafschärfend komme noch in Betracht, daß das verkuppelte Mädchen »och in einem sehr jugendlichen Alter stehe. Strafmildernd für die Mitangeklagte Ehefrau falle der Umstand ins Gewicht, daß sie unter dem Einflüsse und der Gewalt ihres Mannes gehandelt habe. Kirchennachrichten von Rabenau. Sonntag, den 5. Juni, Dom. 2 p. Tri». Vormittags halb 9 Uhr Gottesdienst. Predigt text: 1. Joh. 3, 13—18. Nachmittags 2 Uhr Kirchentaufen. Getauft: am 29. Mai Fritz Ernst Hellmut Beckert, S. d. Geschäftsgehilfen Ernst Hellmut Beckert hier; Alfred Willy Käsemodel, S. des Möbelpol. Willy Alb. Käsemodel hier; am 2. Juni Ella Flora Zimmermann u. Flora Martha Zimmermann, Töchter des Fabrikarb. Herm. Otto Zimmermann in Obernaundorf; Karl Paul Beier, Sohn des Möbelpol. Bruno Clemens Beier hier. Kirchennachricht von Somsdorf. Am 2. Sonntag nach Trin. vormittags halb 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt über i Joh. 3,15—18 (Herr Pastor Glaß-Döhlen). Ossoloj^ (Argenta»), fast neu, zu verkaufen. Zu erfahren in der Expedition dieses Blattes. kmtenZclM empfiehlt Julins Oesterreich, Spechtritz. Wüer-ZchaukM Turngeräte empfiehlt Milllgst Hermann Eisler. TekM. LMfeichlim! Lugsiisukvn Wo? sagt die Erped. dieses Blat es. Rnnkelpflanzen- Werkauf LE" NIontsg, Nen 6 ^uni Freigut Klein ölsa^ Mieke» ZS wie Hypothek. auf Stadt- u. Landobjekte, schnellstens durch Otmar LountaK, Vüreistrusso 92. Sprechz: 9—3 5—7, Sonntags 9—11 Uhr. ,s Sterbefalls halber ein gnter s llemmtel-Aaß LdL E. Hartmann, Denben,^üter-Str. 2. Nen eingetroffen: die neuesten Muster von Sonn- u. Regenschirmen. VNIigsßv Nvnm Li»!«!»